Hier noch die Pressemitteilung der BVG dazu:
Feuer und Flamme für "Gisela"
Feierliches Roll-out für die ersten modernisierten U-Bahnwagen vom Typ GI/1
"Gisela", mit 17 Jahren im besten U-Bahn-Alter, hätte es mit ihrem robusten Äußeren gut und gerne noch weitere 20 Jährchen machen können, doch leider – ihr Innenleben glich dem einer hochbetagten Dame. Anders gesagt: Die Mechanik der 1988 in Betrieb gegangenen GI/1-Züge aus dem damaligen Lokomotivwerk Hennigsdorf war topp, die Elektrotechnik flop. Heute gingen die ersten von insgesamt 50 modernisierten Doppeltriebwagen in den Fahrgastbetrieb.
Unter den Klängen sphärischer Musik und begleitet von Feuerwerks-Fontänen rollte der geschmückte Zug aus der Werkstatthalle in Grunewald und präsentierte sich den wartenden Journalisten. Zuvor hatte Betriebsvorstand Thomas Necker allen beteiligten U-Bahnern ein herzliches Dankeschön gesagt und der gelifteten "Gisela" noch viele Jahre "Gute Fahrt" gewünscht.
Verschrotten und neu kaufen oder modernisieren – vor dieser Entscheidung stand die BVG angesichts antiquierter Elektrotechnik, hoher Wartungskosten und fehlender Ersatzteile. Die Kosten – ca. 250.000 Euro für die Sanierung, rund 2,5 Millionen Euro für den Kauf eines neuen Fahrzeugs – gaben den Ausschlag zugunsten von "Gisela". Und das Ergebnis kann sich sehen lassen.
Die "gelifteten" GI/1 präsentieren sich im BVG-sonnengelben Erscheinungsbild, mit einem modernen, den HK-Zügen angepassten Innendesign, bequemeren Rückenlehnen und einem neuen Mehrzweckabteil, das mehr Platz für Kinderwagen, Fahrräder oder Rollstuhlfahrer bietet. Ein modernes "Innenleben" und ein modernisierter Fahrerarbeitsplatz verbessern die Arbeitsbedingungen von Werkstatt- und Fahrpersonal.
60 Arbeitstage braucht das 32 Handwerker umfassende "Gisela"-Team für die Verjüngung eines Triebwagens; 2007 soll das 25 Millionen-Projekt abgeschlossen sein.
In der heutigen Berliner Zeitung steht ein diesbezüglicher Artikel:[
www.berlinonline.de]
Gisela rollt weiter
Die ersten acht modernisierten U-Bahn-Wagen aus DDR-Produktion treten ihren Dienst an / S-Bahn verschrottet Züge
von Peter Neumann
Eigentlich war es ein schöner Moment. Am Gleis 314 der U-Bahn-Betriebswerkstatt Grunewald knatterte gestern ein kleines Feuerwerk vor sich hin, gelbe Luftballons stiegen in den Herbsthimmel auf. Dann rollten die ersten acht modernisierten Wagen der Baureihe G I/1, der Experten den Spitznamen Gisela gegeben haben, aus der Halle in den Nieselregen. Doch die Freude über die sauber glänzende U-Bahn blieb nicht ungetrübt. "Mal sehen, wie lange die Scheiben unverkratzt bleiben", sagte Petra Reetz, Sprecherin der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG). Und gab sich selbst die Antwort: "Lange dauert das nicht."
Die Wehmut beim "Roll-out" der acht Wagen, die bald darauf auf der Linie 2 zwischen Ruhleben und Pankow ihren Dienst antraten, war berechtigt. Denn die Fahrzeuge, die kurz vor dem Ende der DDR in Hennigsdorf hergestellt worden waren, sind ansehnlicher geworden. Endlich bietet auch Gisela genug Platz für Kinderwagen, Fahrräder und Gepäck. Der BVG-Mitarbeiter Dirk Neumann hatte die Idee, in jedem zweiten Wagen eine der beiden kurzen Sitzbänke am Ende herauszunehmen - so entstand Stellfläche. Das Innere wirkt lichter als früher: Das Gelb der Haltestangen kontrastiert mit dem Grau der Wände und des Bodens. Nur der Außenanstrich in "Verkehrsgelb" mutet manchen als allzu hell an. Bei den nächsten Zügen fällt der Gelbton dunkler aus, hieß es.
Die Fahrgäste spüren auch, dass die BVG und ihr Partner, die Firma Kiepe, die frühere Technik ersetzt haben. So ist das ruckartige Bremsen, das die Passagiere hin- und her pendeln ließ, Vergangenheit. "Jetzt wird die Bremse von einer Software gesteuert", sagte BVG-Ingenieur Martin Süß. Doch es war nicht alles schlecht an den DDR-Zügen von 1988 und 1989. Zwar entsprach ihre elektrische Ausstattung dem Stand der dreißiger Jahre. "Aber mechanisch sind sie top", lobte BVG-Betriebsvorstand Thomas Necker. Darum kostet die Ertüchtigung eines Wagenpärchens nur 250 000 Euro - für ein Neues würden 2,5 Millionen Euro fällig. Das Modernisierungsprogramm sieht vor, bis 2007 insgesamt hundert Wagen für die kommenden 15 Jahre fit zu machen.
Dazu gibt es auch aus einem anderen Grund keine Alternative. Die Züge, die nach dem "Leiter Betrieb" der Ost-Berliner Verkehrsbetriebe BVB benannt worden waren, dürfen weder verkauft noch verschrottet werden. Sie gehören zu den 647 Wagen, für die Cross-Border-Leasing-Verträge gelten. Die U-Bahnen wurden also US-Firmen übertragen und dann wieder zurückgemietet.
Während Gisela weiter rollt, werden bei der S-Bahn die "Coladosen" deutlich seltener. So heißen die roten Züge der Baureihe 485/885, von denen der Großteil verschrottet wird. Die Fahrzeuge, die ebenfalls in der DDR entwickelt wurden und deren Serienfertigung 1990 begann, werden nicht mehr gebraucht. Käufer hätten sich nicht gefunden, die S-Bahn hat tausend modernere Wagen gekauft. 165 Viertelzüge mit je zwei Wagen gebe es noch, sagte S-Bahn-Sprecher Ingo Priegnitz. Davon seien schon 70 abgestellt worden. Die ersten traten jüngst ihre letzte Reise an - zum Schneidbrenner in Königs Wusterhausen. Weitere 25 Züge werden 2006 ausrangiert.
Hier noch der Link zum Artikel des ND (mit Bild): [
www.nd-online.de]
so long
Mario