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Heutige Beiträge in der Berliner Zeitung
geschrieben von Marek 
Die Berliner veröffentlicht heute einige Beiträge zur "Verkehsstadt Berlin":

Unter anderem wendet sich Herr Mehdorn an die Bevölkerung und wirbt für Verständnis für den "größten Investor und Arbeitgeber in BerliN".

[www.berlinonline.de]

In einem anderen Artikel der Ausgabe steht als Zitat zu lesen:
"Doch mangels Geld müsse zum Beispiel der Ausbau der Strecke nach Dresden verschoben werden."

Auch Peter Neumann äußert sich
[www.berlinonline.de]

Es fällt schwer zu glauben, daß Mehdorn diesen Text selbst geschrieben haben soll. Über den Inhalt kann man diskutieren, aber eine derart wohl formulierte und maßvolle Ausdrucksweise passt irgendwie nicht zu ihm.

Wenn ich Mehdorns Ghostwriter wäre, hätte ich ihm folgenden Text vorgelegt:

"Wir haben in Berlin Milliarden für den Ausbau der Bahn investiert. Das müssen auch die Berliner mit ihrer sprichwörtlichen Schnauze akzeptieren. Es widert mich an, zu sehen, daß die Berliner offenbar immer noch in der Zeit vor dem Mauerfall leben und nicht bereit sind sich auf Veränderungen einzustellen. Auch wenn es weh tut: die Zeit des Bahnhof Zoo mit seinen Strichern, Pennern und dem Porno-Museum um die Ecke ist abgelaufen. Da mögen die Berliner noch so auf die Bahn eindreschen, ich bleibe standhaft und werde jedem einzelnen Querulanten persönlich eins vor den Latz geben. In Zukunft wird am neuen Hauptbahnhof ein- und ausgestiegen. Basta."
Och, das hört sich schon nach "Harti" an. Immerhin wird erstmal mit dem geprahlt, was man erreicht hat, um dann unterschwellig zwischen den Zeilen das Argument zu bringen, man möge doch dankbar dafür sein.

1.Frage an "Harti" - die Bahn hats gebaut, und wer hats bestellt/bezahlt?

Wunderschön auch der Abschnitt, wo genau die Argument aufgezählt werden, die für den Halt am Zoo sprechen, hier aber "nur" für Papestr., Gesundbrunnen und Spandau! gelten sollen.
Als Spandauer muss man sich doch da voll verar***t vorkommen. Der Bahnhof da steht schließlich schon länger, insofern wirds endlich Zeit, dass da mehr Züge halten.

Aber gerne nochmal extra für Herrn Mehdorn: Ich habe nichts gegen das "neue" Konzept, ich habe nur etwas dagegen, dass der FV vom Bf. Zoo weggenommen wird, wo hier doch eh nurnoch FV-Linien halten würden die in Berlin enden, deren FahrGÄSTE also möglichst fein vorverteilt werden wollen/sollten. Besonders unverständlich wird das beim Berlin-Waszawa-Express, bei dem den Fahrgästen ausschließlich durch die Verkürzung zum Lehrter Bf. Zeitverluste bekommen. Es ist doch eine Milchmädchenrechnung von max. 10min Fahrzeitverlängerung zu reden, wenn man die beiden ICE-Linien bedenkt, die am Ostbahnhof starten und gen Westen fahren. Hier muss als Rechnungsgröße doch jene Abfahrtzeit genutzt werden, die der Zug am Zoo hätte, und dann hat man schnell eine tatsächliche Reisezeitverlängerung von 15 und mehr Minuten - denn auch Umsteigen kostet Zeit! Als Verkehrsplaner lernt man auch, dass jeder Umsteigevorgang eine gewisse Prozentzahl an potentiellen Fahrgästen kostet.
Doch das ist nicht alles, ich kann es nur mit Sorge betrachten, dass die ICE-Linie Berlin-Frankfurt (Main)-Basel ab Dezember 06 durch den Tunnel fahren und per sog. Kurzwende am Bf. Papestr. enden soll. Diese Maßnahme spart zwar einen Zug ein, destabilisiert aber auch den Fahrplan, da die Verspätung dann auf den Gegenzug auswirkt (z.B. mangelnde Reinigung, oder gar selber Verspätung oder Teilausfall).
Da von Seiten der Bahn die Vorteile schon ausreichend propagiert werden, bleibt nunmal nicht viel übrig, als ausführlich auf die Nachteile hinzuweisen...

PS: Außerdem sei nocheinmal darauf hingewiesen, dass man sich durchaus an Veränderungen gewöhnen kann. Die Einführung des RE-Verkehrs in der Region Berlin-Brandenburg ist ein voller Erfolg und wird gerne als Musterbeispiel genannt - das geht doch nur, weil wir uns darauf eingestellt haben.
Und das weglassen eines Haltes hatten wir doch schonmal. Nach der Stadtbahnsanierung und der Umstellung im Regionalverkehr wurde der Bf. Alexanderplatz gut angenommen. Doch mit der Fertigstellung des Bf. Friedrichstr. entfiel dieser Halt auf 4 von 5 Linien wieder - unter Protest (wie jetzt am Zoo). Heute wäre es unverstellbar, wenn auch nur einer der "Regios" am "Alex" durchfahren würde. Die Fahrgäste haben BEIDE Halte angenommen. Warum will man nun denselben Fehler wiederholen?



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 17.11.2005 21:03 von Jay.
Also mal ehrlich: Mir kann der soundsovielte ShoppingTempel mit doch den ewig gleichen Filial-Ketten und der gleichen mehretagigen Trostlosigkeit keen gutes Wort entlocken.
Da hilft's auch nüscht, wenn Hartz-Mut's Ideenplaner auchnoch die trillionste Möglichkeit entsinnen, jeden Passagier quasi zum Shopping zu nötigen.
Ohne Kassenbon aus der Investmentruine, keine Weiterfahrt. Umsteigezwang am Lehrter. Mindestens 15min. ... Darunter kostet's 40Euro...

Jay schrieb:
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> 1.Frage an "Harti" - die Bahn hats gebaut, und wer hats bestellt/bezahlt?

Den Fernverkehr hat das Land Berlin weder bestellt noch bezahlt, der fällt in die Zuständigkeit des Bundes, nicht der Länder. Insofern hat Harti völlig recht, die Berliner Landespolitik kann zwar Wünsche äußern, das ist dann schon alles.
Der über die Länder Berlin und Brandenburg (größtenteils ebenfalls mit Bundesmitteln) finanzierte Regional- und S-Bahnverkehr wird ja in keiner Weise eingeschränkt, sondern im Gegenteil weiter ausgebaut.



> Als Spandauer muss man sich doch da voll verar***t vorkommen.

Nach meinen Informationen werden im Bahnhof Spandau doch mehr Züge halten als heute.

> Aber gerne nochmal extra für Herrn Mehdorn ...

Liest der hier auch mit?

> Besonders unverständlich wird das beim
> Berlin-Waszawa-Express, bei dem den Fahrgästen
> ausschließlich durch die Verkürzung zum Lehrter
> Bf. Zeitverluste bekommen.

Richtig. Zumindest diejenigen, die nicht in den Berliner Osten, Norden oder Süden wollen.

> Da von Seiten der Bahn die Vorteile schon
> ausreichend propagiert werden, bleibt nunmal nicht
> viel übrig, als ausführlich auf die Nachteile
> hinzuweisen...

Den Entfall des Fernverkehrshaltes in Berlin-Friedrichstraße hätte sich über Jahrzehnte auch niemand vorstellen können, dieser Bahnhof ist genausogut ausgebaut wie Zoo und noch besser als Zoo in das Nahverkehrsnetz integriert.
Den Bahnhof Zoo weiterhin als Drehscheibe des Berliner Fernverkehrs zu nutzen hätte den Neubau des Bahnhofs mit vier richtig breiten Fernbahnsteigen und den viergleisigen Ausbau der Ferngleise zwischen westlichem Innenring und dem Lehrter Bahnhof zwingend erfordert, diese gewaltigen Anlagen wären städtebaulich in der City-West nur schwer einzuordnen gewesen. Das Gleistrassenkreuz mit der Stadtbahn anstelle des Lehrter Bahnhofs mit Anbindung an den Tiergartentunnel und den nördlichen Innenring in alle Richtungen wäre ein städtebauliches Monstrum. *grusel*

so long

Mario
Also ich meinte da oben schon das Bauen selber. Nicht der Fernverkehr. Bei "Harti" hört sich das so an, als wäre allein die Bahn für diese "schöne neue Welt" verantwortlich. Die Gelder für den Lehrter Bf. kamen aber woanders her... - darauf sollte meien rethorische Frage anspielen - nicht auf den FV ansich.

Für Spandau ist der zusätzliche Halt natürlich eine Verbesserung - nur hätte die auch schon wesentlich früher kommen können, der Bahnhof steht ja schon ein par Jahre. Insofern dürfte das für Spandauer einer längsterwartete Selbstverständlichkeit sein - zumindest für ein par, die ich kenne ist es so.

Dein Vergleich Friedrichstraße und Zoo ist doch ein Vergleich zwischen Äpfeln und Birnen. In Zoo und Ostbahnhof wurde Geld investiert, um sie ICE-tauglich zu machen, beide sind Teil des Pilzkonzepts. Als "Ersatz" für Friedrichstraße dient der neue Lehrter Bf., nach ursprünglichen Planungen sollte er ja bis 2000 fertig werden. Ein FV-Ausbau in Friedrichstraße wäre aus baulichen Gründen nur sehr schwer realisierbar gewesen, schon zu Mauerzeiten war der Bahnsteig eigentlich zu kurz für die Fernzüge. Die Beengheit war ja auch einer der Gründe, warum man das "Stadtkreuz" am Lehrter Bf. realisiert hat. Von den Anschlüssen her ist Friedrichstraße mit Zoo in etwa gleichwertig.
Schon seit der Wiedervereinigung ist Zoo nicht mehr "die" Drehscheibe des Berliner FV - im Ostteil der Stadt ist das der Ostbahnhof, und früher war es auch noch Lichtenberg. Wie gesagt, ich finde es falsch den Zoo als Fernbahnhof aufzugeben, da man damit nicht das volle Kundenpotential ausschöpft, das möglich wäre (und nach Pilzkonzept vorgesehen war). Er gehört zum Pilzkonzept wie Lehrter Bf., Papestraße, Spandau, Ostbahnhof und Gesundbrunnen.
Als Spandauer möchte ich doch mal sagen, daß ich bis jetzt keine wesentlichen Stimmen vernommen habe, daß man sich an den durchfahrenden Zügen irgendwie stört.
Wesentlich Nachteiliger sehe ich den Wegfall des RE5, hatte man sich doch an einen relativ häufigen Takt in Richtung Zoo/Berlin gewöhnt.
Zum Zoo selbst bleiben ja nach dem 28.05.2006 nur noch die stündlichen RB/RE nach Cottbus bzw Senftenberg bzw. die S-Bahn.
Der Zug nach Ludwigsfelde geht ja über Jungfernheide nach Hauptbahnhof und der umsteigefreie Ostseeanschluß ist auch dahin.
So gesehen kann man schon von einer Angebotsverschlechterung rumnörgeln, aber selbst das Umsteigen in Hbf oder Südkreuz - wenn man auf die Anhalter oder Dresdener Bahn will - wird nicht so dramatisch sein.

Spandauer



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 19.11.2005 09:43 von Spandauer.
der weiße bim schrieb:
.................................
> Den Bahnhof Zoo weiterhin als Drehscheibe des
> Berliner Fernverkehrs zu nutzen hätte den Neubau
> des Bahnhofs mit vier richtig breiten
> Fernbahnsteigen und den viergleisigen Ausbau der
> Ferngleise zwischen westlichem Innenring und dem
> Lehrter Bahnhof zwingend erfordert, diese
> gewaltigen Anlagen wären städtebaulich in der
> City-West nur schwer einzuordnen gewesen. Das
> Gleistrassenkreuz mit der Stadtbahn anstelle des
> Lehrter Bahnhofs mit Anbindung an den
> Tiergartentunnel und den nördlichen Innenring in
> alle Richtungen wäre ein städtebauliches Monstrum.
..................................

Lieber der weiße bim

Du scheinst einer der ganz wenigen zu sein, der sich noch an die Modelle und Varianten erinnert, die vor 15 Jahren in der Entscheidungsfindungsphase diskutiert wurden und deren Ausschluss dann letztlich das heute teilrealisierte Pilzkonzept hervorbrachte.


Liebe Belehrter und Unbelehrterbare

Zu dieser ganzen dösigen Zoodiskussion will ich hier jetzt nichts sagen, zumal ich in Sachen Lehrter bekennender Unterstützer Mehdorns bin.

Was mich viel mehr immer wieder und noch aufregt, ist die Verpenntheit des Berliner Senats in Bezug auf die Nahverkehrsanbindung des Lehrters - S21, U5 und Straßenbahn.

Sooooo viele-viele-viele Jahre für so ein bisschen Straßenbahn von der Kreuzung Chaussee-Invaliden zum Lehrter, das kann doch einfach nicht wahr sein. Kein wunder, dass in Deutschland und speziell in Berlin wirtschaftlich nichts mehr läuft. Und erzählt mir jetzt nichts von Gründen wie Planfeststellungsverfahren, Bürgereinsprüche, Geldmangel. Die Tatsache, dass diese Begründungen herangezogen werden können, um solch ein kleines Vorhaben mit diesem signifikanten Nutzen für die Allgemeinheit zu verzögern, zeigt mir, dass da was ganz gewaltig falsch läuft in Berlin und Deutschland. Und die Wendeschleife für die Straßenbahn zum Lehrter, die gehört nach Moabit, irgendwo am Ottopark!

Was die U5 angeht, so warte ich nur noch darauf, dass da ein Politiker kommt und allen Ernstes vorschlägt, sich das Shuttlebähnchen vom Berliner Weihnachtsmarkt, welches dafür in den letzten Jahren zwischen Alex und der Schlossbrache pendelte, auszuleihen, um damit den Weltmeisterschaftsverkehr zwischen Lehrter und Brandenburger Tor zu realisieren und die U5 dann ganz einzusparen. Lasst diese blöde Weltmeisterschaft kommen und gehen und baut die U5 unabhängig davon vom Alex bis nach Moabit! Die WM ist wichtig für das Image von Berlin, ja, aber sie allein bringt nicht das Benötigte und von Berlin Entbehrte. Uns fehlt da eher das Geld der nicht vorhandenen Fluggäste und Arbeitnehmer des nicht gebauten Flughafens BBI, die mit dem nicht existierenden Bahnshuttle über die nicht ausgebaute Dresdner nicht vom und zum Potsdamer und Lehrter fahren. Macht nur weiter so auf euerm Weg zur Ehrenbürgerschaft in Frankfurt/M, diskutiert über die Standorte von Großleinwänden für Fußballfans und lasst die Infrastrukturbedürfnisse internationaler Konzernzentralen den Hessen.

Und wenn ich da schon mal im Zorn um mich schlage denn auch noch was zur 21.
Vor 15 Jahren schienen und auch heute scheinen es lediglich einige Bahnfans begriffen zu haben, was die S21 ist, wo sie vom Süden kommend in den bestehenden S-Bf Potsdamer Platz einmündet, dann Richtung Norden aus dem Heuboden weiter verläuft, wo der Bahnhof Reichstag einst sein sollte und wie sie dann weiter zum Lehrter kommt. Hätte das die Verantwortlichen in Berlin damals auch nur im Ansatz begriffen, so wären auf den Bau all der benötigten Tunnel und der Stationen Reichstag und Lehrter gedrängt worden. Wie wird das Geschrei da dereinst groß ein, wenn zwischen Brandenburger Tor, Spree, Reichtag und Reichstagspräsidentpalais eine Baugrube klaffen soll.

So nun mal wieder genug geschimpft, und sorry, dass ich euch diesbezüglich immer wieder mit dem gleichen Salomon voll blubbere.
Hier ein paar schöne Bilder vom 14.11. aus dem Lehrter unten.
[www.db.de]

Gruß
Eckehard




1 mal bearbeitet. Zuletzt am 19.11.2005 11:08 von Ecke.
Moin Ecke,

brauchst Dich doch nicht dafür zu entschuldigen die (historischen) Fakten darzulegen.
Das viele blinde Jammerhälse diese ignorieren und den Bauernfängern mit ihren Unterschriftenlisten nachrennen ist viel peinlicher!

Spandauer
Spandauer schrieb:
-------------------------------------------------------
> Als Spandauer möchte ich doch mal sagen, daß ich bis jetzt keine wesentlichen Stimmen vernommen
> habe, daß man sich an den durchfahrenden Zügen irgendwie stört.
> Wesentlich Nachteiliger sehe ich den Wegfall des RE5, hatte man sich doch an einen relativ häufigen
> Takt in Richtung Zoo/Berlin gewöhnt.

So unterschiedlich können die Interessen sein. Ich bin dagegen froh, dass endlich die Stadtrundfahrt mit dem RE5 wegfällt und es statt dessen eine zügige Verbindung in die Berliner Innenstadt geben wird. (Obwohl ich die Verschlechterung der Verbindung nach Spandau - sowohl zeitlich als auch preislich - natürlich auch etwas bedauere.)

Aber allen kann man es sowieso nicht recht machen.
Anonymer Benutzer
Re: Heutige Beiträge in der Berliner Zeitung
19.11.2005 13:36
Was ich vor allem nicht verstehe: jetzt, da ja einige Linien auf der Stadtbahn wegfallen (sowohl im FV als auch bei den RE-Linien), da würde ein zusätzlicher Halt doch im Bahnhof Zoo gar nicht weh tun. Mein Gott, diese vier Minuten, die das kostet...

Der Bahnhof Zoo ist übrigens seit 1884 ein Fernverkehrsbahnhof und das hat seine Gründe, weil es eben ein Zentrum Berlins ist. Ganz im Gegensatz zum Ostbahnhof-Areal, da is ja nu echt nix.
Natürlich ist es verdammt eng am Bahnhof Zoo, aber das gehört für mich dazu. Sonntag Abend, Menschen wie Ameisen am Bahnsteig Gleis 3/4 und dann die Durchsage "Meine Damen und Herren an Gleis 4, die Wagen des ICE 1516 von München nach Hamburg-Altona befinden heute in umgekehrter Reihung; dieser Zug fährt jetzt nach Gleis 4 ein" - alle Menschen wuseln durcheinander an ihren Platz, währenddessen fährt der Zug ein und es ertönt der Gong "VORSICHT AN GLEIS 4! BITTE VON DER BAHNSTEIGKANTE ZURÜCKTRETEN" - das kann man doch nur lieben und 'ja', ich habe das eine Zeit lang mal regelmäßig gemacht.
Wem der Bahnhof Zoo nicht gefällt, der kann ja mit der S-Bahn zum (Komp)Ostbahnhof fahren, da hat man sogar noch mehr Chancen, einen Sitzplatz zu bekommen.
Theorie und Praxis
19.11.2005 14:50
Liebe Bahntheoretiker,

zuweilen entsteht bei mir der Eindruck, daß einigen Mitschreibern von Zeit zu Zeit ein wenig Bahnfahren ganz gut täte. Einige Dinge erschließen sich aus der Sicht des Reisenden offenbar etwas leichter. Beispielsweise kann man dann erkennen, daß das eigentliche Problem nicht ein Verkehrshalt Zoologischer Garten ist. Ich wäre, wenn ich doch nur endlich einmal wieder einen halbwegs sauberen ICE erleben dürfte, durchaus bereit, weiterhin den Halt am Zoo zu ertragen. Die ICE 1 und 2 sind inzwischen (in 1. und 2. Klasse gleichermaßen) so dreckig, daß man die hier im Forum als so schmuddelig bemängelten 485er, für geradezu steril hält. Ich erinnere mich an Zeiten, da vor Abfahrt des Zuges noch eine Reinigungskraft mit Läppchen und Sprühflaschchen, mit einem kritischen Blick die Glasscheiben im Wageninneren prüfte und gegebenenfalls Fingerabdrücke beseitigte. Damals sah ich mich auch noch veranlasst, Fahrgäste, die im Abteilwagen die Füße (mit Schuhen) auf dem gegenüberliegenden Sitz ablegten, darauf aufmerksam zu machen, daß das so nicht ganz in Ordnung sei. Das mache ich längst nicht mehr (die Zugbegleiter übrigens auch nicht), wer sich am Sitzpolster die Schuhe dreckig machen will, ist doch selbst Schuld.
Nach Berlin zurückkehrend, möchte ich eigentlich inzwischen auf den Verkehrshalt Zoo gar nicht mehr verzichten. Hier steigen doch schließlich die netten Menschen aus, die mich schon die ganze Fahrt genervt haben, und die ich am liebsten schon in Wolfsburg aus dem Zug herausdelegiert hätte. So bleiben dann doch wenigstens noch einige Minuten, um sich wieder zu regenerieren.

Wo ich gerade schon bei meinen "Freunden", den Berlin- Touristen, bin, da bin ich nämlich auch längst wieder beim Sinn oder Unsinn von Bahnhofsumbenennungen angekommen: Als Hauptgrund (Hauptvorwand) für Bahnhofsumbenennungen werden ja immer die hilfsbedürftigen Touristen ins Felde geführt. Seid versichert, daß es für den Touristen völlig belanglos ist, wie der Bahnhof heißt. Wer sich für Potsdams Schlösser interessiert, hat dort auch über den Bahnhof Wildpark hingefunden. Wer sich für UFA und DEFA interessiert, hat und hätte zu deren Standort auch über den Bahnhof Drewitz gefunden. Berlin- Touristen, die sich im Vorfeld der Reise einmal auf einem Stadtplan angesehen haben, wo sie eigentlich hinwollen und welcher Zielbahnhof in diesem Falle am besten geeignet ist, die wissen ganz genau, wo sie aussteigen müssen und wie dieser Bahnhof (gerade) heißt. Diese Art Tourist gibt es auch, das möchte ich ausdrücklich betonen. Wer allerdings nach Berlin fährt, so wie man auch nach Hintertüpfingen fährt und sich in irgendeinem, weit genug von Berlin entfernt gelegenen Reiszentrum eine entsprechende Fahrkarte hat ausstellen lassen, erhält offensichtlich standardmäßig eine solche nach Berlin Zoologischer Garten und ist dann sehr verwundert, durch entsprechende Ansage, zu erfahren, daß der Zug noch weiter zum Ostbahnhof fährt, der -wie ich regelmäßig höre- deshalb so heißt, da er im Ostteil der Stadt liegt. Diesen Leuten ist auch mit einem "Hauptbahnhof" nicht zu helfen. Ganz im Gegenteil: Häufig wird aus Sparsamkeitsgründen der Stadtplan des letzten Berlin- Besuchs mitgeführt, der zur 750- Jahr- Feier stattgefunden hat. Leider ist dort der Ostbahnhof nicht eingezeichnet, ein Hauptbahnhof hingegen vorhanden.
In dieser scheinbar ausweglosen Situation, erinnert man sich dann an den hilfsbereiten Berliner, der ja auch schon wußte, daß diese großen Gebäude in Wolfsburg, mit dem VW- Zeichen dran, nicht den größten VW- Vertragshändler dieser Stadt beherbergen, daß das "Flüsschen", das die Lehrter Bahn bei Hämerten überquert, nicht die Oder, sondern die Elbe ist und daß die Schallschutzwände in Rathenow keineswegs Reste der Grenzanlagen sind.
Ich höre jetzt besser auf.

Gruß, Gerald
Fdl Altona schrieb:
-------------------------------------------------------
> Was ich vor allem nicht verstehe: jetzt, da ja
> einige Linien auf der Stadtbahn wegfallen (sowohl
> im FV als auch bei den RE-Linien), da würde ein
> zusätzlicher Halt doch im Bahnhof Zoo gar nicht
> weh tun. Mein Gott, diese vier Minuten, die das
> kostet...

Darum geht es doch gar nicht. Berlin besteht nun mal nicht nur
aus einer Stadtbahn und wenn so die Fahrgäste näher an ihr Ziel
kommen, dann ist das okay.
BWL hin, BWL her, was sind schon 4 Minunten?
In dem Fall 1.Umlauf mit Lokführer & Zugbegleiter, Wagen (die nun
weniger Km fahren), im Großen und Ganzen ein Zahl mit einigen Nullen
dahinter. Da kann ich die DB verstehen oder möchtest Du das bezahlen?
Aber etwas unglücklich gewählt finde ich die Kurzwende am Südkreuz
schon, vorallem bei Verspätungen.

> Der Bahnhof Zoo ist übrigens seit 1884 ein
> Fernverkehrsbahnhof und das hat seine Gründe, weil
> es eben ein Zentrum Berlins ist. Ganz im Gegensatz
> zum Ostbahnhof-Areal, da is ja nu echt nix.

Da scheinst Du aber kein Berliner zu sein, oder ein Bürger aus den alten
Bundesländern. Jetzt bitte nicht sauer werden, falls es nicht auf Dich
zutrifft, aber ich kann es nicht leiden, das manche Mitbürger, bevorzugt
aus den alten BL stammend sich einbilden bei Sachen mitreden zu können,
wovon sie keine Ahnung haben.
(1) Hatte Berlin noch NIE ein spezielles Zentrum!
(2) Ist das Gelände um den Ostbahnhof sehr wohl noch als Zentrum der Stadt
zu sehen. Sonst könnte mann ja sagen: "Wannsee? JWD?! Stadtrand?! Wieso halten
da Fernzüge??? Zugegeben, es sah dort früher etwas "anders" aus. Ist aber auch
nicht verwunderlich, nachdem zu DDR-Zeiten die Umgebung des Ostbf. komplett
Platt gemacht wurde, um danach wieder neu aufgebaut zu werden. Aber erwartest
Du tatsächlich an jeder Bahnstation (incl.Umgebung) ein Shopping-Center, McDoof,
'n Dounot-Laden und ein Kino??? Hier sind es "ausnahmsweise" nur Kaufhof und
Wohnhäuser!
Aber daran sieht man, das die Mauer in den Köpfen immernoch vorhanden ist.
Anders kann ich es mir nicht erklären, wenn Kreuzberger zum Zoo mit der
Bemerkung "Ostbahnhof? Hää? Kenn ich nicht!" fahren um dort in den Zug zu
steigen...

> Natürlich ist es verdammt eng am Bahnhof Zoo, aber
> das gehört für mich dazu. Sonntag Abend, Menschen
> wie Ameisen am Bahnsteig Gleis 3/4 und dann die
> Durchsage "Meine Damen und Herren an Gleis 4, die
> Wagen des ICE 1516 von München nach Hamburg-Altona
> befinden heute in umgekehrter Reihung; dieser Zug
> fährt jetzt nach Gleis 4 ein" - alle Menschen
> wuseln durcheinander an ihren Platz, währenddessen
> fährt der Zug ein und es ertönt der Gong "VORSICHT
> AN GLEIS 4! BITTE VON DER BAHNSTEIGKANTE
> ZURÜCKTRETEN" - das kann man doch nur lieben und
> 'ja', ich habe das eine Zeit lang mal regelmäßig
> gemacht.

Was ist daran bitteschön SCHÖN ??? *Kopfschüttel*
Schon aus Sicherheitsgründen halte ich Bahnhöfe mit zu engen Bahnsteigen
für sehr problematisch! Erst recht, wie im Fall Zoo, wenn dort Züge im
5 Min-Takt ein- und ausfahren.

> Wem der Bahnhof Zoo nicht gefällt, der kann ja mit
> der S-Bahn zum (Komp)Ostbahnhof fahren, da hat man
> sogar noch mehr Chancen, einen Sitzplatz zu
> bekommen.

Entschuldige, aber das klingt in meinen Ohren eher nach Neid?!
Wieso hat Ostbf. noch Fernzüge und (mein) Bf.Zoo nicht mehr......

Aber leider haben, wie schon in anderen Beiträgen erwäht, einige Leute ihre
Hausaufgaben nicht gemacht.
Ein noch so neuer und moderner Hbf. wird ohne entsprechende Anbindung an die
Stadt (Straßenbahn /schnellstens/, selbe gilt auch für den Ostbhf. bzw.
geeignete Busverbindungen) von den Fahrgästen schwer angenommen werden.

Gruß, Plums



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 20.11.2005 02:38 von plums.
Es gibt ein Argument gegen den neuen Hauptbahnhof, daß ich nicht ganz teilen kann. Es wird immer betont, er würde sich in einer städtebaulichen Brache befinden oder so ähnlich. Ich meine jetzt nicht die tatsächlich unbefriedigende Anbindung an das öffentliche Nahverkehrsnetz, sondern das Argument, daß sich in unmittelbarer Umgebung augenscheinlich viel Luft und wenig Stadt befindet. Das mag schon sein, doch wer bitteschön bleibt z.B. nach Ankunft am Bahnhof Zoo unmittelbar in der Nähe und profitiert von den dort befindlichen Gebäuden und Einrichtungen? Die meisten Reisenden haben noch einen mehr oder weniger weiten Weg vor sich in die anderen Bezirke. Was manche vieleicht vermissen werden, ist das städtische Umfeld des Bahnhof Zoos, tatsächliche Einbußen gibt es wie schon gesagt durch die schlechtere Nahverkehrsanbindung, aber nicht durch weniger Stadt drum herum.

Oder hat man je einen Reisenden sagen gehört: "ich liebe den Bahnhof Zoo, denn gleich nach meiner 5 stündigen Fahrt mit dem ICE kann ich sofort nach dem Aussteigen zu Wertheim gehen und einkaufen, anschließend im Zoo-Palast einen Film ansehen, mich bei C&A neu einkleiden, weil mir unterwegs ein Koffer gestohlen wurde und mich dann im Irish Pub betrinken." Ich glaube, die meisten sind froh, wenn sie schnell wieder weg vom Zoo sind.

Bei aller Kritik am neuen Hauptbahnhof finde ich diese Leere drum herum gerade angenehm. Nach einer längeren Bahnfahrt kann man noch einmal kurz durchatmen, bevor es hinein in die Stadt geht.
Das liegt wahrscheinlich daran, daß der Blick immer nur Richtung Regierungsviertel geht und dabei vergessen wird, daß auf der anderen Seite der Stadtbahn der Wohnbezirk Moabit liegt - dessen erste Häuser keine 150m vom Bahnhof weg stehen - und nebenan Mitte mit der Charité. Das der gesamte Bereich um die Friedrichstrasse mit seinen Botschaften, historischen Einrichtungen und Hotels nur ein Steinwurf vom neuen Hauptbahnhof entfernt liegt wird auch gern vergessen, aber es wollen ja alle nur zum Zoo...
Bei manch Leuten scheint die Demarkationslinie fest eingebrannt zu sein :-(

Spandauer
@ Spandauer > Und was könnte diese Klientel dazu bewegen den Lehrter Hauptbahnhof als was anderes, als 'nen willkommenes Einkaufcenter zu betrachten ?
Hallo...

wenn man die Diskusion verfolgt (auch die in den Medien), könnte man zu dem Entschluß kommen, Berlin hat tasächlich nur ein wirkliches (historisches?) Zentrum und das liegt am Zoo. Hier feiert das alte Westberlin fröhliche Urständ. Aber, Leute, aufwachen, die Zeiten sind lange vorbei.
Wer fragt eigentlich die "Ost-"Berliner aus Marzahn, Lichtenberg usw., die, da eine Zeit kommen wird, wo am Ostbahnhof immer weniger ICEs halten werden, ein paar S-Bahnstationen mehr fahren dürfen? Das kann man natürlich den Leuten aus dem feinen Westen, bzw. die die in den feinen Westen wollen, nicht zumuten. Hier will man am Zoo aussteigen und sofort shoppen im KaDeWe, die neuesten Revuen im Theater des Westens ansehen oder wie das alles heißt.
Bis den neuen Hauptbahnhof fast alle U-bahnlinien (so wie z.b. in den Metropolen Stuttgart und München) ansteuern, werden ihr noch lange warten können. Und wenn die U5 eines schönen Tages dann doch vom Alex zum Hauptbahnhof fährt, wird man im Westen bemerken, das der Osten hier schon wieder bevorzugt wird.
Das arme alte Westberlin, von allen so stiefmütterlich behandelt.

Ironische Grüße von der Ostbahn
plums schrieb:
"Ist das Gelände um den Ostbahnhof sehr wohl noch als Zentrum der Stadt
zu sehen. Sonst könnte mann ja sagen: "Wannsee? JWD?! Stadtrand?! Wieso halten
da Fernzüge??? Zugegeben, es sah dort früher etwas "anders" aus. Ist aber auch
nicht verwunderlich, nachdem zu DDR-Zeiten die Umgebung des Ostbf. komplett
Platt gemacht wurde, um danach wieder neu aufgebaut zu werden. "

Das Gebiet um den Ostbahnhof brauchte die DDR nicht mehr vollständig plattmachen, das hatten die Bomber schon erledigt. Das Areal zwischen Alexanderplatz, Platz der Vereinten Nationen und Ostbahnhof gehörte zu den am stärksten zerstörten Gebieten Berlins, hier hatten nur wenige Gebäude überlebt. Dafür hatte man danach (kurzzeitig) nahezu freie Sichtachsen zwischen den drei genannten Punkten.

Das alte Viertel um den Ostbahnhof zählte vor dem Krieg nicht zu den einladensten : es war Treffpunkt von Strichern, Prostituierten, Kleinkriminellen u.a. Insofern hat der Krieg auch in diesem Bereich Veränderungen erzwungen.

Gruß
> die elektrische Streckentastensperre <
Streckentastensperre schrieb:

"...Das alte Viertel um den Ostbahnhof zählte vor dem Krieg nicht zu den einladensten : es war Treffpunkt von Strichern, Prostituierten, Kleinkriminellen..."

- ein wenig davon soll man ja am heutigen Zoo auch noch finden ;-)
- nennt man solch ein Milieu in Westdeutschland nicht Bahnhofsviertel und gibt es sowas dort nicht auch?
Am Zoo liegt schon so einiges i der näheren (fußläufigen) Umgebung. Gerade für die TU-Studenten von Auswärts ist es schön eine Uni mit Bahnanschluss zu haben. Das wird Freitags gerne genutzt. Da stolpert man schonmal über den einen oder anderen Koffer im Hörsaal.
Das eine oder andere Hotel sollte man auch nicht vergessen.

Vom Lehrter Bf. können die Herrn und Frauen MdB und sonstige Regierungsmitarbeiter direkt zur Arbeitsstätte gelangen. Und zumindest Busmäßig wird der Bahnhof erstmal ganz gut angeschlossen. Wenn man mal vergleicht, was da bisher fährt und was da kommt... da liegen Welten dazwischen.

Dagegen ist der Ostbahnhof verhältnismäßig schlecht mit dem Bus angeschlossen...
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