(Ich gebe mal meinen Senf dazu, der von der Thematik ggf. abweichen kann)
Immerhin wird es ja im Westen theoretisch deutliche Verbesserungen beim ÖPNV geben, ausgelöst durch lauten Protest der Jugend, theoretisch weil Personalmangel.
Meine Erfahrung ist Folgende: Wenn ein gutes ÖPNV Angebot in der Nähe vorhanden ist, wird es auch genutzt und da reicht es oft auch schon aus, wenn der Bus wie eine Regionalbahn regelmäßig fährt und optimalerweise auch beworben wird (Plusbus). Vielen ist gar nicht bewusst, dass sie die Strecke X Y auch mit einem Bus zurücklegen können, weil der ländliche Raum eben einen in der Fläche schlechten Ruf hat.
Als Beispiel für gute Buslinien im Havelland gibt es die Linien 614 (Potsdam - Ketzin - Gutenpaaren, bin hier oft erstaunt wie voll der Bus ist), 651 (Falkensee - Schönwalde - Hennigsdorf), 676 (Rathenow - Premnitz - Gapel, quasi Feinerschließung der Region an der RB51) und 684 (Rathenow - Großderschau - Neustadt(Dosse). Theoretisch kommt bald der 642 (Wustermark - Ketzin), 661 (Nauen - B5 - Friesack), 671 (Spandau - Paaren im Glien) und 680 (Nauen - Rathenow) hinzu.
Was mir generell auffällt, vor allem im Raum der Linie 684, ist die gute Infrastruktur, die auch angenommen wird. So gibt es an vielen Haltestellen Fahrradständer, welche aus den umliegenden Dörfern angefahren werden, zudem eine entsprechend sichere Wegführung in umliegende Dörfer.
Wenn ich weiß dass die Haltestelle X-Dorf, Abzweig eben entsprechend ausgestattet ist, dann traue ich eher auf den Drahtesel zum Bus, als wenn es eine einfache Haltestelle im Grünen ist, ohne irgendwas aber an einer Bundesstraße, dann fahre ich doch lieber gleich mit dem PKW. Für das Busunternehmen hat eine gute Infrastruktur den Vorteil, dass die Buslinien direkt fahren können, ohne jedes Dorf direkt anzufahren.
Was die großflächige ÖPNV Erschließung betrifft: Rufbusse haben ein großes Potenzial. Allerdings muss man diesen so flexibel wie möglich gestalten. Aus dem Raum Wittenberg, Bonn und auch Schweden kenne ich Rufbusse, die man A tlw. bis 30 Minuten vor Abfahrt bestellen kann, B auch per E-Mail oder App bestellen kann, C fast rund um die Uhr bestellen kann und D die mit dem restlichen ÖPNV abgestimmt sind.
Beispiel Rufbus Nuthe-Urstromtal (Teltow-Fläming): An Sich eine feine Sache, man kann täglich jeden Ort in der Ecke von 06:00 - 23:30 erreichen. Problem: Man muss den bis 90 min vor Abfahrt bestellen (in anderen Regionen gar 120 min) und die Rufbuszentrale ist nur von 05:00 - spätestens 16:00 und nicht am Wochenende erreichbar.
Als ich wegen einem kaputten Knie auf Krücken unterwegs war und einen Freund besuchen wollte, hab ich den Rufbus der Linie 709 (Ludwigsfelde - Löwenbruch) benutzt. Die Fahrerin des Taxiunternehmens meinte, dass der Bus fast nie bestellt wird, weil die Linie nur 5x am Tag und auch nur bis 16:30 fährt, auf den Regio grottenschlecht abgestimmt ist (ich durfte knapp 20 Minuten warten) und viele die 90 Min Vorlauf auch abschrecken.
Klar, man kann das Auto nie komplett ersetzen, aber man kann mit einem guten ÖPNV Angebot mehr Leute zum Umsteigen bewegen bzw. dazu bewegen mehr Wege damit zurückzulegen und zugleich einen Faktor schaffen, der den ländlichen Raum attraktiver macht. Viele Leute wollen ja gerne auf dem Dorf leben, aber wenn es schlecht erreichbar ist und auch sonst in der Umgebung nix ist, sind halt viele abgeschreckt.