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Vollwerbung an Bussen und Zügen
geschrieben von Philipp Borchert 
Immer wieder ein Reizthema. Ich kann euch leider keine Bilder bieten, aber die BVG hat vor einigen Tagen an Wagen 4343 eine Ganzreklame angebracht, auf der ein abhebender Gelenkbus zu sehen ist. Dieser erstreckte sich fast über den gesamten eigentlichen Bus. Die Fenster waren durch schwarze Lochfolie komplett zugeklebt, obwohl damit ohnehin Fenster gezeigt wurden. Das Ganze ist Eigenwerbung der BVG für die BER-Expressbusse.

Daraufhin habe ich an die BVG folgende, zugegeben etwas harrsche Eingabe gesandt:

"Sehr geehrte Damen und Herren,

heute habe ich ein Bild ihres Wagens 4343 gesehen, der eine neue Popwerbung für die neuen BER-Expressbusse trägt. Ich finde diese Reklame sehr fahrgastverachtend. Generell die Beklebung von Fahrzeugfenstern. Mir ist bewusst, dass Werbung eine wichtige Einnahmequelle für die BVG ist. Auch freue ich mich als Bus- und Straßenbahnfan, wenn sich so ein bunteres Bild im Fuhrpark ergibt. Die Beklebung der Wagen mit Fensterfolie jedoch lehne ich grundsätzlich ab. Die Busse und Straßenbahnen haben genug freie Flächen auf den Seitenblechen, für Werbung jedweder Art.

Eine Werbebeklebung der Fenster geht IMMER mit einer DEUTLICHEN Sichtbehinderung für Ihre Fahgäste einher. Die Außenwelt ist nur bei bestem Sonnenlich einwandfrei von innen nach außen zu erkennen, und das auch nur bei hervorragenden Augen. Ist es nur etwas trüb, nass draußen oder gar dunkel, verhindert diese Art der Reklame ein Zurechtfinden in der Stadt für den Fahrgast.

Zudem ist es in höchstem Maße unattraktiv. Die BVG spricht davon, Fahrgäste gewinnen zu wollen. Das geht nur noch über "Wahlfreie". Wie wollen Sie Wahlfreie für den ÖPNV anwerben, wenn sie mit solch zugeklebten Bussen durch die Stadt fahren und den Berlinern deutlich machen, wie viel wert Ihen Ihre Fahrgäste sind? Aber darauf, dass die Front stets gelb bleibt, wird penibel geachtet. Das finde ich unfair ihren Fahrgästen gegenüber. Das schlimmste an diesem Fall ist, dass es sich um Eigenwerbung handelt. Die BVG MUSS in dieser Frage einfach zurückstecken. Ihren Fahrgästen zugunsten.

Mit freundlichen Grüßen aus Berlin-Buch"


Gestern kam die Antwort darauf:

Sehr geehrter Herr Borchert,

vielen Dank für Ihr E-Mail vom 24.04.2012.

Die von Ihnen bemängelten Beeinträchtigungen Ihrer Fahrt mit einem unserer Fahrzeuge durch die Ganzwerbung an diesem Fahrzeug bedauern wir sehr. Wir haben Ihr Anliegen an das für die Werbung an Fahrzeugen zuständige Unternehmen zur Kenntnisnahme weitergeleitet.

Die Anbringung von Werbung an unseren Fahrzeugen führt gelegentlich zu Kontroversen. Wir verstehen einerseits den Wunsch unserer Kunden, während der Fahrt unbeeinträchtigt den Blick aus dem Fenster zu genießen. Andererseits unterliegen wir als Unternehmen einer Verpflichtung zu strenger Wirtschaftlichkeit. Im Interesse möglichst stabiler Fahrpreise für unsere Kunden sind wir verpflichtet, auch diese Einnahmequelle zu nutzen.

Wir bitten Sie um Verständnis, dass wir aus diesen Gründen gezwungen sind, hier einen Kompromiss zwischen dem Wunsch unserer Kunden und dem Anliegen der Werbewirtschaft nach einer möglichst effektiven Präsentation zu finden. Ganzwerbung an Bussen, Straßenbahnen und U-Bahnzügen ist mittlerweile bundesweit in vielen Städten ein etablierter Werbeträger.

Nach mehrjährigen Versuchen mit verschiedenen Formen der Ganzwerbung und unter Einbeziehung sehr vieler unterschiedlicher Meinungen und Vorschläge unserer Fahrgäste wurde diese Art der Beklebung als Kompromiss ausgewählt. Durch eine besondere gepunktete Ausführung der Folien und durch die Verwendung eines transparenten Materials versuchen wir, die Sicht auch weiterhin zu gewährleisten. Die Folienhersteller arbeiten kontinuierlich an der Qualität der Fensterfolien, um die Beeinträchtigungen der Sicht noch weiter zu reduzieren. Wir verfolgen diese Entwicklung, da wir bestrebt sind, immer die neuesten Folien zum Einsatz zu bringen.

Wir hoffen, dass wir mit diesen Erläuterungen etwas Hintergrundinformation vermitteln konnten und Sie in Zukunft wieder in unseren Verkehrsmitteln begrüßen zu dürfen.

Mit freundlichen Grüßen
(...)


Mittlerweile wurde reagiert, die Werbung angepasst. Das hat mich dazu veranlasst, die Ernstnahme meines Anliegens wenigstens in diesem Fall auch anzuerkennen.

Sehr geehrt(...),

mit großer Freude habe ich heute auf einem aktuellen Foto des Wagens 4343 gesehen, dass die Fensterbeklebung deutlich reduziert wurde, ohne dass sich dadurch - meiner Meinung nach - eine Beeinträchtigung der Werbewirkung ergeben hätte. Dafür sind die Fenster jetzt wieder klar und durchsichtig. Sehr schön.

Die Abhängigkeit auch der Einnahmen aus Reklame ist mir natürlich bewusst. Eine geschmackvolle Werbung, die den gesamten Wagen in ein neues Licht rückt, hat auch für mich als Fan seine Reize. Und ich bin mir sicher: Wenn die Reklame auch mit Respekt für Ihre Fahrgäste - also eben ohne Einschränkungen auf Sichtfeld und ohne übertriebene Penetranz (wie sie z.B. die ununterbrochene Dauerbeschallung im Kaufland ist), erreicht solche Außenwerbung weitaus mehr Menschen - durch positive Resonanz, schon ohne das Produkt zu kennen.

In diesem Fall ist die BVG ja selbst der Werbebotschafter - und erreicht nun sicherlich auch diejenigen, auf die es der BVG ankommen muss: Die Fahrgäste, und zwar auf positive Weise.

Liebe Grüße aus Berlin-Buch von
Philipp


~~~~~~
Sie befinden sich HIER.
Also mich persönlich stören die Fensterfolien nicht. Man kann gut durchkucken und von außen sehen solche riesige Werbeflächen ganz schick aus(meine Meinung)
Jedoch sollte man es nicht übertreiben und sämtliche Scheiben abkleben, da es sonst im Bus/Tram recht dunkel wird.

Hat vielleicht jemand nen vorher-nachher-Vergleich der beiden Gestaltungen?

MFG, FlexiFan
-----------------------
Es lebe Berlin
Bezüglich der Vollwerbung an BVG-Fahrzeugen stellte sich mir in den letzten Tagen folgende Frage: War es, neben der Anpassung an die neuen Flexitys, nicht auch Ziel, die Fahrzeuge der GT6-Serien für Menschen mit Behinderung ersichtlicher zu machen (vgl. schwarze Verkleidung der Türen bei GT6N)?
Oder liege ich dabei in meiner Annahme komplett daneben?!
Nun traf ich vor kurzem GT6N-Z 2019 mit neuer Werbung ("Eberswalder Wurst"?), komplett in schwarz. Aus meiner Sicht hat das nicht mehr viel mit einer gewissen Ersichtlichkeit des Fahrzeuges zu tun. Die Türbereiche setzen sich nun auch nicht im Ansatz vom Rest des Fahrzeuges ab.
Meiner Meinung nach ein kompletter Fehlgriff in Sachen Fahrzeugwerbung.
Mir erschließt sich der Sinn dieser Fensterklebe-Aktionen sowieso nicht. Wo ist da der Werbenutzen? Das verärgert nur die Leute, die rausschauen wollen, und auffälliger als die bunten Busse von vor 30 Jahren sind die auch nicht...


Zitat
FlexiFan

Hat vielleicht jemand nen vorher-nachher-Vergleich der beiden Gestaltungen?

Ich kann nur den "nachher" Vergleich liefern:
4343 am 4.5.12 in Mariendorf.

Danke für'S Foto Joe. =)

Mich stören die gelochten Werbefolien ehrlich gesagt auch nicht so sonderlich. Brandenburger Tore oder Fussbälle sind da irgendwie nerviger. Abr ist doch gut, dass die BVG schnell reagiert hat. Auch wenn das Motiv -ehrlich gesagt- eher unterirdisch ist ...
Ich hatte gestern das Vergnügen,mit der M6 von Alex nach Rhinstr. zu fahren.
Das Vergnügen hilt sich allerdings in Grenzen,weil mein Fenster voll beklebt war.
Für eine kurze Strecke mag es ja gehen,für schlafende Fahrgäste egal.
Aber für eine lange Strecke empfinde ich es störend,als wenn man an der Wand sitzt.
Und die Bahn war voll.ein Umsetzen nicht möglich.
Wenn jemand jetzt noch auf einer langen Straße wie die Landsberger Allee noch eine bestimmte Hausnummer sucht,der sieht alt aus.
Gut ich könnte noch bei GOOGLE MAP bzw BVG.de mir das Ziel raussuchen.
Aber nicht jeder hat Internet.
Mir ist auch bekannt,das Touristen sehr gerne mit unseren Langstreckenbahnen bzw Bussen eine Stadtrundfahrt machen.
In der Linie 27 tat ich dieses,mit meinem Besuch, von Buschallee bis zur Anlegestelle Rathaus Köpenick ohne Fensterfolie.
War mal was anderes.
Hallo zusammen,

die tatsächliche Einbuße des Durchsichtsvermögen durch mit Werbung verklebte Fenster ist für den Fahrgast m.E. schon erheblich. Internetseiten verschiedener Anbieter solcher "Fensterlochfolie" kann man entnehmen, dass die bedruckte Fläche etwa 60 % der Gesamtfläche ausmacht, d.h. dem Fahrgast stehen mit dem Löchern in der Bedruckung nur noch etwa 40 % der Fensterfläche zur Verfügung.

Ich habe dies mal durch die folgenden beiden Bilder versucht zu veranschaulichen. Das erste besitzt 800 x 450 = 360.000 Pixel. Das zweite Bild besitzt mit realen 506 x 285 = 144.210 Pixeln etwas mehr als 40 % der Auflösung des ersten Bildes. Ausserdem habe ich das zweite Bild etwas abgedunkelt, denn 40 % Fläche bedeutet auch nur noch 40 % der Ausgangshelligkeit. Effekte durch die Rasterung der von Innen ja durchaus wahrgenommenen schwarzen Hintergrundfläche der Bedruckung sowie durch die die Farben und Löcher schützenden Deckfolie und den Kleber bleicen hier vernachlässigt.





Gruß
Micha



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 06.05.2012 01:11 von Micha.
@Micha:
Da sich die Iris bei Dunkelheit weitet ist der vom Menschen real empfundene Helligkeitsunterschied um einiges geringer.
[de.wikipedia.org]
Also die Dunkelheit empfinde ich schon sehr nah dran ;)

Generell würde ich aber Vollwerbung per Todesstrafe verbieten :-X Es gibt nichts schlimmeres...
Zitat
VvJ-Ente
Mir erschließt sich der Sinn dieser Fensterklebe-Aktionen sowieso nicht. Wo ist da der Werbenutzen? Das verärgert nur die Leute, die rausschauen wollen, und auffälliger als die bunten Busse von vor 30 Jahren sind die auch nicht...

Genau! Ich halte das Bekleben von Fenstern, ganz gleich womit, schlicht für eine Frechheit! Besonders perfide sind die Traffikboards über die Mittelfenster: wenn ich schon stehen muss, werde ich auch noch dafür bestraft, indem ich nicht ungestört nach draußen schauen kann!

Da lob´ich mir die, überwiegend neuen, französischen Straßenbahnen: die habe fast keine Werbung und schon gar keine Totalwerbung über die Fenster. Und trotzdem sind dort die Fahrpreise zumeist erheblich geringer. Irgendwas machen wir hier falsch!

Und was das hinaus sehen anbelangt: als im 19. Jahrhundert als erste Röhren-U-Bahn in London die City&South London Railway ausschließlich im Tunnel eröffnet wurde, setzte man Wagen ein, die lediglich Lüftungsöffnungen an der Decke hatten. Es gab also keine Fenster, denn draußen war ja nichts zu sehen; die Haltestellen wurden vom Schaffner angesagt. Schnell gab es Proteste und man musste Wagen mit Fenstern beschaffen.

Beste Grüße
Harald Tschirner



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 06.05.2012 22:11 von Harald Tschirner.
Zitat
Harald Tschirner
Besonders perfide sind die Traffikboards über die Mittelfenster: wenn ich schon stehen muss, werde ich auch noch dafür bestraft, indem ich nicht ungestört nach draußen schauen kann!

Außerdem sind an der Stelle stets die alternativlosen Rollstuhlplätze.

Dann gibt es da noch diesen einen Solaris mit der Reklame für Bethel (rote Vollwerbung). Genau am Rollstuhlplatz weitet sich die Werbung über die Fenster, das Unternehmen hat nach eigenen Aussagen irgendwas mit Menschenwürde zu tun...

Bild ergoogelt ("BVG 4120"), mit diesem Ergenis von René:


~~~~~~
Sie befinden sich HIER.
Zitat
Joe
Zitat
FlexiFan

Hat vielleicht jemand nen vorher-nachher-Vergleich der beiden Gestaltungen?

Ich kann nur den "nachher" Vergleich liefern:
4343 am 4.5.12 in Mariendorf.

Hi,

nachdem Jimmy-Joe das Nachher-Bild geliefert hat, zeige ich in diesem Fall ausnahmsweise mal die Vorher-Aufnahme...


4343, Berlin-Wedding (Müllerstr.), 27.4.2012.

Zitat
achherrje
Auch wenn das Motiv -ehrlich gesagt- eher unterirdisch ist ...

"Unterirdisch" ist ja beinahe verharmlosend. Wenn das die Aussichten auf die neuen Flughafenlinien X7 und X11 sein sollen, dann Gute Nacht! Stehplätze für alle - typisch Berlin, typisch BVG!

Ach ja, die Fensterfolien (ganz gleich ob Werbung, Scheibentönung oder Brandenburger Tore) lehne ich prinzipiell ab. Alle Varianten beeinträchtigen die Durchsichtfähigkeit der betroffenen Fenster in erheblichem Umfang.

Viele Grüße vom Oberdeck...


Kann ich am Baum zundern?



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 06.05.2012 15:21 von Oberdeck.
Ich gehe mal davon aus, dass man deshalb so schnell reagiert hat, weil man die Scheibenfläche gar nicht zu 100% zukleben darf, sondern nur zu 40 Prozent.
Gemäß Verkehrsvertrag sind sogar nur 25% der Fensterfläche zulässig.

*******
Das Gegenteil von ausbauen ist ausbauen.
Zitat
DonChaos
Ich gehe mal davon aus, dass man deshalb so schnell reagiert hat, weil man die Scheibenfläche gar nicht zu 100% zukleben darf, sondern nur zu 40 Prozent.
Naja, mit einer Durchlässigkeit von 40% bei der Folie fehlen nur noch freigelassene Front- und Heckscheibe, schon kann der Fahrgast durch 60% der Scheiben hindurchsehen (oder auch nicht... -.- )

LG: Metropolitan
___________________
"Oftmals sich wiegen und danach leben, wird Dir lange Gesundheit geben."
Zitat
Oberdeck
Wenn das die Aussichten auf die neuen Flughafenlinien X7 und X11 sein sollen, dann Gute Nacht!

Ach ja, die Fensterfolien (ganz gleich ob Werbung, Scheibentönung oder Brandenburger Tore) lehne ich prinzipiell ab. Alle Varianten beeinträchtigen die Durchsichtfähigkeit der betroffenen Fenster in erheblichem Umfang.

Genau! Auch wenn immer wieder behauptet wird, man könne doch hindurchschauen: das ist Unsinn, Augenwischerei und Kundenvera****!

Zum Thema X11-Aussichten: der soll doch künftig von Cicero gestellt werden. Wird das auch eine Änderung im Wageneinsatz bedeuten? So etwa Ersatz der DL durch GN?

Beste Grüße
Harald Tschirner
Zitat
Harald Tschirner

Zum Thema X11-Aussichten: der soll doch künftig von Cicero gestellt werden. Wird das auch eine Änderung im Wageneinsatz bedeuten? So etwa Ersatz der DL durch GN?

Wenn die Aussage von Herrn Grätz vom letztjährigen Bussprechtag noch Bestand hat,
fährt der X7 mit GN-Wagen und X11 mit DL.
Wobei Doppeldecker auf einer Flughafenlinie nicht so optimal sind, oder? Sollen die Fluggäste ihre Koffer ins Oberdeck schleppen? Oder man reißt unten die Sitze (außer Kinderwagen/Rollstuhlplätze, wobei es dann bestimmt wieder jede Menge Andersbegabte gibt, die diese Plätze blockieren) raus und setzt dort Gepäckablagen rein - Koffer unten, Fahrgast oben. Und ein Wachmann in jedem Bus, damit nicht in der Gropiusstadt die Gang kommt und sich die schönsten Stücke aussucht...^^
Zitat
VvJ-Ente
Wobei Doppeldecker auf einer Flughafenlinie nicht so optimal sind, oder?

Richtig. Aber den X11 halte ich ist in erster Linie für eine wichtige Verbindungslinie zwischen den südlichen Bezirken und Ortsteilen für den Berufs- und Schülerverkehr mit teilweise langen Reiseweiten. Flughafenlinie ist er eigentlich nur für eine Haltestelle: zwischen U-Bf. Rudow und Flughafen BER!

Beste Grüße
Harald Tschirner
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