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Unfallbericht Südkreuz
geschrieben von Rba4 
Unfallbericht Südkreuz
02.10.2008 17:29
Jetzt beim EBA veröffentlicht ->Klick mich.

Rba4
"Die Ursache für die geringe Bremsleistung bei Annäherung an den S-Bahnhof Berlin-
Südkreuz (Vorort) lag in dem verminderten Reibwert zwischen Rad und Schiene in
diesem Streckenabschnitt. Ursache für die Verringerung des Reibwertes war die Befeuchtung von Zwischenschichten (Verschmutzungen) auf den Schienenköpfen
durch den vorausfahrenden Ultraschallschienenprüfzug."

"Es lagen infolge der Benässung durch den Ultraschallschienenprüfzug über den gesamten Bremsweg extrem niedrige Haftwerte Rad-Schiene vor."

"Die drehgestellweise Regelung des Gleitschutzes der pneumatischen Bremse führt
bei extrem niedrigen Haftwerten zu einer größeren Minderung der Bremskraft am
vorlaufenden Radsatz als es der aktuellen Haftwertsituation angepasst wäre."

"Die Sandbehälter waren nicht ausreichend befüllt, so dass nicht die spezifische Menge Sand ausgebracht werden konnte. Bei ausreichender Befüllung hätten die Unfallfolgen geringer ausfallen können."

"Es ist zu bezweifeln, dass der Unfall selbst bei ordnungsgemäß befüllter Sandstreueinrichtung auf Grund des nicht optimierten Anbauzustandes vermieden worden wäre. Erst die im Prüfbericht 132-PR-1792-08 vorgeschlagene Optimierung der Anbausituationhebt die haftwertverbessernde Wirkung auf ein Niveau, das den Unfall sogarhätte vermeiden können."

Der gesamte Zug streute außerdem viel zu wenig Sand auf die Schienen. Demnach müsste ein 81'er 500g bis 1000g Sand in 30 Sekunden auf die Schinen bringen können. Die ersten beiden Viertel schafften gerade mal 1%-5%. Selbst nach der BEfüllung schafften sie es nicht mal auf 50% zu kommen. Im zweiten Viertel streute der Zug auf einer Seite garnicht (0%).
Also eine nicht gerade beruhigende Häufung von Problemen. Vor allem auch beunruhigend, weil die letzte Funktionsprüfung erst 18 von 120 zulässigen Tagen her war.

Die mitverantwortlichen niedrigen Füllstände des Bremssands wäre bei einer ordnungsgemäßen Einhaltung der Planwerte für eine Instandhaltung bemerkt worden. Nachdem die Züge zwischenzeitlich schon ohne Genehmigung unterwegs waren, wurde am Unfalltag selbst noch die Genehmigung für eine Ausreizung der Wartungsintervalle erteilt. Hätte man da nicht wissen können/müssen, dass dieser Zug am entsprechenden Tag hinter einem Messzug fahren würde?

Kann man jetzt die S-Bahn dafür "entlasten", dass nicht genügend Sand eingefüllt war, weil die Bremsen ohnehin schon konstruktiv nicht funktioniert hätten?

Oder den Hersteller, weil die S-Bahn die Bremsen ohnehin durch das Nicht-Befüllen nahezu außer Funktion gehalten hat, so dass es keine Rolle spielte, dass sie ohnehin nicht funktioniert hätten?

Durch diese haarsträubenden Fehler geht fast unter, dass auch noch ein weiterer Zug hinter dem Messzug bereits kurz vorher Bremsprobleme hatte und deswegen einen Haltepunkt ausließ.
Hallo!
Und was für Konsequenzen gibt es jetzt daraus!?
Mehr Sand, öfter Sand auffüllen oder während der Fahrt bei gleichen Problemen einen Anker rauswerfen!?

MfG
strolch

P.s. Das Letzte war nur Spaß!!!!
strolch schrieb:
-------------------------------------------------------
> Hallo!
> ... oder während der
> Fahrt bei gleichen Problemen einen Anker
> rauswerfen!?

Leider ist die DB ja schon bei Scandlines ausgestiegen, da kann man also keine gebrauchten mehr günstig bekommen ;-)

Was den Sand angeht, rüstet man wohl gerade Meßeinrichtungen dafür nach, den laufend überwachen zu können. Darüberhinaus wurden Höchstgeschwindigkeiten reduziert und die ungünstig angebrachten Sandauslässe optimiert. Das wurde alles schon während der Untersuchung erledigt, mehr kommt wohl nicht.
Hallo,

geschrieben von: Lopi2000
> Was den Sand angeht, rüstet man wohl gerade Meßeinrichtungen dafür nach,
> den laufend überwachen zu können. Darüberhinaus wurden Höchstgeschwindigkeiten
> reduziert und die ungünstig angebrachten Sandauslässe optimiert. Das wurde
> alles schon während der Untersuchung erledigt, mehr kommt wohl nicht.


War nicht auch mal von einer Verbesserung der Bremssoftware und des Gleitschutzes die Rede?

Auch ich finde es bemerkenswert, daß am selben Tag noch ein weiterer 481er hinter dem Meßzug erhebliche Bremsprobleme hatte und deshalb sogar ausgewechselt werden mußte.
(In dem Bericht wird dieser Aspekt nur recht beiläufig erwähnt.)

Grüße vom ex-Dresdner
Hallo,

wie oben beschrieben, lag die Ursache auch im Schmutz un der Nässe auf den Schienen. Logische Konsequenz wäre doch jetzt, dass die S-Bahn bei einsetzendem Niederschlag und im Herbst gar nicht mehr fährt..

*Vorsicht, der obige Text enthält Ironie*

Gruß,
Zitat
EBA-Bericht
"Es ist zu bezweifeln, dass der Unfall selbst bei ordnungsgemäß befüllter Sandstreueinrichtung auf Grund des nicht optimierten Anbauzustandes vermieden worden wäre. Erst die im Prüfbericht 132-PR-1792-08 vorgeschlagene Optimierung der Anbausituationhebt die haftwertverbessernde Wirkung auf ein Niveau, das den Unfall sogarhätte vermeiden können."

Wie hat die BR 481 dann ihre Zulassung durch das EBA erhalten? Oder hat die S-Bahn Berlin GmbH nachträglich die Sandstreu-Einrichtung in einen "nicht optimierten Anbauzustand" gebracht, womöglich ohne das Wissen des EBA? Wohl kaum...

Gruß, Tatra83



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 03.10.2008 00:30 von Tatra83.
Hallo!

Wobei bei S-Bahn/ DB und EBA niemand bereit ist die heiße Kartoffel auf zu fangen.
Nennt man das Sicherheit der Fahrgäste gewährleisten?
Wird hier leichtfertig Menschenleben aufs Spiel gesetzt?
Bisher hat es an ca. 150 Tagen in Berlin geregnet.
Ja, sollte ich dann bei Regenwetter die S-Bahn nicht benutzen?
Wieviele Unfälle brauchen wir im Berliner S-Bahnnetz noch?

MfG
strolch
Zitat

Auch ich finde es bemerkenswert, daß am selben Tag noch ein weiterer 481er hinter dem Meßzug erhebliche Bremsprobleme hatte und deshalb sogar ausgewechselt werden mußte.
(In dem Bericht wird dieser Aspekt nur recht beiläufig erwähnt.)


Im Text steht aber, daß dieser wegen Fehlhandlungen des Tf in Berlin-Marienfelde aus dem Umlauf genommen wurde. Sie zweiten Punkt unter 3.4.1. Ein Zusammenhng mit dem Sperry wird nicht erwähnt!


Mich würde mehr interessieren ob dem Tf noch der Prozeß gemacht wird oder dieser seinen Kopf aus der Schlinge ziehen konnte. Leider gibt es immernoch Tf, welche mit voller Beschleunigung auf "Halt erwarten" zufahren und erst danach den Zug verstärkt abbremsen. Das es bei solch einer Fahrweise zu Unfällen kommen kann, zeigte nicht nur Südkreuz!

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ÖPNV und SPNV um jeden Preis ist mir zu teuer!
hotte789 schrieb:
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> Im Text steht aber, daß dieser wegen
> Fehlhandlungen des Tf in Berlin-Marienfelde aus
> dem Umlauf genommen wurde. Sie zweiten Punkt unter
> 3.4.1. Ein Zusammenhng mit dem Sperry wird nicht
> erwähnt!

Es wird aber schon erwähnt, dass dieser Zug ursprünglich der folgende war und er wurde zudem nicht nur wegen Fehlhandlungen des Tf sondern auch wegen verringerter Bremswirkung aus der planmäßigen Zugreihung genommen. Da das EBA hier wohl keine weiteren Untersuchungen durchgeführt hat, kann es sich auch nicht zu den Gründen äußern. Ein Zusammenhang liegt aber zumindest nahe.


> Mich würde mehr interessieren ob dem Tf noch der
> Prozeß gemacht wird oder dieser seinen Kopf aus
> der Schlinge ziehen konnte. Leider gibt es
> immernoch Tf, welche mit voller Beschleunigung auf
> "Halt erwarten" zufahren und erst danach den Zug
> verstärkt abbremsen.


Solange es nicht verboten ist und zu Geschwindigkeitsübertretungen führt, ist es zwar nicht im Sinne des Fahrkomforts und energiesparenden Fahrens, aber eine Mitschuld am Unfall wird man da auch nur schwer feststellen können. Immerhin war das Wetter sonnig und trocken und offenbar das Problem der geringen Reibung hinter dem Meßzug nicht in dieser Dimension bekannt.

Zumindest im Straßenbahn unterscheiden sich Entwurfsgeschwindigkeit und zulässige Höchstgeschwindigkeit in der Regel so, dass man auch mit einer geringfügigen Überschreitung der Höchstgeschwindigkeit nicht gleich aus der Kurve fliegt. Bleibt zu hoffen, dass dies bei der Bahn ähnlich gilt.

Zwar werden letztlich Gericht und Staatsanwaltschaft und nicht das EBA entscheiden, ob ein Prozeß eröffnet wird, aber selbst wenn, dürften die Chancen für den Tf da straffrei herauszukommen recht gut stehen. Immerhin wurde er mit einem fehlerhaften Zug, der fehlerhaft gewartet wurde auf die Strecke geschickt und dies mit einer extra genehmigten Ausdehnung der Wartungsintervalle und in dem Wissen, dass der Meßzug auf der Strecke vor ihm sein würde.



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 03.10.2008 14:48 von Lopi2000.
Lopi2000 schrieb:

> Zwar werden letztlich Gericht und
> Staatsanwaltschaft und nicht das EBA entscheiden,
> ob ein Prozeß eröffnet wird, aber selbst wenn,
> dürften die Chancen für den Tf da straffrei
> herauszukommen recht gut stehen.

Im Bericht steht deutlich, dass der Tf in allen Bereichen vorschriftsmäßig gearbeitet hat. Alle für den Unfall festgestellten Ursachen liegen außerhalb der Macht des Tf.

Für eine Anklage4 sind Verdachtsmomente und eine Wahrscheinlichkeit einer Verurteilung nötig. Beides ist nicht gegeben.

Gruß

Jan

--
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