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Eure Erinnerungen an den Mauerfall (Speziel natürlich Berliner Nahverkehr)
geschrieben von Böhser_Rudower 
Am heutigen Tag 15 Jahre nach Mauerfall ist sicher ein Grund an die Zeit nochmal zu erinnern:

Habt Ihr interessante Geschichten vom Mauerfall die auch mit unseren Nahverkehr zu tun haben? Wäre wirklich mal interessant diese Geschichten zu hören!
Danke! Sehr interessantes aber auch bekanntes bei! Hier im Forum auch welche Geschichten von der Zeit? *g*
Fang du an: Wie hast du den Tag / die Tage danach erlebt?
Ich war da gerade mal 7 Jahre alt und hatten die Zeit eigentlich schon gewusst miterlebt weil ich mich schon damals dank Elten usw. damit auseinadergesetzt habe (bedeutet: wir hatten fast an der Mauer in Rudow (also West-Berliner) einen Garten und mir wurde dadurch auch erzählt was sich damit aufsich hat! Kurz nach dem 9.11.1989 kamen meine US Verwandten nach Berlin (sind in Berlin aufgewachsen und später in die Staaten gezogen und sind seit kurzen teilweise für immer wohl wieder hier) und da hatten wir am Checkpoint Charlie Steine aus der Mauer gehauen! Ganz groß kann ich mich noch erinnen an den 03.10.1990 wo das große Feuerwerk war, was ja Berlin weit war und mich wunderte (hä Sylvester im Oktober?)

Dazwischen in der Zeit hatten wir bereits desöftern Ausflüge in die neuen alten Bundesländern gemacht (Festung Königsstein usw.) Und nahverkehrsmäßig kann ich mich noch an Fahrten durch den Nord-Süd S-Bahn Tunnel und die Transitstrecken der U6/U8 erinnern wo die Bahnhöfe noch zu waren, genauso das Flair des Bahnhofes Friedrichstr. kurz vor dem Mauerfall!

kann die ganze Geschichte mit noch genau vor die AUgen vorstellen mitsamt meinen Erlebnissen die ich nie vergessen werde!
Am 9.November 1989 habe ich in Bonn vor dem Fernseher gesessen. Außer zu meinen Schulbesuchen und zum Schlafen war ich in diesen Tagen praktisch nicht von der Flimmerkiste wegzubringen. Es war ja auch in der Zeit vor dem 9. jede Menge los.

So waren wir am 8.Oktober zum Geburtstag eines Onkels im Norden von Prenzlauer Berg und mussten bis kurz vor Mitternacht mit der Heimreise über Bornholmer Str. warten, weil die gesamte Wisbyer Str. mit Polizei- äh wannen(?) zugeparkt und alles abgesperrt war. Das war der Abend, an dem die Stasi versucht hat, unter den Demonstranten an der Gethsemanekirche Gewalt zu provozieren. Zum Glück vergeblich. Wir hatten den Verdacht, dass wir gar nicht erst reingekommen wären, hätte mein Vater nicht das "BN-" am Auto und eine Parkkarte vom Bundeshaus in der Windschutzscheibe gehabt (er hat da in der Verwaltung gearbeitet) - da haben sie sich wohl nicht getraut, uns wieder wegzuschicken. Es hatte ja schon genug Knatsch gegeben, weil die Grenzübergänge am 7.Oktober, zur 40-Jahr-Feier dicht waren.

Naja, mit dem Ende der Herbstferien mussten wir wieder zurück und ich habe mich schwarz geärgert, weil ich die Ereignisse wie die Demo vom 4.November nur im Fernsehen verfolgen konnte. (Als wenn ich näher rangekommen wäre, wenn wir in Berlin geblieben wären, aber mit 15 denkt man noch nicht so weit *g*)

Jedenfalls habe ich den ganzen Nachmittag inklusive Schabowski-PK und den 1.Bildern von der Bornholmer live an der Mattscheibe verfolgt. Als mein Vater gegen 11 aus dem Büro kam, dachte er, ich will ihn verscheißern, als ich ihm von der offenen Mauer erzählt habe - das komplette Bonner Regierungsviertel hatte die Entwicklung glatt verschlafen. Vielleicht hatte Kohl Schabowski-gucken verboten, wer weiß? ^^

Naja, ich habe dann die Gelegenheit genutzt und bin am Dienstag vor Bußtag nach Berlin gefahren. Mit dem Paris-Moskau-Express von Köln, und zwar habe ich die ganze Nacht in einem der Zwischenstücke über einer Waggonkupplung gehockt, weil der Zug so voll war, dass in Köln sogar die Stehplätze in den Gängen schon fast alle belegt waren. In den Abteilen haben jeweils 10 Leute auf den Bänken und nochmal 2 oder 3 auf dem Fußboden dazwischen gesessen.

In Berlin war dann 4 Tage Party angesagt, wobei ich ja immer noch nicht ohne Kontrolle oder Zwangsumtausch nach Ost-Berlin konnte. Bitter, wenn man seine letzten Ersparnisse würde die Fahrkarte für den Interzonenzug auf den Kopf gehauen hatte.

Auf den meisten Innenstadtlinien fuhren Verstärker aus westdeutschen Städten, da gab es eine Masse zu gucken. Einmal ist es mir sogar gelungen, in einen Bus der US-Army reinzukommen (die hatten ja eigene Linien nur für US-Bürger), der auf dem 6er zwischen Wannsee und Glienicker Brücke aushalf, wo für mich wieder Schluss war :-(
Zurück nach Wannsee ging es dann mit einem Ikarus der Potsdamer Verkehrsbetriebe - Wahnsinn! (Oder war das schon in den Weihnachtsferien? *grübel*) Und brechend voll war natürlich alles, aber kaum jemand hat sich aufgeregt, wenn er mal 'ne Viertelstunde warten musste, bis er auch nur auf den Bahnsteig der U-Bahn gelassen wurde...

Am 22.Dezember habe ich dann zum ersten und einzigen Mal illegal die DDR gestürmt. Bei der Eröffnung des Grenzübergangs Brandenburger Tor gab es kein Halten mehr und die Kontrollen wurden zum 1.Mal aus Richtung Westen überrannt. Naja, da habe ich die Gelegenheit genutzt und bin mit der Masse rüber. Ich kannte mich ja ganz gut aus, bin die Linden hoch bis zum Bahnhof Alexanderplatz und wieder zurück zur Freidrichstr. Da bin ich dann in den 78er gestiegen und in der Nähe der Annenstr. ausgestiegen und am Übergang Heinrich-Heine-Str. zurück in den Westen. Die Grenzer haben ein bisschen nach dem nicht vorhandenen Visumstempel in meinem Pass gesucht, aber zum Glück hatten die auch keine große Lust mehr, einen Aufstand wegen einem 15-jährigen "Illegalen" zu machen, der ihr Hoheitsgebiet ohnehin gerade verlassen wollte. Im Nachhinein wirklich Glück, weil man mich aufgrund der Bonner Adresse korrekterweise hätte nach Helmstedt/Marienborn bringen müssen - meine Eltern hätten sich gefreut...

Am 1.Januar war dann die Visumpflicht auch offziell endlich vorbei und die nächste Woche wurde dann so ziemlich alles ausprobiert, was man in einer Woche so anstellen kann. Von den Sputnik-Zügen auf dem Berliner Außenring, und dem D-7-Lumpensammler um den Schwielowsee bis zu diversen Sonderlinien wie dem 99er nach Drewitz oder dem 89E nach Pankow.
Für einen West-Berliner, wo bei der BVG Halbzüge das höchste der Gefühle waren, war schon beeindruckend, wie auf der Stadtbahn (Ost) im dichten Takt Vollzüge fuhren, die zur später Stunde schon recht leer waren. Damals gab es bei der BVG auch noch keine defekten Innenbeleuchtungen wie bei der Reichsbahn...

Erschreckend war auch, wie nahe Orte wie Pankow oder Potsdam waren, die bis dahin gefühlmäßig unendlich weit hinter dem Eisernen Vorhang entfernt irgendwo im weißen Fleck namens DDR auf der Deutschlandkarte lagen.
Masato Zechlin schrieb:
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> Erschreckend war auch, wie nahe Orte wie Pankow
> oder Potsdam waren, die bis dahin gefühlmäßig
> unendlich weit hinter dem Eisernen Vorhang
> entfernt irgendwo im weißen Fleck namens DDR auf
> der Deutschlandkarte lagen.

Dann hast du dich vorher aber wohl nicht mit dem Gegenüber befasst, oder es besucht.
Potsdam oder die östlichen Bezirke waren mir ebenso gut bekannt, wie die westlichen Bezirke. "Berlin" waren beide Seiten der Stadt für mich. Die östliche Seite zu betreten, war ja Dank des 1988 (?) eingeführten Dauervisa für Westberliner (für 10 Eintritte in die "DDR") recht einfach und auch spontan möglich.


Schmierzug schrieb:
-------------------------------------------------------
> Masato Zechlin schrieb:
> --------------------------------------------------
> -----
> > Erschreckend war auch, wie nahe Orte wie
> Pankow
> > oder Potsdam waren, die bis dahin
> gefühlmäßig
> > unendlich weit hinter dem Eisernen Vorhang
> > entfernt irgendwo im weißen Fleck namens DDR
> auf
> > der Deutschlandkarte lagen.
>
> Dann hast du dich vorher aber wohl nicht mit dem
> Gegenüber befasst, oder es besucht.
> Potsdam oder die östlichen Bezirke waren mir
> ebenso gut bekannt, wie die westlichen Bezirke.
> "Berlin" waren beide Seiten der Stadt für mich.
> Die östliche Seite zu betreten, war ja Dank des
> 1988 (?) eingeführten Dauervisa für Westberliner
> (für 10 Eintritte in die "DDR") recht einfach und
> auch spontan möglich.

Genau. Das mit dem Dauervisum war eine feine Sache und verkürzte die Vorbereitungszeit ungemein. Ich kann mich noch sehr genau an eine Situation vor dem Mauerfall erinnern, vielleicht auch nicht uninteressant für die Gruppe hier:

Als Schüler hatte ich meine Beobachtungen immer in ein kleines Heft eingetragen. Seit 1984 interessierte ich mich vorrangig für die S-Bahn. Und da ich ständig auf den 3 Linien unterwegs war fing ich an, alles Mögliche aufzuschreiben. Beispielsweise, welche Wagen auf welchen Linien fuhren, wo sich Gleisanlagen verändert haben, wo etwas umgebaut worden ist und und und. Die Heftchen waren randvoll mit Aufzeichungen. Unvorstellbar, ich würde versehentlich ein Heft verlieren.

Eines Tages war ein Schulfreund aus dem Bundesgebiet zu Besuch. Natürlich durfte auch ein Besuch im Ostteil der Stadt nicht fehlen. Das war etwa 1988/89 und ich war 18. Als Westdeutscher hatte er im Bahnhof Friedrichstraße eine andere Kontrollstelle zu passieren als ich. Unsicher war auch, wer von uns beiden schneller durch die Kontrolle kam. Deshalb vereinbarten wir als Treffpunkt den Fahrkartenschalter am Bahnhofseingang an der Friedrichstraße. Er brauchte also nur von der "West"-halle durch die Kontrolle in die "Ost"-halle zu marschieren. Ich hingegen lief durch ein Gewirr von Gängen in Richtung Ausgang Georgenstraße. Doch zuvor gab es nach dem Umtausch von 25 DM West in 25 Mark der DDR noch eine kleine Zollkontrolle. So ein 18jähriger, noch dazu alleine, ist ja wahnsinnig verdächtig. Könnte ja Drogen oder sonst etwas hinüberschmuggeln. Ich wurde in einen Nebenraum gebeten und sollte meine Taschen ausleeren. Neenee, bis zur Leibesvisitation hat es der Zöllner nicht getrieben ;-) aber ich bekam einen Riesenschreck: Ich hatte nämlich nicht nur meine Schülermonatskarte und andere Kleinigkeiten dabei, sondern auch mein Notizheft. Meine Aufzeichnungen! Die ganzen Daten! Unvorstellbar, daß der das jetzt vielleicht einkassiert. Ich hatte ja keine Kopien zuhause. Um Gotteswillen: Das Schlimmste, was mir passieren kann, ist der Verlust dieser Notizen. Ich legte also auch das Heftchen auf den Tisch und er nahm es an sich. Genüsslich blätterte er Seite für Seite um. Ob er wohl den Sinn der Aufzeichnungen erkannte? In Gedanken war der Tag für mich schon gelaufen. Diese Notizen waren für mich waaahnsinnig wichtig. Interessanterweise machte ich mir um meine Person gar keine Gedanken. Immerhin hätte er mich ja auch gleich dabehalten können, wegen Agententätigkeit oder so. Man weiß ja nie. Als er dann mit dem Durchblättern endlich fertig war (für mich war es wie eine Ewigkeit) schaute er mich an und meinte: "Na? Wohl ein mittlerer Reichsbahnfan?" Es donnerte in meinen Ohren ... "ein mitlerer" ...? Wenn der wüßte, daß die S-Bahn sozusagen ein elementarer Bestandteil meiner Freizeit war. Ich rang um Fassung. Frechtheit! Mit einem Grinsen drückte es mir das Heft in die Hand und ich durfte meine Sachen zusammenpacken. Dann "entließ" er mich in die Freiheit, will sagen: Nach Berlin (Ost). Mir schlotterten noch immer die Knie. Während ich mich noch innerlich sammelte, fand ich meinen Schulfreund im Bahnhof Friedrichstraße wieder.

15 Jahre später benutze ich täglich diesen Bahnhof, als wenn es nie anders gewesen wäre. Ich genieße die unendliche Freiheit zu fahren, wohin ich möchte: Von Ost nach West, von Nord nach Süd und umgekehrt. Und natürlich fahre ich auch gerne im Kreis ;-) Vor einigen Tagen bin ich im Rahmen einer Recherche in den Keller gegangen und habe auch auf Anhieb alle Heftchen wiedergefunden. Ich hüte sie noch immer wie einen kleinen Schatz. Ich blättere gerne darin und denke an die früheren Zeiten. Wehmütig? Nein, nach diesen Einschränkungen sehne ich mich ganz bestimmt nicht zurück.

Viele Grüße von Matze
Spannende Zeit damals.
Ich hatte natürlich, im Gegensatz zu den bisherigen Schreibern, die Perspektive von der anderen Seite des "antifaschistischen Schutzwalls".

Ich war damals hauptberuflich bei der BVB-U-Bahn beschäftigt, im technischen Büro der Fahrstromversorgung. Nach Feierabend ging ich oft meinem alten Hobby aus der Kinder-, Jugend- und Studentenzeit nach, dem Straßenbahnfahren. So auch am Donnerstag, dem 9.11.89, hatte ich nach 8,75 Stunden Büro noch einen Spätdienst auf der damaligen Linie 17 angenommen, 4x Johannisthal - Langenbeckstr. und zurück (mit dem Tatrazug 219 247/248, der heute noch - 1995 in Bautzen leicht verbessert - als 6029/6030 unterwegs ist).
In der Schleife Langenbeckstr. war immer eine gute Viertelstunde Pause, da kursierten an Abend wilde Gerüchte, dass die Grenze geöffnet würde. Gegen 23 Uhr, die letzte Wendezeit, stürmte ein Kollege ins Pausenheim (damals gab´s auch am späten Abend noch Kaffee und was zu futtern, von einem richtigen Menschen zubereitet), der von dem bevorstehenden Stress berichtete, er setzte garade mit seinem Solo-Tatra auf die Nachtwagen-Linie 103 ein (Bornholmer Str. - Weißensee - I.-Gandhi-Str. - Leninallee (Landsberger Allee) - Betriebshof Marzahn. Da wird er wohl sehr viele Leute zur Bornholmer gefahren haben, in jener Nacht.

Nach zwei Schichten hatte ich natürlich keine Lust mehr auf großes Gedränge, so dass ich erst am nächsten Morgen mit der "3" zum Grenzübergang Bornholmer gefahren bin, nicht ohne mich telefonisch im Büro "auf Streckenbegehung" abzumelden. Das war dann auch wirklich das erste Ziel im Westen, zu Fuß zum Gesundbrunnen und Abfahren der Transitstrecken der U-Bahn, auch der Nordsüd-S-Bahn, die ich bis dahin nur anhand der zugeschweißten Notausstiege und der Vibrationen unter den Ostberliner Straßen kannte. Obwohl wir bei der BVB auch für die Instandhaltung der Transit-U-Bahnstrecken zuständig waren, hatten doch nur ganz wenige Kollegen eine Betretungsberechtigung!
Das wurde dann ganz schnell geändert, nach ein paar Tagen und mit einem großen gestempelten "F" im Betriebsausweis war ein Betreten der Bahnhofsanlagen Friedrichstraße und aller "Geisterbahnhöfe" der U-Bahn jederzeit möglich.
An jenem Vormittag ging es dann nach dem Kauf der B.Z. ("Die Mauer ist weg!") am Bahnhof Zoo mit der hoffnungslos überfüllten S3 (Kurzzug) über den Grenzübergang Friedrichstraße (das große Labyrinth - welche Tür nehmen?, für wiedereinreisende Ostberliner war gar nichts vorgesehen!) zurück zur Arbeit - rechtzeitig zur Mittagspause war ich wieder am Alex.

Weitere sensationelle Tage (und Nächte) folgten - und bleiben unvergesslich.

Zurückblickend kann ich sagen, dass sich für mich persönlich das Ende der Mauer - und damit auch der DDR - lange angekündigt hat, nur dass es dann so schnell und vor allem so friedlich ablief, hatte ich nicht erwartet. Die Vereinigung der Verkehrsbetriebe lief ebenfalls ziemlich friedlich und halbwegs geordnet ab, nur viel langsamer, so ganz abgeschlossen ist der Vorgang (zwei Tarife für dieselbe Arbeit) ja immer noch nicht :-( . Aber wir arbeiten dran.

so long

Mario
Ja, bei uns lief der Fernseher mit Schabowski, aber ich habe garnicht so genau hingeschaut. Nur meine Schwester sagte ploetzlich "Die machen die Mauer auf". Abendessen war vergessen, eine grosse Diskussion entbrandte, die auch durch die ZDF-Nachrichten und anrufe bei Freunden in Derlin(W), die in Herbst 1989 ziemlich viel DDR-Fernsehen glotzen, nicht geklaert werden konnten. Bis endlich im Fernsehen die Menschen auf der Mauer zu sehen waren - u.a. mein Freund Till (auch Wessi), der runterfiel und in einem DDR-Krankenhaus behandelt wurde.

Naechstes Wochenende nach B, der Interzonenzug uebervoll ab Altona (wir die ganze fahrt im Speisewagen, bewegen war nicht moeglich, gekocht wurde aber, Bestellungen uwrden durch den Wagen gerufen, Speisen wurden von Hand zu Hand weiterreicht (!).

In Berlin erst mit allen Freunden die Mauer begschaut (von beiden Seiten), dann nachmittags zum ersten mal Ost-S-Bahn gefahren (alleine). Habe alle Strecken geschaft ausser Karow-Oranienburg. Da war ich bis heute nicht...

Christian Schmidt
Feine interessante Geschichten!
Tja, insgesamt lese ich im Berlin-Forum hier ja nur mehr mit, als ich schreibe... Aber zu dem Thema will ich dann auch mal in die Tasten hauen.

Seit der Wende bin ich bekennender Berlin-Fan, wobei mein zweiter (und erster Bahnlastiger) Berlin-Besuch bereits 1984 erfolgte. Damals (huhu, André...) waren wir drei Tage in Berlin und machten einen Tag Berlin(Ost) unsicher.

Haben uns die S-Bahn angeschaut (der 270-Probezug fuhr), haben uns die Ostseite der U-Bahnstrecke Schlesisches Tor - Warschauer Brücke angesehen, wo wir auffäälig unauffällig beobachtet wurden (am Abend zuovr haben wir es von Westseite gesehen, von den berühmten Kanzeln aus). Haben auf einem Bahnhof (Ostkreuz?) Ost-Cola getrunken ("Bäh, nie wieder was gegen Aldi-Cola!"), sind mit der Schöneicher Straßenbahn illegal in die DDR eingereist (ich war wohl schon damals zu vernünftig und wehrte mich gegen eine zweite Fahrt). Den 277-Lattenzaun verpasste ich, da eine arg dringende Klositzung seinen Tribut forderte. Am Abend hatte ich von den 25 Mark noch 20 über (trotz Einkehr in eine Gaststätte), die ich am Baf Friedrichstraße einer Blumernfrau schenke. Für die war scheinbar Weihnachten, ich froh das Geld los zu sein, was mir ja keiner mehr zurücktauschte.

So weit meine erste Ost-Erfahrung.

1989 im November saß ich daheim auf dem Fußboden und las Zeitung. Die typischen Pressekonferenzen sah ich mir gerne an, so auch den Tag.

Der Wortlaut von Schabowski ist mir noch immer im Ohr, auch die Beiläufigkeit. Die Beiläugfigkeit war es auch, die mich rätseln ließ. Was bedeutet das jetzt. Ne viertel Stunde später liefen Nachrichten (müsste 19 Uhr heute gewesen sein), da war noch kein Wort drin. Hm, doch nicht so wichtig?

Aber ab 20 Uhr Nachrichten wars klar, was passiert war.

Das folgende Wochenende erlebte ich in Hamburg, es war eiskalt und strahlender Sonnenschein. Die DDR-Leute staunten über Baukräne (ich denk: "häh???"), drückten sich bei Brinkmann die Nasen platt... Einfach faszinierend.

Am Postamt Hühnerposten stehen unzählige DDR-Bürger, um das Begrüßungsgeld abzuholen (manche zweimal, man hat ja Reise- & Personalausweis und ist gewieft).

Abends ein Schnellzug nach Berlin, um 18.15 muß der Hamburg verlassen haben, bestand aus Byl-Wagen und gar ein einem Umbauvierachser BDyg. Man was für Züge.

Überhaupt 18.15 nach Berlin, wann sind die da? Mitten in der Nacht... In einem Monat biste zur 20 Uhr-Tagesschau in Berlin.

Ich selbst bin dann im Februar 1990 erstmals nach Berlin gefahren. Vier oder fünf Tage war ich da.

Übernachtet im JGH Wannsee, wo ich angeregte Diskussionen bereits über die Einheit führte. Vormittags fuhr ich in den Osten, schön mit Reisepaß. Immer über andere Übergangsstellen, so daß im Reisepaß diverse Stempel zu finden sind, von Wollankstraße, Jannowitzbürcke, Potsdamer Platz, Friedrichstraße. Hoffentlich finde ich den Reisepaß auch mal wieder...

Es war dennoch bedrückend, man merkte, man merkt Du bist Wessi, wenn ich im Osten mit der S-Bahn gefahren bin. Die 277-halb-mod fuhren noch, begehrtes Fotomotiv. Immer zur Mittagszeit bin ich wieder in Westen gefahren, wenn der Hunger kam. Die ab Sommer massenhaften Imbiß-Buden gabs noch nicht und Ost-Geld hatte ich kaum bei mir. Zumal die gastronomischen Möglichkeiten ja sehr eingeschränkt waren.

Die seit damals entstandenen Fotos sind einmalig, 1990 war ich noch zweimal in Berlin ab dann regelmäßig, so daß ich die Male längst nicht mehr zählen kann. Herausgekommen ist ein Erleben, deren Chance man wohl nur einmal hatte. Ein Wandel einer Stadt, innerhalb kürzester Zeit. Andere haben die Nebenbahnen der Reichsbahn besucht. Ein Feld, was ich fast unberührt ließ, schade ist es heute. Aber soll man sich zerteilen? Schön war die Zeit. Und einmalig.

Wenn man nur den Max Liebermann mit 601 denkt, die Stimmung, die jeden Abend auf dem Bahnhof Altona herrschte, als der Zug nach Berlin fuhr. Oder noch 1993, als der SVT137 225 in Hamburg war...
Hallo,

ich war erst am 10.November auf der Mauer am Brandenburger Tor zugegen und gehörte auch zu den Leuten die auf dem Ding rumgeturnt sind. Kurz davor hatten wir Besuch aus Hannover. Der sagte mir damals noch beim Anblick der Grenzanlagen, daß es kaum vorstellbar wäre, daß die Grenze jemals fiele. Ich meinte dann nur, ich könne mir auch nicht vorstellen, daß sie auf Dauer besteht.

Zum Nahverkehr:

Weil Jan Borchers den 270er erwähnte... den habe ich 1988 bei einem Kumpel aus dem Fenster der Hochhäuser in der Dieselstraße gesehen. Ich hätte nicht gedacht, daß ich den dann später so alltäglich in Augenschein nehmen durfte.

Im Jahr 89 vor der Wende habe ich natürlich die neue U5(E) nach Hönow besucht und während der Fahrt erschreckt festgestellt, daß mein Visum nur bis Hellersdorf reicht. Die letzten beiden Bahnhöfe waren ja im damaligen Bezirk Frankfurt/O.. Natürlich hat dort niemand kontrolliert, aber es hätte tatsächlich Ärger geben können. Heutzutage einfach nicht mehr real zu erfasssen.

Mein besonderes Interesse galt den Geisterbahnhöfen auf U- und S-Bahn. Ich fuhr jahrelang die U6 zum Sportstudio und die U8 war und ist für mich immer noch interessant. Damals hatten die Bahnhöfe einen morbiden, gespenstigen Charakter und ließen nur dunkel erahnen, daß sie mal genutzt wurden. Meine Verwandten aus Hohenschönhausen kamen das erste Mal über den U-Bf. Jannowitzbrücke zu uns.

Ich habe die Wiedereröffnung aller Bahnhöfe mit Spannung verfolgt. Das erste Mal ohne Passierschein in den Osten, daß war an der Massantebrücke. Von dort umsonst mit dem Bus zum S-Bf. Schöneweide, nochmal schönen Dank ;-). Mir fiel der unerwartet gute Zustand des ÖPNV im Bereich Treptow auf. Ich kannte sonst nur den Bereich Mitte, Prenzlberg und Hohenschönhausen.

Heute sehe ich das alles als normal an, außer eins:
Da wir seinerzeit immer über Friedrichstraße eingereist sind und mit dem Taxi weiterfuhren gibt es für mich als Nebenbeitaxler ein Gebot. Ich stelle mich grundsätzlich nicht am Bahnhof Friedrichstraße in die Schlange wartender Taxen.

Gruß
Alex









Schmierzug schrieb:
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>
> Dann hast du dich vorher aber wohl nicht mit dem
> Gegenüber befasst, oder es besucht.

Dafür war ich noch etwas zu jung, außerdem der «Eintritt» und das unsichere Gefühl, wenn man sich auf dem Gebiet der DDR befand - allein schon die Fahrten auf der Transitstrecke...

Nach dem 9. November 1989 konnte ich das dann ja auch nachholen - ohne Eintritt zahlen zu müssen und bald nichtmal ohne neuen Fahrschein (Gut, 0,20 M etc. war auch nicht gerade die Welt...). Endlich mußte man nicht mehr nach Westdeutschland, um Straßenbahn fahren zu können, und die Doppelstockzüge waren natürlich auch eine Attraktion.



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 12.11.2004 12:52 von Masato Zechlin.
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12.11.2004 11:48
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1 mal bearbeitet. Zuletzt am 19.02.2010 13:16 von André Loop.
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