Prinz Eisenherz schrieb:
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> Auch eine "Datenbank für Ermäßigungen" müsste
> irgendwie erstellt werden, der betroffene Kunde
> erfasst werden. Da stellt sich dann immer die
> Frage: automatisch durchmelden (Datenmissbrauch?)
> oder persönlich beantragen.
Das kann ja auch anonym erfolgen. Man kann ja auch Datenbanken so miteinander abgleichen, dass die Daten nicht miteinander in Verbindung stehen. Dies ist auch bei großen Datenmengen inzwischen ziemlich problemlos möglich. So könnte man eine (idealerweise institutionell unabhängige) Datenbank zwischenschalten, die lediglich die Nummernkombinationen enthält: darin steht z.B. nur BVG-Kunden-Nr. 12345 ist identisch mit JobCenter-Kunden-Nr. 56789. Dann schickt das JobCenter monatlich eine Liste mit aktiven Nummern an diese Datenbank und die BVG erhält eine konvertierte Liste, welche ihrer Kundennummern auch im kommenden Monat einen Ermäßigungsanspruch haben.
Das Ganze natürlich ohnehin nur als freiwilliges Angebot: wem der Schutz der persönlichen Daten mehr am Herzen liegt als die Bequemlichkeit, der kann sich die Ermäßigungskarte auch monatlich manuell verlängern lassen. Ähnlich läuft es ja offenbar seit gut einem Jahrzehnt im Datenabgleich zwischen Krankenkassen und Hochschulen. Während man früher jedes Semester seine Semesterbescheinigung bei der Krankenkasse einreichen musste, erfolgte der Abgleich irgendwann automatisch, ohne dass die Krankenkasse automatisch Zugriff auf meine Studienleistungen oder ausgeliehenen Bücher erhielt.
> Das war auch so eine super Idee, den Berlinpass
> bei den bezirklichen Bürgerämtern abzuholen - die
> Presse berichtete über das Chaos. Als wenn man
> nicht schon genug Wartezeit für Reisepässe,
> Personalausweise, Führerscheine, Meldewesen etc.
> dort immer wieder absitzen kann.
Naja, die Idee ist vielleicht nicht grundsätzlich schlecht, aber wie so oft wurde diese Idee wohl nicht auf ihre Umsetzbarkeit überprüft bzw. entsprechend mehr Personal eingeteilt.
> Einen einheitlichen Schülerausweis gab es schon
> vor 30 Jahren. Sicherlich könnten die
> Schülerausweise zugleich als ÖPNV-Trägerkarten
> genutzt werden oder die Schulen die Trägerkarten
> mit den Schülerausweisen ausgeben. Zugleich stellt
> sich dann die Frage nach der Höhe der
> Ausgleichzahlungen für den Schülerverkehr, wenn
> die VU die Ausgabe nicht mehr wahrnehmen.
Nachdem ja in einer modernen Verwaltung jeder (Standard-)Arbeitsschritt als ein Produkt genau definiert und mit Kosten unterlegt ist, ließe sich das ja ermitteln und aushandeln. Es dürfte allerdings im so niedrigen Promillebereich liegen, dass man dafür nicht unbedingt extra einen Streit vom Zaun brechen müsste.
> Wenn die S-Bahn rund die Hälfte ihrer
> Ticketschalter schließen will, weil sie "weniger
> als 100 000 Euro Umsatz pro Jahr erzielen", dann
> ist das erst recht kein interessantes Geschäft für
> Dritte. Die Provisionen sind relativ niedrig. Das
> Geschäft lässt sich für Dritte nur über hohe
> Stückzahlen wirtschaftlich darstellen - genau das
> ist aber bei den "problematisierten"
> Verkaufsstellen nicht vorhanden.
Diese Verkaufsstellen sollen sich ja auch nicht überwiegend aus den Fahrgeldeinnahmen finanzieren, sondern diese lediglich als ein Nebengeschäft betreiben, das zum einen Einnahmen in Form von Provisionen bringt und zum anderen zusätzliche potenzielle Kunden in den Laden lockt. Bei den beiden diskutierten Beispielen Wartenberg und Lichterfelde West ist jeweils eine größere Ansammlung von Läden im Umfeld des Bahnhofs. Diese liegen auch vor allem zu den Bushaltestellen deutlich günstiger als die bisherigen Schalter in den Bahnhöfen.
> Neugründungen durch Dritte sehe ich bei diesen
> Umsatzzahlen aber nicht - Ergebnis wären dann
> weitere Lücken im Servicenetz.
Es gibt genügend Beispiele dafür, dass solche Neugründungen auch funktionieren. Vielleicht sind ja auch die zusätzlichen Menschen im Laden plus die Provisionen nur noch das letzte Stückchen, das zur Wirtschaftlichkeit fehlt.
> Du weißt hoffentlich, das das DB-Vertriebsmodell
> aus Verbrauchersicht nicht unumstritten ist. Hier
> werden auch keine Ersparnisse weiter gegeben,
> sondern umgekehrt Zuschläge erhoben.
Letztlich kommt das aber aufs Gleiche heraus: es gibt halt einen Preis für den kostenintensiven Vertriebsweg und einen günstigeren für den kostengünstigen Vertriebsweg. Ob man nun das eine Zuschlag oder das andere Rabatt nennt, ist unerheblich.
> Im subventionierten Nahverkehr sind
> Verkaufszuschläge für die Regeltarife nicht
> akzeptabel.
Wer definiert denn das? Etliche Verkehrsunternehmen gewähren zum Beispiel einen Rabatt zwischen 5 und 20%, wenn die Tickets am Automaten und mit Geldkarte oder mit Sammelmonatsrechnung gekauft werden. Und auch beim 4-Fahrten-Ticket in Berlin wird ja letztlich auch ein Preisvorteil dafür gewährt, dass man den Vertrieb 3x weniger in Anspruch nimmt.
> Schön verklärte Vergangenheit: Erstens gibt es so
> gut wie keine Tante-Emma-Läden mehr. Zweitens
> definieren gesetzliche Kennzeichnungspflichten die
> Lebensmittel, zugleich gibt es eine geübte Praxis,
> so dass sich diese Frage kaum stellt. Aus welchen
> Euter die Milch kommt oder welche Henne das Ei
> gelegt hat kann nur ein Landwirt mit Eigenverkauf
> vielleicht beantworten ...
Aber eben diese Pflichten gibt es auch im Fahrkartenverkauf, weshalb ja auch die privaten Fahrkartenverkaufsstellen mindestens eine Tarifbroschüre zur Verfügung haben, um im Zweifel nachzuschlagen.
> Der Kunde ist ebend nicht mehr völlig frei, wo
> Abwimmel-Zuschläge erhoben werden und
> Konkurrenz-Anbieter zugleich fehlen. Da helfen
> auch keine Automaten, die Geld nicht wechseln
> können oder wollen - oder Automaten, die von
> ahnungslosen Touristen minutenlang versperrt sind,
> und, und, und. Im Vergleich zum persönlichen
> Verkauf sind die Automaten zudem extrem langsam.
> Das alles ist nicht deine beschworene Freiheit -
> sondern eine Service-Wüste.
Das ist letztlich alles eine Frage der Bedienung oder Programmierung bzw. der oftmals eingesetzten langsamen Hardware. Während ich das Hochschulticket der ehemaligen TFH nutzte, empfand ich es stets als Belastung, meine Monatskarten nur an personalbedienten Verkaufsstellen kaufen zu können und hätte es als Freiheit begrüßt, auf Automaten ausweichen zu können.
> So könnte jede Vertriebs- und
> Informationsmöglichkeit in Frage gestellt werden,
> die man selbst nicht nutzt. Eine sehr egoistische
> und blödsinnige Sichtweise.
Könnte schon, aber ich führe ja auch zahlreiche Argumente auf, die meine Meinung unterstützen. Dass ich selbst auch von der von mir propagierten Lösung profitiere, ist natürlich schön für mich und lässt mich stärker hinter meiner Argumentation stehen, aber es ist keine Voraussetzung für mich, so zu argumentieren.
> So gesehen könnte
> sogar generell gegen ÖPNV-Subventionen
> argumentiert werden - auch Du als Automatennutzer
> wirst schließlich von der Gesellschaft
> subventioniert.
Natürlich kann man auch gegen ÖPNV-Subventionen argumentieren. Warum auch nicht? Nur gibt es eben volkswirtschaftlich und verkehrspolitisch doch etliche Argumente, die für eine Subventionierung sprechen. In zahlreichen Bereichen bin ich auch gegen ÖPNV-Subventionen, etwa in allen Bereichen, die Rabatte aus sozialen Gründen ausmachen. Ich fände es deutlich transparenter und mit weniger Organisationsaufwand verbunden, wenn man sämtliche Einkommensverteilungsmechanismen auf einen (z.B. positive und negative Einkommensteuer) konzentrieren würde und man dann überall einheitliche Preise für alle Nutzer hätte.
> Falls der ÖPNV mit Hürden
> bestimmte Kundengruppen (Zuschläge) abgrenzen
> sollte, stehen die Subventionen wieder zur
> Debatte.
Es werden ja keine Kundengruppen ausgeschlossen. Es stehen alle Vertriebswege allen offen.
> Es ist doch schließlich so: auch Automatenkunden
> mussten sich irgendwo / irgendwann die
> Informationen für ihre inzwischen stete Ticketwahl
> beschaffen.
Nein, ein gut programmierter Automat führt die Benutzer so durch das System, das keine weitere Beratung notwendig ist. Gleichzeitig bietet er die Möglichkeit, auf einen Tastendruck die wichtigsten Tickets zu erwerben und mit ein paar mehr Tastendrücken jede denkbare Fahrkarte im Verbund zu erwerben.