Folgendes hätte ich beizutrage:
Aus Berlins U-Bahnhöfe – Die ersten hundert Jahre:
Kottbusser Tor:
Der erste Bahnhof dieses Namens existiert nicht mehr. Es gab ihn vom 18. Februar 1902 bis zum August 1929 an der Hochbahnstrecke: Er lag etwa 100 Meter östlicher als der jetzige Hochbahnhof, hatte Seitenbahnsteige und ähnelte im Aussehen der Station -> Oranien-straße. Als die heutige Linie U8 dann Ende der zwanziger Jahre unterirdisch die Hochbahn kreuzte, ergab sich eine umsteigefeindliche Lage. Der zweite, der Untergrundbahnhof, öffnete am 12. Februar 1928 seine Pforten. Jetzt waren an der Hochbahn die Bauarbeiten für die neue, westlicher gelegene Station in vollem Gange. Dieser, letztlich der dritte Haltepunkt mit diesem Namen, wurde am 4. August 1929 in Betrieb genommen. Er besitzt einen Mittelbahnsteig; mit beachtlichen 52 Meter Spannweite überbrückt die Halle den Platz. Am 22. April 1945 mußte der Hochbahnhof geschlossen werden, ebenso in den letzten Apriltagen die Untergrundstation. Diese war am 27. Mai wieder offen; die Hochbahn hielt erstmals am 11. Juni - 1945 wieder am Kottbusser Tor. Seit dem 13. November 1993 fahren Züge von hier auch wieder - wie zuletzt 1961 - linienmäßig zur -> Uhlandstraße und zur -> Krummen Lanke.
Das Kottbusser Tor war einer der Durchlässe in der Akzisemauer, die ab 1732 errichtet worden war, um sowohl Lebensmittel-Verbrauchssteuern erheben zu können als auch Desertionen von Soldaten zu unterbinden. 1868 wurde sie abgetragen.
Chotibuz ist die älteste, auf der Urkunde von 1156 überlieferte Schreibart der Stadt in der Ost-Niederlausitz. Es folgten die Varianten Kotbos, Cadbyß, Katwitz und Cotbis, seit 1759 Kottbus (sorbisch Chosebuz). Die orthographische Konferenz von 1901 wollte im Zuge einer allgemeinen Reform der deutschen Rechtschreibung »C« durch »K« oder »Z« ersetzen. In Berlin wurde folglich aus dem Cottbusser Thor (das 1839 seinen Namen bekommen hatte) das Kottbusser Tor. Am 15. Februar 1913 aber bestimmte der preußische Innenminister, daß künftig nur die Schreibung mit »C« Geltung habe. Doch noch in den dreißiger und vierziger Jahren findet sich »K« in Zeitungen und auf Landkarten. Und in den neunziger Jahren noch auf dem U-Bahnhof Kottbusser Tor. Zur Schreibweise mit einfachem oder doppeltem »s«, siehe Cottbusser Platz.
Cottbusser Platz:
Überall ist Entenhausen, lautet ein mittlerweile bekanntgewordener Spruch, und »Überall ist Cottbus« ließ sich knapp drei Jahre lang auch von den Bahnhofsnamen der Berliner U-Bahn sagen. Als am 1. Juli 1989 Cottbusser Platz im Bezirk Hellersdorf eröffnet wurde, war er der dritte Bahnhof, der die 80.000-EinwohnerStadt in der Ostniederlausitz »im Schilde führte«. Nach der Rückbenennung des Kreuzberger -> Kott-busser Damms in -> Schönleinstraße Ende Mai 1992 waren's dann nur noch zwei. Die Umsteige-Station -> Kottbusser Tor dürfte wohl ihren Namen behalten, mitsamt Anfangs-»K«. Auch die Verdoppelung des Schluß- »s« hat ihre Berechtigung: »Das scharfe auslaufende `s' im Namen Cottbus wird in der Ableitung auf -er (dem Einwohnernamen) mit Doppel-s geschrieben (und auch so gesprochen): Cottbusser. Daneben kommt auch die Schreibung mit einem `s' (Cottbuser) vor, die aber
genauso gesprochen wird«, konstatiert der Duden. Die Einwohner der Lausitz-Stadt selbst sehen das anders und sich selbst als Cottbuser, gleich ob »Osi« oder »Wesi« ...
Wem das nicht kompliziert genug ist, der erfreue sich an der Namensfindung: »Hellersdorf« war für diesen Bahnhof der Planungsname, schließlich wurde dann aber die nächstfolgende Station Richtung Hönow zum Bahnhof -> Hellersdorf. Dieser wiederum war zwar geplant als -->Kastanienallee, doch derer gibt es sieben Stück in Berlin; letztlich holte für die Präzisierung Cottbus die Kastanien aus dem Feuer.
Zu ebener Erde gelegen, verfügt Cottbusser Platz über einen Zugang - mit Rampe - in der Bahnhofsmitte, der als Fußgängertunnel unter der parallel verlaufenden Hellersdorfer Straße angelegt ist und die Verbindung herstellt zur »Wohngebietsseite« und zum Einkaufszentrum.
Quelle:
Berlins U-Bahnhöfe – Die ersten hundert Jahre erschienen im be.bra Verlag