Hallo
dubito ergo sum schrieb:
-------------------------------------------------------
> Ulrich Conrad schrieb:
> --------------------------------------------------
> > Nimmt man dem ruhenden Verkehr den Raum, bleibt
> > der fließende Verkehr flüssig.
> >
> Das Ziel ist dasselbe: Veringerung des MIV.
> Natürlich ist deine Maßnahme raffinierter und
> leichter durchzusetzen.
Danke.
> Am flüssigsten ist der Verkehr dann, wenn er
> mangels noch vorhandener Parkplätze nicht mehr
> stattfindet:-)
Richtig. Soweit muss man aber gar nicht gehen, ein bisschen Verkehr wird man schon noch verkraften. ;-)
> Parkplätze verringern vermindert den Quell- und
> Zielverkehr, was zu besseren Bedingungen (und ggf.
> anwachsen) des Durchgangsverkehrs führt.
Ich will doch nicht als Parkflächen zusätzlich Fahrstreifen machen! Dem Durchgangsverkehr muss kein zusätzlicher Platz zur Verfügung gestellt werden.
> Fahrspuren verringern vermindert den
> Durchgangsverkehr, er weicht aus/steigt um, im
> Gegensatz zum Quell-und Zielverkehr, der nur bei
> ebenfalls guter Parkplatzsituation zunehmen
> würde.
Gerade das Ausweichen des Durchgangsverkehrs könnte aber zu einer fatalen Mehrbelastung in parallelen Straßenzügen führen, die ich nicht begrüßen würde.
> Die Frage ist also, ob es gebotener wäre, den
> Quell- und Zielverkehr oder den Durchgangsverkehr
> zu verringern.
> Konflikte und Flächenkonkurrenz des ÖPNV mit dem
> MIV beruhen eher auf dem Durchgangs-, als dem
> Quell- und Zielverkehr.
Wie kommst du denn darauf? Gerade der angebliche Parkraumbedarf verhindert doch immer wieder, dass irgendwo Straßenbahnen eingerichtet oder auf eigenen Bahnkörper verlegt werden können. Da muss es nur nötig werden, dass ein paar Stellpätze verloren gehen.
> Mir fällt spontan keine Berliner Straße ein, die
> nicht ausreichend für den lokalen Verkehr
> ausgebaut wäre - von Veranstaltungen vielleicht
> einmal abgesehen.
> Der Durchgangsverkehr bringt viel eher Straßen an
> ihre Belastungsgrenze.
> Und auch der ÖPNV verkehrt hauptsächlich auf
> Durchgangsstraßen.
> Konflikte und Flächenkonkurrenz finden also
> weniger in "Parkstraßen" statt, als in
> Durchgangsstraßen.
Aber wer auf einer Durchgangsstraße fährt, wird auch irgendwann parken wollen, und gerade in der Innenstadt ist für viele Leute das Ziel. Wir haben alleridngs auch heute schon eine Situation, wegen der viele Autofahrer (allerdings noch zu wenige) für Fahrten in die City den ÖPNV nutzen, da sie keine Lust auf mühsame Parkplatzsuche haben.
> > > Parkplätze streichen widerspricht genauso den
> > von
> > > dir aufgestellten Kriterien, dient demselben
> > Ziel
> > > und ist ebenso "rabiat".
> >
> > Das mag sein. Ich habe ja auch nichts dagegen,
> > einen besseren Modalsplit zu Gunsten des ÖPNV
> zu
> > erstreben. Diesen allerdings mit Staus zu
> > erkaufen, lehne ich ab. Die Verknappung von
> > Parkflächen scheint mir einfach vernünftiger
> und
> > umweltschonender.
> >
> Auf den ersten Blick natürlich.
> Auf den zweiten kann es sein, dass man für
> dasselbe Ergebnis ein vielfaches der Fläche dem
> MIV entziehen muss - also mit weitaus größeren
> Einschränkungen.
Das Ziel ist doch wohl den ÖPNV zu verbessern und nicht das Autofahren nach Kräften zu erschweren. Sollte das jedoch dein Ziel sein, erübrigt sich jede weitere Diskussion.
Worauf ich jedoch hinaus wollte: Durch Verzicht von Parkstreifen am Straßenrand könnte man vielfach eine Menge Platz dem ÖPNV zur Verfügung stellen. Das hat mana uch schon oft genug für Busspuren gemacht, für Straßenbahnen ginge es aber genauso.
> > > Deine Wahlfreiheitsargumentation ist recht
> > > egoistisch.
> > > Die Freiheit des einen sollte dort enden, wo
> > sie
> > > die Freiheit des anderen einschränkt.
> > > Die für MIV "hinzunehmenden" Einschränkungen
> in
> > > punkto Freiheit und Lebensqualität für die
> > > Bewohner von Städten sind um ein vielfaches
> > > stärker, als beim ÖV.
> >
> > Das ist schwer zu beurteilen. Du musst dabei
> > bedenken, dass die meisten Bewohner selbst auch
> > den MIV nutzen.
>
> Nicht einmal die Hälfte der Berliner Haushalte hat
> ein Auto.
Stimmt, da habe ich mich geirrt. Deutschlandweit besitzt zwar etwas mehr als jeder Zweite einen Pkw, aber in Berlin nicht. Bei den über 18jährigen mag es schon wieder anders aussehen, ob ich will das jetzt nicht weiter überprüfen.
> Ihn abzuschaffen wäre daher
> > ebenfalls ein sehr schwerer Einschnitt in die
> > Freiheit der allermeisten Bewohner.
>
> In manchen Stadtvierteln ja, in anderen weniger.
> Wir reden von Einschränkung, nicht von
> Abschaffung.
> Es hat doch
> > keinen Sinn Autofahrer gegen ÖPNV-Nutzer
> > gegeneinander auszuspielen.
>
> Wer sagt, dass die Realität Sinn macht? Es ist
> einfach so. Der Verdichtungsraum bringt diesen
> Konflikt mit sich. Warum sollte man ihn nicht
> thematisieren?
Einen Konflikt gibt es. Deshalb muss man diesen Konflikt aber nicht auch noch schüren, indem man ihn größer macht als er ist. Sinnvoller wäre es nach Wegen zu suchen, mit denen beide Interessensgruppen leben können. Nur so können nämlich Konflikte gelöst werden.
> Es gibt beide, ich
> > selbst zähle mich auch selbst zu beiden
> Gruppen,
> > und daher meine ich, dass beide Gruppen ihre
> > Rechte haben sollten und es möglichst für
> > niemanden Verschlechterungen geben sollte.
>
> Löblich, aber nicht immer umsetzbar.
> Die Interessen der Anwohner sprechen hier und da
> ebenso wie der ÖPNV für die Einschränkung des
> MIV.
Ich gehe davon aus, dass es auch in der Innenstadt den einen oder anderen Anwohner geben wird, der gerne über ein eigenes Auto verfügt, und dieses nicht erst nach längerem Fußmarsch erreichen will. (Gegen spezielle Anwohnerparkplätze richte ich mich daher nicht) Solche Anwohner wären sicher auch nicht immer begeistert, wenn sie ihre Gegend nur noch mit größer Mühe erreichen könnten. Vom Verdrängungseffekt des Verkehrs in Nebenstraßen und der Belastung der dort ansässigen Anwohner, möchte ich gar nicht reden.
> > > Daher muss hier die Freiheit derjenigen, die die
> > > Lasten des Verkehrs zu tragen haben, stärker
> > > berücksichtigt werden.
> > > Insofern bringt eine Veränderung des modal split
> > > zu Ungunsten des MIV nicht weniger, sondern mehr
> > > Freiheit für alle.
> >
> > Aber nur, wenn sie freiwillig erfolgt!
>
> So freiwillig wie Autobahnbau, Einstellung der
> Straßenbahn und der Boykott der S-Bahn?:-)
Was hat das mit der Entscheidungsfreiheit zu tun, welches Verkehrsmittel man wählt? Mir ist spontan nur ein Fall bekannt, bei dem die Eröffnung einer Autobahn andere in ihrer Verkehrsmittelfreiheit reduziert hat, nämlich als es nach Eröffnung des ersten Teilstücks der Autobahn nach Hamburg nicht mehr möglich war mit dem Fahrrad durch die DDR zu fahren. Dieses Problem wurde aber inzwischen gelöst. ;-)
> Du hast ja Recht, aber wenn man etwas verändern
> will, müssen Mehrheiten reichen.
Mehrheitsentscheidungen können durchaus auch verheerend sein. Der schlimmst Fall war da wohl 1933. In kleineren Fällen erweist es sich aber immer wieder als falsch immer der Mehrheit zu folgen. Deswegen muss es in entsprechenden Fällen ja auch einen speziellen Minderheitenschutz geben.
> Den durch
> > Verschlechterungen des MIV erzwungenen Umstieg
> zum
> > ÖPNV wird man wohl niemandem als vergrößerte
> > Freiheit verkaufen können.
>
> Es geht doch darum, den ÖPNV zu optimieren und die
> Verlagerungseffekte bestenfalls vorwegzunehmen.
Also erst den Leuten das Autofahren austreiben und dann (vielleicht) den ÖPNV verbessern? Nicht mit mir! Den "Verlagerungseffekt vorwegzunehmen" ist wirklich ein unglaublicher Euphemismus.
Erst den ÖPNV verbessern!
> Dort, wo keine attraktive Alternative besteht,
> gilt es, diese zu schaffen.
> Es geht nicht darum, dem Bedarf die Angebote zu
> entziehen, sondern diese auszuweiten.
So weit stimmen wir überein.
> > Mit etwas Dissens kann ich auch leben. Ich
> möchte
> > aber noch anmerken, dass auch Autos zur
> > Verkehrspolitik gehören.
>
> Logisch. Der ÖPNV wird nie alle
> Verkehrsbedürfnisse wirtschaftlich abdecken
> können, aber es gibt viel ungenutztes Potential.
Auch richtig.
> ...
> Ich würde dabei allerdings
> > empfehlen, die Straßenbahngleise an den
> > Fahrbahnrand zu legen, um ein gefahrloses
> > Umsteigen zur S-Bahn zu ermöglichen, genau wie
> es
> > auch der Bus macht.
>
> Und man braucht keinen zusätzlichen Platz für
> Haltestellen, weil sich die Bürgersteige anbieten.
Ganz genau.
Viele Grüße
Ulrich C.