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wenn die S-Bahn damals nicht an die DR gegangen wäre...
geschrieben von Fahrsteiger 
hier mal ein Beitrag, in dem man entspannt darüber spekulieren kann, wie der Nahverkehr wohl in Berlin aussehen würde, wenn man bei der Teilung Berlins entschieden hätte, dass die S-Bahn im Westteil der Stadt an die BVG übergehen sollte. Dann hätte es niemals Boykottaufrufe gegeben und die S-Bahn wäre immer ein wesentlicher Bestandteil des (West)Berliner Nahverkehrs geblieben.
Ich finde alte Stadtentwicklungs- oder Verkehrsplanungsentwürfe immer unglaublich spannend zu lesen, nur gibt es für diesen Fall vermutlich keinen, weil sich diese Frage seinerzeit ja recht bald erübrigt hatte.

Heute hört man ja oft, einige U-Bahn-Strecken gibt es nur, weil Berlin damals eine S-Bahn-feindliche Politik gemacht hatte. Stimmt das?

Wie würde dann heute z.B. die U7 aussehen? Der Abschnitt von Jungfernheide bis Rathaus Spandau wäre vieleicht wohl nie gebaut worden, die Siemensbahn und die Strecke über Fürstenbrunn hätten wohl deren Aufgabe weiter übernommen.

Dann die U8: Es ist fraglich, ob sie zur Erschließung des Märkischen Viertels verlängert worden wäre. Eine Verlängerung nach Wilhemsruh wie ursprünglich geplant war nicht mehr möglich. Das Märkische Viertel wurde erst später gebaut. Wie wäre es erschlossen worden? Vieleicht hätte man einen S-Bahn-Abzweig von der Nordbahn nördlich von Wilhelmsruh ins MV gebaut. Und der wäre bestimmt schon seit Jahrzehnten fertig.

Und dann die S-Bahn selbst. Ich glaube, wir hätten ein paar S-Bahnhöfe mehr als heute. Kolonnenstraße, Kamenzer Damm, Am Nordgraben/Eichhorster Weg, vieleicht sogar den irgendwann mal projektierten Bahnhof Trebbiner Straße? Direkt zum Gleisdreieck gäbe es vermutlich auch einen S-Bahn-Anschluss.

Das ist natürlich jetzt schwer zu sagen,was wären wenn ... im nachhinein.

Im Ostteil lebte ja zu Teilungszeiten ein wahrer S-Bahn Boom.

Es entstanden die Wohngebiete Marzahn / Ahrensfelde..und dort wurde auch sofort die S-Bahn hingebaut.

Auch wurde prompt die heute U 5 vom Tierpark nach Hönow / Hellerdorf verlängert.

Aber jetzt zu sagen,was wäre ohne die Wieder..... gekommen ist schwer.
Hallo Fahrsteiger

Wie sich das S-Bahn-Netz weiterentwickelt hätte, ist in der Tat schwer zu beantworten. Mir sind da keine nennenswerten Nachkriegsplanungen bekannt und die Planungen der NS-Zeit waren alles andere als realistisch.
Sicher konnte man aber zunächst von der weiteren Nutzung des S-Bahn-Netzes ausgehen, was auch in den späten 40er und den 50er Jahren aus den U-Bahn-Planungen deutlich wird.
Die U7 sollte nach den BVG-Planungen von 1948, die unter Leitung Ernst Reuters entstanden, nur nach Rudow verlängert werden. Westlich des Mehringdamms war sie nicht vorgesehen. Die U8 sollte in Wilhemsruh enden. Spandau sollte über Ruhleben erreicht werden und die U9 über Ernst-Reuter-Platz nur bis zum Rudolf-Virchow-Krankenhaus führen. Ansonsten entsprachen die damaligen Planungen weitgehend dem 200-km-Plan.
Dieser kam dann 1955 auf. Er sah trotz uneingeschränkter Nutzung der S-Bahn bereits die U5 und die U7 vor, die ab Jungfernheide gemeinsam nach Siemensstadt führen und dort enden sollten. Für Spandau blieb aber der Anschluss an Ruhleben vorgesehen. Die U8 sollte immernoch in Wilhelmsruh enden, da ja auch noch niemand an ein Märkisches Viertel dachte.
1966 sollte dann die U7 bis zum Falkenhagener Feld und die U3 ab Uhlandstraße nach Hakenfelde geführt werden, wodurch die S-Bahnen nach Spandau ersetzt worden wären.
Das Märkische Viertel sollte zunächst auf direktem Weg über den Bahnhof Reinickendorf an die U8 angeschlossen werden, allerdings auch schon nach dem S-Bahn-Boykott. Eine Führung über Wittenau wäre sicher nicht in Frage gekommen.
Noch etwas: Die U7 bildet zweifellos auf einem großen Streckenabschnitt einen gewissen Parallelverkehr zur Ringbahn, ist aber dennoch in ihrer Linienführung schon lange vor dem Krieg als sinnvoll erachtet worden. Schon 1908 erschien ein Plan mit einer Strecke vom Mehringdamm in ähnlicher Linienführung zum Bahnhof Jungfernheide.
1929 sollte der Abschnitt vom Mehringdamm bis zum Mierendorfplatz als Teil eines U-Bahn-Ringes entstehen. Die @#$%& übernahmen diese Planung im Entwurf von 1939 nahezu unverändert, obwohl sie wirklich keine großen U-Bahn-Planer waren. Sie planten eher die S-Bahn im großen Stil zu erweitern.

Viele Grüße

Ulrich
Also zumindest die Frage, was wäre ohne die Wiedervereinigung passiert, lässt sich "relativ" leicht beantworten - zumindest für die ersten Jahre.

Im Ostteil der Stadt:
U2-Verlängerung nach Pankow, Bau einer Betriebswerkstatt (Kleinprofil)
S75 nach Sellheimbrücke
das sind die 2 Sachen, an denen bereits gebaut wurde - auf letztere dürfen wir wohl noch lange warten.

Geplant war auch die Übernahme der Transitstrecken U6/U8 - inwiefern das realisiert worden wäre bleibt offen.

Im Westteil:
U9 nach Lankwitz - wenn ich das richtig in Erinnerung hab, war die bereits genehmigt, die Gelder wurden dann aber umgeleitet
U8 nach Wittenau (und Hermannstr.)
Schrittweise Wiederinbetriebnahme von S-Bahnstrecken unter BVG-Regie

Die eigentliche Frage, was wäre passiert, wenn die S-Bahn von Anfang an bei der BVG (oder DB) gelandet wäre gestaltet sich da schin weitaus schwieriger.
Die U9 wäre wohl in etwa so entstanden, allerdings ohne die U10-Vorleistungen. Die U7 wäre vielleicht nach Tegel gebaut worden. Aber vor allem wären wohl alle Strecken noch in Betrieb.
Aber da das alles sehr relativ ist - vielleicht hätte man unter den Umständen die Großraumtriebwagen der Straßenbahn gekauft und es gäbe heute einen modernen Strabbetrieb in der ganzen Stadt ;)
Ulrich Conrad schrieb:
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> 1966 sollte dann die U7 bis zum Falkenhagener Feld
> und die U3 ab Uhlandstraße nach Hakenfelde geführt
> werden, wodurch die S-Bahnen nach Spandau ersetzt
> worden wären.

Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass es Sinn machen würde, eine S-Bahn durch U-Bahnlinien zu ersetzen. Eher kann man davon ausgehen, dass das Ganze als Ergänzung zur S-Bahn geplant war. Aber dann hätte auch gereicht, wenn mann bis Spandau-West oder Staaken einen dichteren Takt gefahren hätte....
Zum Beispiel:
(E): Friedrichstr. <-> Staaken -- alle 10 Min.
(H): Friedrichstr. oder Lehrter StadtBf. <-> Spandau-West -- alle 10 Min.(
(L): Zoologischer Garten oder Charlottenburg <-> Wannsee -- alle 10 (oder 20) Min.
(A): Gesundbrunnen <-> Köllnische Heide / Sonnenallee -- alle 10 Min.
(B): Gartenfeld <-> Beusselstr. -- alle 10 Min.
(C): Zoologischer Garten <-> Zoologischer Garten -- alle 20 Min. (HVZ)
(N): Spandau-West <-> Beusselstr. <-> Gesundbrunnen (HVZ) -- alle 20 Min.
(1): Wannsee <-> Anhalter Bf. -- alle 10 Min.
(2): Lichterfelde-Süd <-> Frohnau -- alle 10 Min.
(3): Lichtenrade <-> Gesundbrunnen bzw. Heiligensee -- jeweils alle 20 Min.
evtl.auch
(5): Düppel <-> Zehlendorf <-> Anhalter Bf.(HVZ) -- alle 20 Min.


Gruß, Plums
Jay schrieb:
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> S75 nach Sellheimbrücke das sind die 2 Sachen, an denen bereits gebaut
> wurde - auf letztere dürfen wir wohl noch lange warten.

Ja, LEIDER!
Versuch mal von Hohenschönhausen mal schnell Ri.Norden zu kommen.
Entweder mit 'nem lahmen Bus oder mit der S-Bahn über Ostkreuz. Fahrzeit ca. 40-45 Min. Kein Wunder, dass dann nur das Auto als Alternative in Frage kommt.

Eine S75 über Wartenberg bis mind. Karower Kreuz und Anbindung an die Strecken nach Bernau und Oranienburg wäre SEHR wünschenswert, erst recht, wenn nächstes Jahr der RE-3 in diesem Bereich gekappt wird.
Aber ich will jetzt hier nicht zu weit vom Thema abweichen.

Viele Grüße & 'ne gute n8... Plums



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 20.08.2005 01:53 von plums.
plums schrieb:
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> (C): Zoologischer Garten <-> Zoologischer Garten -- alle 20 Min. (HVZ)

Mit welcher Streckenführung denn?
Soweit ich weiß, gab es doch auch in Westberlin keine Möglichkeit, im Kreis zu fahren.
Fahrsteiger schrieb:
-------------------------------------------------------
> hier mal ein Beitrag, in dem man entspannt darüber
> spekulieren kann, wie der Nahverkehr wohl in
> Berlin aussehen würde, wenn man bei der Teilung
> Berlins entschieden hätte, dass die S-Bahn im
> Westteil der Stadt an die BVG übergehen sollte.

Hat man zum Glück nicht gemacht. Die S-Bahn war damals ein integraler Bestandteil der Deutschen Reichsbahn. Interessant, dass die Besatzungsmächte damals schon darauf achteten, ein System "aus einem Guss" weiterhin für beide Stadthälften anzubieten.

Stern schrieb:
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> Es entstanden die Wohngebiete Marzahn / Ahrensfelde..und dort wurde auch sofort die > S-Bahn hingebaut.

Umgekehrt wird eher ein Schuh daraus. Wenn man davon absieht, dass diverse Vorarbeiten für die anstehenden Bauarbeiten noch keine S-Bahn voraussetzten.

Mit Gruß
Mike Straschewski

[www.stadtschnellbahn-berlin.de]
Ups, Sorry, hab mich wohl vertippt.
Gemeint war natürlich der HVZ-C von Köllnische Heide nach Zoo...

Gruß, Plums
Achso, danke.

Die West-Zuggruppen sind mir nicht so geläufig, sonst hätte ich vielleicht auch selbst drauf kommen können.
plums schrieb:
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> Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen,
> dass es Sinn machen würde, eine S-Bahn durch
> U-Bahnlinien zu ersetzen.

Das macht ja auch eigentlich keinen Sinn. Dennoch wurden als Folge des S-Bahn-Boykotts von 1961 verschiedene U-Bahn-Linien parallel zu bestehenden S-Bahnen geplant. Die U7 auf ihrem Ast nach Spandau ist zweifellos die Folge davon. Es ist wohl auch kaum zu übersehen, dass sie mit ihrer Streckenführung die S-Bahn nach Gartenfeld ersetzt hat. Eine Wiedereröffnung dieser S-Bahn wäre jedenfalls ohne Fortsetzung kaum sinnvoll.

> Eher kann man davon
> ausgehen, dass das Ganze als Ergänzung zur S-Bahn
> geplant war.

Das kann man eben nicht.

> Aber dann hätte auch gereicht, wenn
> mann bis Spandau-West oder Staaken einen dichteren
> Takt gefahren hätte....

Die S-Bahn sollte doch keiner mehr benutzen! Es hieß: "Wer S-Bahn fährt bezahlt den Stacheldraht!", womit die spätere Mauer gemeint war. Die Fahrgelder der S-Bahn gingen an die DDR, und der wollte man nach dem Mauerbau so gut es ging schaden. Daher wurden auch zahlreiche neue Buslinien als S-Bahn-Ersatz eingerichtet und schließlich neue U-Bahnen geplant.

> Zum Beispiel:
> ...
> (1): Wannsee <-> Anhalter Bf. -- alle 10
> Min.

Nach meiner Erinnerung fuhr vor 1980 jeder zweite Zug der Wannseebahn bis Frohnau durch. Warum hättest Du diese Zugläufe kürzen wollen? Ansonsten wäre das ein schöner Vorschlag gewesen, nur leider zu Zeiten des kalten Kriegs nicht durchsetzbar.

Viele Grüße

Ulrich Conrad
Jay schrieb:
-------------------------------------------------------
> Also zumindest die Frage, was wäre ohne die
> Wiedervereinigung passiert, lässt sich "relativ"
> leicht beantworten - zumindest für die ersten
> Jahre.
>
> Im Ostteil der Stadt:
> U2-Verlängerung nach Pankow, Bau einer
> Betriebswerkstatt (Kleinprofil)
> ...

Die U2 sollte dort aber meines Wissens nicht für den Fahrgastverkehr verlängert werden, sondern nur einen Anschluss zu der geplanten Betriebswerkstatt in der Granitzstraße erhalten. Eine neue Station war dort nicht vorgesehen.

> Die eigentliche Frage, was wäre passiert, wenn die
> S-Bahn von Anfang an bei der BVG (oder DB)
> gelandet wäre gestaltet sich da schin weitaus
> schwieriger.
> Die U9 wäre wohl in etwa so entstanden, allerdings
> ohne die U10-Vorleistungen. Die U7 wäre vielleicht
> nach Tegel gebaut worden.

Die U7 nach Tegel? Meinst Du den Flughafen? Im Tegeler Zentrum wäre wohl kaum Bedarf für noch eine U-Bahn zu sehen gewesen. Die DB hatte sich in den 50er Jahren sogar schon über den Bau der U6 nach Tegel beschwert, weil dadurch eine Konkurrenz zur S-Bahn entstand.
Aber wahrscheinlich meintest Du den Flughafen Tegel. Das wäre sicher ein sinnvoller Endpunkt gewesen.

> Aber da das alles sehr relativ ist - vielleicht
> hätte man unter den Umständen die
> Großraumtriebwagen der Straßenbahn gekauft und es
> gäbe heute einen modernen Strabbetrieb in der
> ganzen Stadt ;)

Ach, das wäre schön! Ich glaube aber nicht, dass das im Zusammenhang mit der S-Bahn stehen könnte. Als der Beschluss zur Straßenbahnstilllegung fiel, wurde die S-Bahn noch unverändert genutzt.
Allenfalls der S-Bahn-Boykott hätte eine Gelegenheit bieten können, die Straßenbahn doch als weiterhin nötig zu betrachten und daher von der Stilllegung abzusehen. Man hätte damals zahlreiche noch vorhandene Betriebsstrecken reaktivieren können, Fahrzeuge waren auch noch genügen vorhanden, aber man lieh sich lieber Busse aus Westdeutschland, als eigene Straßenbahnen wieder in Betrieb zu nehmen!

Viele Grüße

Ulrich
Interessante Gedankenspiele in diesem Thread. Ich beteilige mich einmal und erweitere das Thema etwas:

Eine Frage die mich immer umgetrieben hat, ist, wie bei einer fortdauernden Teilung Berlins die BVG-West wohl auf
die sich evtl. anbahnende Übernahme des durch Mitte führenden Teils der U6 durch die BVB-Ost reagiert hätte: Da gab es ja Ende der 80er konkrete Pläne im Zuge einer Aufwertung der Friedrichstraße. Und an einem
Verbindungstunnel zwischen den heutigen Linien U2 und U6 wurde auch schon gearbeitet.


Die Folgen bei der BVG:
Betrieb zweier isolierter Linien U6 Nord und Süd? Planung einer Umgehungsstrecke z.B. durch Kreuzberg,
Tiergarten, Wedding (über Reichstag, damals ja dort in der Planung historisches Museum etc.) oder zumindest
Anschluß des von der BVG-S-Bahn betriebenen Anhalter Bahnhofs von Kochstr.? Oder hätte diese Situation -
zugegeben mein Lieblingsthema und eher unwahrscheinlich - ein Impetus für den nördlichen Ausbau der U4 sein
können?. Ganz verrückt wahrscheinlich der Gedanke - irgendwo las ich davon einmal - die U6 für eine
Transitstrecke nur für die West-U-Bahn nochmals zu untertunneln.

Fragen über Fragen und bestimmt gibt es noch viele Alternativen und Antworten mehr als die hier genannten.

Auch auf die ohnehin sehr gut frequentierte U9 als einzige durch den Westen führende Nord-Süd Strecke (die wahrscheinlich ein der sinnvollsten aller Nachkriegs U-Bahnplanungen) wäre zumindest übergangsweise eine
noch größere Belastung zugekommen.

Noch schwieriger wäre es wiederum geworden, wenn dann auch die U8 in ähnlicher Form betroffen gewesen wäre. Hätte man dann die Streckenstummel im Norden und Süden der U6 und U8 zu einer Art Ringverkehr verbinden können? Und hätte wiederum in ferner Zukunft durch einen Verbindung ihrer Streckenteile die BVB einen Ringverkehr durch Mitte organisieren können?

Viele Konjunktive, ich weiß.

Beste Grüße

Deutsche Oper





2 mal bearbeitet. Zuletzt am 21.08.2005 16:35 von Deutsche_Oper.
Also erstmal kann man nicht voraussetzen, dass die BVG oder DB im Falle einer Übernahme der S-Bahn in West-Berlin Ende der 40er Jahre auch die Strecken gebaut hätte, die die DR dann verwirklichte.
Ich denke da an Abschnitte wie:

Spandau West - Falkensee (Sektorengrenze)
Jungfernheide - Spandau (mehr oder minder als Ersatz für die Lehrter Bahn)

Es gibt noch weitere, vor allem die Sektorengrenzen überschreitende Abschnitte. Die U-Bahnverlängerungen wären zweifelsohne anders gekommen, ich tippe auf ein ähnliches Schema wie in den 20er Jahren.

Vorstellbar sein könnten da:

Uhlandstraße - Halensee
Ruhleben - Spandau West
Leinestraße - Hermannstraße
Gesundbrunnen - Wilhelmsruh

Mal ein ganz anderes Szenario:
Wie sähe Berlin aus, wenn die DR bis 1990/4 die S-Bahn betrieben hätte? Macht mal eure Vorschläge hierzu.
Unioner schrieb:
-------------------------------------------------------

>
> Mal ein ganz anderes Szenario:
> Wie sähe Berlin aus, wenn die DR bis 1990/4 die
> S-Bahn betrieben hätte? Macht mal eure Vorschläge
> hierzu.


ein interessanter Gedanke, aber man möchte ihn sich lieber nicht vorstellen. Die S-Bahn hätte weiter vor sich hingegammelt, womöglich wäre sie in Westberlin auch ganz stillgelegt worden. Spätestens dann wäre es wohl mal jemanden aufgefallen, daß das ja irgendwie auch schade ist, die Anlagen nicht zu nutzen. Vieleicht hätte man der Reichsbahn auch ein paar Strecken abgekauft und dieses ominöse Spurbusprojekt verwirklicht, das seinerzeit durch die Medien geisterte. Zwischen Südende und Lichterfelde Süd würde vieleicht heute die U9 fahren und zwischen Schöneberg und Yorckstraße (Großgörschenstraße) könnte man womöglich heute gar mit dem Auto auf der Westtangente fahren.

Wär dann die Wiedervereinigung gekommen, hätte man sich zum sinnvollen Wiederaufbau des S-Bahn-Netzes wohl einige Gedanken machen müssen.
Unioner schrieb:
-------------------------------------------------------
> Mal ein ganz anderes Szenario:
> Wie sähe Berlin aus, wenn die DR bis 1990/4 die
> S-Bahn betrieben hätte? Macht mal eure Vorschläge hierzu.

Die S-Bahn in Berlin (West) wäre spätestens 1985 völlig eingestellt worden. Anlagen und Fahrzeuge waren völlig verschlissen und ohne Investmittel einfach nicht länger instandzuhalten. Der Bahnhof Friedrichstraße wäre über die Stadtbahn mit dem Lehrter Bahnhof, höchstens bis Zoo verbunden geblieben. Eventuell hätte die Nord-Süd-Strecke einen Pendelzugbetrieb für Berlin (Ost) erlebt, nach Renovierung der Bahnhöfe Nordbahnhof (mit Bw), Oranienburger Straße, Friedrichstraße, Unter den Linden, vielleicht auch Potsdamer Platz als weiterer Grenzkontrollpunkt für den damals stark steigenden innerdeutschen Reiseverkehr. Nach Bau der Bw Granitzstraße auch als Verknüpfungspunkt zur A-Linie der U-Bahn denkbar.

In Berlin (West) wäre der U-Bahnbau mit Bundesmilliarden munter fortgesetzt worden. Die U1 von Ruhleben bis Spandau verlängert. Die U3 (Uhlandstraße) mit der U4 (Innsbrucker Platz) verbunden. U6 und U8 möglicherweise geteilt? Eher nicht, wäre mit einem Millionenkredit an die DDR zu verhindern gewesen. U8 im Norden bis ins Märkische Viertel (Senftenberger Ring) hinein verlängert, Verbindungskurven am Bahnhof Osloer zur Verbindung U8/U9 sind vom Senat seinerzeit untersucht worden, geringe Realisierungschancen. Die U10 wäre etwa 1990 zwischen Rathaus Steglitz und Kulturforum in Betrieb gegangen, die U9 bis Lankwitz verlängert. In Vorbereitung wäre die U10-Verlängerung im Süden bis Rathaus Zehlendorf, im Norden über Reichstag, Lehrter Bahnhof, Turmstraße nach Jungfernheide/Flughafen Tegel. Daneben Vorarbeiten für die südliche U8-Verlängerung nach Britz/Buckow und den nördlichen Abschluss der U9 entweder zur Wollankstraße oder Wilhelmsruh.


so long

Mario
Hallo

> wie bei einer fortdauernden Teilung Berlins die
> BVG-West wohl auf
> die sich evtl. anbahnende Übernahme des durch
> Mitte führenden Teils der U6 durch die BVB-Ost
> reagiert hätte

Das würde mich auch interessieren. Ich vermute, dass man sich im Westen darüber keine großen Gedanken gemacht hat. Es gab übrigens schon 1965 Planungen den östlichen teil der U8 ins Ostnetz zu integrieren. Da diese Linie damals noch Gesundbrunnen endete, hätte man von westlicher Seite durchaus auf diese Linie verzichten können. Auf der U6 wäre das damals allerdings auf keinen Fall möglich gewesen, da das Großprofilnetz bei einer Unterbrechung der U6 in den 60er Jahren in zwei Teile zerbrochen wäre. Die Hauptwerkstatt an der Seestraße wäre für den größeren Teil des Netzes nicht mehr erreichbar gewesen. Ich könnte mir vorstellen, dass gerade solche Überlegungen auch zum Bau der U9 und der U7 in Wilmersdorf geführt haben.

> Die Folgen bei der BVG:
> Ganz verrückt wahrscheinlich der Gedanke
> - irgendwo las ich davon einmal - die U6 für eine
> Transitstrecke nur für die West-U-Bahn nochmals zu
> untertunneln.

So etwas ähnliches wurde tatsächlich angedacht. Ich las allerdings von einem parallelen neuen U-Bahntunnel.
Eine andere Alternative wurde mit Wänden und Türen an den Bahnsteigkanten erdacht. Dabei sollten die Ost-Züge an den Türen halten, während die West-Züge ohne Halt durchfahren sollten. Am Bahnhof Friedrichstraße war der umgekehrte Fall vorgesehen. Dort sollten die West-Züge halten und die Ost-Züge durchfahren. Das Problem: Die Ost-Züge hätten Kleinprofilzüge sein müssen, da andere nicht über die U2 dorthin kommen könnten. Ein Umbau auf Kleinprofil wäre aber wegen der weiterhin fahrenden West-Züge auch nicht möglich gewesen.
Noch eine Vorschlag bestand darin, ein Gleis der westlichen und eines derr östlichen U-Bahn zu überlassen, was aber wegen der auf beiden Seiten viel zu geringen Leistungsfähigkeit bei Eingleisigkeit nicht wirklich in Frage kam.

> Noch schwieriger wäre es wiederum geworden, wenn
> dann auch die U8 in ähnlicher Form betroffen
> gewesen wäre.

Ich denke mal auf den nördlichen Teil der U8 hätte man, wie gesagt, in den 60er Jahren verzichten können und nach Wittenau würde dann vermutlich heute die U9 fahren.


> Hätte man dann die Streckenstummel
> zu einer Art
> Ringverkehr verbinden können?

Mir ist nicht ganz klar, wo diese Ringe nach deiner Meinung verlaufen sollten. Grundsätzlich ist natürlich vieles baubar, aber Ringstrecken sind nur selten sinnvoll, da kaum jemand im Kreis fahren will. Unsere Ringbahn ist da eine seltene Ausnahme.

Viele Grüße

Ulrich
Hallo

> Die S-Bahn in Berlin (West) wäre spätestens 1985
> völlig eingestellt worden.

Das glaube ich eigentlich nicht. Die DDR wollte doch immer auch im Westen präsent sein. Außerdem musste der Grenzübergang Friedrichstraße angeschlossen bleiben. Gut, das hätte auch mit der U6 gehen können, aber ich kann mir kaum vorstellen, dass die DR den West-Betrieb ganz aufgegeben hätte. Oder hast du da genauere Informationen?

> Der Bahnhof
> Friedrichstraße wäre über die Stadtbahn mit dem
> Lehrter Bahnhof, höchstens bis Zoo verbunden
> geblieben.

Naja, das wäre ja immerhin ein Restbetrieb.

> Eventuell hätte die Nord-Süd-Strecke
> einen Pendelzugbetrieb für Berlin (Ost) erlebt

Außer den relativ dicht beieinander liegenden Bahnhöfen Friedrichstr. und Oranienburger Str. wären die Stationen aber sehr peripher gewesen. Dicht an der Mauer gelegen, hätte diese Linie dem Osten nicht viel gebracht. Abgesehen davon: Wie hätte man denn dort die östlichen S-Bahnzüge hinbringen können? Durch West-Berlin hindurch wäre wohl kaum eine realistische Möglichkeit gewesen.

> In Berlin (West) wäre der U-Bahnbau mit
> Bundesmilliarden munter fortgesetzt worden. Die U1
> von Ruhleben bis Spandau verlängert. ... U8 im Norden bis ins
> Märkische Viertel (Senftenberger Ring) hinein
> verlängert ...
> Die U10 wäre etwa 1990 zwischen Rathaus Steglitz
> und Kulturforum in Betrieb gegangen, die U9 bis
> Lankwitz verlängert.

Ob man das alles von 1984 bis 1990 hätte schaffen können, möchte ich bezweifeln. Von 1953 bis 1989 wurden im Jahresdurchschnitt in west-Berlin nur knapp 1,5 km U-Bahn eröffnet. Vor dem ersten Weltkrieg waren es noch jährlich etwa 3 km und in den 20er Jahren 5 km Neubaustrecken pro Jahr.
Mit jährlich 1½ km hätte man bis 1989 den Senftenberger Ring, bis 1991 Lankwitz, Kirche, bis 1994 das Kulturviertel (über U10), bis 1996 die Wiesenbaude, bis 1998 Britz (über U8), bis 2000 die Hildburhauser Str. und bis 2002 Staaken (über U7) erreichen können. Vom 200-km-Plan hätte dann noch die U5 Lehrter Bahnhof - Flughafen Tegel gefehlt, so dass zusammen mit dieser Linie bis 2006 der 200-km-Plan im Großprofil umgesetzt worden wäre. Kleinprofilstrecken wurden ja nach dem Krieg nur noch geplant, aber nicht mehr gebaut.
Es stellt sich mir nur noch die Frage, was nach Fertigstellung des 200-km-Plans gekommen wäre. Vielleicht ein Lückenschluss zwischen U10 (Kulturforum) und U5 (Lehrter Bahnhof), wodurch eine Linie von Steglitz über Schöneberg, Tiergarten, Moabit zum Flughafen Tegel entstanden wäre?


> In Vorbereitung wäre die
> U10-Verlängerung im Süden bis Rathaus Zehlendorf,
> im Norden über Reichstag, Lehrter Bahnhof,
> Turmstraße nach Jungfernheide/Flughafen Tegel.
> Daneben Vorarbeiten für die südliche
> U8-Verlängerung nach Britz/Buckow und den
> nördlichen Abschluss der U9 entweder zur
> Wollankstraße oder Wilhelmsruh.

Man hat fast immer an zwei Strecken gleichzeitig gebaut, um die Bauindustrie gleichmäßig auszulasten, aber soviele Strecken auf einmel in Bauvorbereitung halte ich dann doch für unwahrsheinlich.
Übrigens: Wie sollte denn die U10 zum, Rathaus Zehlendorf kommen? Meines Wissens sollte doch die im 200-km-Plan angegebene Endstelle Drakestraße an der Ecke Hindenburgdamm liegen.

Viele Grüße

Ulrich
> > > Der Bahnhof
> > Friedrichstraße wäre über die Stadtbahn mit
> dem
> > Lehrter Bahnhof, höchstens bis Zoo verbunden
> > geblieben.
>
> Naja, das wäre ja immerhin ein Restbetrieb.
>

Im Zuge der sich über Jahre hinziehenden Übernahmeverhandlungen hat die DDR-Seite wohl mit dem Gedanken gespielt bzw. Druck gemacht, sich abgesehen von einem 20- oder 30 Minutentakt Charlottenburg-Friedrichstraße aus dem Westnetz zurückzuziehen.

Damit wäre freilich auf niedrigem Niveau die Präsenz und der Asschluß des Grenzübergangs gesichert gewesen.



Ulrich Conrad schrieb:
-------------------------------------------------------
> Auf der U6 wäre das damals allerdings auf keinen
> Fall möglich gewesen, da das Großprofilnetz bei
> einer Unterbrechung der U6 in den 60er Jahren in
> zwei Teile zerbrochen wäre. Die Hauptwerkstatt an
> der Seestraße wäre für den größeren Teil des
> Netzes nicht mehr erreichbar gewesen. Ich könnte
> mir vorstellen, dass gerade solche Überlegungen
> auch zum Bau der U9 und der U7 in Wilmersdorf
> geführt haben.

Inwiefern meinst du das mit dem Bau der U7 und U9? Die waren ja schon vorher geplant, bzw. sogar gebaut worden.
Durch den Verbindungstunnel am Leopoldplatz und den an der Berliner Straße entstünde eine Verbindung zu allen anderen Großprofillinien. Die U6 hätte man auf Grund der HW Seestraße auch als Insellinie betreiben können, der Südabschnitt ab Mehringdamm wurde bereits in den 20er Jahren fast nur mit Pendelverkehr bedient.

Zwei U6s wären also durchaus denkbar gewesen.
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