Bei den Bauarbeiten auf der Osttangente wurden die vorhandenen Zweirichter nicht dazu genutzt, einen eingleisigen Verkehr aufrecht zu erhalten, sondern nur, um am Criegernweg enden zu können - der SEV wurde also nur verkürzt, nicht ersetzt - ob sich dafür die Mehrkosten von Zweirichtern rechnen?
Sonst nicht mögliche Straßenbahnendstellen:
Was ist an zusätzlichen Kurven in der Mollstr. nicht möglich?
Die M2 von der Prenzlauer Allee über die Mollstr. und Alex I zu Alex II(andersrum wäre auch gegangen, wenn die BVG nicht ausgerechnet denjenigen der beiden Fahrstühle an die Oberfläche geführt hätte, der eine zweigleisige Verbindung von Alex I und II verhindert - aber das ist ja korrigierbar) zu führen, wäre ja nun wirklich einfacher gewesen, als Zweirichtungsstrecke und -fahrzeuge bauen zu lassen.
Das soll ein Argument gegen die Realisierbarkeit von Schleifen in der Innenstadt sein?
Am Nordbahnhof endet die M10 kurz vor der Trasse in der Invalidenstr., statt in diese eingebunden zu werden.
Auf dem Weg zur nahen Endschleife würde noch die U6 erreicht werden und das umsteigen zu M8 und 12 erleichtert - eine herkömmliche Einrichtungslösung wäre billiger und sinnvoller gewesen.
Wieder eine zeitweilige Endstelle, die ohne Not nur für Zweirichter ausgelegt wurde.
Warschauer Str. ist der Witz schlechthin. Der U-Bahnhof wurde bereits als Provosorium gebaut, der endgültige Bahnhof der Hochbahn sollte näher am (S-)Bahnhof liegen. Die Verschiebung des U-Bahnhofs ist nach wie vor geplant.
Statt die Straßenbahn auf der Brücke zwischen S- und U-Bahn halten zu lassen, entstand eine weitere Straßenbahnhaltestelle hinter der Brücke.
Die Strecke wurde nicht einmal bis zu den extra dafür gelegten Gleisen auf der Oberbaumbrücke gelegt, geschweige denn bis zum Hermannplatz.
Dorthin soll es über Falckensteinstr. gehen, Schlesische und Oberbaumstr. hatten jahrzehntelang Straßenbahnverkehr - eine Schleife durch alle drei Strassen würde sogar noch den U-Bahnhof Schlesisches Tor anbinden.
Auch unmöglich?
Von einem flächendeckenden sinnvollen Einsatz von Zweirichtern bei Bauarbeiten kann man in Berlin nun wirklich nicht sprechen.
Am Alex wurde so gebaut, dass Einsetzer der M6 über eine Schleife wenden können, die M2 wurde lediglich nicht an diese Schleife angebunden.
Am Nordbahnhof fehlen nur ein paar Meter, um die Schleife Schwartzkopffstr. erreichen zu können.
An der Warschauer Str. entstand ein unausgegorenes und verkürztes Provisorium, das nur die Unfähigkeit der dafür zuständigen Planer belegt, nicht die Notwendigkeit von Zweirichtern.
Als der Bau der Strecke im Wedding in zwei Etappen geteilt werden musste, standen noch keine zeitgemässen Zweirichter zur Verfügung - man musste eine zeitweilige Endstelle für Einrichter schaffen - mit einem Gleisdreieck am Louise-Schröder-Platz.
Seit es Zweirichter gibt, setzen sich offenbar statt praktikablen Lösungen für einen nach wie vor überwiegend aus Einrichtern bestehenden Wagenpark Stumpfendstellen durch.
Diese Mode wird mit in Anschaffung und Betrieb teuereren und komplizierteren(doppelte Auslegung von Türen und Führerständen) und unkomfortableren(Wegfall von Sitzplätzen) Fahrzeugen erkauft.
Was ein Vorteil bei Bauarbeiten sein kann, ist ein Nachteil im regulären Betrieb.
Irgendeine Notwendigkeit, Grünberger Str. von rechts- auf linksseitig umzubauen, gab es nicht.
Der Mittelstreifen ist charakteristisch für die Warschauer Str. Eine Verlegung des Verkehrs in Straßenmitte und eine entsprechende Verbreiterung der Seitenstreifen, genutzt für Grün- und Geschäftsflächen, Straßencafes, Geh- und Radwege würde Anwohnern, Geschäften und den Flanierenden jedoch mehr nutzen, als Grün und Raum in der schwerer erreichbaren Mitte und Lärm und Enge am Rand des Straßenzugs.
Eine ideale Aufteilung des Straßenraumes, die zu linksseitigen Haltestellen zwingt, hat die Warschauer Str. nun wirklich nicht.
Entlang der U-Bahnausgänge der U2 und U6 in Straßenmitte könnten linksseitige Haltestellen einen einfacheren Zugang zur U-Bahn und weniger Konflikte mit dem MIV bringen.
Die Kapazität starkfrequentierter Strecken liesse sich durch beiderseitiges aussteigen ermöglichende Haltestellen steigern, da sich der Fahrgastwechsel stark beschleunigt, wenn in den Zweirichtern endlich mal alle Türen genutzt werden könnten.
Zwei Möglichkeiten, die Charakteristika der vorhandenen Zweirichter als Vorteil zu nutzen, die in Berlin m.W. nicht einmal diskutiert werden.
In Berlin dagegen treten fast nur die Nachteile von Zweirichtern hervor.
Sie wurden ohne Notwendigkeit eingeführt und werden kaum vorteilhaft eingesetzt.
Es spricht nichts gegen einen gewissen Prozentsatz an Zweirichtern als Ersatz für SEV bei Bauarbeiten und Störungen. Jedoch nur, wenn dies zur Standardprozedur wird, lässt sich der Nachteil eines gemischten Wagenparks und im regulären Einsatz mindereffizienter Fahrzeuge kompensieren.
Weitergehende Chancen von Zweirichtern(s.o.) werden in Berlin nicht genutzt, sie dienen nur zum ausbügeln von unnötigen Planungsfehlern.
Das Berliner Straßenbahnnetz ist voller "platzverschlingender" Wendeschleifen - das sollte man nutzen und ausbauen.
Platz gibt es auf den breiten Berliner Straßen genug.
Gleisdreiecke(fast jede Kreuzung), Kreisverkehre(bspw. Bersarinplatz) oder miteinander verbundene Strecken(bspw. Mollknoten - Alex I - Alex II) eignen sich ebenfalls zum wenden von Einrichtern.
Man kann sich durchaus streiten, ob man lieber in die Infrastruktur(Kehrschleifen) oder in die Fahrzeuge(Zweirichter) investieren will.
Für Berlin ist die Frage aufgrund bereits existenter Infrastruktur bereits entschieden.
Ein Einrichtungsnetz mit Zweirichtern zu betreiben, kostet nur Geld und senkt unnötig den Komfort, solange keine weiteren Vorteile dafür sprechen.
Das Berliner Straßenbahnnetz ist nicht schneller gewachsen, seit wieder Stumpfendstellen gebaut werden.
Allerdings ist die Fahrzeugbeschaffung und -unterhaltung kostspieliger geworden und die Fahrzeuge werden weniger gut angenommen - die Strassenbahnausbau wurde m.E. eher vor neue Probleme gestellt.
Ingolf schrieb:
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> Auch in Berlin fallen mir eine ganze
> Reihe von Strecken ein, wo im Falle eines Neubaus
> der Einsatz von Zweirichtungsbahnen eine
> wesentlich leichtere Integration in die
> Straßenräume ermöglichen würde.
Das würde mich mal genauer interessieren!
Berlins Straßen sind zu eng, um sie nur dem MIV zu opfern!