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"Finanzkrise bringt BVG ins Schleudern"
geschrieben von Harald Tschirner 
Näheres in diesem

[www.berlinonline.de]

Artikel der Berliner Zeitung.

Beste Grüße
Harald Tschirner
Wer mit dem Teufel paktiert...

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Nicht-dynamische Signatur
Zitat

Das Volumen: Die BVG hat 22 solcher Verträge abgeschlossen - über 427 U- und 511 Straßenbahnwagen. Laufzeiten: 12 bis 30 Jahre. Heute bestehen noch 15 US-Lease-Verträge, in denen 376 U- und 134 Straßenbahnwagen gebunden sind. Als eine U-Bahn 2000 ausbrannte, musste die BVG rund 60 000 Euro zahlen.
Au weia.
Naja, ohne das ganze jetzt schön reden zu wollen, hat die BVG ja letztlich, wenn 80 Mio. fällig werden, immer noch was gespart.

Natürlich ist es problematisch, sich vor allem von demjenigen, der von den Geschäften profitiert, beraten zu lassen und dabei rechtlich unüberschaubare Finanzkonstrukte einzugehen. Man muss aber auch bedenken, dass es damals (und heute in gewisserweise auch noch) oberstes Primat politischen Handels war, die staatlichen Ausgaben zu senken, koste es was es wolle.

Wenn man als Staat bzw. Eigenbetrieb schon rechtlich gewagte Finanzkostrukte eingeht, um letztlich aus irgendwelchen steuerlichen Sparmechanismen zulasten der öffentlichen Hand in den USA zu profitieren, hat man irgendwo auch schon das Recht verwirkt an die Steuermoral der Bürger oder anderer Unternehmen zu appellieren.
Es war schon ein "freischwebender" Akt, derartige Verträge überhaupt abzuschließen. Niemand wusste doch, welche Risiken damit verbunden waren, weil niemand die Vertragsbedingungen und Grundlagen wirklich durchschaut hat - einschließlich Sarrazin, der ja der ganzen Sache zugestimmt hat.
Die Finanzjongleure mit ihren Luftnummern haben doch die Finanzkrise erst verursacht.
Wirklich schade, dass nicht mehr von ihnen aus den Hochhäusern gesprungen sind.
Lopi2000 schrieb:
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> Naja, ohne das ganze jetzt schön reden zu wollen, hat die BVG ja letztlich, wenn 80 Mio. fällig werden, immer noch was gespart.

Nicht die BVG, sondern der Senat / Land Berlin, in dem die Zuwendungen um den "verdienten" Betrag gekürzt werden.
Es wurden bereits Rückstellungen in Höhe der verbleibenden Risiken getroffen, insofern wird die BVG deshalb nicht den finanziellen Kollaps erleiden.

so long

Mario



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 03.02.2009 16:09 von der weiße bim.
So schlimm siehts ja für die BVG gar nicht aus. Im schlimmsten Fall verlieren sie das Geld, das sie duch die CBL-Verträge verdient haben und noch ein paar Millionen. Wenns glatt geht, hat der amerikainsche Steurzahler die BVG mit nicht unerheblichen Millionenbeträge gestützt.

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Das Gegenteil von ausbauen ist ausbauen.
Zitat
Logital
So schlimm siehts ja für die BVG gar nicht aus. Im schlimmsten Fall verlieren sie das Geld, das sie duch die CBL-Verträge verdient haben und noch ein paar Millionen.

Das sehe ich grundlegend anders. In 2007 akzeptierte die BVG - im Rahmen der Restruktierung der Cross-Border-Leasing-Verträge - die Aufnahme von "Wertpapieren" (der Name ist ein Euphemismus, daher in Gänsefüßchen) im Umfang von 200 Mio. EUR in ihre Bücher. Heute werden solche Papiere als "Toxic Asset" und Schrottpapiere bezeichnet.
Es wurden Rücklagen von 156 Mio. EUR getätigt, das sind keine Peanuts. Diese Kuh ist bei weitem nicht vom Eis.

Mario hat Recht, dass die BVG nicht den finanziellen Kollaps erleiden wird, zumal ein solches Risiko am Ende vom Land Berlin und damit von uns Steuerzahlern zu schultern sein wird.

Gruß, Tatra83

PS: Unter der damaligen Finanzsenatorin, Annette Fugmann-Heesing, wurde auch ein Teil der Berliner Wasserbetriebe verschleudert, mit dem Versprechen, dass die Preise sinken würden. Was ist geschehen? Das Land Berlin hat sich in den entsprechenden Verträgen verpflichtet, jede getätigte Investition seitens der Käufer mit einem festgeschriebenen Zinssatz zu vergüten, das ist die wahre Gelddruck-Maschine, zum Nachteil für alle Berliner. Der Senat sattelt mittlerweile obendrauf, damit die Wasserpreise stabil bleiben...



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 04.02.2009 20:14 von Tatra83.
Jeder kleine Handwerksmeister oder andere Mittelständler, die als Zulieferer oder Auftragsnehmer von Großen tätig sind oder von den Banken zur Zeit keine Kredite bekommen haften mit ihrem Privateigentum (kommen von "Haus und Hof"), nur die Damen und Herren da oben in AG's und Politik kommen davon.
Das ist doch eine Binsenweisheit.
Und wenn man dann Banken "verstaatlicht" kann man sich selbst Kredite geben und von den Zinsen profitieren - je höher der Kredit, desto höher die Zinsen.
Die sackt "man" ein, die Schulden bleiben beim "Staat" kleben, also wie immer bei den Steuerzahlern.

Was ist schon ein Bankraub gegen die Eröffnung einer Bank !! (Ist nicht von mir)
Zitat

Naja, ohne das ganze jetzt schön reden zu wollen, hat die BVG ja letztlich, wenn 80 Mio. fällig werden, immer noch was gespart.

Es gibt - siehe Artikel - Rückstellungen in weit größerer Höhe. Gespart wurde dabei vermutlich effektiv nichts. Die BVG alias Stadt Berlin hat schlicht gemeinsam mit dem amerikanischen Steuerzahler ein paar Zockerbuden mit Millionen unterstützt.
Tatra83 schrieb:

> PS: Unter der damaligen Finanzsenatorin, Annette
> Fugmann-Heesing, wurde auch ein Teil der Berliner
> Wasserbetriebe verschleudert, mit dem Versprechen,
> dass die Preise sinken würden.

OT:
Und nicht zu vergessen, der Verkauf der Bewag an Vattenfall durch Fugmann-Heesing. Hier war nebenbei bemerkt Wowereit maßgeblich Werbender, ist ja noch nicht so lange her...

Das die Stadt immer das verkaufen muss, was ihr Erträge bringt - man galt einfach als dämlich das in Frage zu stellen (obwohl es insgeheim viele taten). Hier wurden alle Verantwortlichen bis hin zu den Gewerkschaften besoffen gequatscht.

Einziger Trost: Wechsel von staatlich zu privat und wieder umgekehrt sind nicht selten :-)

Gruß
Alex
Spannklemme schrieb:
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> Einziger Trost: Wechsel von staatlich zu privat
> und wieder umgekehrt sind nicht selten :-)

Hauptprofiteure sind dabei ja ohnehin die Berater und diejenigen, das das Ganze hin und her (ver)kaufen. Man liest leider eher selten, dass die öffentliche Hand irgendwas verkauft und hinterher billiger wieder zurück kauft. Nicht dass das die Regel sein sollte, aber umgekehrt ist als Steuerzahler auf die Dauer auch nicht schön.
Hallo

Spannklemme schrieb:
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> Das die Stadt immer das verkaufen muss, was ihr
> Erträge bringt - man galt einfach als dämlich das
> in Frage zu stellen (obwohl es insgeheim viele
> taten).

Aber das ist doch logisch: An wen sollte man denn etwas verkaufen, das keine Gewinne einbringt? Das kauft doch keiner. Nur lukrative Sachen kann man verscherbeln. Dumm nur, dass unsere Regierungen das oft auch noch wirklich tun.

> Einziger Trost: Wechsel von staatlich zu privat
> und wieder umgekehrt sind nicht selten :-)

Leider geht dabei aber auch meist eine Menge Geld verloren.

Viele Grüße

Ulrich C.

Ulrich Conrad schrieb:
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> Leider geht dabei aber auch meist eine Menge Geld verloren.

Mit dem Geld ist es ähnlich wie beim Energieerhaltungsatz:
Es geht nicht verloren, sondern wechselt den Besitzer, wird neu verteilt. Dass am Ende sehr viele ganz wenig davon haben und wenige ganz viel, liegt im Wesen dieser Gesellschaft begründet. Wer dies in Frage stellt ist ein böser Verfassungsfeind und darf nicht im öffentlichen Dienst arbeiten, auch nicht bei der BVG ;-)

Wir werden sehen, wie das Spiel mit dem CBL ausgeht: Die BVG kann dabei nur verlieren, da die erzielten Gewinne zur Reduzierung der Landeszuwendungen für die Verkehrsleistungen durch den Senat führten, er aber kaum willens und in der Lage sein wird, die nun zu erwartenden Verluste zu übernehmen.

so long

Mario
der weiße bim schrieb:
-------------------------------------------------------
> Mit dem Geld ist es ähnlich wie beim
> Energieerhaltungsatz:
> Es geht nicht verloren, sondern wechselt den
> Besitzer, wird neu verteilt. Dass am Ende sehr
> viele ganz wenig davon haben und wenige ganz viel,
> liegt im Wesen dieser Gesellschaft begründet.

Ja, stimmt. Genau so ist es.

> Wer
> dies in Frage stellt ist ein böser
> Verfassungsfeind und darf nicht im öffentlichen
> Dienst arbeiten, auch nicht bei der BVG ;-)

Wie gut, dass ich nicht im öffentlichen Dienst bin. :-)

Viele Grüße

Ulrich C.

der weiße bim schrieb:

> Mit dem Geld ist es ähnlich wie beim
> Energieerhaltungsatz:
> Es geht nicht verloren, sondern wechselt den
> Besitzer, wird neu verteilt.

Na da sehe ich ja meine Gehaltsabrechnung im ganz anderen Licht 8-)

> Wir werden sehen, wie das Spiel mit dem CBL
> ausgeht: Die BVG kann dabei nur verlieren, da die
> erzielten Gewinne zur Reduzierung der
> Landeszuwendungen für die Verkehrsleistungen durch
> den Senat führten, er aber kaum willens und in der
> Lage sein wird, die nun zu erwartenden Verluste zu
> übernehmen.

Das ist ja keine ungewohnte Situation für die BVG:-( Im Vergleich zur VGF in Frankfurt und anderen Nahverkehrsunternehmen hat sich die BVG im CBL vergleichsweise moderat aufgestellt. Es trifft also den Nahverkehr und die Kommunen bundesweit. Das hilft der BVG erstmal wenig, aber eventuelle Präzedenzfälle vor Gericht oder Kontakte zu anderen Betrieben bringen vielleicht Hilfe.

Gruß
Alex
Der Fisch zu dieser Thematik ist noch nicht geputzt. Wer sich ein wenig für die Hintergründe interessiert, dem sei der folgende Artikel empfohlen:

[www.ftd.de]

Hier gibt es (off-topic) einen spannenden Vortrag zum Hintergrund der weltweiten Systemkrise: [www.videogold.de]

Gruß, Tatra83
Tatra83 schrieb:
-------------------------------------------------------
>
> Hier gibt es (off-topic) einen spannenden Vortrag
> zum Hintergrund der weltweiten Systemkrise:
> [www.videogold.de]
> -recht-andreas-clauss/

Vielen Dank für den Link zum Video. Das ist das beste Video, was ich bisher im Netz gefunden habe!

Viele Grüße
Florian Schulz

--
Das Gegenteil von umfahren ist umfahren.
@ Florian: Sehr gern - in dem Video sind einfach ein paar Gesamtzusammenhänge sehr gut erklärt.

Die Problematik mit AIG wird definitiv nicht die BVG zu Fall bringen, denn direkt hinter ihr steht das Land Berlin, welches dann haften muss.
Der Senat ist dabei um ruhige Fahrwasser bemüht, aber das Wasser steht ihm bis zum Hals.
AIG (American International Group) versichterte dabei eigentlich nur die Cross-Border-Leasing-Verträge gegen den Zahlungsausfall eines Vertragspartners. Eine Rating-Agentur (also reine Psychologie) vergab dabei Bestnoten (Triple A) für die Bonität von AIG. Da AIG selbst im letzten Quartal 2008 ca. 60 Milliarden $ abschreiben musste, könnte auch eine Verschlechterung des Ratings anstehen. Und genau dort steckt die eigentliche Musik drin!
In diesem Fall müssten die deutschen Kommunen weitere Sicherheiten besorgen oder einen neuen Kreditversicherer finden, was in der aktuellen Systemkrise ein extrem teures Unterfangen werden könnte.
Diese möglichen Risiken versuchte die BVG mit der Rückstellung von ca. 156 Mio. EUR abzudecken. Das sind allerdings Peanuts im Vergleich zu den 30 Milliarden EUR, die deutschlandweit fällig werden würden, wenn AIG tatsächlich über die Wupper ginge.

Die konkreten Folgen für die BVG könnten das Nicht-Einlösen der Flexity-Optionen sein; der Senat wird nicht mehr in der Lage sein, neue U-Bahn oder Straßenbahn-Strecken zu finanzieren. Ich bin der Hoffnung, dass man sich darüber bei Senat und BVG im Klaren ist.

Es ist einfach nicht abzuschätzen, was passieren wird. Schlussendlich werden wir alle die Zeche für diesen globalen Finanz-Irrsinn bezahlen müssen.

Gruß, Tatra83
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