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Frage zu U-Bahnhof Vinetastr.
geschrieben von Fritz 
Der U-Bahnhof Vinetastr. (Baujahr 1930) wurde in den 80er Jahren (wie viele andere Bahnhöfe der heutigen U-Bahn-Linie 2 auch) mit neuen (DDR-)Wandfliesen versehen. - Weiß jemand, wo man (Farb-)Fotoaufnahmen von diesem Bahnhof finden kann von vor der Sanierung? Oder kann sich wenigstens jemand erinnern, welche Form und Farbe die Wandfliesen dieses Bahnhofs einst hatten - und wie sahen die Stationsschilder aus? - Im Netz habe ich diesebezüglich nichts gefunden, auch bei André Loop nicht. Genauso wenig in der Sammlung des BVG-Archivs.

Und wie siehts mit Fotos vom Bahnhof Friedrichstr. von vor 1993 aus, wo er sich noch komplett in "gelber Fliesenpracht" aus dem Jahr 1936 präsentiert haben soll? Und wie sahen da die Stationsschilder aus (Schriftzüge wie auf den unterirdischen Bahnhöfen der Nord-Süd-S-Bahn)?

Auch zum Bahnhof Kurfürstenstr. habe ich nichts gefunden. - Zum ebenfalls "arg entstellten" Bahnhof Belle-Alliance-Str. (Mehringdamm) habe ich wenigstens ein paar s/w-Fotos im BVG-Archiv gefunden, die die einstigen eindrucksvollen zwei hohen Gewölbedecken zeigen. (Heute bekomt man ja auf dieser Station leicht klaustrophobische Zustände...)

Na jedenfalls bei (fast) allen anderen modern "verschandelten" U-Bahnhöfen der Vorkriegszeit (Stadtmitte, Hausvogteiplatz, Spittelmarkt, Senefelderplatz usw. kann man deren ursprüngliche Gestalt durch Vergleiche mit zeitgleich entstandenen, noch "original" bestehenden U-Bahnhöfen (z.B. Alexanderplatz) erahnen, doch für die drei oben genannten Bahnhöfe erscheint dies - mangels Vergleichsmaterial - nicht ohne weiteres möglich zu sein...

Wäre schön, wenn mir jemand weiterhelfen könnte...


Fritz schrieb:
-------------------------------------------------------
> Und wie siehts mit Fotos vom Bahnhof Friedrichstr.
> von vor 1993 aus, wo er sich noch komplett in
> "gelber Fliesenpracht" aus dem Jahr 1936
> präsentiert haben soll? Und wie sahen da die
> Stationsschilder aus (Schriftzüge wie auf den
> unterirdischen Bahnhöfen der Nord-Süd-S-Bahn)

Die Stationsschilder waren aus Opalglas, mit schwarzen Buchstaben und das ganze war dann noch hinterleuchtet. Bilder wird es mit Sicherheit auch noch davon geben, besonders interessant ist aber, daß es auch einen ganz kurzen Filmausschnitt (in Farbe) vom Bahnhof gibt. Diesen findet man in einem ehemaligen "Schulungsfilm" des MfS von 1984. Zu sehen ist u.a. die Einfahrt eines DL70 (noch mit Zierleiste), Fahrgastwechsel, Abfertigung des Zuges und dessen Ausfahrt.

Gruß, Gerald

Hallo,

2374DL70 schrieb:

> Bilder wird es mit Sicherheit auch
> noch davon geben, besonders interessant ist aber,
> daß es auch einen ganz kurzen Filmausschnitt (in
> Farbe) vom Bahnhof gibt. Diesen findet man in
> einem ehemaligen "Schulungsfilm" des MfS von 1984.

Kennst du eine Stelle wo man einen solchen Film bekommen kann?

Viele Grüße

Michael


Eisenbahnhomepage von Michael Dittrich
Michael du kannst im Museum in Hs nachfragen,soweit ich weiß haben die den !
Lieber Fritz

Habe vom Bahnhof Vienetastraße leider auch kein Foto
aber folgendes Zitat.

"........ Am 29. Juni 1930 wurde der U-Bhf. Pankow eröffnet - eine schmucklose, dem nüchternen Spätstil Grenanders angepaßte Anlage ..........., Vorraum und Bahnsteig sind mit weißen Fliesen ausgekleidet und die sechs Eingänge, die teils auf der Mittelpromenade, teils auf den seitlichen Bürgersteigen liegen, durch schlichte Portale gekennzeichnet."

Aus:
Sabine Bohle-Heintzenberg
Architektur Der Berliner Hoch- Und Untergrundbahn
Planungen - Entwürfe - Bauten bis 1930
Verlag Willmuth Arenhövel

Gruß
Eckehard
Michael Dittrich schrieb:
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> Kennst du eine Stelle wo man einen solchen Film
> bekommen kann?

Den Film kann man beim BSTU bekommen. Hierzu ist es allerdings erforderlich, einen Forschungsantrag zu stellen, der auch entsprechend zu begründen ist.

Der Film selbst heißt "Grenzpassage", es geht eigentlich um die Aufgaben der Passkontrolle. Wie bereits gesagt, ist aber auch einiges vom Bf. Friedrichstraße zu sehen (nicht nur U- Bahn).

Gruß, Gerald


Hallo Stern und Gerald,

ich danke euch für die Info. Werde mal sehen ob ich es hinbekomme. :-)

Viele Grüße

Michael


Eisenbahnhomepage von Michael Dittrich
Fritz schrieb:
-------------------------------------------------------
> wenigstens jemand erinnern, welche Form und Farbe
> die Wandfliesen dieses Bahnhofs einst hatten - und
> wie sahen die Stationsschilder aus? - Im Netz habe
> ich diesebezüglich nichts gefunden, auch bei André
> Loop nicht. Genauso wenig in der Sammlung des
> BVG-Archivs.

Da gibt es für den geschichtlich Interessierten auch noch mehr Möglichkeiten zum Nachschlagen.
Nummer eins für jeden Historiker ist das Verzeichnis von Wolfgang Heuser über jegliche Literatur zu den sortierten Themen. Was man dort nicht findet, gibt es nicht ;-)
[www.bwald.de]

Meine Literaturempfehlungen zum Thema:

Der Klassiker über die U-Bahn bis zum Jahr 1935. Ein muss für den Freund der U-Bahn, weil in dieser Fiebel der U-Bahn jede Antwort zu finden ist:
- "Die Berliner U-Bahn" von Dr.-Ing. E.h. J. Bousset
Bousset war der Direktor der Gesellschaft für elektrische Hoch- und Untergrundbahnen in Berlin und der Berliner Nordsüdbahn-Aktiengesellschaft. Später Preussischer Baurat und Mitglied der Preußischen Akademie des Bauwesens. Er fasste jegliche Bauwerke, erläuterte alle baulichen Vorhaben der Berliner U-Bahn in diesem Buch zusammen. Jede spätere Literatur beruft sich auf dieses Buch. Allerdings kaum Bilder, eher Zeichnungen.
Erhältlich: nunja, ein Problem. Das Buch hat aufgrund seiner Seltenheit einen stolzen Preis (derzeit wird es im Internetantiquariat www.sfb.at , Suchwort "Bousset" für 451,66 Euro angeboten). In den Archiven der Stadt kann man aber durchaus mal einen Blick reinwerfen (U-Bahn Museum, Archiv des Technikmuseums und einige Privatleute haben ein Exemplar).

- Artikel über die Eröffnung des Bahnhofes aus der Mitarbeiterzeitung derr BVG. Inhaltlich identisch mit dem, was später bei Bousset im Buch von 1935 zu finden ist. Der Artikel lautet "Die Eröffnung des Untergrundbahnhofes Pankow (Vinetastrasse)", geschrieben von Bousset. Liegt auf den [www.berliner-verkehrsseiten.de] im Downloadcenter zur Bestellung aus (Nummer 135).

- Broschüre "Berliner U-Bahnhöfe zwischen Krumme Lanke und Vinetastrasse", Herausgegeben von der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Umweltschutz und Technologie im Jahre 1996, Denkmalschutzserie Heft Nummer 8. Geschrieben von Marlene Kotzur. Derzeit vergriffen, evtl. in Antiquariaten erhältlich, etwa hier die Suchworte "Bahnhöfe Krumme" eingeben: [www.sfb.co.at], das Heft ist für 10 bis 15 Euro dort zu haben.

- "Berlins U-Bahnhöfe" von Jürgen Meyer Kronthaler im Be.bra Verlag erschienen. Beschreibt jeden einzelnen Bahnhof, Pankow wird leider recht knapp behandelt, Seite 200).

- Im U-Bahn Archiv von Axel Mauruszat finden sich viele historische Dokumente digital aufbereitet. Zu speziell Pankow ist leider noch nichts dabei, aber trotzdem will ich es in diesem Zusammenhang auch erwähnen: [www.u-bahn-archiv.de]

- Bei meinen Recherchen war der Besuch im Landesarchiv häufig erfolgreich, dort befindet sich auch ein sehr umfangreiches Fotoarchiv. [www.landesarchiv-berlin.de]. Die Benutzung ist Jedermann möglich und das Suchen zunächst auch kostenlos.

Ein Besuch im zuständigen Heimatverein oder Stadtarchiv (mal im Bürgeramt nachfragen wer wo wie Ansprechpartner ist) kann auch erfolgversprechend sein. Bisher bin ich bei Recherchen nie mit leeren Händen aus diesen Einrichtungen gekommen. Habe zwar nicht immer genau das erhalten, was ich suchte, aber auch auf jeden Fall themenbezogene Dinge gefunden.

Ich hoffe dir geholfen zu haben, bin natürlich auch an deinem Grund der Suche interessiert. Sowas hört sich stets spannend an.

Soweit von mir hier mein Beitrag, wenn mir noch etwas einfällt, füge ich es hier an.






3 mal bearbeitet. Zuletzt am 16.01.2005 11:11 von Schmierzug.
Soweit erstmal vielen Dank für die Informationen (237 74 DL70, Ecke und Schmierzug)

Und was die Frage von Schmierzug nach dem Grund meines diesbezüglichen Interesses betrifft - nun, ich habe es (als architekturgeschichtlich Interessierter) immer sehr bedauert, wenn Bahnhöfe aus der Vorkriegszeit einer "Kahlschlagsanierung" zum Opfer fielen, denn damit geht auch immer ein Stück U-Bahn-Geschichte verloren. Insbesondere deshalb, weil diese Bahnhöfe auch ästhetisch in aller Regel ungemein durch die Sanierungen gelitten haben. Man erinnere sich nur daran, wie sich die Bahnhöfe der U5 (z.B. Schillingstr., Strausberger Platz oder Weberweise) mit ihrer DDR-Billig-Fliesen-Verkleidung dem Auge des Betrachters präsentierten - bis zur kürzlich erfolgten BVG-Sanierung. Zwar waren die U5-Bahnhöfe auch in den 30er Jahren eher schlicht gehalten, dennoch erreicht man u.a. durch die Verwendung aufwendig glasierter, das Licht herrlich reflektierender, meist in unterschiedlichen Farbtönen schattierter Fliesen in Kombination mit den invertierten Stationsschildnern eine ungemeine optische Wirkung. Der Bahnhof Jannowitzbrücke z.B. ist einfach ein Beispiel dafür, dass ein Bahnhof schlicht, aber dennoch ästhetisch ungeheuer ansprechend wirken kann. Und wenn man sich vorstellt, dass der Bahnhof Memeler Str. (dass war z.B. interressant, als während der Sanierung für mehrere Monate das alte invertierte Stationsschild "Memeler Str." an der schon teilweise von den DDR-Fliesen befreiten Hintergleiswand auftauchte) - heute Weberweise einmal genauso aussah wie Jannowitzbrücke, dann kann man nachvollziehen, warum man auch mit der BVG-Plattenverkleidung von heute nicht wirklich zufrieden sein kann. (Aber immerhin - nach meinem Beschwerdebrief an die BVG [???] wurde im zweiten Bauabschnitt jedenfalls drauf geachtet, kräftige Farben für die Platten zu verwenden statt dieser ausgewaschenen Farbtöne im ersten Bauabschnitt - und wie am Bahnhof Magdalenestr. schön zu sehen, auch unterschieldlich schattierte Farbtöne zu verwenden, so dass trotz Sparmaßnahmen der Bahnhof Magdalenestr heute der gelungenste der nur noch mit Platten verkleideten Bahnhöfe der U5 ist.

Außerdem sind es oft Kleinigkeiten, die aber ungemeinen Einfluss auf das Erscheinungsbild der Bahnhöfe haben. So sind die Fliesen-Einfassungen für die Stationsschilder auf dem sanierten U5-Bahnsteig Alexanderplatz zu groß für die Schilder geraten (Planungsfehler?), so dass die Schilder nachträglich mit einer schwarzen Hinterblendung versehen werden mussten. Doch nun erscheint der Schriftzug Alexanderplatz viel zu klein im Vergleich zur Hintergleiswand und verliert sich irgendwie. Bei der Sanierung des U8-Bahnsteiges drohte das gleiche zu passieren, doch - hatte mein BVG-Beschwerdebrief wieder Erfolg (???) - wurden hier die bereits angebrachten Stationsschilder auf der Westseite des Bahnsteiges wieder entfernt, sämtliche Fliesen um die Schilder neu den Abmessungen der Schilder angepasst und dann wurden die Schilder passgenau eingesetzt. Vergleicht mal die Wirkung dieser Stationsschilder mit denen auf dem U5-Bahnsteig. Bei der U8 scheint der Schriftzug "Alexanderplatz" dem Betrachter geradezu "ins Gesicht springen zu wollen." Bei der U5 geht diese optische Wirkung völlig verloren...
Und übrigens würde auch der Bahnhof Samariterstr. mit seinen Original-invertierten Stationsnamenschildern optisch erheblich gewinnen durch den wohltuenden Kontrast zwischen den hellgrün gehaltenen Fliesen und den schwarzen Stationsschildern. Ohnehin fehlt ja eines der weißen DDR-Schilder am Ostende des Bahnsteiges, so dass dies für die BVG Anlass genug sein sollte, die Schilder auszutauschen.

Na jedenfalls bin ich dafür, dass möglichst alle Vorkriegsbahnhöfe in ihrem ursprünglichen Aussehen erhalten oder wieder in diesen Zustand rückversetzt werden sollten. So wie dies die BVG (nach langem Bitten) hoffentlich am Bahnhof Spittelmarkt vorhat ab 30.01.2005. Mal sehen, was dabei herauskommt.
Ich hoffe ja auch immer noch darauf, dass neben diesem auch die Bahnhöfe Stadtmitte, Hausvogteiplatz, Senefelderplatz sowie Vineta- und Kurfürstenstr. ihre Originalverfliesung irgendwann zurückerhalten werden, immerhin dürften sich die Kosten angesicht der geringen Größe der zu verfliesenen Wandflächen in Grenzen halten. Und es ist nur zu bedauern, dass sich die BVG 1993 aus Kostengründen dazu entschlossen hatte, die Hintergleiswände des Bahnhofes Friedrichstr. nicht mehr zu verfliesen...
Oh fein, geschichtlich Interessierte sind hier seltener zu finden, leider. Die meisten hier befassen sich nur mit modernen Zügen, schlagen sie die Köpfe ein, wer zuerst ein tolles Bild von irgendso einem Neubauzug hat oder so ein Unsinn.

Intensiv sich mit der Architektur oder Technik oder gar der Geschichte befassend machen die wenigsten, wahrscheinlich weil es eben etwas aufwendiger ist, etwas zu hinterfragen und weitere Kenntnisse dazu notwendig sind. Ein Freund der U- oder S-Bahn zu sein sehe ich nicht nur darin, die aktuellen Baureihen auswendig zu kennen. Über mehr geht es bei den meisten (nicht allen!) jedoch nicht hinaus, so bin ich hoch erfreut dich hier zu begrüßen.

Wenn du dich für die Architektur interessierst, solltest du auf jeden Fall das schon zuerst erwähnte Buch von

- Sabine Bohle-Heintzenberg, Architektur Der Berliner Hoch- Und Untergrundbahn, Planungen - Entwürfe - Bauten bis 1930, Verlag Willmuth Arenhövel zur Hand haben. Ein absoluter Klassiker.

Der überwiegende Architekt und Designer der Berliner U-Bahn bis 1935 war Grenander (auch die eben von dir beschrieben Bahnhöfe gehören dazu, Jannowitzbrücke allerdings von Grenander und Fehse). Jannowitzbrücke wird nun gerade saniert, man darf gespannt sein, wie der Bahnhof hoffentlich behutsam rekonstruiert wird. Zu Grenander gibt es auch ein absolutes Buch von Klassiker, was der wahre Freund der U-Bahn auch im Regal stehen hat:

- "Alfred Grenander", neue Werkkunst, Gebrüder Mann Verlag 2000, Einleitung von Richard Möbius und ein Nachwort zur Neuausgabe von Bettina Güldner. Das Grenanderbuch schlechthin. Hier bekommt der Architekt und Designer ein Gesicht, sein Stil erkennbar. Ein Besuch im Café [www.grenander.de] am Wittenbergplatz sollte einem Architekturfreund doppelt schmecken. ;-)

- "Tunnel, Gräben, Viadukte: 100 Jahre Baugeschichte der Berliner U-Bahn" von Petra Domke und Markus Hoeft aus dem Kulturbild Verlag 1998 erschienen. Über 200 Seiten stark und beschreibt die Architektur und Tunnelanlagen der U-Bahn. Zu Pankow ist auf Seite 113, 114 etwas zu lesen. Viele Bilder und Zeichnungen runden das Bild ab.

Die empfohlenen Bücher sind im Handel neuwertig in der höheren Preisklasse zu finden, daher die Empfehlung sich mal im Internetantiquariat [www.sfb.co.at] umzusehen. Wenn du dir einen Händler in deiner Region suchst, kannst du bei Selbstabholung auch Portokosten sparen. Diese Bücher werden auch immer bei Ebay angeboten, aus Unwissenheit der Verkäufer oft weit unter dem Preis der Antiquariate. Das Grenanderbuch habe ich selbst bei Ebay für 10 Euro erhaschen können.




1 mal bearbeitet. Zuletzt am 16.01.2005 16:58 von Schmierzug.
Das von "Fritz" angesprochene Thema ist unerschöpflich und ebenso kontrovers wie endlos zu diskutieren.

Schon die in seinen Beiträgen erhobenen Forderungen an die "historisch" korrekte Gestaltung heutiger U-Bahnhöfe sind widersprüchlich. So möchte er im Bahnhof Friedrichstraße den Umbauzustand von 1938 mit der damals ergänzten nördlichen Eingangshalle und die verfliesten Hintergleiswände zurückhaben, während er im Falle Spittelmarkt den (aus Luftschutzgründen erfolgten) Umbau mit Verschluss der Öffnungen zur Spreeseite von 1942, also aus derselben Zeit, ablehnt. Diesen Bahnhof will er also wieder in den Ursprungszustand von 1908 zurückgebaut haben.
Mit derselben Begründung könnte ein anderer "Historiker" die annähernd originalgetreu verputzten Hintergleiswände in Friedrichstraße gut heissen, selbst der originalgetreue Luftschacht auf der nordöstlichen Bahnsteigseite ist ja zunächst reaktiviert worden, dafür vielleicht aber die Verkürzung des verlängerten Bahnsteigs und Entfernung der gelben Fliesen an den Stützen, der Aufzüge und der Fahrtreppe fordern.

Dem heutigen Verkehrskunden (Fahrgast) ist das historisch korrekte Aussehen der Verkehrsanlagen, um die es sich hier handelt, ziemlich egal. Er möchte eine sichere, saubere und möglichst komfortable Wartemöglichkeit, die er so schnell als möglich mit dem nächsten Zug verläßt. Der Durchschnittsfahrgast ist ganz sicher nicht bereit, Mehrkosten für die historisch korrekte Gestaltung der Betriebsanlagen zu bezahlen. Die BVG ist es im Zeichen des Wettbewerbs "als wirtschaftlich gut geführtes Unternehmen" auch immer weniger. So bleibt den Instandhaltern der Betriebsanlagen (zu diesem kleinen Personenkreis zählen viele mir persönlich bekannte Leute, die dabei durchaus engagiert zuwerke gehen) eigentlich nur übrig, mit den wenigen ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln die Belange der Fahrgäste und die Interessen des Denkmalschutzes jeweils angemessen zu berücksichtigen.

Und noch was: Fördermittel gibt es nur für die Neugestaltung der U-Bahnanlagen entsprechend der heutigen Ansprüche und Standards, also für Modernisierung, behindertengerechten Ausbau, wartungssparenden Umbau, Rationalisierung. Denkmalschutzgerechte Mehraufwendungen sind nicht förderfähig und werden von den Bearbeitern der Förderanträge beim Senat herausgestrichen, bzw. bei der Kontrolle der Belege über die abgerechneten Leistungen später herausgerechnet und der BVG nachträglich in Rechnung gestellt.

Ein originaler Bahnhof von vor 100 Jahren wäre heute grundsätzlich nicht mehr genehmigungsfähig. Völlig unzureichende Beleuchtungsstärken, bedenkliche Materialien, Breite der Ausgänge durch die "Wannen" stark eingeschränkt, keine Kommunikationseinrichtungen, keine Notsignalschalter, handbediente Fahrtrichtungsanzeiger, sanitäre Einrichtungen und und und ...
Ein originales Fahrzeug von vor 100 Jahren wäre zwar (anders als z.B. bei der Straßenbahn) immer noch betriebsfähig, dürfte aus Sicherheitsgründen bei dem heutigen Vorschriftenwerk nicht mehr eingesetzt werden. Leider gibt es in Berlin trotz vieler blinder Tunnel keinen stillgelegten U-Bahnhof, wo man einen völlig originalen Bahnsteig als Museum einrichten könnte. Alle jemals betriebenen U-Bahnhöfe sind noch in Betrieb, außer Wilhelmplatz alias Richard-Wagner-Platz (Bahnhof abgetragen), Osthafen, Nollendorfplatz - Schöneberger Bahn, Nürnberger Platz (jeweils die Bahnsteige abgerissen, Gleise weiterhin befahren). Ein künstlich neu gebautes Museum macht erst recht keinen Sinn.

Edit: Rechtschreibfehler und Bahnhofsname Wilhelmplatz korrigiert.

so long

Mario



2 mal bearbeitet. Zuletzt am 16.01.2005 20:54 von der weiße bim.
Falsch es gibt einen Bahnhof (okay er wurde nie betrieben aber bietet sich sicher dafür super an as Museum) Bahnhof unter den Oranienplatz! Fahrzeug könnte man da auch relativ leicht reinbringen wenn man die alte Abzweigstelle vond er U8 wieder in Betrieb nimmt die irgendwahn nach dem Krieg aufgegeben wurde (diente wie ich gehört habe sowieso nur als Kehranlage)
der weiße bim schrieb:
-------------------------------------------------------
> Bismarckstraße alias
> Richard-Wagner-Platz (Bahnhof abgetragen),

Da ich mich auch für die Geschichte der Strecken interessiere, möchte ich hier mal einen Fehler korrigieren, bevor er sich erst im Bewusstsein festsetzt.

Der ursprüngliche Bahnhof Bismarckstraße existiert noch und heißt heute Deutsche Oper. Der nicht mehr vorhandene Kleinprofilbahnhof Richard-Wagner-Platz hieß bei der Eröffnung Wilhelmplatz (und liegt auch gar nicht an der Bismarckstraße).



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 16.01.2005 18:10 von Jumbo.
Hm. - Weißer Bim.

Der Bahnhof Spittelmarkt ist lediglich mit Rücksicht auf die Kriegssituation umgebaut worden, und dies sicherlich nur provisorisch - ich kann mir nicht vorstellen, dass man mitten im Krieg die verschlossenen Fensterflächen auch noch verflieste. Im Übrigen dürfte der Bahnhof daher erst durch die Neuverfliesung in den 80ern sein ursprüngliches Aussehen verloren haben.

Und was den Bhf. Friedrichstr. betrifft: Die U6 ist nun einmal ein Sonderfall. Lediglich bedingt durch die wirtschaftlichen Folgen des 1.Weltkrieges für Deutschland (und Berlin) konnten die Bahnhöfe nicht so gestaltet werden, wie dies ursprünglich geplant war, sondern sie wurden nur (behelfsmäßig) mit geringsten Mitteln betriebsfähig gemacht. Zwar kenne ich die ursprünglichen Planungen für die U6-Bahnöfe nicht, doch ist sicher, dass alle Bahnhöfe selbstverständlich verfliest werden sollten. Sofern dies daher jedenfalls auf dem Bahnhof Friedrichstr 1936 zu den Olympischen Spielen nachgeholt wurde, ist eine solche Veränderung ohne weiteres zu akzeptieren.

Ansonsten ist natürlich klar, dass die Berliner U-Bahnhöfe heutigen Verkehrsbedürfnissen genügen müssen (neue Zugzielanzeigen etc.) Damit habe ich kein Porblem. Derartige Anpassungen berauben auch einen noch weitgehend historisch erhaltenen Bahnhof nicht seines ursprünglichen "Charmes." (Gerade bezüglich der Beleuchtung der Bahnhöfe mit Leuchtstoffröhren hat die BVG sicherlich - endlich - mit den runden Beleuchtungskörpern eine akzeptable Lösung gefunden.)
Und die Mehrkosten für den Erhalt oder die Wiederherstellung von historischen Hintergleisverfliesungen dürften sich in Grenzen halten, jedenfalls auf den von mir angesprochenen Bahnhöfen der Kleinprofillinie U2. Dass man davon Abstand genommen hat, sämtliche Bahnhöfe der Großprofillinie U5 mit dem historischen Original entsprechenden Fliesen neu zu verkleiden, ist angesichts der sehr umfangreichen dann zu verfliesenden Flächen vertretbar. Unverständlich allerdings ist, dass man nicht wenigstens Friedrichsfelde neu verfliest hat, wo man doch bei diesem Bahnhof bereits gut ein oder zwei Jahre früher aufwendig neue, hellblaue, glasierte Fliesen an den beiden Zugängen angebracht hatte.
Außerdem muss die BVG nicht immer gleich zur "Kahlschagsanierung" greifen. So sahen (jedenfalls für einen Laien) weite Teile der Verfliesung auf dem U8-Bahnsteig am Alex nicht sanierungsbedürftig aus, trotzdem wurde komplett neu verfliest - mit den entsprechend höheren Kosten. So reichte bei einer anstehenden Sanierung des Bahnhofs Jannowitzbrücke auch der Austausch einiger schadhafter Fliesen (dort wo regelmäßig vor der Sanierung der Bahnhofsdecke das Regenwasser die Wände heruntergeflossen war), ansonsten dürften die Hintergleisverkleidungen an diesem Bahnhof noch gut in Schuss sein.

Jedenfalls kann auch mit geringem finanziellen Aufwand das historische "Gesicht" vieler Berliner U-Bahnhöfe weitgehend erhalten oder (wenigstens bei einigen Bahnhöfen) wiederhergestellt werden. Mehr verlangt ja niemand.
.-
16.01.2005 18:48
..



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 22.02.2012 23:47 von André Loop.
[www.berliner-verkehrsseiten.de]

Zeichnungen und Bilder zum U-Bahnhof Oranienplatz mit Infos zur ehem. Kehrmöglichkeit
Böhser_Rudower schrieb:
-------------------------------------------------------
> Falsch es gibt einen Bahnhof (okay er wurde nie
> betrieben aber bietet sich sicher dafür super an
> as Museum) Bahnhof unter den Oranienplatz!
> Fahrzeug könnte man da auch relativ leicht
> reinbringen wenn man die alte Abzweigstelle vond
> er U8 wieder in Betrieb nimmt die irgendwahn nach
> dem Krieg aufgegeben wurde (diente wie ich gehört
> habe sowieso nur als Kehranlage)


Den (nie in Betrieb gewesenen Bahnhof) unter dem Oranienplatz möchte allerdings der Unterwelt-Verein, in Verbindung mit den im Tunnel befindlichen Schutzräumen für Ausstellungen nutzen. Die Einrichtung eines Zufahrtgleises wäre nur bei nahezu vollständiger Beseitigung aller Luftschutzeinbauten möglich. Dann hätte der Verein keine Bunkerräume mehr. Ein anderer Betreiber der unterirdischen Anlage unter Dresdner Straße und Oranienplatz ist aber derzeit nicht in Sicht. Weder der Senat, noch die BVG oder das Deutsche Technikmuseum sind interessiert, die BEWAG ist froh, die Räume los zu sein.
Ob ein abzweigendes Gleis von der Neanderstraße (H.-Heine-Str.) in die Dresdner Straße jemals bestanden hat, wage ich zu bezweifeln. Mir ist jedenfalls weder ein Gleisplan, noch ein Signal- oder Stromschienenplan bekannt, der diesen Abzweig enthält. Lediglich in einem Text des Vereins Unterwelten findet ein Abzweig Erwähnung, aber auch dort nur vage. Als Bauwerk existiert er natürlich seit Jahrzehnten. Seit den 30er Jahren besteht auch eine Stromschienenlücke, die Ende der 90er geschlossen wurde, um die alten Kabel nicht erneuern zu müssen.

Es gab nach Übernahme der BVB und der Transitstrecken eine BVG-interne Untersuchung, welche Abstellkapazitäten auf den Transitstrecken erschlossen werden könnten. Dabei waren die ehemaligen Kehrgleise auf Moritzplatz, Alexanderplatz, Rosenthaler Platz und Zingster Straße, aber auch die zweite Röhre des Waisentunnels und besagter Abzweig Dresdner Straße Gegenstand der Untersuchung. Anfang der 90er Jahre ging man ja noch von einer notwendigen Taktverdichtung auf nahezu allen U-Bahnstrecken aus, um den Verkehrsbedarf einer 5-Millionen-Metropole zu bewältigen. Dabei wären wesentlich mehr Züge als damals (und heute) benötigt worden, die nachts auch irgendwo abgestellt werden müßten.

Da dieses Szenario gänzlich außerhalb der Realität liegt, braucht man darüber auch nicht weiter nachzudenken. Die genannten Kehrgleise krankten übrigens sämtlich an ungenügender Breite der Laufwege, Waisen- und Dresdner Tunnel an astronomischen Kosten. Also bleibt alles, wie es ist.

Für ein Museum gleichfalls unbrauchbar ist natürlich der im Zuge des Waisentunnels mitgebaute Bahnhof Voltairestraße, der bis auf das nördlich durchlaufende Gleis des Verbindungstunnels völlig mit Schutzräumen zugebaut ist.

so long

Mario



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 16.01.2005 20:44 von der weiße bim.
Hallo,

Fritz schrieb: "Na jedenfalls bin ich dafür, dass möglichst alle Vorkriegsbahnhöfe in ihrem ursprünglichen Aussehen erhalten oder wieder in diesen Zustand rückversetzt werden sollten."

Ich frage mich, ob es wirklich sinnvoll ist, alle Bahnhöfe aus der Vorkriegszeit in ihren Ursprungszustand zurückzuversetzen. Dies würde z.B. beinhalten, den U-Bahnhof Mehringdamm auf drei Gleise zurückzubauen - wenn man es ganz genau nimmt, müsste sogar die U7-Kurve Richtung Möckernbrücke abgerissen werden. Und was ist mit den anderen Kreuzungsbahnhöfen, die vor dem Krieg einfache Zwischenhalte einer U-Bahn-Linie waren? (Fehrbelliner Platz, Möckernbrücke, Zoologischer Garten) - Müssen hier die Übergänge zwischen den Linien abgerissen werden, um das ursprüngliche Erscheinungsbild herzustellen?
Außerdem: Die Verschandelung von Bahnhöfen aus der Vorkriegszeit wurde nicht nur im Osten betrieben, sondern (auch wenn dies bisher weitgehend verschwiegen wurde) im Westen Berlins - siehe U-Bahnhof Tempelhof mit Schachbrettdecke und mittiger Beleuchtung und U-Bahnhof Kurfürstenstraße (Wie sah der eigentlich wirklich aus?). Am schlimmsten sind aber die neuerdings durchgeführten pseudohistorischen Sanierungen wie am Alexanderplaztz (U5) - matte statt gänzende Fliesen, riesige halbrunde Beleuchtungskörper und Natursteinböden, sodass die Bahnhofsschilder letztlich als das kleinste Problem erscheinen.
der weiße bim schrieb:
-------------------------------------------------------

> nutzen. Die Einrichtung eines Zufahrtgleises wäre
> nur bei nahezu vollständiger Beseitigung aller
> Luftschutzeinbauten möglich.

Nein, auch dann nicht mehr.

> Dann hätte der Verein
> keine Bunkerräume mehr.

Meinst du, dass er nur deshalb Interesse daran hat? Zudem: Noch ist da nichts vereinbart, da hast du einfach nur ganz fern etwas gehört.


> Weder der Senat, noch die BVG oder das Deutsche
> Technikmuseum sind interessiert, die BEWAG ist
> froh, die Räume los zu sein.

Der BEWAG ist vdas eigentlich alles egal, die hat mit dem Stück nichts zu tun, auch die BVG hat da keine Aktien dran. Die Eigentumsverhältnisse sind da etwas anders.

> bestanden hat, wage ich zu bezweifeln. Mir ist
> jedenfalls weder ein Gleisplan, noch ein Signal-
> oder Stromschienenplan bekannt, der diesen Abzweig
> enthält.

Mir schon.

>
> Für ein Museum gleichfalls unbrauchbar ist
> natürlich der im Zuge des Waisentunnels mitgebaute
> Bahnhof Voltairestraße, der bis auf das nördlich
> durchlaufende Gleis des Verbindungstunnels völlig
> mit Schutzräumen zugebaut ist.
>


Kommt darauf an, für was für ein Museum es dienen soll .... ;-)

--
Ach ja: Neue Webseite der Unterwelten, und das neue Angebot der Seminare. Im Verkehrsseminar wird u.a. diese Anlage besucht:
[www.berliner-unterwelten.de]

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