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Kostenexplosion und spätere Inbetriebnahme bei 2. Stammstrecke
geschrieben von Manfred Erlg 
Jetzt hat auch Bayern seinen BER oder sein Stuttgart 21.

Ende Juni hat das bayerische Bau- und Verkehrsministerium bekanntgegeben, dass man mit einer um Jahre verzögerte Inbetriebnahme und starke Kostensteigerungen rechnet.

Der Ablauf der Ereignisse nach Kurzartikeln der Bahnblogstelle:

30. Juni: Zweite S-Bahn-Stammstrecke in München: Ministerium rechnet mit deutlich höheren Kosten und späterer Inbetriebnahme

[bahnblogstelle.com]

1. Juli: Münchens Oberbürgermeister Reiter wegen Stammstrecken-Fiasko sauer auf Deutsche Bahn

[bahnblogstelle.com]

4. Juli: Kostenexplosion bei zweiter S-Bahn-Stammstrecke in München – Reiter fordert Offenlegung aller Fakten

[bahnblogstelle.com]

10. Juli: Söder strikt gegen Baustopp für zweite S-Bahn-Stammstrecke in München

[bahnblogstelle.com]


Ergänzemd einige Artikel der Süddeutschen:

Übersicht aller Artikel zur 2. Stammstrecke: [www.sueddeutsche.de]

30. Juni: Zweite Stammstrecke bis zu 7,2 Milliarden Euro teuer und Fertigstellung erst 2037

[www.sueddeutsche.de]

Kommentar: Entgleiste Planung

[www.sueddeutsche.de]

Bernreiter verlangt vom Bund mehr Geld für Regionalverkehr

[www.sueddeutsche.de]

4. Juli: Bayern bummelt planlos in die Zukunft

[www.sueddeutsche.de]

8. Juli: Bund will sich doch an Mehrkosten für zweite Stammstrecke beteiligen

[www.sueddeutsche.de]

9. Juli: Söder strikt gegen Baustopp

[www.sueddeutsche.de]

11. Juli: Das Rathaus geht baden (Satire)

[www.sueddeutsche.de]



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 11.07.2022 21:17 von Manfred Erlg.
Was leider daraus kaum hervorgeht sind die Gründe der Kostensteigerungen. Erstmal ist ja die generelle Inflation im Bausektor um einiges größer als die ja nicht unbedeutende deutschlandweite Inflation. Dann habe ich auch so das Gefühl dass die Kostensätze mit denen gerechnet wird schon lange nicht mehr stimmen. (In Großbritannien wird deshalb seit ein paar Jahren generell 40% dazugerechnet.)

Und drittens gab es ja während der Planung ziemlichen Druck zu zeigen dass die beschlossene Variante die beste und günstigste ist - und sowas führt häufig zu Fehlplanungen und Unterschätzung der Kosten.

Eine unabhängige Untersuchung der Kostensteigerungen ist wohl sicher angebracht…
Hier noch zwei Artikel der Bahnblogstelle von heute und vorgestern:

Streit um zweite Stammstrecke in München: Bis Oktober neue Nutzen-Kosten-Analyse

[bahnblogstelle.com]

Zitat: >> Zwar sei die Stammstrecke 2017 in das entsprechende Förderprogramm aufgenommen worden, im weiteren Verlauf seien durch die Deutsche Bahn und die Landeshauptstadt München „jedoch verschiedene weitreichende Planungsanpassungen und -änderungen veranlasst“ worden, „die sich entsprechend nachteilig auf die Zeit- und Kostenplanung auswirken“, teilte ein Sprecher des Bundesministeriums auf Anfrage der dpa mit. <<

Zweite Stammstrecke wird später fertig – Verzögert sich auch der Neubau am Münchner Hauptbahnhof?

[bahnblogstelle.com]


Heute hat sich der Verkehrsausschuss des Landtags mit dem Thema beschäftigt. Meldung des BR:

Zweite Stammstrecke: Auch ein Baustopp käme teuer

Verdopplung der Kosten, Bauverzögerung um fast ein Jahrzehnt. Für die Planungen zur zweiten Stammstrecke mussten sich Verkehrsminister Bernreiter und die Deutsche Bahn, vertreten durch Klaus-Dieter Josel, im Landtag verantworten. Klarheit wird es aber erst im Spätherbst geben. Dann wird eine neue Kosten-Nutzen-Analyse vorgelegt.

[www.br.de]

Zitat: >> Als Gründe für die Kostenexplosion und die fragliche Fertigstellung zählte Josel die lange Bauzeit auf, die Umplanungen 2019 vor allem am Münchner Hauptbahnhof und im Rettungskonzept, außerdem das längere Genehmigungsverfahren im Ostabschnitt der 2. Stammstrecke, wo noch kein Baurecht vorliegt. <<
Krisentreffen in München: Reiter warnt vor Scheitern der zweiten Stammstrecke

Bei Söders Krisengipfel zur S-Bahn schafft es die Bahn wieder, statt für mehr Klarheit für mehr Verwirrung zu sorgen.

[www.sueddeutsche.de]
Ich verstehe einfach nicht warum bei so einem lokalen / regionalen Projekt die Federführung bei der Bundesbahn liegt. Wenn die DB ein guter Planer wäre könnte die Stadt bzw. das Land sie ja mit der planung beauftragen. Ist sie aber nun mal nicht. Also selber machen - es gibt wirklich keinen Grund warum die die Planung nicht selbst machen, den Tunnel selbst bauen. Und dann selbst betreiben, es gibt schließlich genug andere Eisenbahninfrastrukturunternehmen...
Es gibt Neues von der DB. Presseinformation vom 29. September:

Zitat

2. Stammstrecke München: Neuer Zeit- und Kostenplan

Drastisch gestiegene Bau- und Materialkosten, Projekterweiterungen und ein deutlich höherer Risikopuffer führen zu Kostenerhöhungen •
Geplanter Inbetriebnahmetermin 2035 • DB prüft Digitalisierung des Bahnknotens München •
Am Hauptbahnhof München entsteht der größte und modernste ÖPNV-Knoten Europas

Weiterlesen: [www.deutschebahn.com]



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 30.09.2022 11:32 von Manfred Erlg.
Wie jetzt bekannt geworden ist, hat der Bundesrechnungshof das Ergebnis der Nutzen-Kosten-Analyse (NKF = 1,05) für die 2. Stammstrecke bereits 2018 in Frage gestellt, da nicht alle damals schon bekannten Risiken berücksichtigt worden sind. Auch Zinsen für Vorfinanzierungen des Freistaats sind in der Analyse nicht enthalten.

[www.br.de]
Naja, 2018 wird jawohl nach der alten standardisierten Bewertung erfolgt sein, die ÖPNV-Projekt ja im allgemeinen zu schlecht bewertete...
Als Außenstehender war mir nicht bewusst, dass Zweite Stammstrecke und U9 so eng zusammengeplant sind, dass aus dieser Warte nun auch Probleme drohen.
[www.sueddeutsche.de]

So sehr ich das Bedürfnis nach einer Zweiten Stammstrecke der S-Bahn verstehe, wundere ich mich aber, warum die U9-Planung eine so breite Mehrheit hat. Löst eine solche Linie (bzw. eigentlich nur Verbindung) wirklich die Probleme beim Nord-Süd-Verkehrsaufkommen? Zumal bei den Kosten.
Zitat
hvhasel
Als Außenstehender war mir nicht bewusst, dass Zweite Stammstrecke und U9 so eng zusammengeplant sind, dass aus dieser Warte nun auch Probleme drohen.
[www.sueddeutsche.de]

Na ja, wenn man ein Riesenloch unter einen Hauptbahnhof buddeln muss, wäre es gut, wenn man das nächste Projekt gleich mitberücksichtigt. Dann muss man nicht 3 Jahre später alles wieder aufmachen. (Das wundert mich am Berliner Hauptbahnhof, wo man die S21 anscheinend wirklich „vergessen“ hat.)

Zitat
hvhasel
So sehr ich das Bedürfnis nach einer Zweiten Stammstrecke der S-Bahn verstehe, wundere ich mich aber, warum die U9-Planung eine so breite Mehrheit hat. Löst eine solche Linie (bzw. eigentlich nur Verbindung) wirklich die Probleme beim Nord-Süd-Verkehrsaufkommen? Zumal bei den Kosten.

Eher umgekehrt:
Eine Ost-West-Strecke gibt es ja schon und der angeblich so teure S-Bahn-Südring wäre heute schon fertig.

Was fehlt, ist eine Verbindung aus Westen zur Uni, nach Schwabing und nach Norden. Sowohl Marienplatz als auch Odeonsplatz mit der schmalen Treppe von der U5 zur U3/6 sind keine guten Umsteigepunkte.

Anfänglich liebäugelte man mit einer Spange, die S-Bahnzüge von Westen zur Münchner Freiheit auf die U3/6 bringen sollte. Die U9 ist der Versuch dies zu lösen und die Strecke über Sendlinger Tor zur Münchner Freiheit zu entlasten.

Link: U9 (mvg.de)

LG Laufer



2 mal bearbeitet. Zuletzt am 30.11.2022 16:05 von laufer.
Zitat
laufer
Na ja, wenn man ein Riesenloch unter einen Hauptbahnhof buddeln muss, wäre es gut, wenn man das nächste Projekt gleich mitberücksichtigt. Dann muss man nicht 3 Jahre später alles wieder aufmachen. (Das wundert mich am Berliner Hauptbahnhof, wo man die S21 anscheinend wirklich „vergessen“ hat.)

Das stimmt. Aber man muss fast sagen, leider hat man die S21 beim Hauptbahnhof doch irgendwie mitberücksichtigt, es wurde dann halt so schlampig und ungenügend umgesetzt, dass es jetzt einen gleich doppelten Neubau zur Folge hat.

Zudem ist Berlin wirklich das negative Beispiel schlechthin für das Versenken von Unsummen für Bauvorberereitungen der U-Bahn, die nie kommen werden. So gut wie jede Linie hat ihr eigenes Millionengrab.

Zitat
laufer
Eher umgekehrt:
Eine Ost-West-Strecke gibt es ja schon und der angeblich so teure S-Bahn-Südring wäre heute schon fertig.

Gut, da fehlen mir die vertieften Kenntnisse. Aber wäre nicht grundsätzlich ein S-Bahn-Ausbau sinnvoller als diese Prestige-U-Bahn-Projekte, gerade bei dem wachsenden Umland? Damit meine ich jetzt auch nicht zwingend die zweite Ost-West-Strecke.

Zitat
laufer
Was fehlt, ist eine Verbindung aus Westen zur Uni, nach Schwabing und nach Norden. Sowohl Marienplatz als auch Odeonsplatz mit der schmalen Treppe von der U5 zur U3/6 sind keine guten Umsteigepunkte.

Das klingt aber schon etwas nach Kategorie "Luxusproblem" oder? Ich finde da die geplanten Straßenbahn-Tangentialverbindungen viel spannender, dann müsste man vom Westen Richtung Schwabing/Norden gar nicht durch das Zentrum. Da bin ich als (West-)Berliner wirklich ein wenig neidisch.
Zitat
hvhasel
... Aber wäre nicht grundsätzlich ein S-Bahn-Ausbau sinnvoller als diese Prestige-U-Bahn-Projekte, gerade bei dem wachsenden Umland? Damit meine ich jetzt auch nicht zwingend die zweite Ost-West-Strecke.

Ja. Da spielt dann aber doch der überall vorhandene Gegensatz Stadt/Umland, bzw. eigene U-Bahn/ „fremde“ S-Bahn hinein. Die S-Bahn war ja lange eben nur die Stammstrecke und dann Mischbetrieb auf den Außenstrecken - ergo also nicht so zuverlässig wie die U-Bahn. Mittlerweile sind viele Außenstrecken ausgebaut; dafür bricht die Stammstrecke aufgrund alter Technik und Maximalbelastung zusammen.

Wenn man das S-Bahnnetz anschaut, fällt auf, dass von Westen 7 Linien rein- und nach Osten nur 4-5 rauskommen. Zum 1992 eröffneten Flughafen gibt es aufgrund der Transrapidpläne keine gute Verbindung (40min für 28 km Luftlinie).

Da wäre so eine West-Nord-Querspange als S-Bahn schon sinnvoll gewesen. Durch die U-Bahnverlängerung nach Garching fährt da jetzt aber die U-Bahn. Auch eine Nutzung des Nordrings wird erst jetzt angedacht, da BMW dort über 30.000 Mitarbeiter im FIZ hat.

Zitat
laufer
Was fehlt, ist eine Verbindung aus Westen zur Uni, nach Schwabing und nach Norden. Sowohl Marienplatz als auch Odeonsplatz mit der schmalen Treppe von der U5 zur U3/6 sind keine guten Umsteigepunkte.

Zitat
hvhasel
Das klingt aber schon etwas nach Kategorie "Luxusproblem" oder?

Ja, aber man darf nicht vergessen, dass die U-Bahn in München anders als in Berlin keine Kurzzüge hat und ganz andere Takte fährt. Die kriegen die Leute nicht mehr weg.

Die U-Bahn mit ihren bahnsteiggleichen Umstiegen war ja genial; Knoten wie Sendlinger Tor und Odeonsplatz sind aber viel zu klein und müssen jetzt irgendwie umgebaut werden.

Wahnsinn (aus Sicht eines Kölners, Hannoveraners, Berliners, etc) war ja die Idee, die U9 auch ohne Förderfähigkeit alleine aus dem Münchner Stadtsäckel zu zahlen. Allerdings zeigt dies, das die Linie eben nicht der Lückenschluss ist, als der er jetzt angepriesen wird.

Zitat
hvhasel
Ich finde da die geplanten Straßenbahn-Tangentialverbindungen viel spannender, dann müsste man vom Westen Richtung Schwabing/Norden gar nicht durch das Zentrum. Da bin ich als (West-)Berliner wirklich ein wenig neidisch.


Ja, die sind gut, aber eben nur Straßenbahnen mit 37m Länge und 10min-Takt. Das ist nicht für die Pendler von außerhalb.

Herzliche Grüße
Laufer (bei dem die R-Bahn nicht elektrifiziert wird, weil die 2. Stammstrecke so teuer wird :-( )
Meint ihr das Projekt wird noch etwas?
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