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? zur Kehranlage Alexanderplatz
geschrieben von 476er 
Es sind ja derzeit erhebliche Bauarbeiten im Bereich Alexanderplatz (U-Bahn). Ich sehe beim Vorbeifahren immer wieder die tote Kehranlage der U8 ri. Wittenau. Bis wann war die denn in Betrieb bzw. warum ist sie außer Betrieb gegangen?

Die würde doch sicher gute Dienste leisten, wenn die kurvenreiche Strecke bis Rosenthaler irgendwann mal fällig ist (?)
Die war bis zum Mauerbau 1961 benutzt worden. In den Jahren danach ergaben sich nicht mehr die Möglichkeiten, dort Züge planmässig zu wenden.
Die Wendeanlage wurde aber noch bereit gehalten, um etwa in Haveriefällen etwas abstellen zu können.
Mit der Überarbeitung der Gleisanlagen nach 1990 wurden die Weichen nicht wieder eingebaut.
Wenn man diese Fahrmöglichkeit eines Tages mal benötigt, kann man sie auch schnell wieder aufbauen (wobei die Gleise der Kehre auch überarbeitet werden müssten).
Grundsätzlich gilt jedoch im Bahnbetrieb: Weichen müssen auch ihre Aufgabe haben, denn sie kosten im Unterhalt Geld. Das Bereithalten von Weichen für gelegentliche unplanmässigen Fahrwünsche ist nicht kostenoptimiert ausgewogen.

Sollten irgendwann ernsthafte Abstellmöglichkeiten fehlen, oder für Bauarbeiten diese Wendeanlage benötigt werden (oder auch nur ein Gleiswechsel an dieser Stelle) wird man sie auch einbauen. Aber solange spart man sich die Unterhaltskosten und verzichtet auf den Verschleiß der Weiche.


Mehr über Stellwerke hier:
[www.berliner-verkehrsseiten.de]
Hallo Marco,
vielen Dank für die ausführliche Erläuterung. Das leuchtet ein. Ein Beispiel fällt mir dazu spontan ein: Man merkt ja auch immer wenn man von Nauener Platz zum Leopoldplatz fährt wie der Zug kurz bevor er den Bf. erreicht sehr stark bremst weil ja noch die Weiche zur Wendeanlage kommt die er langsamer überfahren muss. Weichen und Schienenkreuzungen verschleißen schneller das ist normal.

Gruß
In meinem (historischen) Kurvenband der Linie D von 1949 mit den Änderungen von 1956/1957 sind folgende Aufstellgleise verzeichnet:

Boddinstr. (südl.)
Hermannpl. (nördl.+südl.)
Kottbusser Tor (südl.)
Alexanderpl. (nördl.)
Rosenthaler Pl. (nördl.+südl.)
Gesundbrunnen (nördl.)

Nördl. von Moritzplatz ist baulich ebenfalls ein Kehrgleis vorgesehen, ein solches ist aber nicht mal auf dem Stromschienenplan aus den dreißiger Jahren verzeichnet, so dass ich mir nicht sicher bin, dass es jemals bestanden hat.

Die Kehrgleise Rosenthaler Platz sind offenbar kurz nach dem Mauerbau demontiert worden, man brauchte ja sehr kurzfristig Weichen für den neu zu errichtenden doppelten Gleiswechsel zwischen Stadtmitte und Thälmannplatz (A-Linie). Möglicherweise wurden dafür auch Weichen vom Bahnhof Warschauer Brücke verwendet.
Die Demontage in Ro war jedenfalls sehr gründlich, sogar der Schotter wurde entfernt.

Die Kehranlage Alexanderplatz bestand offenbar etwas länger, 1976 wurde sie bei der Neuplanung der Fahrstromanlagen noch berücksichtigt. Zum Einbau eines Trennschalters für das Kehrgleis ist es dann doch nicht mehr gekommen, auf dem Änderungsblatt von 1981 sind die neuen Schaltanlagen auf dem Bahnhof eingetragen worden, die Weichen 7 und 9 in den Streckengleisen sind dagegen verschwunden. Die Weiche 8 im Kehrgleis (noch das Original-Teil von 1930!, leider ohne Antrieb) und das Kehrgleis selbst haben bis heute überlebt.

Zum Anschluss des Kehrgleises an die Strecke wird es jedoch nicht mehr kommen. Bei der Erneuerung der Weichenverbindung südlich Jannowitzbrücke (wo der Verbindungstunnel zur Linie E mündet) wurde diese derart erweitert, dass ein doppelter Gleiswechsel für die U8 besteht. Gleichzeitig wurde die Zugsicherungsanlage angepasst, so dass signalisierte Linksfahrten zwischen Alex und Jannowitzbrücke möglich sind. Daher ist ein Kehren in Alexanderplatz nicht mehr notwendig. Aufstellkapazitäten sind auf der U8 jedenfalls ausreichend vorhanden, zumal die Zuganzahl immer weiter reduziert wird.
Außerdem sind die Laufstege entlang des Kehrgleises nach heutigen Vorschriften nicht breit genug, was auch für den bereits untersuchten Wiederaufbau von Kehrgleisen in Rosenthaler Platz und Moritzplatz gilt (sowie Zinnowitzer Straße auf der U6, dieses ist außerdem zu kurz für 6-Wagen-Züge).

Somit wird es bis auf weiters keinen Wiederaufbau von Nebengleisen geben, der Trend geht eher in die andere Richtung, wie die Stilllegung von Gleis 3 in Gleisdreieck (oben) und der Gleisverbindungen in Leinestr. und Kochstr. deutlich zeigen.

so long

Mario
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