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Am Wochenende droht erster Warnstreik bei der BVG
geschrieben von Ex-Tramy 
Stahldora schrieb:
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>
> Weil das Personal z.T. sehr sauer ist und nur mit
> Mühe davon bewahrt werden konnte, den Fahrbetrieb
> SOFORT einzustellen. Das musst du dir erst mal
> überlegen...
>
>
>

Was ist denn das für ein hohles Argument...?



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 31.01.2008 21:50 von Joe.
Joe schrieb:
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> Stahldora schrieb:
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> > Weil das Personal z.T. sehr sauer ist und nur
> mit
> > Mühe davon bewahrt werden konnte, den
> Fahrbetrieb
> > SOFORT einzustellen. Das musst du dir erst mal
> > überlegen...
> >
> >
> >
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> Was ist den das für ein hohles Argument...?

Die Frage kannst du den Streikwilligen stellen. Ich hab's nur weitergeleitet.

D

In Bus und Bahn offenbaren sich die sozialen Abgründe unserer Mitbürger.
Stahldora schrieb:
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> Die Frage kannst du den Streikwilligen stellen.
> Ich hab's nur weitergeleitet.
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> D

Habe Dich auch nicht persönlich angegriffen, aber sauer bin ich auf arbeit auch öfter und kann nicht streiken.
Da will doch eher Verdi punkten...! Ich sag nur GdL
Ruhlebener schrieb:
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> In der S-Bahn wird's wohl auch wie in Tokio aussehen.

Das denke ich auch.

Um die S-Bahn und RE/RB-Züge zu entlasten, wäre es sinnvoll, auf den Abschnitten Berlin Südkreuz/Berlin Ostbahnhof - Berlin Hbf - Berlin Gesundbrunnen/Berlin-Spandau die ICE und EC/IC für Fahrgäste mit VBB-Ticket innerhalb von Berlin freizugeben. So können die Einschränkungen für die Fahrgäste etwas gemildert werden. Die Fernzüge Potsdam - Berlin - Cottbus und Berlin - Prenzlau sind sowieso für den VBB-Tarif freigegeben.
Ja, das hat (glaube ich) ein Typ von Verdi heute auch am Telefon im Radio Eins-Interview gesagt. Die Vorverlegung kam zustande, da die Beschäftigten nach der Verhandlungsrunde sich völlig über den Tisch gezogen fühlen und jetzt stinksauer sind. Daher hat man es als nicht mehr hinnehmbar angesehen noch weiter mit dem Streik zu warten.
Von dem derzeitigen Angebot würden 95% der Beschäftigten nichts haben (O-Ton Interview)

Ich persönlich denke, daß die Luft bei den Beschäftigten ziemlich am kochen ist. Somit kann ich mich sehr gut hineinversetzen, daß so ziemlich der Großteil völlig demotiviert ist noch einen Tag länger zu warten.
Ich finde man sollte sich jetzt auch nicht übermäßig darüber aufregen. Und etwaige pauschale Aussagen wie "die Bevölerung" und "die armen Fahrgäste" sollte man getrost der B.Z. überlassen.
Keiner hier im Forum sollte wissen wie die Fahrgäste überrascht werden, was sie denken, oder wie sie handeln werden.
Grenko schrieb:
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> (...)
>
> Ich persönlich denke, daß die Luft bei den
> Beschäftigten
ziemlich am kochen ist. Somit kann
> ich mich sehr gut hineinversetzen, daß so ziemlich
> der Großteil völlig demotiviert ist noch einen Tag
> länger zu warten.
> Ich finde man sollte sich jetzt auch nicht
> übermäßig darüber aufregen. Und etwaige pauschale
> Aussagen wie "die Bevölerung" und "die armen
> Fahrgäste"
sollte man getrost der B.Z.
> überlassen.

;-)

> Keiner hier im Forum sollte wissen wie die
> Fahrgäste überrascht werden, was sie denken, oder
> wie sie handeln werden.

Naja können wir uns darauf einigen, dass sich nur sehr wenige über einen Streik freuen werden? Ob man es nachvollziehen kann ist wieder was anderes....
Grenko schrieb:
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> Ich persönlich denke, daß die Luft bei den Beschäftigten ziemlich am kochen ist. Somit kann ich mich sehr gut hineinversetzen, daß so ziemlich der Großteil völlig demotiviert ist noch einen Tag länger zu warten. Ich finde man sollte sich jetzt auch nicht übermäßig darüber aufregen. Und etwaige pauschale
Aussagen wie "die Bevölerung" und "die armen Fahrgäste" sollte man getrost der B.Z. überlassen.

In den Monaten Juli bis November 2007 haben die Fahrgäste öfter zu spüren bekommen, welchen Auswirkungen ein Streik hat. Man ist trotzdem am Ziel angekommen.

Die Auswirkungen des BVG-Streiks sind aber noch größer (nur auf Berlin bezogen), weil viele Gebiete in Berlin nur mit Verkehrsmittel der BVG bedient werden.
Zitat

Naja können wir uns darauf einigen, dass sich nur sehr wenige über einen Streik freuen werden? Ob man es nachvollziehen kann ist wieder was anderes....
Natürlich. ;-)



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 31.01.2008 22:25 von Grenko.
Ob das nun tatsächlich so "extrem" ist, wie es von Verdi verkauft wird sei mal dahingestellt. Ich finde es jedenfalls schon übertrieben zu erwarten, dass sich beim 2. Termin gleich große Bewegung ergibt. Ich glaube eher, dass da irgendwer der Meinung ist einen auf GDL machen zu müssen und sich profilieren zu wollen, wobei die Verhältnisse eben doch andere sind. Man sollte auch nicht vergessen - die GDL wurde monatelang hingehalten und hat trotzdem erstmal "klein" angefangen.

Die Fahrpersonale haben insofern mein Verständnis, als dass ich die Forderungen berechtigt finde. Den angekündigten Warnstreik zum Auftakt finde ich aber maßlos übertrieben und kontraproduktiv. Dann hätten sie lieber heute gleich für 2-3 Stunden mal "Dampf ablassen" sollen.

--- Signatur ---
Bitte beachten Sie beim Aussteigen die Lücke zwischen Bus und Bordsteinkante!
wenn der Streik so kommt wie es hier beschrieben ist, dann gibt es ja im Gegensatz zum Bahnstreik ja tatsächlich Gegenden, wo man wirklich lange Fußmärsche einplanen muss und das mitten in der Stadt. So ist ja praktisch ganz Kreuzberg vom ÖPNV abgehängt wenn ich das richtig verstanden habe (vom 248 mal abgesehen).
Die S-Bahn scheint sich schon auf den Morgen bzw. den wegfallenden Nachtverkehr vorzubereiten: Am Gesundbrunnen waren grad so einige 8-Wagen-Züge zu bewundern, obwohl kürzere angekündigt waren und um diese Zeit üblich sind.
Es geht los!!!
01.02.2008 00:50
So.

Alle Tramzüge, die im Nachtbetrieb fahren, sollen noch die Endstelle anfahren und fahren dann von dort mit Betriebsfahrt zum Betriebshof. Züge, die schon an den Endstellen sind, fahren gleich mit Betriebsfahrt zum Betriebshof.

Die "Normalen" Tourenwagen setzen wie gewohnt aus.

So die Mitteilung eines Bekannten per Telefon, weil die Durchsagen gerade gemacht werden.

Wie es bei den Bussen und U-Bahnen jetzt gemacht wird, ist ihn nicht bekannt.

Gruß von Tramy1

GLG.................Tramy1
Der Bommel schrieb:
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> Ich denke, dass gewisse Berufsgruppen (Öffentlich
> Dienst , Ärzte.......) bei Streiks auch Rücksicht
> nehmen sollten auf die Allgemeinheit.

Wenn gewisse Berufsgruppen Rücksicht nehmen sollten damit der Allgemeinheit keine Nachteile entstehen, hätte ich gern erfahren auf welche Art und Weise diese Berufsgruppen ihre Forderungen durchsetzen sollen wenn nicht durch Streikmaßnahmen ?
Reisswolf schrieb:
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> Der Bommel schrieb:
> --------------------------------------------------
> -----
> > Ich denke, dass gewisse Berufsgruppen
> (Öffentlich
> > Dienst , Ärzte.......) bei Streiks auch
> Rücksicht
> > nehmen sollten auf die Allgemeinheit.
>
> Wenn gewisse Berufsgruppen Rücksicht nehmen
> sollten damit der Allgemeinheit keine Nachteile
> entstehen, hätte ich gern erfahren auf welche Art
> und Weise diese Berufsgruppen ihre Forderungen
> durchsetzen sollen wenn nicht durch
> Streikmaßnahmen ?

Es ist ja auch so, dass gewisse Berufsgruppen nicht streiken dürfen: die Beamten. Deren Bezüge werden dann eben - wie andere Einkunftsarten, deren Bezieher nicht streiken können, weil sie eben nicht im klassischen Sinne arbeiten (z.B. Alg2, Bafög, Renten) - nach gewissen Systematiken der allgemeinen Lohnentwicklung angepasst.

Mit zunehmender Privatisierung öffentlicher / hoheitlicher Aufgabenbereiche gibt man aber diese "Streikverbote" auf, darf sich dann aber nicht beschweren, wenn angestellte Krankenschwestern, Ärzte, Busfahrer, Lehrer oder Polizisten dann auch mal streiken.

Außerdem kommt es zunehmend "in Mode", mit den Verhandlungen quasi erst mit Ende der Friedenspflicht zu verhandeln. Für die Arbeitgeber kann das den Vorteil haben, Erhöhungen ein wenig hinauszuzögern, umgekehrt darf man sich dann aber auch nicht wundern, wenn nach der zweiten Verhandlungsrunde gestreikt wird, wenn das erste Angebot erst wenige Tage vorher gemacht wird.

Gleich mit einem zweitätigen Warnstreikt zu beginnen, ist zwar ungewöhnlich, aber nachdem man in den letzten Runden ohne großes Murren extreme Zugeständnisse hingenommen hat, gilt es nun eben auch, eine harte Verhandlungslinie eindrucksvoll zu unterstreichen.

Besser Verdi zeigt somit gleich, dass mit ihnen nicht zu spaßen ist, als wenn die öffentliche Hand - wie zuletzt die DB AG - das Verfahren ewig mit Scheinangebote in die Länge zieht. Hätte der GdL-Streik gleich so massiv begonnen, wäre vielleicht kein monatelanges Geplänkel draus geworden.
Jay schrieb:
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> Ich glaube eher, dass da irgendwer der
> Meinung ist einen auf GDL machen zu müssen und
> sich profilieren zu wollen, wobei die Verhältnisse
> eben doch andere sind. Man sollte auch nicht
> vergessen - die GDL wurde monatelang hingehalten
> und hat trotzdem erstmal "klein" angefangen.

Ich vermute das hat einen anderen Hintergrund.
Der Gewerkschaft Verdi laufen die Mitglieder weg, die Verhandlungsfunktionäre von Verdi haben 2005 Arbeitgeberinteressen vertreten und ihre Mitglieder verkauft. Einige Mitglieder von Verdi sind dann 2005 aufgewacht was ihnen ihre Gewerkschaft mit den längeren Arbeitszeiten und der Lohnkürzung eingebrockt haben.
Nun warten einige Unentschlossene Verdi Mitglieder nur noch auf das Ergebnis der Tarifverhandlung um dann eventuell auch das Gewerkschaftsbuch zurückzugeben. Um der Austrittswelle Einhalt zu gebieten möchten einige Gewerkschaftsfunktionäre nun zeigen das sie nicht mehr wie 2005 mit dem TV-N Arbeitgeberinteressen vertreten.
Ob ihnen das durch diesen Warnstreik gelingt ist mehr als fraglich denn wichtig ist das was am Ende heraus kommt.
Hinzu kommt nicht nur der Druck das die Mitglieder der Arbeitgebervereinigung Verdi davon laufen, sie organisieren sich auch noch neu und bilden dann eine Konkurrenz die nicht erwünscht sein dürfte.
[www.spiegel.de]
[www.bg-bvg.de]
der weiße bim schrieb:
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> Die Lohnforderungen sind jedoch berechtigt, wurden
> doch die Löhne zuletzt 2003 erhöht und 2005 um 10
> bis 12% gesenkt bei gleichzeitiger Senkung der
> Arbeitszeiten um rund 6%.

Deinen kompletten Beitrag würde ich sofort unterschreiben mit einer Ausnahme, offiziell wurde die Arbeitszeit reduziert nur wie kommt es das viele Mitarbeiter länger arbeiten müssen.
Nachfolgend wurde das sehr gut erklärt:
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KLARTEXT
Ausgabe 1 Dezember 2007
Infoblatt der Betriebsgruppe BVG in der Gewerkschaft
Verwaltung und Verkehr (GVV) Berlin

Die erste Ausgabe des Infoblattes Klartext

Liebe Kolleginnen und Kollegen,
liebe Freunde der BG-BVG in der GVV,

heute haltet Ihr die Erstausgabe des Infoblattes Klartext in den Händen. Wir wollen ein kritisches Informationsblatt für BVG - Mitarbeiter bieten, das unabhängig von großen Organisationen aufzeigen kann, wo und wie wir um unser Geld und unsere Freizeit betrogen werden, wie sich unsere Arbeitsbedingungen verschlechtern und wie wir unsere Rechte durchsetzen können.

Die Lokführer der DB AG führen uns derzeit beispielhaft vor, wie Arbeitnehmer sich gegen Gewerkschaften, die nicht mehr die Interessen der Arbeitnehmer vertreten, zur Wehr setzen können!

Das größte Problem für uns Arbeitnehmer der BVG ist die Gewerkschaft ver.di mit ihren Funktionären!

Nachdem diese erst vor zwei Jahren selbst den TV-N mit seinen Hungerlöhnen und unerträglichen Arbeitsbedingungen durchgepeitscht haben, - die Mitglieder wurden dafür sogar in einen Streik getrieben -, spielen sie sich nun scheinheilig mit Forderungen nach bis zu 12 Prozent Lohnerhöhung als Vertreter der Arbeitnehmerinteressen auf und wenden sich gegen die Entgeltbedingungen, die sie vor kurzem doch noch selbst ausgehandelt und unterschrieben haben.

Das Ziel ist klar: Durch die erneute Streikdrohung - jetzt zur Abwechslung mal für mehr statt weniger Geld - sollen die Arbeitnehmer davon abgehalten werden, ihre Mitgliedschaft in der verkappten Arbeitgebervereinigung ver.di zu kündigen (Streikgeld). Fällt darauf wirklich noch jemand herein?

Hätte man den TV-N Berlin mit seinen Hungerlöhnen nicht abgeschlossen, müßte man jetzt nicht um 12 % Entgelterhöhung kämpfen! So verschaffen sich ver.di-Funktionäre ihre zweifelhafte Daseinsberechtigung. Hauptsache der Rubel, sprich Mitgliedsbeitrag, rollt!


Wechselschichtarbeitnehmer durch den TV-N Berlin
überproportional benachteiligt!

Wie gewissenlose VER.DI-Funktionäre Leben und Gesundheit einer besonders belasteten Arbeitnehmergruppe den Arbeitgeberinteressen opfern.

Seit 2 Jahren dürfen wir BVG-Mitarbeiter nun schon die "Segnungen" des TV-N Berlin genießen und allmählich sollte auch dem letzten Beschäftigten bewußt geworden sein, welches Danaergeschenk ihm damit von der unter gewerkschaftlicher Tarnkappe agierenden Arbeitgebervertretung namens VER.DI gemacht wurde."6,41 Prozent Arbeitszeitverkürzung ohne Lohnausgleich als Sanierungsbeitrag der Mitarbeiter und dafür im Gegenzug mehr Freizeit", lautete die verharmlosende Parole. Bereits dies war eine Mogelpackung, denn zuvor war die Arbeitszeit erst einmal ohne Lohnausgleich fiktiv von 38,5 auf 39 Std. herauf gesetzt worden. Die effektive Arbeitszeitverkürzung von zuvor 38,5 auf 36,5 Std. beträgt nur 5,19 %. Hinzu kommt die Einkommensminderung durch den Wegfall des Urlaubsgeldes und die drastische Kürzung der Zuwendung, der ebenfalls keine Gegenleistung in Form von zusätzlicher Freizeit gegenüber steht. Dennoch: rund 104 Stunden bzw. 13-14 Tage zusätzliche Freizeit pro Jahr als Ausgleich für die Lohneinbußen wären sicher nicht zu verachten, ihre Gewährung stellt aber für den Arbeitgeber ein Problem dar. Denn wer erledigt die Arbeit an den Tagen, an denen die Arbeitnehmer ihre durch Lohnverzicht erkaufte Freizeit genießen? Entweder der Arbeitgeber stellt zusätzliches Personal ein, was die Einsparungen wieder aufheben würde, oder er beschäftigt die Arbeitnehmer mit der alten Arbeitszeit weiter, was aber eine Lohnminderung unter dem Vorwand der Arbeitszeitverkürzung ausschließen würde.

Doch auch in dieser mißlichen Lage konnte sich der Arbeitgeber wie immer auf seine Geheimwaffe VER.DI verlassen, denn deren Funktionäre hatten eine geniale Idee. Wie wäre es sagten sie, wenn wir den Arbeitnehmern, die in Wechselschichten arbeiten, gleich nach der Kürzung von Lohn und Arbeitszeit die zusätzlich gewonnene Freizeit wieder wegnehmen und dir, dem Arbeitgeber, zurückgeben. Dann erhältst du die gleiche Arbeitsleistung wie vorher, nur zu wesentlich geringeren Lohnkosten.

Und so schlugen die kreativen VER.DI - Funktionäre der Arbeitgeberseite folgende Lösung vor:

Streichen wir doch im TV-N einfach die Regelung, daß bei Wechselschichten die Pausen in die Arbeitszeit einzurechnen sind. Dann müssen die Arbeitnehmer trotz Arbeitszeitverkürzung sogar noch mehr Schichten leisten als vorher. Bei 36,5 Std./Wo. und 485 Min. Schichtlänge ergeben sich mit Pauseneinrechnung 235 Dienste und 130 freie Tage, ohne Pauseneinrechnung lassen sich aber 251 Dienste bei nur 114 freien Tagen aus jedem Beschäftigten herauspressen.

Die Arbeitgebervertreter hatten zunächst Bedenken. Sollen wir, wandte jemand ein, ausgerechnet den Wechselschichtarbeitnehmern, die durch ihre Arbeitszeit ohnehin schon den größten gesundheitlichen Belastungen ausgesetzt sind, den Freizeitgewinn verweigern, den wir allen anderen Mitarbeitern mit gesunden Arbeitszeiten zubilligen? Selbst im neuen Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst TVöD ist doch die Pauseneinrechnung als Ausgleich für die besonderen Belastungen der in Wechselschicht Tätigen vorgesehen. Da glitt ein spöttisches Grinsen über die Gesichter unserer VER.DI - Funktionäre. Einer muß doch die unangenehmen Lasten tragen und die da unten haben doch schon jetzt nicht viel von ihrer Freizeit. Da kommt es auf 16 zusätzliche Schichten im Jahr auch nicht mehr an. Und wenn der eine oder andere deswegen ein wenig früher das Zeitliche segnet, ergeben sich sogar noch positive Effekte für die Renten- und Zusatzversorgungskasse.


Diesen Argumenten konnte sich die Arbeitgeberseite nicht verschließen und so wurde am 31. August 2005 bei Nacht und Nebel der TV-N Berlin unterzeichnet und Arbeitgebervertreter und VER.DI Funktionäre ließen die Champagnerkorken knallen, um sich unter fröhlichem Gelächter darüber zu belustigen, wie geschickt man die Arbeitnehmer der BVG AöR durch raffinierte Vertragsgestaltung ausgetrickst habe. Und die prustete ein sichtlich beschwipster ver.di-Mann zu fortgeschrittener Stunde, sind auch noch so blöd und finanzieren uns diese Party über ihren Mitgliedsbeitrag mit 1% ihres Monatslohns.

Aber was ist, wenn die da unten merken, wie wir sie über den Tisch gezogen haben und plötzlich wieder mehr Lohn wollen? fragte besorgt einer vom Arbeitgeberverband. Da macht euch mal keine Gedanken,kam es zurück,unsere Mitglieder haben wir voll im Griff. Wenn die auf dumme Gedanken kommen, erklären wir ihnen einfach wieder, daß ihre Arbeitsplätze akut bedroht sind und nur eine radikale Senkung des Tarifniveaus sie retten kann. Dann rufen wir einen Warnstreik zur Durchsetzung von Lohnsenkungen aus, ihr schließt mit uns einen um mindestens 10 % abgesenkten Entgelttarifvertrag ab und wir verkaufen das Ganze dann wieder als großen Sanierungserfolg.

Übrigens: erste Früchte hat VER.DIS kreative Idee der kombinierten Arbeitszeit- und Freizeitverkürzung in der Abteilung BU-B schon getragen. Dank der zusätzlich aus jedem Mitarbeiter herausgepreßten 16 Dienste jährlich konnte man die Anzahl der Weichensteller um so stärker reduzieren.

Der TV-N Berlin: ein wirksamer Beitrag zur Ausbeutung der Mitarbeiter
und zum Personalabbau bei der BVG AöR.

DANKE VER.DI!

Nachbemerkung: Wir waren natürlich nicht bei den Verhandlungen dabei, aber etwa so müssen sie verlaufen sein. Die Fakten sind eindeutig.
Von Wolfgang Sawusch

Fakten zur Wechselschichtarbeit

Nach den Bedingungen von BAT bzw. BMT-G mußte ein Mitarbeiter, der Dienstleistungen in Wechselschichten von jeweils 485 Minuten Schichtlänge bei einer Wochenarbeitszeit von 38,5 Std. zu leisten hatte, insgesamt 248,5 Dienste pro Jahr leisten.

(120.505 Min. Jahresarbeitszeit : 485 Min =248,5 Arbeitsschichten)

Durch den TV-N wurde die Wochenarbeitszeit für Altbeschäftigte ohne Lohnausgleich auf 36,5 Std reduziert, was zu einer Senkung der Jahresarbeitszeit auf 114.245 Min. führt. Nach der alten Regelung würden sich daraus für den Wechselschichtarbeiter 235,5 Dienste bzw. 13 zusätzliche freie Tage ergeben.

(114.245 Min. :485 Min.= 235,5 Arbeitsschichten)

Um dies zu Gunsten des Arbeitgebers zu vermeiden, hat ver.di im TV-N Berlin die Einrechnung der Pausen in die Arbeitszeit gestrichen, so daß jede Schicht nur noch mit 455 statt 485 Minuten angerechnet wird. Ergebnis:

114.245 Min. :455 Min. = 251 Arbeitsschichten

Fazit: Die Wechselschichtarbeitnehmer dürfen auf Lohn verzichten, erhalten aber im Gegenzug nicht mehr, sondern sogar noch weniger Freizeit als vorher. Der Arbeitgeber gewinnt dadurch 15-16 Dienste zusätzlich pro Jahr.

Die Frage, wessen Interessen die sog. Gewerkschaft ver.di hier vertritt, kann sich jeder anhand dieses Beispiels selbst beantworten.
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Diskussionsbeiträge und Anregungen sind willkommen

Die BG BVG betreibt unter: www.bgbvg-forum.de ein Diskussionsforum, das sich hauptsächlich der Problematik des Nahverkehrs und natürlich mit der BVG und ihrer Tochter BT beschäftigt. Besuchen Sie uns und machen Sie mit! Wir freuen uns auf Sie!
Impressum: V.i.S.d.P. Adalbert Dietrich, Gewerkschaft Verwaltung und Verkehr, Betriebsgruppe BVG,
Postfach 200739, 13517 Berlin; www.bg-bvg.de, E-Mail: post@bg-bvg.de
Reisswolf schrieb:
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> Der Bommel schrieb:
> --------------------------------------------------
> -----
> > Ich denke, dass gewisse Berufsgruppen
> (Öffentlich
> > Dienst , Ärzte.......) bei Streiks auch
> Rücksicht
> > nehmen sollten auf die Allgemeinheit.
>
> Wenn gewisse Berufsgruppen Rücksicht nehmen
> sollten damit der Allgemeinheit keine Nachteile
> entstehen, hätte ich gern erfahren auf welche Art
> und Weise diese Berufsgruppen ihre Forderungen
> durchsetzen sollen wenn nicht durch
> Streikmaßnahmen ?

Du hättest meinen Post einfach noch einen Satz weiterlesen sollen, bevor du Ihn bestreikt hast...

Zitat
Originalpost
Ich denke, dass gewisse Berufsgruppen (Öffentlich Dienst [u.A. Verwaltung, Müllabfuhr, Busfahrer....], Ärzte.......) bei Streiks auch Rücksicht nehmen sollten auf die Allgemeinheit.
Ich spreche mich natürlich nicht für ein Streikverbot aus, dennoch sollte man bedenken, dass das Handeln von 15.000 BVGlern morgen ca. vier Millionen Menschen sehr stark beeinflussen wird.
Wenn die IG Metall streikt merkt das der normale Bürger erst nach Wochen.....

Eigenverantwortlich sollte verdi das bedenken und auch fair mit den Bürgern umgehen:

WARNstreiks am Wochenende, mit 48 Stündiger Vorankündigung etc. = OK
WARNsteiks binnen sieben Stunden an einem Freitag = Unfair
Hallo,

für die Forderungen der BVG-Mitarbeiter habe ich volles Verständnis und finde es auch durchaus legitim, diese durch Streikmaßnahmen durchzusetzen.

Die Vorgehensweise von VERDI erscheint mir jedoch mehr als fragwürdig. Für einen ersten Warnstreik empfinde ich einige Stunden als angemessen, meinetwegen auch noch den ursprünglich angekündigten kompletten Samstag mit entsprechend rechtzeitiger Ankündigung.
Eine Dauer von 39 Stunden zzgl. mindestens 1...2 Stunden anschließender Anlaufzeit, bis der Betrieb wieder normal läuft, betrachte ich jedoch für dieses frühe Stadium der Tarifverhandlungen als unangemessen. Durch die extrem kurzfristige Vorziehung des Streikbeginns (noch dazu von einem Samstag auf einen Freitag) nimmt man den Fahrgästen zudem praktisch jede Möglichkeit, sich wenigstens notdürftig darauf einzustellen (Stichwort: Betreuung der Kinder, wenn diese nicht zur Schule kommen). Auf diese Weise wird man etwaige Sympathien der Fahrgäste sicher schnell verspielen.

Die Begründung, daß man das Personal nur mit Mühe von der sofortigen Arbeitsniederlegung abhalten könne, halte ich jedoch für vorgeschoben - das sind schließlich erwachsene Menschen! Die Motivation für das aggressive Vorgehen von VERDI dürfte wohl eher in der Abwanderung der Mitglieder zu anderen Gewerkschaften (besonders der GDL) liegen, die in letzter Zeit bei einigen Verkehrsbetrieben zu beobachten ist. Auch in Berlin gibt es ähnliche Tendenzen - da möchte man bei VERDI nun wohl mal zeigen, daß man auch was kann. Ob das aber die Meinung der abwanderungswilligen Mitglieder beeinflussen wird, bleibt abzuwarten.

Grüße aus Karlshorst
vom ex-Dresdner
Hallo Ex-Dresdner!

Du sprichst mir aus der Seele...

...ein zur GDL-konvertierter Verdianer

[[url=http://www.gdl-nahverkehr-berlin.de]www.gdl-nahverkehr-berlin.de[/url]]
Zitat
Wolfgang T.
Als die S-Bahn bestreikt wurde, ist die BVG sehr wohl mit Verstärkern unterwegs gewesen. Auf der M17 wurde ein 5-Minuten-Takt eingesetzt und dieser wurde z.T. sogar ausgebaut. Auf anderen Linien, wie der 18, wurden ebenfalls zusätzliche Verstärker eingesetzt.

Nunja, zwischen dem was tatsächlich gefahren worden ist und dem, was gesagt worden ist, dass mehr fährt, klafft leider eine große Lücke.

Auf der M17 gab es eine kleine Anzahl an Einschubzügen, bei der Linie 18 wurden die den 10'-Takt bildenden Züge länger auf Strecke gelassen und beim Bus gab es auf dem M48 zwei, drei Verstärker-Wagen. Die U5 wurde durch *einen* Zug verstärkt, vermutlich die Werkstatt-Reserve der BwFi.

Und genau das gleiche vollzieht sich momentan bei der S-Bahn. Man tönte gestern noch, es wird mehr und mit längeren Zügen gefahren, aber in dem Tagesspiegel-Artikel hier relativiert sich das ganze wieder.

Denn gerade auf der Ringbahn wären Vollzüge in der heutigen Situation unerlässlich, aber was gibt Mehdorns Berliner Statthalter von sich:
"Es würden längere Züge eingesetzt und auf einigen Stecken auch zusätzliche Fahrten angeboten, kündigte S-Bahn-Geschäftsführer Tobias Heinemann gestern Abend an. Allerdings bleibt es auf der Ringbahn bei Zügen mit nur sechs Wagen, weil die S-Bahn nicht alle Bahnhöfe mit Kameras für die Abfertigung durch den Fahrer ausgestattet hat."

Gruß, Tatra83
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