Re: TSP: Betriebsrat gefährdet Fortbestand der S-Bahn 13.10.2012 17:44 |
Zitat
Ingolf
Mich würde vor allem interessieren, ob es belastbare Statistiken gibt, wie sich die Anzahl der Straftaten nach Einführung von Videoüberwachung verändert hat.
Hin und wieder wird ja argumentiert, dass mehr Straftaten aufgeklärt werden (ist das wirklich in der Gesamtmenge so?) - aber als Gegenargument wird angbebracht, dass dadurch aber keine Straftat verhindert wird. Beides wird mit Statistiken unterlegt - aber es bringt uns nicht wirklich weite in der Diskussion.
Zitat
Ingolf
Ein völlig stumpfes Schwert ist Videoüberwachung bei den sogenannten Affekttaten, die spontan (unterstützt durch Rauschmittel, sich gegenseitiges Anstacheln in der Gruppe, Mutprobenrituale, rassistische Vorurteile etc.) ausgeführt werden und überwiegend auf Körperveletzung oder gar Mord anderer Personen abzielen. Den Tätern ist im Moment der Tast jede möglich Konsequenz egal.
Zitat
Ingolf
Dieser Bereich nimmt bezüglich Menge und Intensität der Taten zu. Und dahingegen helfen weder Videokameras, Zugangssperren noch andere technische Hilfsmittel. Da hilft auch kein Verweis auf eine mögliche erhöhte Aufklärungsquote. Das befriedigt vielleicht Rachegefühle, die Opfer dieser Taten werden dann auch nicht wieder lebendig oder gar gesünder und abschreckend wirkt die Aufklärungsquote leider auch nicht.
Zitat
Ingolf
Es ist irgendwie mal wieder eine typisch "deutsche Ingenieurdiskussion", dass man meint, allein mit technischen Mitteln das Problem schnell lösen zu können...
Re: TSP: Betriebsrat gefährdet Fortbestand der S-Bahn 13.10.2012 18:34 |
Zitat
Es ist irgendwie mal wieder eine typisch "deutsche Ingenieurdiskussion", dass man meint, allein mit technischen Mitteln das Problem schnell lösen zu können...
Re: TSP: Betriebsrat gefährdet Fortbestand der S-Bahn 13.10.2012 19:56 |
Zitat
Grenko
Zitat
Es ist irgendwie mal wieder eine typisch "deutsche Ingenieurdiskussion", dass man meint, allein mit technischen Mitteln das Problem schnell lösen zu können...
Warum so plump ? Weder soll, noch wird jemals dieses Problem gelöst. Aber es kann oder könnte abschrecken oder etwas minimieren. Man kann alle Waffen dieser Welt auf den Mond schiessen und dennoch habe ich durch Muskelkraft die Möglichkeit einen Menschen zu verletzen bzw. zu töten.
Re: TSP: Betriebsrat gefährdet Fortbestand der S-Bahn 13.10.2012 20:47 |
Auch wenn es in der Berichterstattung in den Medien immer wieder spektakulär dargestelle Fälle gibt, wo Bilder aus Videoüberwachung präsentiert werden, bedeutet das noch lange nicht, dass damit sich die Aufklärungsquote signifikant erhöht und die Verbrechensquote signifikant abgenommen hat.Zitat
peterl
Es liegt doch auf der Hand, dass durch die Veröffentlichung von Bildern der Tatverdächtigen, diese eher gefasst werden. Die einzige Frage ist doch hier nur, wie oft es nützt.Zitat
Ingolf
Hin und wieder wird ja argumentiert, dass mehr Straftaten aufgeklärt werden (ist das wirklich in der Gesamtmenge so?) - aber als Gegenargument wird angbebracht, dass dadurch aber keine Straftat verhindert wird. Beides wird mit Statistiken unterlegt - aber es bringt uns nicht wirklich weite in der Diskussion.
(...)
Dass die Aufklärungsquote nicht abschreckt halte ich für eine kühne Behauptung. Hast du dafür Belege?
Zitat
peterl
Sicher gibt es Straftaten, die der Täter auch begehen würde, wenn eine Hunderschaft der Polizei gleich daneben stehen würde. Gleichzeitig ist doch aber schon davon auszugehen, dass bei vielen Delikten, es einen Abwegungsprozess bei den Tätern gibt. Ich könnte das jetzt genauer recherchieren, die Herren der Kriminologie wissen darauf sicher eine Antwort, aber, dass es diesen Abwägungsprozess gibt, ist doch logisch.Zitat
Ingolf
Ein völlig stumpfes Schwert ist Videoüberwachung bei den sogenannten Affekttaten, die spontan (unterstützt durch Rauschmittel, sich gegenseitiges Anstacheln in der Gruppe, Mutprobenrituale, rassistische Vorurteile etc.) ausgeführt werden und überwiegend auf Körperveletzung oder gar Mord anderer Personen abzielen. Den Tätern ist im Moment der Tast jede möglich Konsequenz egal.
(...)
Hier ist doch wieder nicht die Frage OB der Kameraeinsatz Straftaten verhindert, sondern nur wie oft!
Mir ist eine verhinderte Straftat wesentlich lieber, als eine die erfolgt ist und womöglich jemand dadurch stirbt.Zitat
peterl
Mir klappt ja gerade die Kinnlade herunter. Ich schätze mal, dass du es nicht so gemeint hast, aber ich nehme dich trotzdem mal zunächst beim Wort. Der Wunsch des Opfers und der Öffentlichkeit nach Strafverfolgung und insbesondere einem Gerichtsprozess gegen den Täte bezeichnest du als Rachegefühl? Ich glaub es hakt.
Sollten wir - deiner Argumentation folgend, dann nicht alle Ermittlungsbehörden (Kriminalpolizei, Mordkomission etc.) abschaffen? Oder wo liegt hier der Unterschied? Oder sagst du, lediglich bei Affekttaten, kann man sich die Strafverfolgung sparen, sofern man keine "Rachegefühle" befriedigt sehen will?
Das kommt in den Diskussionen leider oft viel zu kurz.Zitat
peterl
Ich verstehe nicht, wie du darauf kommst, dass das Problem "allein mit technischen Mitteln" gelöst werden soll. Wer sagt denn sowas? Ich kenne nur Befürworter des Kameraeinsatzes, die diesen als Baustein in einer Kette von Maßnahmen sehen.
Re: TSP: Betriebsrat gefährdet Fortbestand der S-Bahn 13.10.2012 23:06 |
Zitat
Ingolf
Ich bitte daher um Statistiken, die belegen, dass
(1) die Aufklärunsgquote durch Videoüberwachung signifikant zugenommen hat und
(2) die Anzahl der Straftaten im überwachten Raum und dessen Umfeld ebenfalls signifikant abgenommen hat.
Re: TSP: Betriebsrat gefährdet Fortbestand der S-Bahn 14.10.2012 00:52 |
Zitat
Ingolf
[...]Ich bitte (und das meine ich jetzt nicht polemisch, sondern ernsthaft) um entsprechende Statistiken. Es "liegt doch auf der Hand" ist noch keine statistisch und wissenschaftlich belastbare Aussage.
Ich bitte daher um Statistiken, die belegen, dass
(1) die Aufklärunsgquote durch Videoüberwachung signifikant zugenommen hat und
(2) die Anzahl der Straftaten im überwachten Raum und dessen Umfeld ebenfalls signifikant abgenommen hat.
Zitat
Ingolf
Und genau darum geht es doch: Was ist der Stand der Kriminalitätsforschung zum Thema? Wie viel trägt Überwachung von öffentlichen Räumen wirklich zur Reduzierung von Straftaten bei?
Und die Straftaten, die in der letzten Zeit im Berliner ÖPNV stattgefunden haben und zum Teil zu tödlichen Folgen geführt haben, waren fast alles Affekttaten, welche die Videoüberwachung und Habhaftwerdeung (und zweifellos richtige und wichtige) Verurteilung der Täter nicht vehindern konnte.
Hier benötigen wir also offensichtlich andere Ansätze, als mehr Kameras auf den Bahnsteigen und in den Bahnen.
Zitat
Florian Schulz
[...]
Im Endeffekt trug die Videoüberwachung also gerade mal in 2% aller Straftaten zur Aufklärung bei. Selbst wenn man die Taten noch weiter differenzieren würde, wäre der Prozentsatz allen Anschein nach noch relativ gering.
Re: TSP: Betriebsrat gefährdet Fortbestand der S-Bahn 14.10.2012 03:12 |
Zitat
Ingolf
Auch wenn es in der Berichterstattung in den Medien immer wieder spektakulär dargestelle Fälle gibt, wo Bilder aus Videoüberwachung präsentiert werden, bedeutet das noch lange nicht, dass damit sich die Aufklärungsquote signifikant erhöht und die Verbrechensquote signifikant abgenommen hat.
(...)
Ich bitte (und das meine ich jetzt nicht polemisch, sondern ernsthaft) um entsprechende Statistiken. Es "liegt doch auf der Hand" ist noch keine statistisch und wissenschaftlich belastbare Aussage.
Zitat
Und genau darum geht es doch: Was ist der Stand der Kriminalitätsforschung zum Thema? Wie viel trägt Überwachung von öffentlichen Räumen wirklich zur Reduzierung von Straftaten bei?
Und die Straftaten, die in der letzten Zeit im Berliner ÖPNV stattgefunden haben und zum Teil zu tödlichen Folgen geführt haben, waren fast alles Affekttaten, welche die Videoüberwachung und Habhaftwerdeung (und zweifellos richtige und wichtige) Verurteilung der Täter nicht vehindern konnte.
Zitat
Hier benötigen wir also offensichtlich andere Ansätze, als mehr Kameras auf den Bahnsteigen und in den Bahnen.
Zitat
Daher habe ich - sicher auch etwas polemisch überspitzt - hier versucht, Fragen zu stellen.
Ich bin kein Kriminalitätsforscher, der diese Fragen auf Anhieb beantworten kann - aber ich bin ob der üblichen Aufbauschung der Diskussion in unseren Medien skeptisch genug, hier allzuschnell den Schalgzeilen oder irgendwelchen Bauchgefühlen zu glauben. Und um hier ernsthaft weiterzudiskutieren, benötigen wir eben wissenschaftlich unterlegte Fakten - und nicht Mutmaßungen im Sinne von "...es ist davon auszugehen" u.s.w. oder Schlagzeilen a la B.Z oder Bild.
Re: TSP: Betriebsrat gefährdet Fortbestand der S-Bahn 14.10.2012 04:22 |
Zitat
Nicolas Jost
Zudem erscheint es mir unlogisch, dass mich Karstadt bis in Aufzüge (und wahrscheinlich Umkleidekabinen) mit ihren Kameras verfolgen darf, aber in Bus und Bahn gibt das ein Riesengeschrei.
Re: TSP: Betriebsrat gefährdet Fortbestand der S-Bahn 14.10.2012 04:44 |
Zitat
Ingolf
Mir geht es weniger um ein grundsätzliches Verbot von Videoüberwachung in Öffentlichen Verkehrsmitteln (einschließlich der Bahnhöfe). Sondern es geht mir darum aufzuzeigen, dass für eine bestimmte - gehäuft gerade im ÖPNV auftretende - Form von Kriminalität die Videoüberwachung nach Stand der Dinge keinen relevanten präventiven Charakter entfaltet.
Um es mal etwas bildlicher darzustellen:
Da kann es noch so viele Kameras geben - wenn plötzlich jemand in einer bestimmten auf die U-Bahn wartenden Gruppe - oft schon etwas getrunken und sich gegenseitig aufgeheizt - meint, dass ein anderer Fahrgast einfach nur "zu blöd" dasteht, kann das für diesen Fahrgast ganz schnell tödliche Folgen haben. Leider zunehmende Realität - nicht nur in Berlin oder nur in Deutschland. Und erst recht ist es kein Randgruppen- oder Migrantenproblem. So mancher Schläger entstammt einem ganz normalen Mittelschichthaushalt und hat sich noch nie was zu Schulden kommen lassen.
Re: TSP: Betriebsrat gefährdet Fortbestand der S-Bahn 15.10.2012 12:39 |
Zitat
Ingolf
... Denn das trägt nicht im Geringsten zur Eindämmung dieser bestimmten - lebensgefährlichen - Form von Kriminalität bei. Wir brauchen hier andere Mittel und Ideen, als mehr Kameras.
Re: TSP: Betriebsrat gefährdet Fortbestand der S-Bahn 18.10.2012 22:51 |
Das ist selten... ;-))Zitat
Nicolas Jost
wir gehen da prinzipiell wirklich d'accord,
Optimist. ;-)Zitat
Nicolas Jost
obgleich ich (Gott sei Dank) nicht erkennen mag, dass es besonders oft tödliche Folgen hat, "provokativ desinteressiert" in die falsche Richtung zu schauen. Wenn dem so wäre, hätte sich doch längst der RegBM der Sache angenommen, da sich solche Dinge in den Übernachtungszahlen niederschlagen könnten.
So ist es, denn natürlich gibt es einen Zusammenhang zwischen sozialem Status im weitesten Sinne und Kriminalität.Zitat
Nicolas Jost
Wenn wir mal von dem Friedrichstraßen-Incident absehen, wo dieser Typ aus Bayern glücklicherweise eingeschritten ist, glaubst du denn dann wirklich, dass die "Troublemaker" gleichermaßen aus allen gesellschaftlichen Schichten stammen?
(...)
Jeder, der dann und wann den Berliner Nahverkehr zu späterer Stunde benutzt, weiß, dass in aller Regel nicht die Kids aus gutem Hause das Problem sind, sondern eine ganz andere Gruppe. Und diese Gruppe führt uns dann sehr wohl wieder direkt zur Thematik der Migration, Bildungspolitik usw. usf.
Re: TSP: Betriebsrat gefährdet Fortbestand der S-Bahn 19.10.2012 20:43 |
Zitat
Nicolas Jost
Ach Ingolf, ich bin mir sicher, der Inhaber des EDEKA-Marktes hat auch nicht erst irgendwelche Statistiken in der Bibliothek studiert, bevor er sich für die Kamerüberwachung seines Geschäfts entschieden hat.
Re: TSP: Betriebsrat gefährdet Fortbestand der S-Bahn 04.12.2012 19:04 |
Zitat
Tagesspiegel
[...]
Sobald die Polizei nahte, wurden die Heroinkügelchen heruntergeschluckt. „Meist reichten die Beweise nicht für einen Haftbefehl, und so standen die mutmaßlichen Händler wenig später wieder an derselben Stelle“, schildert der Sprecher.
Nun bedienten sich die Ermittler des Landeskriminalamtes einer anderen Methode: [...] „Der Handel mit den Heroin-Kügelchen konnte durch die Videoaufnahmen dokumentiert werden“, sagte der Polizeisprecher. Die verdächtigen Händler wurden auf diese Weise identifiziert. Da die Personalien der Männer aus früheren Kontrollen bekannt waren, konnten gegen sie Haftbefehle erwirkt werden.
[...]
Re: TSP: Betriebsrat gefährdet Fortbestand der S-Bahn 16.12.2012 15:01 |