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S1 Vorankündigungen zu "Bau Marathon"
geschrieben von Harald Tschirner 
Zitat
Ingolf
Dann sollten auch sofort alle Parkplätze abgeschafft werden und der Weg zur nächsten Autoabstellmöglichkeit muss etwa 1,2 km betragen - so weit ist die Entfernung vom Bahnhof Wollankstraße etwa zu den S-Bahnhöfen Pankow, Schönholz und Bornholmer Straße.

Das wird nicht nötig sein. Der Bahnhof Wollankstraße wird nämlich im Regelfall nicht nur von sechs S-Bahnen pro Stunde bedient, sondern auch noch von mindestens (kommen mir durch M27 und 255 in den Sinn) zehn Busfahrten pro Stunde - wenn einem der SEV nach Schönholz und Bornholmer nicht passt, kann man also nach Pankow, Osloer Straße oder sogar Moabit auch gleich mit dem Bus fahren ;) Und jemand in arbeitsfähigem Alter und mit gesundem Körper hat in der Tat kein Problem damit, 1,2 km Wegstrecke mal eben zu Fuß zurückzulegen - wenn doch, ist er ein Faulpelz, und dass das Konjunktur hat, wollte peterl hier offenbar rausstellen.

Zitat
Ingolf
Es ist schon absurd, eine Verschlechterung des Öffentlichen Verkehrs einzofordern, damit die Menschen sich etwas mehr bewegen - natürlich soll aber der Autoverkehr weiterhin ohne Einschränkungen möglich sein...

Insofern bist du da deutlich über das Ziel hinausgeschossen - eine Verschlechterung des ÖPNV hat hier niemand eingefordert, gleichzeitig auch keine Aufrechterhaltung oder gar Verbesserung der Möglichkeiten für den MIV.

Also, Ingolf - ich verstehe deinen immer mal wieder hier artikulierten Zorn gegen die Baukoordination bei BVG und DB Netz/S-Bahn ja durchaus sehr gut, würde aber peterl von der Tendenz her mal diesbezüglich Recht geben, dass die heutzutage übliche, marketinggesteuerte Fahrgast-/Kundensicht seitens des Verkehrsbetriebs tendenziell auch Probleme nach sich zieht. Der Verkehrsbetrieb präsentiert sich dabei nämlich als Dienstleister, der seinen Job leider oft nicht gebacken bekommt (".. wir bitten um Entschuldigung") und damit in der Gunst der "Kunden" immer weiter sinkt. De facto ist der Verkehrsbetrieb aber eben kein Nagelpflegestudio und keine Versicherung, sondern ein produzierendes Großunternehmen mit den entsprechenden - hier besonders komplexen - Rahmenbedingungen produktionstechnischer, betrieblicher, rechtlicher und finanzieller Natur. Ohne einen schier perversen Mitteleinsatz (z.B. bei Bauvorhaben - wenn sie emissionstechnisch so möglich wären - oder in der Angebotsgestaltung) kann der "Kunde" hier nicht König sein - gleichzeitig wird ihm das jedoch versprochen und seine Enttäuschung sogar noch bestätigt von IGEB und Konsorten - in die gleiche Kerbe schlägst auch du, Ingolf. Das Resultat: ständig angepisste Fahrgäste, die sich bei der Benutzung des ÖPNV zunehmend unsozial verhalten ("is mir doch ejal, die kriegen das ja ooch nich hin") und z.B. bei mutwilligen Zerstörungen an Anlagen des Verkehrsbetriebs wegschauen - dabei ist ihre Enttäuschung "fremderregt": Dass es im Verkehr immer mal nicht vorangeht, kennen die Deutschen ja von ihrem liebsten Verkehrsmittel, dem Auto. Bei Staus (häufig wegen Baumaßnahmen!) wird natürlich auch gemeckert - "aber dafür zahlen wa wenigstens nüscht, keen Ticket und nix", was? ;)
Fazit: Ein kleiner Einblick in Kostenrealitäten und Sachzwänge würde den meisten Meckerköppen das Verhalten der Verkehrsunternehmen in den meisten Situationen erklärlich machen. Es bleibt dann noch eine gewisse Anzahl von Baumaßnahmen übrig, bei denen die Baubetriebskoordinationen vermutlich irgendwie gepennt haben. Aber man sollte auch dabei immer im Blick haben, dass auch ein einziger piefiger Baustellenanwohner mit seiner Weigerung, über Nacht ins Hotel zu ziehen, aus einer oder zwei Nächten Arbeiten in der Betriebsruhe ruck, zuck auch mal ein ganzes Sperrwochenende zaubern kann. Wenn die gesamte Planung über den Haufen geworfen ist und der neue Termin mit den Bauunternehmen gerade noch so abgestimmt werden kann, dann fällt er vielleicht - leider - genau auf das Datum von einer parallelen Baustelle - fertig ist das Chaos. Augen zu und durch.
Letzte Bemerkung meinerseits - was die S-Bahn betrifft, habe ich bezüglich der Finanzierung durch die Aufgabenträger keine Sorgen, wobei die selbst wohl leider auch arm dran ist und das reichlich von Ländern und Bund fließende Geld beim Konzern versickert. Am Finanzmitteleinsatz pro beförderter Person oder am erbrachten Personenkilometer gemessen kriegt hingegen die BVG ungefähr ein Drittel des S-Bahn-Zuschusssatzes - abgesehen davon, dass Vollbahn-, also auch S-Bahnanlagen, gerne mal gleich vom Bund bezahlt werden. Das finde ich auch ziemlich pervers - und man sieht ja auch, dass die Einsparpotenziale bei der BVG im Wesentlichen erschöpft sind, wenn man von etwas Klimbim absieht, bescheidener Luxus in der Chefetage vielleicht (das weiß ich nicht genau) oder die Nikutta-eigene "neuen" Werbekampagne, die sich mir echt nicht erschließt und die ich eher geschmacklos finde. Kurzum: Fürs Preis-Leistungsverhältnis hat zumindest die BVG absolut meinen Respekt.



3 mal bearbeitet. Zuletzt am 18.10.2012 22:09 von les_jeux.
Zitat
les_jeux
....kann der "Kunde" hier nicht König sein - gleichzeitig wird ihm das jedoch versprochen und seine Enttäuschung sogar noch bestätigt von IGEB und Konsorten - in die gleiche Kerbe schlägst auch du, Ingolf. Das Resultat: ständig angepisste Fahrgäste, die sich bei der Benutzung des ÖPNV zunehmend unsozial verhalten ("is mir doch ejal, die kriegen das ja ooch nich hin") und z.B. bei mutwilligen Zerstörungen an Anlagen des Verkehrsbetriebs wegschauen - dabei ist ihre Enttäuschung "fremderregt": Dass es im Verkehr immer mal nicht vorangeht, kennen die Deutschen ja von ihrem liebsten Verkehrsmittel, dem Auto. Bei Staus (häufig wegen Baumaßnahmen!) wird natürlich auch gemeckert - "aber dafür zahlen wa wenigstens nüscht, keen Ticket und nix", was? ;)

Mit Verlaub, aber es ist doch sehr gewagt, einen Zusammenhang zwischen Vanadalismus sowie unverschämtem Verhalten und Kritik an miserabler Baustellenkoordination und sehr langen Bauzeiten zu konstruieren!
Sollen Deiner Meinung nach alle die Klappe halten und alles erdulden, was denn im Berliner ÖPNV so passiert? Meinst Du ernsthaft, wenn es keine Baustellenkritik vom IGEB oder wem auch immer, es denn zu auch nur einer einzigen weniger zerkratzten Scheibe oder auch nur einem einzigen Überfall auf einem U-Bahnhof weniger käme? Doch nicht ernsthaft!

Zitat
les_jeux
Fazit: Ein kleiner Einblick in Kostenrealitäten und Sachzwänge würde den meisten Meckerköppen das Verhalten der Verkehrsunternehmen in den meisten Situationen erklärlich machen.

Ach ja, "Kostenrealitäten und Sachzwänge" sind allesamt auf alle Zeiten ein Naturgesetz, welches nicht abänderlich ist und dem wir uns alle zu fügen haben? Das mag jemandem, der an entsprechender Stelle in einem Verkehrsunternehmen tätig ist, so vorkommen - aber es gibt auch immer einen Blick über den eigenen Tellerrand hinweg...

Ingolf
Zu deiner Information: Die IGEB hat dafür gesorgt, dass es überhaupt eine Baukoordinationsrunde zwischen Senat, Verkehrsunternehmen und Fahrgastverbänden gibt. Bringt aber auch nur bedingt etwas, wenn die Pläne dann schon alle fertig sind und die VU-Vertreter sich achselzuckend gegenübersitzen und erklären, dass sie nun nichts mehr ändern könnten. Das Ostring/U2-Debakel kam ja trotz solcher Runden zustande!

Die "Garantie" die S-Bahn gilt übrigens nur für den Nordsüdtunnel (samt Ringbahnanschluss) und auch nur bis zum durch die BVG genannten Termin. Sollte es zu Verzögerungen bei der U6 kommen, dann ist eine parallele Tunnelsperrung recht wahrscheinlich.

--- Signatur ---
Bitte beachten Sie beim Aussteigen die Lücke zwischen Bus und Bordsteinkante!
Zitat
Jay
Die "Garantie" die S-Bahn gilt übrigens nur für den Nordsüdtunnel (samt Ringbahnanschluss) und auch nur bis zum durch die BVG genannten Termin. Sollte es zu Verzögerungen bei der U6 kommen, dann ist eine parallele Tunnelsperrung recht wahrscheinlich.

Das hat man dann aber sehr wörtlich genommen, denn schon wenige Meter hinter dem südlichen Tunnelausgang beginnen die einschränkenden Bauarbeiten.
Dazu zählt auch die Sperrung des nördlichen Ausgangs des S-Bahnhof Yorckstraße/Großgörschenstraße der S1 - wie hier ja schon beschrieben. Natürlich wird die Variante S1/U7 mit Umsteigen in Yorckstraße als Umfahrung für die U6-Sperrung empfohlen. Willkommen in der Falle!

Baustelle Yorckstraße - in der aktuellen Punkt 3 auf Seite 6
[www.s-bahn-berlin.de]

Umfahrungsempfehlungen für die gesperrte U6
[www.bvg.de]

Ingolf
Stimmt, ist eh besser Bahnhofsgebäude verotten zu lassen und die (übergewichtigen) Fahrgäste bloß nicht zu viel laufen zu lassen - man könnte ja ne Kalorie verbrauchen.....
Zitat
TobiBER
Stimmt, ist eh besser Bahnhofsgebäude verotten zu lassen und die (übergewichtigen) Fahrgäste bloß nicht zu viel laufen zu lassen - man könnte ja ne Kalorie verbrauchen.....

Nur dass das Bahnhofsgebäude Yorckstr (S1) gar nicht wirklich saniert wird, sondern nur für die (übergewichtigen) Fahrgäste ein Fahrstuhl eingebaut wird.



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 07.09.2012 01:54 von Fritz.
Zitat
Fritz
Nur dass das Bahnhofsgebäude Yorckstr (S1) gar nicht wirklich saniert wird, sondern nur für die (übergewichtigen) Fahrgäste ein Fahrstuhl eingebaut wird.

Sehr lustig :-(

Es soll auch Eltern mit Kinderwagen und gebrechliche Personen geben...
Solche Arbeiten wie bei Se1 gehören eigentlich in die Sommerferien. Wer von Frohnau zum Ostkreuz will hat da ja was vor sich.
Zitat
micha774

Sehr lustig :-(

Es soll auch Eltern mit Kinderwagen und gebrechliche Personen geben...

Und es soll auch Leute geben, die durch Zitate hergestellte Bezugnahmen auch als solche wahrnehmen und die "übergewichtigen" Fahrgäste als eine direkte Anspielung auf das gleichlautene Zitat von TobiBER erkannt hätten...
Zitat
Fritz
Und es soll auch Leute geben, die durch Zitate hergestellte Bezugnahmen auch als solche wahrnehmen

Die gibt es mit Sicherheit, jedoch sind sie in diesem Forum leider rar.


Das Gegenteil von pünktlich ist kariert.
Ich war letzten Donnerstag beim Bahnbautreff an der Bornholmer Straße und hab mal ein paar Fragen gestellt, die ich hier kurz mitteilen wollte:

1. Was wird gemacht:
Im Oktober wird nur das stadteinwärts führende Gleis zw. Schönholz und Wollankstraße komplett erneuert. Das wäre das letzte Stück stadteinwärts zw. Bornholmer und Wittenau. Es soll vergleichbar mit der Stadtbahnsanierung sein da keiner weiß, wie die Viadukte in Wollankstraße aussehen. Da könnten noch ein paar Überraschungen lauern, denn dieser Bereich ist auch von der BVG damals nicht gemacht worden, da Wollankstraße im Grenzgebiet lag. Könnte somit noch länger als bis Anfang November dauern.
In den nächsten Jahren geht es dann mit dem stadtauswärts führenden Gleis weiter, das muss auch noch komplett saniert werden. Dann fehlt noch das Stück zwischen Wittenau und Hermsdorf und die Frohnauer Kehre ist wohl auch bald fällig. Das sollte, wie bei der Dresdner Bahn, eigentlich zusammen mit dem Nordbahnausbau kommen, wurde aber immer herausgezögert.

2. Nordbahnausbau / Kremmener Bahn:
Ist wohl gestorben. Für die paar Züge nach Rostock lohnt sich der Aufwand nicht, denn auf der Stettiner Bahn ist noch jede Menge Platz und der Ausbau des Karower Kreuz allemal billiger. Der Herr von der Bahn fand es auch blödsinnig, die Kremmener Bahn auszubauen, denn auch hier beträgt der Zeitunterschied im Vergleich zum Weg über Karower Kreuz nur ein paar Minuten. Genaueres konnte er zum Ausbau der Kremmener Bahn nicht sagen, aber so viel Geld, wie im Gutachten vorgeschlagen, wollte dann wohl doch keiner in die Hand nehmen, so dass sich wohl S-Bahn und RE6 was teilen sollen, aber das ist vermutlich Spekulation. Allerdings haben sie wohl trotzdem ein Problem mit den "Weiten" (Gleismittenabstand?), denn wenn mal die Gleise gewechselt werden sollen, haben sie wieder ein Problem.

3. ZBS:
Hier geht es wohl noch dieses Jahr auf der südl. S25 weiter. Da soll der Umbau unter dem rollenden Rad / in den nächtlichen Sperrpausen ausprobiert werden, so dass keine Sperrung notwendig wäre.

DerMichael
Zitat
DerMichael
Es soll vergleichbar mit der Stadtbahnsanierung sein da keiner weiß, wie die Viadukte in Wollankstraße aussehen. Da könnten noch ein paar Überraschungen lauern, denn dieser Bereich ist auch von der BVG damals nicht gemacht worden, da Wollankstraße im Grenzgebiet lag.

Der S-Bahnhof Wollankstraße lag immer im Bereich der Deutsche Reichsbahn, da er sich im Bezirk Pankow befindet, nicht in Reinickendorf. Die BVG wr daher für den Bahnhof niemals zuständig gewesen, auch zur BVG-Zeit stellte die DR beispielsweise die Bahnhofsaufsicht.

so long

Mario
Zitat
les_jeux
Also, Ingolf - ich verstehe deinen immer mal wieder hier artikulierten Zorn gegen die Baukoordination bei BVG und DB Netz/S-Bahn ja durchaus sehr gut, würde aber peterl von der Tendenz her mal diesbezüglich Recht geben, dass die heutzutage übliche, marketinggesteuerte Fahrgast-/Kundensicht seitens des Verkehrsbetriebs tendenziell auch Probleme nach sich zieht. Der Verkehrsbetrieb präsentiert sich dabei nämlich als Dienstleister,

Als was soll er sich denn sonst präsentieren? Das Verkehrsunternehmen soll mich zu einer angegebenen Zeit und für eine angegebene Summe von A nach B befördern. Das bezeichnet man gemeinhin als Dienstleistung.

Zitat

der seinen Job leider oft nicht gebacken bekommt (".. wir bitten um Entschuldigung") und damit in der Gunst der "Kunden" immer weiter sinkt. De facto ist der Verkehrsbetrieb aber eben kein Nagelpflegestudio und keine Versicherung, sondern ein produzierendes Großunternehmen

Hmhm.


Was produziert denn das durchschnittliche Verkehrsunternehmen heutzutage so, wenn es nicht gerade Personen (oder Güter) transportiert?
Vielleicht verkehrsrote Nähmaschinen oder kleine Autos im sonnengelben Bauhausstil, bei denen sich die hintere Tür niemals schließen will.



Zitat

mit den entsprechenden - hier besonders komplexen - Rahmenbedingungen produktionstechnischer, betrieblicher, rechtlicher und finanzieller Natur.


Ich dachte eigentlich, Sätze dieser Art wären seit dem 3. Oktober 1990 ausgestorben.
Möglicherweise liegt es ja an meiner westlichen Sozialisation, aber es gelingt mir partout nicht, auch nur irgendeine Aussage aus deinem interessanten Satz zu kitzeln. Was, bitte, willst du denn nun eigentlich sagen?



Zitat

Ohne einen schier perversen Mitteleinsatz (z.B. bei Bauvorhaben - wenn sie emissionstechnisch so möglich wären - oder in der Angebotsgestaltung) kann der "Kunde" hier nicht König sein

Was soll denn das nun wieder bedeuten?

Zitat

- gleichzeitig wird ihm das jedoch versprochen und seine Enttäuschung sogar noch bestätigt von IGEB und Konsorten - in die gleiche Kerbe schlägst auch du, Ingolf.

Also der Ingolf B. und ich, wir waren ja schon damals in bln.verkehr so gut wie niemals gleicher Meinung, aber (wie schon gesagt) hier kann ich nicht folgen.
Es gibt doch einen Fahrplan, von dem man annehmen könnte, er sei insofern verbindlich, als dass das beteiligte Verkehrsunternehmen zur angegeben Zeit ein Fahrzeug vorbeischickt.
Natürlich habe ich Verständnis für Unfälle und dergleichen, doch grundsätzlich sollte das Verkehrsunternehmen meine durch den Fahrplan aufgeschaukelte Erwartungshaltung erfüllen.
Wenn es das nicht kann, dann sollte der Verantwortliche schnellstens zum Gewerbeamt gehen und von Personenbeförderung auf Currywurstbude umsatteln.


Zitat

Dass es im Verkehr immer mal nicht vorangeht, kennen die Deutschen ja von ihrem liebsten Verkehrsmittel, dem Auto. Bei Staus (häufig wegen Baumaßnahmen!) wird natürlich auch gemeckert - "aber dafür zahlen wa wenigstens nüscht, keen Ticket und nix", was? ;)

Ah ja. In letzter Zeit mal bemerkt, was der Liter Super-bleifrei kostet?
Zitat
Nicolas Jost

Was produziert denn das durchschnittliche Verkehrsunternehmen heutzutage so, wenn es nicht gerade Personen (oder Güter) transportiert?
Vielleicht verkehrsrote Nähmaschinen oder kleine Autos im sonnengelben Bauhausstil, bei denen sich die hintere Tür niemals schließen will.

Jeder Verkehrsbetrieb hat eine "Produktion" - die bezieht sich auf die Bereitstellung der für den Verkehr und Betrieb erforderlichen Betriebsmittel und Anlagen.

Zitat
Nicolas Jost
Zitat

mit den entsprechenden - hier besonders komplexen - Rahmenbedingungen produktionstechnischer, betrieblicher, rechtlicher und finanzieller Natur.

Ich dachte eigentlich, Sätze dieser Art wären seit dem 3. Oktober 1990 ausgestorben.
Möglicherweise liegt es ja an meiner westlichen Sozialisation, aber es gelingt mir partout nicht, auch nur irgendeine Aussage aus deinem interessanten Satz zu kitzeln. Was, bitte, willst du denn nun eigentlich sagen?

Deine rote Nähmaschine soll halt nicht tagsüber rumfahren - oder noch schlimmer Tag und Nacht befahren werden. Insbesondere zur Herstellung der "Sicherheit" von Baumaßnahmen an Bahnanlagen ist rechtlich bedingt ein erheblicher Aufwand zu treiben. Und problematisch wird es, wenn einfach nicht genug Geld da ist, weil die Politik findet, es reicht doch - dein Nähmaschinenhersteller geht dann in Insolvenz. Könnte das die BVG AöR (ich weiß es nicht)?

Zitat
Nicolas Jost
Zitat

Ohne einen schier perversen Mitteleinsatz (z.B. bei Bauvorhaben - wenn sie emissionstechnisch so möglich wären - oder in der Angebotsgestaltung) kann der "Kunde" hier nicht König sein
Was soll denn das nun wieder bedeuten?

Wenn Nachtarbeiten erlaubt und dick Geld vorhanden wäre, dann wäre zB eine Sperrung über sieben Tage auch gut mal in einem Wochenende zu schaffen.

Zitat
Nicolas Jost
Natürlich habe ich Verständnis für Unfälle und dergleichen, doch grundsätzlich sollte das Verkehrsunternehmen meine durch den Fahrplan aufgeschaukelte Erwartungshaltung erfüllen.
Wenn es das nicht kann, dann sollte der Verantwortliche schnellstens zum Gewerbeamt gehen und von Personenbeförderung auf Currywurstbude umsatteln.

Klar, dann weg mit den ganzen Idioten da, die zufälligerweise entsprechend ausgebildet sind - lassen wir es doch richtige Laien machen!

Zitat
Nicolas Jost
Zitat

Dass es im Verkehr immer mal nicht vorangeht, kennen die Deutschen ja von ihrem liebsten Verkehrsmittel, dem Auto. Bei Staus (häufig wegen Baumaßnahmen!) wird natürlich auch gemeckert - "aber dafür zahlen wa wenigstens nüscht, keen Ticket und nix", was? ;)

Ah ja. In letzter Zeit mal bemerkt, was der Liter Super-bleifrei kostet?

In letzter Zeit mal bemerkt, dass jemand bei Staus auf die hohen Spritpreise schimpft? Ich nämlich nicht. Wäre natürlich auch unsinnig, denn der Staat finanziert den Unterhalt des Straßennetzes ja im Wesentlichen aus dem normalen Steueraufkommen. Wenn man einen Fahrschein für den ÖPNV besitzt, gibt es natürlich den "Beförderungsvertrag", Fahrgastrechte und dergleichen - was nichts daran ändert, dass in der Regel die Fahrgeldeinnahmen nur gut die Hälfte der Kosten des Verkehrsunternehmens decken. Dein Hersteller roter Nähmaschinen würde folgerichtig wie gesagt ziemlich schnell pleite machen. Verkehrsunternehmen hingegen werden von der Politik zu einer extremen unternehmerischen Grätsche gezwungen, weil Verkehr unbedingt auch wettbewerblich funktionieren soll, weil das vor Jahrzehnten mal irgendwelche abgedrehten Wirtschaftswissenschaftler bei der EU beschlossen haben. Bei der aktuellen rechtlichen Konstruktion und den hiesigen Kostenstrukturen ist das zumindest im ÖPNV eigentlich illusorisch, weil bei entsprechenden Nachfragesteigerungen bekanntlichermaßen auch das Angebot nachziehen muss und damit in der Regel das Defizit eher steigt. Die Bereitstellung von Verkehrsleistungen ist meines Erachtens eine hoheitliche Aufgabe, bei der sich der Staat mit der Bahnreform um seine fachliche und finanzielle Verantwortung weitgehend drückt, wenn man von überforderten Verwaltungskonstrukten wie der Bundesnetzagentur, dem Eisenbahnbundesamt und den nach regionalem Gutdünken ausgestalteten Aufgabenträgern mal absieht. Hier in Berlin haben wir wie gesagt in meinen Augen gleich noch eine doppelte Fehlleistung diesbezüglich erlebt: Den viel zu "teuren" S-Bahn- und den viel zu "billigen" BVG-Verkehrsvertrag, dies vor dem Hintergrund der finanziellen Situation und Einbettung der jeweiligen Verkehrsunternehmen.

Deinen DDR-"Vorwurf" von oben habe ich bislang mal unkommentiert gelassen. Ich selbst bin froh, diese Zeit nicht erlebt zu haben, aber den Eindruck, dass das Thema Öffentlicher Verkehr damals politisch und in der öffentlichen Darstellung eine andere - angemessenere - Rolle hatte, ungeachtet aller technischen Defizite natürlich, die es sicherlich gab, werde ich nicht los.



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 30.09.2012 11:29 von les_jeux.
Zitat

Hier in Berlin haben wir wie gesagt in meinen Augen gleich noch eine doppelte Fehlleistung diesbezüglich erlebt: Den viel zu "teuren" S-Bahn- und den viel zu "billigen" BVG-Verkehrsvertrag, dies vor dem Hintergrund der finanziellen Situation und Einbettung der jeweiligen Verkehrsunternehmen.
Ich halte den BVG Verkehrsvertrag nicht für zu billig. Eher versickern die Mittel in irgendwelchen Wasserköpfen wo Beamtenmikado gespielt wird. Eine reinigende Privatisierung der BVG halte ich für äußerst wichtig - wenn man gleichzeitig die Planungshoheit der Verkehre an den VBB abdrückt. Klar, der VBB bestellt manchmal auch "komische" Sachen allerdings habe ich die Hoffnung, dass dieses aneinander Vorbeiplanen von Bus, Tram und U-Bahn weniger wird wenn es zentral gebündelt wird. Und natürlich muss in den Ausschreibungen stehen, dass gemäß Tarifvertrag bezahlt werden muss.
Vor einiger Zeit gab es mal in der ProBahn-Zeitschrift einen Artikel über den Nahverkehr in Hessen, der als einer der ersten komplett privatisiert wurde.

Fazit des Artikels war, dass die Leistungen zwar billiger wurden, dafür aber die Ersparnis für die Koordination der Verkehrsunternehmen draufging, so dass am Ende beim Endkunden / Besteller nichts von der Ersparnis ankam.

Außerdem wurde früher von den Busunternehmen einige Leistungen an selbständige Busfahrer vor Ort "versubt", mit der Zeit wurden diese kleinen Unternehmer aber durch große Konzerne wie Veolia verdrängt. Die Frage ist: was will man? Billiger wirds jedenfalls nicht.

Grüße!
Der Michael
Zitat
les_jeux
Jeder Verkehrsbetrieb hat eine "Produktion" - die bezieht sich auf die Bereitstellung der für den Verkehr und Betrieb erforderlichen Betriebsmittel und Anlagen.

Und der Murks geht weiter.
Ich darf doch mal kurz etwas in die Geschichtskiste greifen, oder?
Also, vor nun doch schon etwas längerer Zeit, da hatten wir (nur mal als Beispiel) eine Fabrik im Familienbesitz, die Maschinen zur Produktion von Dosen so ziemlich jedweder Art produzierte (nämlich in der Stadt Heinrich des Löwens und der gelben Ampel-Verkleidungen (hier sind die Signalgeber tannengrün, dort biestig gelb - das ist doch gelebter Föderalismus, oder?.
Anyway, SOWAS nennt sich produzierendes Gewerbe; also gute, alte Industrie, die nach wie vor in erheblichem Maße zu unserem Wohlstand beiträgt.

Kauft nun ein Unternehmen ein paar Busse oder U-Bahnen (von irgendeinem Hersteller, der das Zeug aber halt produziert hat), macht ihn das nicht zum Produzenten. Bietet er dann mit den Fahrzeugen Fahrten von A nach B an, und das auch noch zu veröffentlichten Zeiten (oder auch oftmals irgendwann später, wenn es ihm gerade passt), dann bietet er eine Dienstleistung an.
So wie ein Friseur, der (meiner subjektiven Beobachtung nach) bei jeder Kundin über 38 diese komischen Trockenhauben benutzt. Die hat er auch nicht hergestellt, trotzdem sind sie elementarer Bestandteil seines Geschäftsmodells.




Zitat

Deine rote Nähmaschine soll halt nicht tagsüber rumfahren - oder noch schlimmer Tag und Nacht befahren werden. Insbesondere zur Herstellung der "Sicherheit" von Baumaßnahmen an Bahnanlagen ist rechtlich bedingt ein erheblicher Aufwand zu treiben. Und problematisch wird es, wenn einfach nicht genug Geld da ist, weil die Politik findet, es reicht doch - dein Nähmaschinenhersteller geht dann in Insolvenz. Könnte das die BVG AöR (ich weiß es nicht)?

Du tust gerade so, als wären die Unternehmen in der "freien Wirtschaft" frei von Vorschriften, zu treffenden Sicherheitsmaßnahmen (ich sag nur: Berufsgenossenschaften etc.) und sonstigen Zwängen. In der brutalen Marktwirtschaft da draußen gibt's keine regelmäßigen Überweisungen von Bund und Ländern, Rettungsschirme für die Spieler, die sich verzockt haben oder Transfergesellschaften für ehemalige Mitarbeiter des insolventen Mittelstandes.
Ob die BVG AöR überhaupt theoretisch insolvenzfähig wäre, ist allerdings eine interessante Frage. Ich vermute allerdings, dass sich eine vergleichbare Fragestellung seit 1949 nicht gestellt hat - schließlich stehen hinter einer AöR in der Regel die breiten Schultern des Bundes oder eines Bundeslandes.


"Chep87" kann man in seiner Analyse nur uneingeschränkt zustimmen.
Der Senat mit einem RegBM an der Spitze, den weder die Lage der S-Bahnnutzer noch den Baufortschritt eines Flughafengebäudes wirklich als großes Problem wahrnimmt, bzw. die Platzeck-Landesregierung, die bei der Bestellung des Nahverkehrs so tut, als wäre nun ganz Berlin von einer Mauer umgeben und Brandenburg ein gleichwertiger Wirtschaftsstandort.
Siehe RB51 oder geplanter Verlauf der RB von Potsdam über Golm zum BER.


Zitat


Klar, dann weg mit den ganzen Idioten da, die zufälligerweise entsprechend ausgebildet sind - lassen wir es doch richtige Laien machen!

Hartmut Mehdorn war niemals Lokführer, trotzdem hat er (und das sage ich ganz bewusst) die DB in seinen zehn Jahren als Vorstand in einen führenden Logistikdienstleister verwandelt, der einen in drei Stunden nach Hamm oder in einem Stündchen nach Leipzig bringt.



Zitat


In letzter Zeit mal bemerkt, dass jemand bei Staus auf die hohen Spritpreise schimpft? Ich nämlich nicht. Wäre natürlich auch unsinnig, denn der Staat finanziert den Unterhalt des Straßennetzes ja im Wesentlichen aus dem normalen Steueraufkommen. Wenn man einen Fahrschein für den ÖPNV besitzt, gibt es natürlich den "Beförderungsvertrag", Fahrgastrechte und dergleichen - was nichts daran ändert, dass in der Regel die Fahrgeldeinnahmen nur gut die Hälfte der Kosten des Verkehrsunternehmens decken. Dein Hersteller roter Nähmaschinen würde folgerichtig wie gesagt ziemlich schnell pleite machen. Verkehrsunternehmen hingegen werden von der Politik zu einer extremen unternehmerischen Grätsche gezwungen, weil Verkehr unbedingt auch wettbewerblich funktionieren soll, weil das vor Jahrzehnten mal irgendwelche abgedrehten Wirtschaftswissenschaftler bei der EU beschlossen haben.

Also ich kam noch nie auf die Idee, in einem Stau aus meinem Auto zu steigen und andere Autofahrer zu befragen. An der Tankstelle trifft aber in diesen Zeiten doch eigentlich jeden, der keine Tankkarte seines Arbeitgebers mit sich führt, der Schlag. Und ich bin mir sicher, dass jeder, der auf dem Mehringdamm an der Baustelle der BVG (Tunneldecke) im Stau steht, sich ordentlich aufregt. Zumal ich dort wirklich noch nie (ich übertreibe hier nicht!) mehr als zwei oder drei Bauarbeiter gesehen habe.

Zudem stelle ich die Behauptung auf, dass der regionale Eisenbahnverkehr seit Beginn der Ausschreibungen sukzessive Verbesserungen für alle Fahrgäste bedeutet hat.
Neue Fahrzeuge, die klimatisiert und barrierefrei unterwegs sind - was will man mehr? Und der Landeshaushalt wird auch geschont. Um das zu begrüßen, muss man wirklich nicht abgedreht sein.

Zudem widerlerlegt natürlich das bundesweite Fernverkehrsnetz deine Theorie.


Zitat

Bei der aktuellen rechtlichen Konstruktion und den hiesigen Kostenstrukturen ist das zumindest im ÖPNV eigentlich illusorisch, weil bei entsprechenden Nachfragesteigerungen bekanntlichermaßen auch das Angebot nachziehen muss und damit in der Regel das Defizit eher steigt.

Hä? Mehr zahlende Kundschaft -> ggf. zusätzliche Fahrten -> mehr Defizit?
Das sollte selbst im subventionierten Verkehr keinesfalls ein Naturgesetz sein.

Zitat

Die Bereitstellung von Verkehrsleistungen ist meines Erachtens eine hoheitliche Aufgabe, bei der sich der Staat mit der Bahnreform um seine fachliche und finanzielle Verantwortung weitgehend drückt, wenn man von überforderten Verwaltungskonstrukten wie der Bundesnetzagentur, dem Eisenbahnbundesamt und den nach regionalem Gutdünken ausgestalteten Aufgabenträgern mal absieht.

Das hat ja niemand in Abrede gestellt. Deshalb wird jedweder Nahverkehr ja auch subventioniert, deshalb gibt es freie Fahrt mit Schwerbehindertenausweisen und Hartz-IV-Tickets für einen symbolischen Betrag.


n
Ich fasse den Kindergarten jetzt mal kurz zusammen.

Absatz 1: Super, du bist genau der, den die DB vor zehn Jahren gesucht hat, als sie überall die Instandhaltung zurückgefahren hat. Die Bereitstellung von Anlagen, Fahrzeugen und weiteren Betriebsmitteln erfordert erheblich mehr als ihren Einkauf.

Absatz 2: Unternehmen, die öffentliche Verkehrsleistungen bereitstellen, stehen selbstverständlich stärker im Mittelpunkt des öffentlichen Interesses. Wenn von deiner komischen Braunschweiger Plastikdosenfirma mal ne Dose kaputtgegangen ist, dachte vielleicht mal einer "schlechte Qualität". Kommt eine S-Bahn zu spät, stehen gleich hundert Leute nebeneinander und ärgern sich.

Absatz 3: Hartmut Mehdorn hatte die Aufgabe, die Bahn "börsenfähig" zu machen. Dass man in einer Stunde nach Leipzig und in dreien nach Hamm kommt, hat nichts damit zu tun, dass er die Bahn zu einem "führenden Logistikdienstleister" gemacht hätte. Das wäre unter jedem beliebigen Hanswurst an seiner Stelle genau so gekommen, weil die entsprechenden Entscheidungen schon in den 90ern gefallen sind.

Absatz 4: Der Unmut bei Stau und hohen Spritpreisen richtet sich gegen "die da oben" oder das Böse, der Unmut bei Einschränkungen im ÖV logischerweise stets gegen den Betreiber. Auch die Modernisierung des Regio-Wagenparks wäre ohne die Bahnreform in dieser Form möglich gewesen und sicher auch erfolgt. Das bundesweite Fernverkehrsnetz wäre ohne Quersubventionierung aus Regionalisierungsmitteln längst kannibalisiert.

Absatz 5 + 6: Hier wiedersprichst du dir mehrfach selbst. Im subventionierten Nahverkehr sind mehr Fahrten = mehr bestellte Leistung natürlich mehr Defizit. Sonst gäbe es keine Subventionierung!
Könntet ihr das Wett(an)pinkeln beenden und wieder zum Thema der S1-Bauarbeiten zurückkommen?

Mich würde z.B. interessieren, wie der SEV so funktioniert und wie gut die Umleitung am Wochenende geklappt hat.

--- Signatur ---
Bitte beachten Sie beim Aussteigen die Lücke zwischen Bus und Bordsteinkante!
Zitat

Könntet ihr das Wett(an)pinkeln beenden und wieder zum Thema der S1-Bauarbeiten zurückkommen?

DER Satz des Abends.... Danke !
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