Tja, insgesamt lese ich im Berlin-Forum hier ja nur mehr mit, als ich schreibe... Aber zu dem Thema will ich dann auch mal in die Tasten hauen.
Seit der Wende bin ich bekennender Berlin-Fan, wobei mein zweiter (und erster Bahnlastiger) Berlin-Besuch bereits 1984 erfolgte. Damals (huhu, André...) waren wir drei Tage in Berlin und machten einen Tag Berlin(Ost) unsicher.
Haben uns die S-Bahn angeschaut (der 270-Probezug fuhr), haben uns die Ostseite der U-Bahnstrecke Schlesisches Tor - Warschauer Brücke angesehen, wo wir auffäälig unauffällig beobachtet wurden (am Abend zuovr haben wir es von Westseite gesehen, von den berühmten Kanzeln aus). Haben auf einem Bahnhof (Ostkreuz?) Ost-Cola getrunken ("Bäh, nie wieder was gegen Aldi-Cola!"), sind mit der Schöneicher Straßenbahn illegal in die DDR eingereist (ich war wohl schon damals zu vernünftig und wehrte mich gegen eine zweite Fahrt). Den 277-Lattenzaun verpasste ich, da eine arg dringende Klositzung seinen Tribut forderte. Am Abend hatte ich von den 25 Mark noch 20 über (trotz Einkehr in eine Gaststätte), die ich am Baf Friedrichstraße einer Blumernfrau schenke. Für die war scheinbar Weihnachten, ich froh das Geld los zu sein, was mir ja keiner mehr zurücktauschte.
So weit meine erste Ost-Erfahrung.
1989 im November saß ich daheim auf dem Fußboden und las Zeitung. Die typischen Pressekonferenzen sah ich mir gerne an, so auch den Tag.
Der Wortlaut von Schabowski ist mir noch immer im Ohr, auch die Beiläufigkeit. Die Beiläugfigkeit war es auch, die mich rätseln ließ. Was bedeutet das jetzt. Ne viertel Stunde später liefen Nachrichten (müsste 19 Uhr heute gewesen sein), da war noch kein Wort drin. Hm, doch nicht so wichtig?
Aber ab 20 Uhr Nachrichten wars klar, was passiert war.
Das folgende Wochenende erlebte ich in Hamburg, es war eiskalt und strahlender Sonnenschein. Die DDR-Leute staunten über Baukräne (ich denk: "häh???"), drückten sich bei Brinkmann die Nasen platt... Einfach faszinierend.
Am Postamt Hühnerposten stehen unzählige DDR-Bürger, um das Begrüßungsgeld abzuholen (manche zweimal, man hat ja Reise- & Personalausweis und ist gewieft).
Abends ein Schnellzug nach Berlin, um 18.15 muß der Hamburg verlassen haben, bestand aus Byl-Wagen und gar ein einem Umbauvierachser BDyg. Man was für Züge.
Überhaupt 18.15 nach Berlin, wann sind die da? Mitten in der Nacht... In einem Monat biste zur 20 Uhr-Tagesschau in Berlin.
Ich selbst bin dann im Februar 1990 erstmals nach Berlin gefahren. Vier oder fünf Tage war ich da.
Übernachtet im JGH Wannsee, wo ich angeregte Diskussionen bereits über die Einheit führte. Vormittags fuhr ich in den Osten, schön mit Reisepaß. Immer über andere Übergangsstellen, so daß im Reisepaß diverse Stempel zu finden sind, von Wollankstraße, Jannowitzbürcke, Potsdamer Platz, Friedrichstraße. Hoffentlich finde ich den Reisepaß auch mal wieder...
Es war dennoch bedrückend, man merkte, man merkt Du bist Wessi, wenn ich im Osten mit der S-Bahn gefahren bin. Die 277-halb-mod fuhren noch, begehrtes Fotomotiv. Immer zur Mittagszeit bin ich wieder in Westen gefahren, wenn der Hunger kam. Die ab Sommer massenhaften Imbiß-Buden gabs noch nicht und Ost-Geld hatte ich kaum bei mir. Zumal die gastronomischen Möglichkeiten ja sehr eingeschränkt waren.
Die seit damals entstandenen Fotos sind einmalig, 1990 war ich noch zweimal in Berlin ab dann regelmäßig, so daß ich die Male längst nicht mehr zählen kann. Herausgekommen ist ein Erleben, deren Chance man wohl nur einmal hatte. Ein Wandel einer Stadt, innerhalb kürzester Zeit. Andere haben die Nebenbahnen der Reichsbahn besucht. Ein Feld, was ich fast unberührt ließ, schade ist es heute. Aber soll man sich zerteilen? Schön war die Zeit. Und einmalig.
Wenn man nur den Max Liebermann mit 601 denkt, die Stimmung, die jeden Abend auf dem Bahnhof Altona herrschte, als der Zug nach Berlin fuhr. Oder noch 1993, als der SVT137 225 in Hamburg war...