Hallo
Dazu möchte ich auch meine Meinung äußern. Ich habe hier viele interessante Vorschläge gelesen, sehe manches aber anders. Zunächst der Vergleich zwischen Durchschnittseinkommen und Fahrpreisen: Auch in den wohlhabenderen Gegenden, genannt wurden Ruhrgebiet und München, gibt es mit Sicherheit auch viele Menschen, die eben nicht zu den besser situierten gehören. Auch dort leben Menschen, deren Einkommen niedriger ist als das Durchschnittseinkommen in Berlin. Außerdem müsste ja eine Kommune mit eher wohlhabender Bevölkerung auf Grund des höheren Steueraufkommens eher in der Lage sein niedrige Fahrpreise zu finanzieren, als das besonders hoch verschuldete Berlin.
Die Forderung nach niedrigen Preisen wegen des geringeren Lohnniveaus ist zwar sehr lobenswert, übersieht aber die Möglichkeiten einer übermäßig verschuldeten Stadt.
Andererseits möchte ich aber auch darauf aufmerksam machen, dass im Vergleich zum Taxigewerbe die BVG gar nicht so billig ist, wie jemand geschrieben hat. Es kommt da eben auf Einzelfälle an, da man die Tarife nur schlecht vergleichen kann. Schließlich zahlen im Taxi bis zu vier Personen den gleichen Preis wie ein einzelner Fahrgast. Vier Personen müssten bei der BVG im AB-Tarifgebiet mit Einzelfahrscheinen 8,40 Euro zahlen. Damit käme man mit dem Taxi schon etwa vier Kilometer weit, also etwa vom Bahnhof Zoo zum Messegelände. Sicher ist das ein Einzelfall, aber im Gegensatz zur subventionierten BVG muss das Taxigewerbe auch seine Kosten decken und Steuern zahlen. Mit dem Kurzstreckentarif im Taxigewerbe können vier Personen 2 km weit für 2,50 Euro fahren. Das bietet die BVG nicht. Die BVG als deutlich billiger als das Taxi zu bezeichnen ist daher nur auf langen Verbindungen richtig, in vielen Fällen aber völlig falsch.
Die Einführung weiterer Tarifzonen in und um Berlin würde ich durchaus begrüßen. Ich denke, so blöd sind die Leute nicht, dass mehr als drei Zonen nicht mehr durchschaut werden können. Ich halte allerdings einen Tarif nur für Zone A nicht für sinnvoll. Es ist nicht einzusehen, dass eine Fahrt von Wilmersdorf nach Friedrichshain billiger ist als eine Fahrt von Wilmersdorf nach Steglitz. Eine kurze Fahrt über eine Zonengrenze hinweg sollte nicht teurer sein, als eine lange Fahrt innerhelb einer Zone. Daher finde ich es richtig, dass die billigste Einzelfahrkarte stets zwei Zonen beinhaltet.
Ein Fahrschein nur für die Zone B würde dieses Problem noch weiter verstärken. So bietet z. B. der X11 eine durchgehende Verbindung von Dahlem bis Schöneweide, die sich bequem bis Köpenick oder Hohenschönhausen, allein im Tarifgebiet B, fortsetzen ließe. Eine solche "Stadtumrundung" darf nicht billiger sein, als eine kurze Fahrt über eine Zonengrenze hinweg. Sie könnte im Gegenteil ruhig etwas teurer sein, wenn kürzere Strecken zum Ausgleich billiger wären.
Eine zeitliche Begrenzung durch Fahrscheine für 15, 30, 60 oder 120 min halte ich aber auch für problematisch. Was macht man bei Verspätungen? Die planmäßige Fahrzeit berücksichtigen? Was tun, wenn durch eine Verspätung der Anschluss verpasst wird und die Anschlussfahrt pünktlich ist? Muss dann der Fahrgast bei allem Ärger über die Verspätung nachlösen? Dazu den Zug verlassen, zum Automaten gehen und mit dem nächsten weiterfahren? Das kann es doch wohl nicht sein. Aber kann ein Kontrolleur wissen, ob der Fahrgast wirklich irgendwo durch eine Verspätung aufgehalten wurde?
Der Fahrgast muss unabhängig von der Fahrzeit (je schlechter desto teurer ist ja wohl auch nicht das richtige) wissen, was eine Fahrt kostet.
Es bleibt also nur ein Tarifzonensystem. Um dabei aber Fahrten quer durch die Stadt (Wannsee - Marzahn) teurer werden zu lassen, als eine kurze Fahrt (Steglitz - Wilmersdorf) müsste es mehr Zonen geben.
Ich schlage daher vor die Tarifgebiete B und C nach Himmelsrichtungen in BN, BO, BS, BW sowie CN, CO, CS und CW zu unterteilen. Kurze Strecken, die zufällig über eine Zonengrenze hinwegführen blieben relativ günstig wenn weiterhin ein Fahrschein für mindestens zwei Zonen gilt, Fahrten quer durch die Stadt würden teurer werden. Es ergäben sich vier verschiedene Fahrpreise für die Benutzung von zwei, drei, vier oder fünf Zonen. Letzteres entspräche z. B. einer Fahrt von Potsdam nach Strausberg.
Die Schaffung einer Zone D um die Zone C herum würde dann zwei weitere Fahrpreise für noch längere Strecken erzeugen. Verglichen mit den nahezu unzähligen denkbaren Fahrpreisen im VBB-Gebiet halte ich das keineswegs für zu kompliziert.
Noch etwas: Eine Fahrt z. B. von Zossen nach Kremmen (falls das dem Bereich D entsprechen würde), führt dann durch die Berliner Innenstadt über sieben Zonen, über den Außenring allerdings nur durch fünf, was diesen Weg verbilligen würde. Man könnte daher überlegen, ob nicht die äußeren Zonen weiter unterteilt werden müssten. Da man durch eine solche Verbilligung aber die am stärksten belasteten Strecken in der Innenstadt entlasten könnte, und durch eine weitere Unterteilung der Übersichtlichkeit schaden würde, halte ich es für am sinnvollsten diese Verbilligung in Kauf zu nehmen und alle ringförmigen Zonen in genau vier Bereiche zu unterteilen.
Übrigens: Wie weit soll eigentlich die Zone D ausgedehnt werden?
Viele Grüße
Ulrich