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u-Bahnhöfe beheizt
geschrieben von Weiß Punkt 81er 
Mir ist schon seit geraumer Zeit aufgefallen, dass U-Bahnhöfe beheizt sein müssen. "Achne," wird jetzt vielleicht der ein oder andere sagen, aber ich hab ne spezielle Frage dazu. Wenn es denn wirklich so ist und es ist bestimmt so, wie funktioniert dann diese riesige U-Bahnhofheizung? Weil man sieht ja wohl nirgendwo Heizkörper oder so.

Hoffe irgendwer kann mir weiterhelfen.
Allen Ernstes, die sind beheizt? Das kann ich mir gar nicht so recht vorstellen. Ist es nicht eher der Höhlen-Effekt, welcher Tunnelanlagen konstant temperiert hält? So ist's im Winter wärmer als oben, im Sommer natürlich kühler.

Lüftungen gibt es für einige Bahnhöfe (die tiefen, die entsprechenden Schächte stehen dann mitten auf den Straßendämmen, z.B. Wilhelmsruher Damm).
Ich frage mich auch gerade, wie das gehen soll. Da in der Tat keine Heizkörper angebracht sind, könnte die Warmliuft bestenfalls durch irgendwelche Lamellen auf den Bahnhof gedrückt werden, eine Art Heizlüfter sozusagen.

Dort, wo die Böden schon mit Granitplatten verkleidet sind, hätte man theoretisch vorher eine Fußbodenheizung einbauen können, ist aber meines Wissens nicht geschehen.

Die Lüftungsschächte dienen übrigens dem AbWeichen der "Zugluft" und sind seit 1966 Standard.
Passieren nicht alle paar Minuten lange, gelbe Heizkörper die Bahnhöfe?

Beste Grüße
Harald Tschirner
Von wandelnden Heizkörpern auf zwei Beinen in großer Menge ganz zu schweigen.
Allein die dürften so einige Watt Heizleistung bringen.

Berlins Straßen sind zu eng, um sie nur dem MIV zu opfern!
Re: u-Bahnhöfe beheizt
02.10.2008 08:59
Das wäre ja echt absurd, wenn man dafür Energie rauswerfen würde. Nein, kein U Bahnhof ist beheizt. Wie schon gesagt wurde: die Züge selbst und die Menschen sorgen für Bezeizung. Und wer mal in den Bunkern am Gesundbrunnen war: ich war im Winter bei 0 Grad dort. Drinnen war es 15 Grad. Dann war ich im Sommer dort bei 25 Grad und es war wiederum etwa 15 Grad. Unten in Bunkern oder Schächten ist es immer mehr oder weniger konstant. Und große Menschenansamlungen sorgen für viel Wärme genau wir alle paar Minuten reindonnernde Bahnen.
Weiß Punkt 81er schrieb:

> Hoffe irgendwer kann mir weiterhelfen.

Beheizung von U-Bahnhöfen ist mir aus Wien bekannt, in Berlin gibt es das nicht. Das Thema ist ganz interessant, denn auf dem neuen U-Bahnhof Taborstraße der Wiener U2 wird die im Tunnel ständig vorhandene Wärme (Erdwärme) dazu genutzt, um die Außentreppen zu heizen. Damit spart man sich den Winterdienst inklusive Verunreinigung durch Streusand etc.. In Berlin gibt es bestimt U-Bahnhöfe in ausreichender Tiefenlage, für die Ähnliches in Frage käme. Im Normalfall liegen die Berliner Bahnhöfe aber wohl zu flach unter der Erde, um das Wärmepotential nutzen zu können.

Von der Metro Novosibirsk im Dauerfrostboden sind ebenfalls (elektrisch beheizte) Bahnsteige und Außentreppen bekannt.

Gruß
Alex
Bei all meinem physikalischen Verständnis und meinen Kenntnissen über die Thermodymatik fällt es mir trotzdem schwer zu glaube, dass dieser ich kann schon manchmal sagen "extreme" Wärmeunterschied nur durch Fahrgäste und Fahrzeuge entsteht. Aber wenns echt so ist...
Spannklemme schrieb:
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> Beheizung von U-Bahnhöfen ist mir aus Wien bekannt, in Berlin gibt es das nicht.

Die Bahnsteigbereiche werden natürlich nicht beheizt, von der Abwärme der Fahrzeuge, Beleuchtung, Fahrtreppen/Aufzüge und vieler anderer elektrischer Betriebsmittel mal abgesehen. In Bahnhöfen mit Fahrstromgleichrichterwerken und Stellwerken der Zugsicherungstechnik kommt noch einiges an Abwärme dazu. Die fahrenden Züge sorgen für die Wärmeverteilung.
Diensträume werden dagegen bei Notwendigkeit beheizt, einige technische Räume sogar klimatisiert. Die Räume besaßen übrigens von den Anfängen der U-Bahn an eine Stadtgasheizung, Strom war zum Verheizen viel zu teuer, selbst der von den bahneigenen Kraftwerken gelieferte. Nach und nach wurde auf elektrische Beheizung (zunächst Nachtspeicheröfen, später vorwiegend Direktheizung) umgestellt. Im Betriensbereich der BVB erst anläßlich der Erdgasumstellung ab Ende der 70er Jahre. Die Betriebsräume im offenen Neubauabschnitt der E-Linie (Biesdorf-Süd bis Hönow, heute U5) besaßen 1988/89 zunächst Fernheizung wie die anliegenden Wohngebiete, was inzwischen ebenfalls Geschichte ist.

Während der Fahrstromverbrauch der U-Bahn kontinuierlich zurückgeht, steigt der Verbrauch von (nicht steuerbegünstigten) Industriestrom für die sonstigen Stromfresser ständig an.

Die Luft in außer Betrieb befindlichen Stationen wie derzeit Hauptbahnhof/Bundestag oder Adenauerplatz/Innsbrucker Platz (unten) ist dagegen unangenehm feucht und kalt.

so long

Mario



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 02.10.2008 14:38 von der weiße bim.
Es ist aber so. Man merkt selbst einen Unterschied zur reinen Unterpflasterbahn und tiefer gelegenen U-Bahntunneln.
Selbst an kalten Wintertagen friert der Boden in der Stadt nicht sehr tief ein, so hält sich eine gewisse Wärme im Boden.
Leuchtstoffröhren geben ebenfalls Wärme ab und das ist über den Tag gerechnet nicht wenig.
Durch den 24h Betrieb hat sich ein gewisses Wärmepotential aufgebaut, was nur zu einem geringen Teilt durch die Zugänge entweichen kann.
Klima und Wetter spielen sicherlich auch eine Rolle und rein hypotetisch müßte man auf dem Bahnsteig und im Zwischengeschoß andere Luftdrücke messen können als auf der Straße.

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ÖPNV und SPNV um jeden Preis ist mir zu teuer!
Grenander schrieb:

> Die Lüftungsschächte dienen übrigens dem AbWeichen
> der "Zugluft" und sind seit 1966 Standard.

Die Lüftungsschächte am Wilhelmsruher Damm gehören zum Gleichrichterwerk. Lüftungsschächte zum Abweichen der Zugluft *vor dem Bahnhof* waren in fast allen Rohbauten, welche zwischen 1964 und 1967 erstellt wurden Standard: Güntzelstraße, Westphalweg, Blissestraße, Bundesplatz, Berliner Straße, Yorckstraße und Friedrich-Wilhelm-Platz, Lipschitzallee, Wutzkyallee. Bei der Planung später ausgeführter Rohbauten (ab 1968 planfestgestellt) wurde wieder darauf verzichtet, es sei denn es handelte sich um auf Schildvortriebsstrecken folgende Bahnhöfe (Kolbenwirkung). In anderen Städten wurden diese im Prinzip sinnvollen Schächte weiter ausgeführt. Heutzutage lassen sie sich nutzen, um Entrauchungsanlagen preiswert nachzurüsten.

Gruß
Alex
der weiße bim schrieb:

> Diensträume werden dagegen bei Notwendigkeit
> beheizt, einige technische Räume sogar
> klimatisiert. Die Räume besaßen übrigens von den
> Anfängen der U-Bahn an eine Stadtgasheizung, Strom
> war zum Verheizen viel zu teuer, selbst der von
> den bahneigenen Kraftwerken gelieferte. Nach und
> nach wurde auf elektrische Beheizung (zunächst
> Nachtspeicheröfen, später vorwiegend
> Direktheizung) umgestellt.

Wohl auch wegen der Brandsicherheit.

> Während der Fahrstromverbrauch der U-Bahn
> kontinuierlich zurückgeht, steigt der Verbrauch
> von (nicht steuerbegünstigten) Industriestrom für
> die sonstigen Stromfresser ständig an.

Aus diesem Grund finde ich die Erdwärmenutzung für Diensträume sehr interessant. Es gibt ja bereits Weichenheizungen mit Erdwärme. Da mehr als 50 % aller U-Bahnweichen im Freien liegen müsste es da erhebliches Sparpotential geben, wenn ich mir die Leistung von Weichenheizungen anschaue. Man könnte auch mal darüber nachdenken die ständige Beleuchtung von Rampen, Abstellanlagen und Notausgängen auf Diodenbeleuchtung umzustellen, wie ich es bei Notausgängen der HHA gesehen habe (von den Signalen mal ganz abgesehen).

> Die Luft in außer Betrieb befindlichen Stationen
> wie derzeit Hauptbahnhof/Bundestag oder
> Adenauerplatz/Innsbrucker Platz (unten) ist
> dagegen unangenehm feucht und kalt.

Ipu geht noch, ist wahrscheinlich näher am Erdmittelpunkt :-)

Gruß
Alex
Weiß Punkt 81er schrieb:
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> Bei all meinem physikalischen Verständnis und
> meinen Kenntnissen über die Thermodymatik fällt es
> mir trotzdem schwer zu glaube, dass dieser ich
> kann schon manchmal sagen "extreme"
> Wärmeunterschied nur durch Fahrgäste und Fahrzeuge
> entsteht. Aber wenns echt so ist...

Wenn im Fernsehen mal wieder zeecks Rekordversuchs Dominosteine umgeschmissen werden, solltest du mal die Gesichter der Mitstreiter beobachten. Die werden immer verschwitzter. Das liegt nicht nur an der Aufregung, sondern auch daran, dass durch umfallende Dominosteine Energie freigesetzt wird, die die Raumtemperatur extrem anheizen kann. Und Lüften geht ja schlecht, weil Zugluft die Steine vorzeitig umstoßen könnte.

Das ist eine Bewegungsarbeit, wie sie durch sich bewegende Fahrgäste (die ja noch ihre eigene Körperwäreme mitbringen) und ein- bzw. ausfahrende U-Bahnen geleistet wird und sich in Wäremeenergie umwandelt.
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