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Wie wird die Ringbahn in Berlin genutzt?
geschrieben von Nukebro 
Ich habe im Franken-Forum verschiedentlich vorgeschlagen, die Nürnberger Ringstraße B4R mit einer U-Bahn-Ringlinie zu bebauen. [www.bahninfo-forum.de]

Eines der Gegenargumente war, dass entlang der Ringstraße in Nürnberg keine Ziele lägen. Unabhängig davon, dass ich das für unzutreffend halte, und man das ohne Ortskenntnisse nur schwer beurteilen kann, möchte ich gerne über die erfolgreichste Ringbahn Deutschlands wissen, wie selbige benutzt wird.

Also: sind die meisten Nutzer einmal-Umsteiger (man fährt von außen zur Ringbahn, steigt in die Ringbahn um und hat dann ein Ziel direkt am Ring), zweimal-Umsteiger (man fährt von außen an die Ringbahn, fährt ein paar Stationen entlang derselben und steigt dann um zu einem weiteren Verkehrsmittel nach außen oder gar nach innen). Ist der Anteil der nie-Umsteiger nennenswert (Start und Ziel entlang der Ringbahn)? Wie stark ist der Effekt der Entlastung der Knoten innerhalb des Rings von Verkehr, dessen Start und Ziel außerhalb liegt? (Idealisierterweise muss Dank der Ringbahn niemand ins Zentrum nur um umzusteigen. In Nürnberg hingegen ist der Hauptbahnhof und zu geringeren Ausmaß der Plärrer von Umsteigeverkehr überlastet). So weit ich weiß ist der Ring erst 2002 wieder vollständig in Betrieb gegangen. Können "Alteingesessenene" etwas darüber sagen, wie der öffentliche Verkehr war als Berlin bereits wiedervereinigt, der Ring aber noch nicht wieder voll in Betrieb war? Wie hat sich der ÖPNV durch Wiedereröffnung des Rings verbessert oder sogar verschlechtert?

Und zuletzt: wie große Teile des Rings werden von normalen Fahrgästen genutzt? Fahren die meisten einen Viertelring oder weniger? Wie oft wird prozentual ein Halbring gefahren? Gibt es Leute, die mehr als einen Halbring fahren, weil sie nicht auf einen Zug der Gegenrichtung warten wollen / nicht auf den anderen Bahnsteig wollen?

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Selbstverständlich sollten wir mehr Schienen bauen!
Das kann man eigentlich nicht genau beantworten.
Da sich ja an fast jeder Ringbahnstation eine Umsteigebeziehung (U/S/Straba/Bus) befindet, ist m.M.n. für die meisten Benutzer zum erreichen des jeweiligen Ziel die Ringbahn nur eine Kurzverbindung, also maximal 1/4 oder höchstens 1/2 Ring. Und die U und S-Bahnen die den Ring kreuzen, tun die meistens 2x, also Nord/Südring oder Ost/Westring. Eine komplette Runde dauert immerhin eine gute Stunde.
Fährts Du bspw. von Steglitz nach Greifswalder Str., nutzt Du sicher eher die U9 mit Umstieg in Westhafen, statt in Bundesplatz. Das geht dann schneller als die ca. halbe Runde mit der Ringbahn von Bundesplatz.
Bei Bauarbeiten auf anderen Linien, wie schön öfter im S-Bahn-Tunnel, wird die Ringbahn allerdings auch gerne länger zur Umfahrung genutzt, oder irgendwo mit Umstieg.

Und was Nürnberg betrifft, kannst Du das ja nun wirklich nicht mit Berlin vergleichen. Berlin ist nun mal so groß und hat ja eigentlich viele Zentren und der Hbf. ist auch kein großer Umsteigebahnhof des innerstädtischen Verkehrs so wie in anderen Städten wo alle Linien dort gebündelt sind.
Zitat
Nukebro
Also: sind die meisten Nutzer einmal-Umsteiger (man fährt von außen zur Ringbahn, steigt in die Ringbahn um und hat dann ein Ziel direkt am Ring), zweimal-Umsteiger (man fährt von außen an die Ringbahn, fährt ein paar Stationen entlang derselben und steigt dann um zu einem weiteren Verkehrsmittel nach außen oder gar nach innen).

Leider sind wenig Daten über Wegeketten öffentlich verfügbar (bzw. zumindest mir nicht bekannt), insofern wird dies wohl erstmal eine Sammlung anekdotischer Evidenz werden, was aber ja auch hilfreich sein kann. In diesem Sinne antworte ich mal mit einigen Informationen aus meinem persönlichen Nutzungsverhalten und gesammelten Eindrücken aus dem Bekanntenkreis. Ich selbst wohne in fußläufiger Entfernung zur Ringbahnstation Schönhauser Allee, was meine persönliche Nutzung der Strecke natürlich etwas spezieller macht als die durchschnittliche Nutzung, aber andererseits ist der Bereich um die Ringbahn ziemlich dicht besiedelt, so dass es wohl hunderttausende Menschen gibt, die die Ringbahn ähnlich nutzen. In vielen Bereichen um die Ringbahn leben rund 25.000 Menschen pro Quadratkilometer, eine solche Dichte wird in Nürnberg

Zitat
Nukebro
Ist der Anteil der nie-Umsteiger nennenswert (Start und Ziel entlang der Ringbahn)?

Bei mir persönlich kommt das häufig vor, gerade, wenn es in Richtung Neukölln geht, wo zum einen viele Menschen leben, die ich häufig treffe und zum anderen Kinos, Kneipen und Konzertorte sind, die ich häufig besuche.

Zitat
Nukebro
Wie stark ist der Effekt der Entlastung der Knoten innerhalb des Rings von Verkehr, dessen Start und Ziel außerhalb liegt? (Idealisierterweise muss Dank der Ringbahn niemand ins Zentrum nur um umzusteigen. In Nürnberg hingegen ist der Hauptbahnhof und zu geringeren Ausmaß der Plärrer von Umsteigeverkehr überlastet).

Mein persönlicher Eindruck ist, dass dies nicht allzu häufig vorkommt, was aber nicht unbedingt mit der Ringbahn zusammenhängt, sondern mit dem auch ansonsten gut ausgebauten Schnellbahnnetz, so dass häufig auch Querverbindungen bestehen, die Fahrten mit 2x Umsteigen (stadteinwärts bis zur Ringbahn - ein Abschnitt Ringbahn - stadtauswärts bis zum Ziel) entbehrlich machen.

Zitat
Nukebro
So weit ich weiß ist der Ring erst 2002 wieder vollständig in Betrieb gegangen. Können "Alteingesessenene" etwas darüber sagen, wie der öffentliche Verkehr war als Berlin bereits wiedervereinigt, der Ring aber noch nicht wieder voll in Betrieb war? Wie hat sich der ÖPNV durch Wiedereröffnung des Rings verbessert oder sogar verschlechtert?

Ich habe bis 2002 weiter westlich an der Ringbahn (Nähe Bahnhof Beusselstraße) gewohnt. Damals war der Ring noch nicht vollständig geschlossen, so dass gerade Fahrten von Moabit in den Bereich Prenzlauer Berg ziemlich mühselig waren. Die Eröffnung bedeutete natürlich vor allem für diese Relation einen ziemlichen Gewinn, von dem ich aber erst 2009 etwas hatte, als mein Arbeitsplatz in Moabit lag.

Zitat
Nukebro
Und zuletzt: wie große Teile des Rings werden von normalen Fahrgästen genutzt? Fahren die meisten einen Viertelring oder weniger? Wie oft wird prozentual ein Halbring gefahren? Gibt es Leute, die mehr als einen Halbring fahren, weil sie nicht auf einen Zug der Gegenrichtung warten wollen / nicht auf den anderen Bahnsteig wollen?

Etwas mehr als einen Halbring fahre ich schon gelegentlich, wenn ich den Eindruck habe, dass meine eigentliche Richtung gerade akut überfüllt ist, oder die nächste Bahn außerhalb der Hauptverkehrszeit in die "falsche" Richtung fährt, aber eine deutlich geringere Wartezeit bedeutet. Das ist aber eher der Fall, wenn beide Richtungen ungefähr ein halber Ring wären und weniger wenn es um die Frage Viertelring oder Dreiviertelring geht.

Allerdings ist die Berliner Ringbahn mit 37 km auch deutlich länger als die Nürnberger Ringstraße mit 18 km, so dass eine ganze Runde mit ca. einer Stunde Fahrzeit natürlich auch etwas deutlich anderes ist, als es in Nürnberg wäre.
Zitat
Nukrebo
Eines der Gegenargumente war, dass entlang der Ringstraße in Nürnberg keine Ziele lägen. Unabhängig davon, dass ich das für unzutreffend halte, und man das ohne Ortskenntnisse nur schwer beurteilen kann, möchte ich gerne über die erfolgreichste Ringbahn Deutschlands wissen, wie selbige benutzt wird.

Als die Ringbahn gebaut wurde, lag sie außerhalb der Stadt. Es dauerte jedoch nicht so lange, bis sie quasi mitten in der Stadt lag. Das ist halt nur eine Frage der Zeit. Ich schätze mal, auch in Nürnberg würde eine Ringbahn „Entwicklungsmöglichkeiten“ für Wohnen und Gewerbe erzeugen, wenn sie erstmal da ist.
In der Regel denken die Leute viel zu statisch.
Zum Nutzungsverhalten: wie oben schon geschrieben, geht es auch um Verknüpfungsmöglichkeiten.
Es gibt in Berlin viele Wege zum Ziel. Da muss die Ringbahn nicht unbedingt am Start oder Ziel liegen. Sie ist m.E. ein unverzichtbares Puzzlestück im Gesamtsystem.
Wenn man sieht, wie voll diese im Berufsverkehr ist, frage ich mich, wie das vor der Wiederinbetriebnahme funktionieren konnte.



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 08.05.2025 17:22 von DerMichael.
Zitat
Hechtwagen
Fährts Du bspw. von Steglitz nach Greifswalder Str., nutzt Du sicher eher die U9 mit Umstieg in Westhafen, statt in Bundesplatz. Das geht dann schneller als die ca. halbe Runde mit der Ringbahn von Bundesplatz.

Ich hatte gerade zwei Vorschläge:
via Südring in 38 Minuten
via Nordring in 40 Minuten

Dank der Ausfälle bei der Super-S-Bahn waren aber beide Verbindungen natürlich nur theoretischer Natur.

x--x--x--x

Für mehr gelbe Farbe im Netzplan: die Farben der U4 und U7 tauschen!
Eine Anekdote aus meinem Studienleben. An manchen Tagen bin ich das erste Drittel (Beusselstraße zum Bundesplatz) zur Uni* gefahren, dann zur Arbeit das zweite Drittel (Bundesplatz bis Treptower Park) und dann auf dem Heimweg in der Nacht das letzte Drittel (Treptower Park bis Beusselstr.)
Da lagen tatsächlich alle drei Orte am Ring.




*Das Alte-Musik-Institut der UdK nutzt ein Gebäude in der Isoldestr. mit.
Als ich noch ins Büro musste, bin ich mit der S1 zum Gesundbrunnen, dann rüber zum Westhafen und mit der U9 weiter.
Für die Rückfahrt wurde mir jedoch immer Savignyplatz-Friedrichstraße-S1 vorgeschlagen.
Keine Ahnung. Benutze die Rinbahn (S41/S42) praktisch nie, da mir meist zu voll. Benutzte Ringbahnstrecken sind Ost und seltener Südring (primär S8/S85, S46), da ich da oft entlang muss und es sich um den optimalsten Kompromiss handelt (Stress, Umsteigemehraufwand, Zeit, Zuverlässigkeit). Meist ist die Stadtbahn mir weniger stressig als der Südring, weshalb ich diese von Ost nach West bevorzuge (und zurück). Das liegt primär an der Verelendung im Bereich S Hermannstr./S Neukölln (es gruselt mich einfach auch wenn ich noch nie selbst angegangen wurde etc., Bhf. Gesundbrunnen ebenfalls ).
@DerMichael, du hast Recht. Aber die Ringbahn ist gerade da am vollsten, wo sie schon immer fuhr, nämlich auf dem Südost-Ring.

😀
Zitat
Heidekraut
@DerMichael, du hast Recht. Aber die Ringbahn ist gerade da am vollsten, wo sie schon immer fuhr, nämlich auf dem Südost-Ring.

...im Westen gibt es halt parallel dazu die Stadtautobahn und die U7.

Gruß Nemo
---

Eine Straßenbahn ist besser als keine U-Bahn!!
Ich hab keine Statistik und fahre auch nicht so oft mit der Ringbahn, aber ich denke, es gibt alle Arten von Nutzungsbeziehungen mit der Ringbahn. Sie wird eigentlich sehr gut frequentiert, ist teilweise auch schon mal überfüllt. Letztlich war ich sogar verblüfft, wie viele Leute doch auch den Westring nutzen, oder den Südring. Da fahre ich einfach seltener. Nordring schon eher mal. Aber ohne die zusätzlich abbiegen Linien, S8, S85, S46 wäre wohl der Ring schon heillos überfordert. Auch die Nordsüd-S-Bahn trägt ja an Gesundbrunnen einen Beitrag zum Verkehrsaufkommen, ach ja und auch die S9. Wie wird es erst mit er S15 und der Siemensbahn werden?

😀
Zitat
Nukebro
Also: sind die meisten Nutzer einmal-Umsteiger (man fährt von außen zur Ringbahn, steigt in die Ringbahn um und hat dann ein Ziel direkt am Ring), zweimal-Umsteiger (man fährt von außen an die Ringbahn, fährt ein paar Stationen entlang derselben und steigt dann um zu einem weiteren Verkehrsmittel nach außen oder gar nach innen).


Die Ringbahn vereint alles, vom Direktfahrer bis zum 2 oder gar 3 mal Umsteiger auf seinen Wegeketten. Und alles in relevanter Anzahl.

Zitat
Lopi2000
Zitat
Nukebro
Wie stark ist der Effekt der Entlastung der Knoten innerhalb des Rings von Verkehr, dessen Start und Ziel außerhalb liegt? (Idealisierterweise muss Dank der Ringbahn niemand ins Zentrum nur um umzusteigen. In Nürnberg hingegen ist der Hauptbahnhof und zu geringeren Ausmaß der Plärrer von Umsteigeverkehr überlastet).

Mein persönlicher Eindruck ist, dass dies nicht allzu häufig vorkommt, was aber nicht unbedingt mit der Ringbahn zusammenhängt, sondern mit dem auch ansonsten gut ausgebauten Schnellbahnnetz, so dass häufig auch Querverbindungen bestehen, die Fahrten mit 2x Umsteigen (stadteinwärts bis zur Ringbahn - ein Abschnitt Ringbahn - stadtauswärts bis zum Ziel) entbehrlich machen.

Ganz klarer Widerspruch. Sehr viele Verbindungen aus dem Tarifbereich B in den Tarifbereich B laufen über die Ringbahn. Außerhalb gibt es doch (fast) kein Schnellbahnnetz. Ob Marzahn nach Steglitz, Pankow nach Siemensstadt, Weißensee nach Alt-Mariendorf oder Friedenau nach Köpenick. Man landet sehr schnell im Ring.
Und wenn man die veröffentlichten Querschnittsbelastungen des ÖV-Netzes und von ÖV-Linien sich ansieht, sieht man, dass dies massiv zur Entlastung der Durchmesserlinien in der Innenstadt beiträgt. Das Besetzungsniveau kurz außerhalb des Rings ist manchmal sogar der stärkste Querschnitt von Linien (z.B. bei den Straßenbahnen M4, M5, M6 und M8 am Ostring). Bei anderen Linien (z.B. südliche S1, nördliche S2, nördliche S25) ist es auch so, dass die Abschnitte kurz vor dem Ring (Friedenau - Schöneberg; Bornholmer Str - Gesundbrunnen) mit die höchste Auslastung haben. Die Ringbahn entlastet also massiv die Innenstadtlinien und ihre sukzessive Widerinbetriebnahme von 20 Jahre ermöglichte (neben anderen Faktoren) die zuvor bei der BVG-U-Bahn gefahrenen Berufsverkehrstakte (3,3 Minuten) auf 4-5 Minuten zu reduzieren, ohne dass ein Chaos entstand.

Zitat
Nukebro
Und zuletzt: wie große Teile des Rings werden von normalen Fahrgästen genutzt? Fahren die meisten einen Viertelring oder weniger? Wie oft wird prozentual ein Halbring gefahren? Gibt es Leute, die mehr als einen Halbring fahren, weil sie nicht auf einen Zug der Gegenrichtung warten wollen / nicht auf den anderen Bahnsteig wollen?

Die häufigste Nutzung des Rings liegt eher bei einer 1/4 Runde. Exemplarisch ein häufiger Fall: Ostkreuz einsteigen (von den vielen Zubringer-S-Bahnen des Osten) und auf dem Südring Ziele zwischen Neukölln und Heidelberger Platz ansteuern (um dann teilweise auch wieder auf Vorortstrecken zu wechseln). Halbringe werden eher seltener gefahren, weil es dann oft auch Strecken durch die Innenstadt gibt, die schneller sind. Mehr als Halbringe nur in Ausnahmefällen (Bauarbeiten, Zug gerade weg zu Zeiten geringerer Taktung, Fahrgäste mit Aufenthaltsabsicht statt Fahrtabsicht).
Sehr interessante Fragen.

Ich nutze die Ringbahn fast immer sehr viel lieber als etwas direktere Verbindungen mit weniger Umsteigen. Denn eines ist mal klar: Die Ringbahn ist schnell. Sie fährt geradliniger und bietet dadurch m.E. mehr Fahrspaß, ich habe den Eindruck, man kommt schneller voran, auch wenn es am Ende gar nicht so war. Das langsame Geschleiche über die Stadtbahn bietet ja wenigstens den tollen Ausblick auf die Stadt, aber das Gequietsche durch den Nord-Süd-Tunnel fällt hinter der Ringbahn für mich deutlich ab.

Durch den Fünfminutentakt und die teils wirklich guten Umsteigewege zwischen der Ringbahn und anderen Schnellbahnlinien (hervorzuheben sind natürlich die vier Turmbahnhöfe, der teilweise bahnsteiggleiche Übergang in Gesundbrunnen sowie die Verbindungen mit den direkt auf den Ringbahnsteig führenden U-Bahn-Zugängen in Westhafen, Heidelberger Platz, Hermannstraße und Gesundbrunnen) fallen die Umsteigezeiten oft kaum ins Gewicht - und schon bin ich, wenn ich von mir in Buch zum Innsbrucker Platz möchte, zuweilen schneller dort, wenn ich schon am Gesundbrunnen in die S42 umsteige als wenn ich erst am Südkreuz in die Ringbahn wechsle. Obwohl das von der Strecke her der viel direktere Weg wäre. Heerstraße (oder irgendeine andere Station auf der Spandauer Strecke) - Pankow: Einmal an der Friedrichstraße umsteigen - mindestens 40 Minuten. Mit zweimaligem Umsteigen über den besonders flinken nordwestlichen Ringbahnabschnitt 33 Minuten - und mit noch einem weiteren Umstieg sogar noch schneller in nur 30 Minuten (dank Anschlusstreffen S25 - S8 an der Bornholmer Straße). Das nimmt sich von der Strecke nicht viel, aber der zeitliche Unterschied ist deutlich größer.

Aber natürlich ist das alles erst einmal nur Theorie. Leider ist vor allem der Ostring (gemeinhin wird damit nur der Abschnitt Gesundbrunnen/Bornholmer Straße - Ostkreuz, maximal noch Treptower Park bezeichnet) ein Flaschenhals, da es innerhalb der östlichen Stadthälfte keine andere sinnvolle Möglichkeit gibt, Nord-Süd zu fahren, anders als in der westlichen Stadthälfte mit den geradlinigen U-Bahnen, die dem Westring eine ganze Menge Arbeit abnehmen. Durch die Überlagerung mit vielen anderen, den Ring nur teilweise befahrenden S-Bahn-Linien fällt das an sich wunderbare Konstrukt oft zusammen und dann wird zur Stabilisierung nur noch alle zehn Minuten gefahren. So klappt das oben beschrieben dann natürlich nicht mehr, dann bleibt man lieber in der langsameren, direkteren Variante.

Will sagen: Ich fahre oft einen knappen Halbring, ab dem Halbring wird es dann albern.

Zitat
M48er
Bei anderen Linien (z.B. südliche S1, nördliche S2, nördliche S25) ist es auch so, dass die Abschnitte kurz vor dem Ring (Friedenau - Schöneberg; Bornholmer Str - Gesundbrunnen) mit die höchste Auslastung haben.

Definitiv. Eine aus Bernau kommende S2 erreicht ihren Peak in Pankow-Heinersdorf, da ist sie früh in Richtung Zentrum am vollsten. Eine gute Menge Leute verlässt den Zug in Pankow Richtung Alexanderplatz, das wird aber durch die letzten Zusteiger in Pankow wieder ausgeglichen. Da wie gesagt viele Wege zwingend über den Ostring führen, leert sich die Bahn schon merklich an der Bornholmer Straße und selbst im Berufsverkehr ist hinter Gesundbrunnen wieder richtig viel leerer Raum im Zug. Das macht es natürlich wieder interessant für die Freunde der direkteren Wege ohne die Ringbahn, denn stadtauswärts bekommt man in der S2 auch in der Nachmittags-HVZ an der Friedrichstraße spielend einen Platz, während es ab Gesundbrunnen dann schon schwierig wird, denn da kommen ja die ganzen Ringbahnerinnen und Ringbahner wieder hinzu ... :)

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Für mehr Ümläüte!



2 mal bearbeitet. Zuletzt am 09.05.2025 07:47 von Philipp Borchert.
Als kleine Ergänzung; Ohne die Ringbahn wären vermutlich viele Leute, die von den Radialen auf die Ringbahn umsteigen, gar nicht im ÖPNV, da ja entlang der Ringbahn nachweislich viele innerstädtische Ziele liegen.



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 09.05.2025 08:21 von PassusDuriusculus.
Zitat
Heidekraut
Auch die Nordsüd-S-Bahn trägt ja an Gesundbrunnen einen Beitrag zum Verkehrsaufkommen, ach ja und auch die S9.

Die S9? Wie darf man denn das verstehen? Die hält doch nur in Treptower Park und Westkreuz an der Ringbahn. Oder siehst Du sie als Verbindung Stadtbahn/Ostring? Da sind andere Konstellationen mit Umsteigen in Ostkreuz aber günstiger - häufigere Zugfahrten und weniger Treppen.


Das Gegenteil von pünktlich ist kariert.
Zitat
PassusDuriusculus
Ohne die Ringbahn wären vermutlich viele Leute, die von den Radialen auf die Ringbahn umsteigen, gar nicht im ÖPNV, da ja entlang der Ringbahn nachweislich viele innerstädtische Ziele liegen.

Was ohne die Ringbahn wäre, ist schwierig zu sagen, weil sie ja zu den ersten Strecken im Netz gilt und das weitere Netz dann überwiegend unter Berücksichtigung der Ringbahn geplant wurde und auch die Zeiten des größten Wachstums der Stadt mindestens nach der Planung der Ringbahn lagen. Der Hobrechtplan von 1862 [de.wikipedia.org] endete überwiegend dort, wo heute die Ringbahn ist.

Aufgrund der schon vor Bau- und Planungsbeginn jeglicher Bahnen gegebenen polyzentralen Raumstruktur wäre wohl auch ohne die Ringbahn irgendeine netzartige Struktur entstanden und nicht wie in Hamburg oder Nürnberg eine sehr starke Orientierung der Linien auf den Hauptbahnhof und das Stadtzentrum. In Hamburg geht es ja sogar soweit, dass auch die neu geplante U5 über den Hauptbahnhof geführt wird und nicht wie es z.B. bei der Stadtbahn vorgesehen war, als Querspange im Norden zur Verknüpfung verschiedener U-Bahn-Äste.
Zitat
Lopi2000
Zitat
PassusDuriusculus
Ohne die Ringbahn wären vermutlich viele Leute, die von den Radialen auf die Ringbahn umsteigen, gar nicht im ÖPNV, da ja entlang der Ringbahn nachweislich viele innerstädtische Ziele liegen.

Was ohne die Ringbahn wäre, ist schwierig zu sagen, weil sie ja zu den ersten Strecken im Netz gilt und das weitere Netz dann überwiegend unter Berücksichtigung der Ringbahn geplant wurde und auch die Zeiten des größten Wachstums der Stadt mindestens nach der Planung der Ringbahn lagen. Der Hobrechtplan von 1862 [de.wikipedia.org] endete überwiegend dort, wo heute die Ringbahn ist.

Aufgrund der schon vor Bau- und Planungsbeginn jeglicher Bahnen gegebenen polyzentralen Raumstruktur wäre wohl auch ohne die Ringbahn irgendeine netzartige Struktur entstanden und nicht wie in Hamburg oder Nürnberg eine sehr starke Orientierung der Linien auf den Hauptbahnhof und das Stadtzentrum. In Hamburg geht es ja sogar soweit, dass auch die neu geplante U5 über den Hauptbahnhof geführt wird und nicht wie es z.B. bei der Stadtbahn vorgesehen war, als Querspange im Norden zur Verknüpfung verschiedener U-Bahn-Äste.

In Berlin gab es ja bis ins 21. Jahrhundert keinen wirklichen Hauptbahnhof. Also keinen einzelnen Bahnhof der die überwältigende Mehrheit des Fernverkehrs bündelt. Auch wenn man den Ostbahnhof eine Zeit lang Hauptbahnhof genannt hat. Und nein, auch der Bahnhof Zoo in West-Berlin war kein Hauptbahnhof in diesem Sinne.

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Selbstverständlich sollten wir mehr Schienen bauen!
Zitat
Nukebro
Und nein, auch der Bahnhof Zoo in West-Berlin war kein Hauptbahnhof in diesem Sinne.

Das willst du aus dem fernen Nürnberg woher wissen? Natürlich war der Bahnhof Zoo zu Teilungszeiten "der" Hauptbahnhof für Berlin (West). Es war teilweise sogar der einzige Fernbahnhof des freien Berlins!

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Für mehr gelbe Farbe im Netzplan: die Farben der U4 und U7 tauschen!
Zitat
B-V 3313
Das willst du aus dem fernen Nürnberg woher wissen? Natürlich war der Bahnhof Zoo zu Teilungszeiten "der" Hauptbahnhof für Berlin (West). Es war teilweise sogar der einzige Fernbahnhof des freien Berlins!

Entscheidender für die Rolle des Bahnhof Zoo, die schon eine deutlich andere war, als die von Hauptbahnhöfen in westdeutschen Großstädten, war ohnehin nicht die Anzahl oder der Anteil der Fernverkehrszüge, sondern das Fehlen von Regionalverkehr. Die Integration von Hauptbahnhöfen in das ÖPNV-Netz ist natürlich deutlich anders, wenn ein Großteil des Verkehrs Pendlerverkehr aus dem Umland ist.
Zitat
Lopi2000
Zitat
PassusDuriusculus
Ohne die Ringbahn wären vermutlich viele Leute, die von den Radialen auf die Ringbahn umsteigen, gar nicht im ÖPNV, da ja entlang der Ringbahn nachweislich viele innerstädtische Ziele liegen.

Was ohne die Ringbahn wäre, ist schwierig zu sagen, weil sie ja zu den ersten Strecken im Netz gilt und das weitere Netz dann überwiegend unter Berücksichtigung der Ringbahn geplant wurde und auch die Zeiten des größten Wachstums der Stadt mindestens nach der Planung der Ringbahn lagen. Der Hobrechtplan von 1862 [de.wikipedia.org] endete überwiegend dort, wo heute die Ringbahn ist.

Aufgrund der schon vor Bau- und Planungsbeginn jeglicher Bahnen gegebenen polyzentralen Raumstruktur wäre wohl auch ohne die Ringbahn irgendeine netzartige Struktur entstanden (,,,)

Nun ja, ein wenig ist das eine Frage nach dem Huhn oder dem Ei. Natürlich beeinflussen sich die Entwicklung von Stadtstruktur und Verkehrsnetzen einander - das lässt sich gerade am Beispiel der Entwicklung Berlins ja sehr gut ablesen. Insofern wäre die Struktur der Stadt sicherlich in einigen Bereichen deutlich anders, wenn unsere Vorfahren den Ring niemals gebaut und weiterentwickelt hätten.

Aber gerade auch die Berliner Geschichte zeigt auch, dass der Ring sehr wohl einige Jahrzehnte lang aus politischen Gründen in der Planung in einer Stadthälfte keine Rolle spielte. Und im Westteil der Stadt existierte er ja ca. 20 Jahre sogar gar nicht zuzüglich zu 20 Jahren Boykott. Es wurden ja mit Miiliardenaufwand sogar Konkurrenzstrecken zum Ring gebaut. Damit meine ich nicht nur die A100, sondern im ÖPNV-System selbst: Die U7 wäre bei einer Berücksichtigung sowohl der Ringbahn als auch weiterer S-Bahn-Strecken im Westen (Spandau, Siemensbahn etc.) mit Sicherheit in dieser Form nie entstanden.

Was sich bei fast jeder Radiallinie (S- und U-Bahn. Straßenbahn und Bus) in Berlin beobachten lässt, die den S-Bahn-Ring kreuzt, ist etwas, was auch ab und an als "Ring-Effekt" bezeichnet wird: Außerhalb des Ringes ist die Querschnittsbelastung geringer, als dann unmittelbar innerhalb des Ringes. Der Ring hat eine sehr starke Ableitungsfunktion für tangentiale Verkehre aus der Innenstadt. Und macht sehr viele tangentiale Relationen im ÖPNV überhaupt erst wettbewerbsfähig gegenüber dem MIV. Die Bedeutung des Ringes zeigt sich auch an der Nachfrage - sie liegt bei den Ringlinien grob bei 500.000 werktäglich.

Er bietet zudem auch im Vergleich eine hohe Reisegeschwindigkeit, so dauert die Fahrt von Ost- zum Westkreuz in allen drei Relationen der S-Bahn (Stadtbahn, Nordring, Südring) ziemlich gleiche ca. 30 Minuten.
Und auch so manche Durchmesserlinie ist trotz deutlich kürzerer Strecke nicht viel schneller als der Ring: Zwischen der U8 und dem Ring liegen von Gesundbrunnen nach Hermannstraße gerade mal 2-3 min, zwischen U9 und Ring von Westhafen bis Bundesplatz 5-6 min Unterschied. Gerade in den Schwachlastzeiten mit seinen geringeren Takten oder bei der (leider) geringen Zuverlässigkeit sowohl bei S- und U-Bahn ist die Wartezeit auf den Anschluss oft länger, als die Mehrfahrzeit.

Aber unterstellen wir mal, der Ring wäre bei der gegenwärtigem Stadtstruktur (wieder) permanent weg, dann hätten wir aufgrund seiner überragenden Bedeutung im ÖPNV-Netz gravierende Folgen: Zum einen Überlastungen im Radialnetz und zum einen nochmal deutlich mehr MIV in etlichen tangentalen Relationen. Und ein mentales Auseinanderdriften der Stadt: was heute als ein gut erreichbarer Stadtteil aus so manch anderem gilt, wäre dann nur noch umständlich im ÖPNV erreichbar - der Austausch und die Verflechtungen würden mit der Zeit abnehmen.
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