Zwar ist diese Frage in erster Linie nicht mit dem thematischen Bezug zu Bereich Nahverkehr entstanden (und somit eigentlich nicht erwünscht), aber da ich mir erhoffe, hier vielleicht den einen oder anderen fachkundigen und in Lokalgeschichte zumindest ansatzweise bewanderten Mitforisten zu finden, traue ich mir diese kleine Regelüberschreitung zu und hoffe auf Kulanz der Forenmoderation, zumal ich unter Zeitdruck stehe.
Gibt es hier jemanden, der sich mit der Geschichte Spandaus und Berlins im Bezug auf den Zweckverband Groß-Berlin bzw. das Groß-Berlin-Gesetz auskennt?
Konkret geht es mir um den Widerstand Spandaus gegen die Mitgliedschaft im Verband sowie die Eingemeindung nach Berlin.
Ich schreibe nämlich im Studium eine Hausarbeit zu diesem Thema und bin gerade, aufgrund der dünnen Quellenlage zu meiner spezifischen Fragestellung, fast am Verzweifeln, zumal der Abgabetermin unbarmherzigerweise immer näher kommt und ich gerade nicht wirklich weiterkomme.
Aufhänger bzw. Startpunkt ist das vorgebliche Zitat des Spandauer Bürgermeisters Emil Müller, der im Zuge der Grundsteinlegung des Rathauses im Jahre 1911 gesagt haben soll: "Es schütze uns des Kaisers Hand vor Groß-Berlin und Zweckverband!". Leider konnte ich, mit Ausnahme einiger Zeitungsartikel und Websites, keinen Beleg, kein Buchzitat, keine Bezugnahme auf eine zeitgenössische Quelle finden. Viele Internetseiten, die dieses vorgebliche Zitat Müllers erwähnen, beziehen sich auf die Internetseite spandau-berlin.de, welche seit den frühen 2000er Jahren nicht mehr existiert, das über Web Archive erreichbare Memento offenbart zwar einen Artikel über Spandauer Geschichte auf ebendieser Seite, wo auch das Zitat erwähnt wird, es gibt dort aber keinen Quellennachweis. Die Suche endet somit im Nichts.
Doch vom Zitat mal abgesehen, bräuchte ich genaue Informationen und insbesondere Quellen, die das Thema des Widerstandes der Spandauer Bevölkerung und Lokalpolitik gegen die Eingemeindung sowie ihre "Unabhängigkeitsmentalität" behandeln.
Die eigentlich entscheidenden Fragen, die mir Kopfzerbrechen bereiten, sind aber:
Wieso ist Spandau dann doch dem Zweckverband beigetreten, obwohl es scheinbar diese (historisch bedingten) Widerstände gab?
Wer hat, von der Seite Spandaus, dazu geführt, dass der Widerstand letztendlich nachgab?
Gab es womöglich politischen Druck von Innen, Berlin-freundliche Opposition, Interessengruppen (z.B. aus der Wirstschaft), Lobbysten?
Oder wurde der Druck von Seiten des Zweckverbands irgendwann zu groß?
Wurde vielleicht aber auch eine Art "Kuhhandel" betrieben, Zusage zum Beitritt gegen bestimmte Leistungen, Vorzüge, verbesserte Verhandlungsbasis?
Informationen und Antworten auf diese Frage sind das Eine, allerdings müssen in jedem Fall zitierfähige Belege für alles vorhanden sein: Literatur, zeitgenössische Berichte, wissenschaftliche Publikationen oder archivische Quellen. Letzteres ist für mich von enormer Bedeutung, da die Lehrkraft, die diese Arbeit aufgetragen hat und bewerten wird, als Voraussetzung festgelegt hat, auch Archivalien als Quellen zu nutzen.
Ich suche seit letzter Woche das Brandenburgische Landeshauptarchiv in Golm auf und arbeite mich Sitzung für Sitzung durch einen Aktenbündel zum Thema Groß-Berlin, datiert von 1903 bis 1922, konnte bisher jedoch nur Allgemeines finden, aber nichts, was die Rolle Spandaus beleuchten würde. Wenn ich damit erstmal fertig bin, gehe ich anschließend ins Ladesarchiv Berlin, hoffe dort auch etwas Nützliches zu finden und zuguterletzt (insbesondere wenn ich bis dahin wenig Verwertbares finden sollte), wird das Archiv im Stadtgeschichtlichen Museum Spandau (in der Zitadelle) meine letzte Hoffnung sein. Darüberhinaus habe ich einige Bücher ausgeliehen, diese sind aber leider allgemein auf die Thematik Groß-Berlin bezogen, Spandau findet dort, zumindest nachdem ich diese anfangs schnell überflogen habe, kaum Erwähnung bzw. nicht in dem Maße, der für mich relevant wäre.
Könnte mir jemand vielleicht Quellen empfehlen, die mich bei der Beantwortung der oben erwähnten Fragen unterstützen? Ich wäre Euch dafür jedenfalls unermesslich dankbar.
Grüße
1 mal bearbeitet. Zuletzt am 25.03.2019 00:58 von J. aus Hakenfelde.