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DonChaos
Die Scheiben werden vom Verkehrsunternehmen nicht zugeklebt, weder mit Werbung, Eigenwerbung, noch irgendwelcher albernen flächenfüllenden Muster. An den Endstellen stehen Busse, Straßenbahnen und U-Bahn vor der Abfahrt zum Einsteigen bereit, Verstöße gegen die Beförderungbedingungen werden geahndet, Stationen und Fahrzeuge besser gereinigt. Bei Umleitungen werden Fahrgäste korrekt über den Umleitungsweg informiert, sowohl akut digital bei Störungen, als auch korrekt auf Aushängen baubedingt. Trotz Einrichtungsnetz fahren Straßenbahnen bei Störungen möglichst dicht ran an die Baustelle oder umfahren diese. In jedem Fall wird korrekt darüber informiert - auch in der Zielanzeige. Echtzeit-Anzeigen gibt es dort viel flächendeckender, wenn auch mit einfacherer Technik. Man darf an allen Türen einsteigen. Es gibt kein System mit elektronischen Fahrkarten, für das der Verkehrsbetrieb zu doof ist. Jede Bushaltestelle hat übersichtliche Aushänge über Tarife, (Bau-)Route und einen detaillierten Umgebungsplan - Auch jede Ersatzhaltestelle. Und das ist nur das, was mir so auf die Schnelle eingefallen ist.
Wenn man die Verkehrsbetriebe einer Stadt einfach tauschen könnte, wäre ein Tausch der BVG mit den Wiener Linien ein echter Segen für Berlin.
Anscheinend warst du in einem anderen Wien mit anderen Wiener Linien als man das hier als Normalfahrgast so erlebt. Stationen und Fahrzeuge werden mittlerweile nicht mehr so intensiv gereinigt, an Umsteigebahnhöfen wie Karlsplatz oder Stephansplatz quillen tagelang die Mülleimer über. Die Züge des U-Bahnnachtverkehrs rollen vollgekotzt oder zugemüllt munter im Tagesbetrieb weiter.
Fahrplanaushänge an den Haltestellen haben mitunter nichts mit der Realität zu tun bzw. findet man in der Handy-App völlig abweichende Abfahrtszeiten, dazu wird munter zu abgefahren, weil die Fahrzeiten nicht Produkt von Fahrzeit und Haltestellenaufenthalt sind sondern Verhandlungssache mit der Gewerkschaft.
Dynamische Fahrgastinformation funktioniert im Regelbetrieb halbwegs, bei Störungen und Umleitungen versagt das RBL hier komplett. Die DFI kündigen dann Phantomzüge und -zeiten an, wenns ein Mitarbeiter merkt, wird die gesamte DFI einfach auf "Rückfall" geschaltet. Zielanzeigen bei den Fahrzeugen passen da überhaupt nicht mehr.
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der weiße bim
Kleiner Unterschied zu Berlin, in Wien wird die U-Bahn nicht kaputtgespart, sondern ausgebaut. Auch wenn dabei der größte Teil der Investitionen der Wiener Linien verwendet wird.
Bei der Bim in Wien fällt leider die geringe Reisegeschwindigkeit auf. Unten mal ein Auszug aus den Betriebsangaben der Wiener Linien 2014.
Um die 15 km/h hatten wir hier anfangs der 1990er Jahre auch mal, bevor sämtliche Lichtzeichenanlagen an den Straßenbahnstrecken auf Kosten der BVG erneuert wurden. Laut Zahlenspiegel betrug der Vergleichswert für die Durchschnittsgeschwindigkeit der Berliner Straßenbahn 2014 19,2 km/h.
Tja, das ist leider auch nur ein Teil der Wahrheit. Im gesamten Betrieb muss massiv gespart werden, nur soll es niemand merken. Das hat in Berlin nicht funktioniert und funktioniert auch in Wien nicht. Die Vernachlässigung ist insbesondere bei der Straßenbahn spürbar. Das fängt bei der zunehmenden Anzahl an Langsamfahrstellen im Netz an und endet bei liegenbleibenden Fahrzeugen auf der Strecke (Motorbrände, Hydrauliköl-Verlust beim ULF). Seit 2009 werden kaum noch Grundinstandsetzungen durchgeführt, weil das Geld (ca. 15 Mio. EUR) pro Jahr für ein Streckennetz von 172km gerade mal für die notdürftigsten Reparaturen reicht.
Die Bevorrangung des Oberflächenverkehrs in Wien hat keine Priorität, daher auch die magere Reisegeschwindigkeit. Wie oben schon skizziert, macht die Gewerkschaft die Fahrzeit, da davon direkt eine Zulage für das Fahrpersonal (früher Rolldienstzulage, heute Effizienzbonus genannt) abhängt. D.h., je höher die Fahrzeit auf einer Linie ist, desto höher die Zulage. Und so wird die Technik zur LSA-Beinflussung hauptsächlich dafür genutzt, die eigene Freiphase "rechtzeitig" zu beenden, um einfach mal 60-90 Sekunden (Ampelumlaufzeit) herumzustehen.