Als ich vor einigen Jahren in Friedrichshafen meinen Sommerurlaub verbrachte, war ich angenehm überrascht von den hervorragend klimatisierten Omnibussen, die dort im ÖPNV-Linienbetrieb verkehren. Trotzdem es einige der heißesten Sommertage des Jahres waren, herrschte im Bus stets eine sehr angenehme Temperatur, so dass ich mir mehrmals eine Tageskarte kaufte, um die Umgebung mit dem Linienbus zu erkunden.

So muss ÖPNV sein! Inzwischen werden PKW oft serienmäßig mit Klimaanlagen ausgeliefert. Für viele Omnibusse gilt das leider nicht oder nur eingeschränkt. Trotz einer Klimaanlage ist es oft noch sehr heiß in vielen Omnibussen, weil die Klimaanlagen viel zu klein dimensioniert sind.

Was haben Sie für Erfahrungen mit klimatisierten Omnibussen im Linienbetrieb gemacht? Warum gibt es die nicht überall?

Mein Verdacht ist, dass Politik, Verwaltung und ÖPNV-Betreiber immer noch Ihre Kunden überwiegend als "Zwangskunden" betrachten, um die man sich nicht bemühen muss, sondern die als "Beförderungsfall" behandelt werden, den es abzuarbeiten gilt. Die beiden Wörter in Anführungszeichen gibt es tatsächlich und sie werden auch heute noch von Anbietern des ÖPNV so benutzt.

Das folgende Bild habe ich von der Homepage des Stadtverkehrs Friedrichshafen kopiert:
[www.stadtverkehr-fn.de]

Eine Bitte an Leser, die in Friedrichshafen unterwegs sind: Ich wohne in Norddeutschland. Sind die Busse immer noch so gut klimatisiert, wie ich sie damals erlebt habe? Ich komme wieder! In Hannover jedenfalls lässt die Klimatisierung der ÖPNV-Verkehrsmittel schwer zu wünschen übrig.

Das zweite Bild zeigt die "Klimaanlage" eines Oldtimer-Omnibusses, der in Hannover in der Langen Nacht der Museen als Linienbus eingesetzt wurde.


Zitat
Jules
Was haben Sie für Erfahrungen mit klimatisierten Omnibussen im Linienbetrieb gemacht? Warum gibt es die nicht überall?
Je länger man in einem klimatisiertem Bus sitzt, desto wärmer kommt es einem im nachhinein vor.

Erst kommt es einem vor wie im Kühlschrank, dann, als ob man in einem normalem Raum sitzt bis schließlich der Saunaeffekt mangels frischer Luft eintritt.

Außerdem verteilt sich ein Gestank im Bus und Krankheiten breiten sich sehr leicht aus.

Ich bin über jeden Busbetrieb froh, der auf Klimaanlagen verzichtet und dafür ausreichend Klapp- oder Schiebefenster verwendet.
Beste Beispiele sind Stadtverkehr Lübeck, Schwerin und Rostock (Klappfenster in jedem großem Fenster) sowie neuerdings auch Verkehrsbetriebe Hamburg Holstein mit vielen Klappfenstern bzw. "Prototyp-mäßig" Schiebefenster.

Klimaanlagen bringen folgende Nachteile:
-Zusätzliche Kosten im Anschaffungspreis
-Hohe Kosten durch Betrieb und Wartung
-Erhöhter Spritverbrauch durch zusätzliches Ballast und Eingriff in die Aerodynamik
-Oft unangenehme Temeratureinstellung (zu heiß oder zu kalt)
-Keine frische Luft im Bus, man sitzt in einer Art "Talglocke"

-
Zitat
Deniz90
Zitat
Jules
Klimaanlagen bringen folgende Nachteile:
-Zusätzliche Kosten im Anschaffungspreis
-Hohe Kosten durch Betrieb und Wartung
-Erhöhter Spritverbrauch durch zusätzliches Ballast und Eingriff in die Aerodynamik
-Oft unangenehme Temeratureinstellung (zu heiß oder zu kalt)
-Keine frische Luft im Bus, man sitzt in einer Art "Talglocke"

Deniz, Sie sprechen mir mit Ihrer Auflistung der Nachteile geradezu aus der Seele. Wenn ich nicht dieses hervorragende Fahrerlebnis in Friedrichshafen gehabt hätte, würde ich Ihnen wahrscheinlich in den meisten Punkten zustimmen. Ich hätte unter anderem erhebliche Zweifel, dass ein Linienbus, der ja ständig die Türen öffnet und wieder schließt überhaupt so toll klimatisiert werden kann, wie ich es erlebt habe in Friedrichshafen. Deshalb hoffe ich jetzt durch diesen Beitrag mehr darüber zu erfahren, ob das damals ein "Urlaubshighlight-Erlebnis" war, dass im Nachhinein übertrieben euphorisch von mir beurteilt wird. Oder ob es in Freidrichshafen und vielleicht auch anderswo noch mehr Leute gibt, die bestätigen können, dass es möglich ist, einen Omnibus gut zu klimatisieren und dass es angenehm ist, darin zu fahren.

Von Ihren Anmerkungen möchte ich zunächst einen herausgreifen: Sie schreiben dass eine Klimaanlage keine frische Luft im Bus zulässt. Meines Wissens aber arbeitet eine Klimaanlage nach dem Prinzip, dass nicht nur die Luft innerhalb des Wagens umgewälzt wird, sondern auch frische Luft über einen Wärmeaustauscher (im Winter), bzw. Kühle-Austauscher (im Sommer) in den Wagen hineingepumpt wird. Dabei werden durch Filter unerwünschte Luft-Bestandteile außen vor gehalten. Das dürfte vor allem für Allergiker ein sehr interessanter Gesichtspunkt sein, falls diese Filter in der Lage sind, Allergene außen vor zu halten. Auch darüber würde ich gerne mehr erfahren.

Ich glaube indes nicht, dass Klimaanlagen zu einer Erhöhung von Mobilitätskosten führt. Denn wenn man zu Grunde legt, dass ein kompletter Umstieg von MIV-Mobilität zu ÖPNV-Mobilität erstrebenswert ist, dann kann man auch davon ausgehen, dass die Menschen mehrheitlich bereit sind, Klimaanlagen in Omnibussen zu finanzieren. Sie finanzieren sie jetzt ja auch in Form von Klimaanlagen in ihren Autos. Und auch unter ökologischen Gesichtspunkten ist eine Klimaanlage m. E. vertretbar: Der Busfahrer kann seinen schweren Beruf deutlich entspannter ausüben. Das verhindert Unfälle, die ihrerseits erhebliche ökologische Folgekosten verursachen.
Habe gerade noch ein Bild beim Stöbern in meinem Fotoalbum gefunden, das verdeutlicht, dass es damals richtig heiß war. Außer natürlich im gut klimatisierten Omnibus! Aufgenommen habe ich das Bild an der Omnibushaltestelle am Bahnhof in Friedrichshafen.


Hallo,

in Nürnberg und Fürth fangen sie auch an, bei Neuanschaffungen Busse mit Klimaanlage zu erwerben. Ich meine, in München ist das auch so und in Neumarkt gibt es seit längerem klimatisierte Stadtbusse.

Meine Erfahrung ist eher positiv. Einen Saunaeffekt kann ich nicht feststellen und die Luft fühlt sich frisch und gut atembar an. Vereinzelt, aber nicht überwiegend, war es jedoch ein Tick zu kalt. Da habe ich mich schon gefragt, ob sich die Klimaanlage zum Kühlen ab einer gewissen Temperatur automatisch einschaltet oder der Busfahrer sie manuell einschalten muss. Vielleicht geht auch beides.

Zu Bussen mit ausreichend Klappfenstern habe ich auch nichts dagegen, wenn der Bus fahren kann, die Fenster geöffnet sind und somit Fahrtwind hineinbläst. Jedoch sehe ich den Nachteil, dass man die Klappfenster nur auf eine bestimmte Stellung öffnen kann, so dass dann, wenn es nicht zu heiß draußen ist, zuviel kalte Luft hineinströmt. Zuviel kalte Zugluft macht auch krank. Auch habe ich Fahrgäste erlebt, die trotz heißen Wetters wie jetzt das Klappfenster geschlossen haben, weil es trotz Hitze weiterhin zieht. Durch die heißen Sonnenstrahlen hat sich dann der Bus im inneren schnell erwärmt und die Luft im Wagen wurde stickig. Ebenfalls im Stau erwärmt sich der Bus durch fehlenden Fahrtwind und den warmen Abgasen schnell.

Soweit meine Eindrücke.

Gruß,
MJG
Zitat
MJG2307
Hallo,

Meine Erfahrung ist eher positiv. Einen Saunaeffekt kann ich nicht feststellen und die Luft fühlt sich frisch und gut atembar an. Vereinzelt, aber nicht überwiegend, war es jedoch ein Tick zu kalt. Da habe ich mich schon gefragt, ob sich die Klimaanlage zum Kühlen ab einer gewissen Temperatur automatisch einschaltet oder der Busfahrer sie manuell einschalten muss. Vielleicht geht auch beides.

Gruß,
MJG

Hallo MJG2307,

ein solches Hochsommer-Erlebnis hatte ich mal auf einer Fahrt im ICE. Anfangs war der Zug gut besetzt. Die letzten eineinhalb Stunden waren jedoch nur noch ganz wenige Passagiere im ganzen Zug und es wurde wirklich empfindlich kühl. Seitdem fahre ich nur noch mit "Jäckchen" im Gepäck auch im warmen Hochsommer.

Ein gegenteiliges Erlebnis hatte ich auf der Fahrt mit dem Regionalzug von Bad Kreuznach nach Frankfurt. Es funktionierte nicht nur die Klimaanlage nicht, sondern trotz hochsommerlicher Temparaturen lief die Heizung und ließ sich laut Zugbegleitpersonal nicht ausschalten. Das ist jetzt zwar alles Wasser auf Deniz' Mühlen, der ja eher für spartanisch ausgerüstete ÖPNV-Verkehrsmittel plädiert. Aber man darf auch die Nachteile gut klimatisierter ÖPNV-Verkehrsmittel nicht einfach ausblenden. Es ist allerdings schwer zu beurteilen, wie häufig solche Fehlsteuerungspannen an der Klimaanlage den Fahrkomfort beeinträchtigen oder gar zu Tortur machen.

Eine Frage noch nach Nürnberg: Wird die Ausstattung der Öffis mit Klimananlagen dort heiß diskutiert, oder ist das eher eine Selbstverständlichkeit, die niemand in Frage stellt? Hier in Hannover gab es schon vereinzelt Stimmen, die meinten es sei doch nun nicht unbedingt notwendig, dass der neue TW 3000, der hier bald auf's Gleis gehen soll, eine Klimaanlage hat. Wenn ich mir dann allerdings anschaue, dass sich die Fahrer in den alten TW 6000 Fahrzeugen kleine Ventilatoren auf's Amaturenbrett stellen, damit sie an heißen Sommertagen wenigstrenbs etwas Kühlung haben, dann sag' ich mir: Zumindest aus Sicht der Fahrer ist Klimanlage ein absolutes MUSS!

Viele Grüß, Jules
Hallo Jules,

nein, Diskussionen über Klimaanlagenfahrzeuge habe ich bisher noch keine erkennen können. Dieser Beitrag hier ist der erste Beitrag für mich. Davon gehe ich aus, dass unter fränkischen Bahn/Busfreunden diese Neuerung als eher kritiklos akzeptiert wird. Du kannst ja gerne einen Beitrag im Frankenforum eröffnen und die Resonanz dazu abwarten. ;-)

Ich denke, solange es sich die Kommunen leisten können, ist dies eine logische Schlußfolgerung, dass in den Bussen nun auch Klimaanlagen installiert werden. Mittlerweile gehört es doch bei Autoverkäufen zum guten Ton, wenn standardmäßig eine Klimaanlage bei Kauf eines Neufahrzeugs mit vorhanden ist, obwohl es vielleicht gerade mal zusammengerechnet bei zwei/drei Wochen im Jahr so heiß ist (für mich ab 30°C), dass man sie wirklich bräuchte. Vielleicht sind es im Rheingebiet ein wenig mehr Tage, da ja dort die wärmste Gegend von Deutschland ist. Um beim Service nicht ganz den Anschluß zum Auto zu verlieren, werden halt nun Klimaanlagen auch in Bussen eingebaut.

Übrigens, was mir noch zu Deiner Aussage mit den Fahrern und den Ventilatoren einfällt: In Nürnberg hat man vor vielleicht 4 oder 5 Jahren die meisten der bisherigen Busse insoweit nachgerüstet, dass es im Fahrerbereich eine Klimaanlage gibt, im restlichen Bereich jedoch keine. Das ist schon ein wenig komisches Gefühl, wenn die Klimaanlage läuft. Beim Einstieg vorne ist es angenehm frisch, geht man durch den Bus, wird die Luft immer stickiger. Also eine Zwischenlösung begünstigt für die arbeitenden Busfahrer gibt es auch. Allerdings habe ich den Eindruck, dass die Klimaanlage nur von den Fahrern benutzt wird, wenn es wirklich sehr heiß draußen ist, da ich dieses Kalt-Warm-Erlebnis selten feststelle.

Gruß,
MJG



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 25.07.2014 06:11 von MJG2307.
Zitat
MJG2307
Hallo Jules,

nein, Diskussionen über Klimaanlagenfahrzeuge habe ich bisher noch keine erkennen können. Dieser Beitrag hier ist der erste Beitrag für mich. Davon gehe ich aus, dass unter fränkischen Bahn/Busfreunden diese Neuerung als eher kritiklos akzeptiert wird. Du kannst ja gerne einen Beitrag im Frankenforum eröffnen und die Resonanz dazu abwarten. ;-)

Ich denke, solange es sich die Kommunen leisten können, ist dies eine logische Schlußfolgerung, dass in den Bussen nun auch Klimaanlagen installiert werden.
(...)
Gruß,
MJG

Vielen Dank für die Einladung ins Frankenforum. Die Einladung habe ich angenommen. Tatsächlich sind die Franken recht diskussionsfreudig bei diesem Thema.
Aber eines ist mir bei deinem Beitrag noch aufgefallen:
Ich bin mir sicher, dass die Kommunen es sich nicht leisten können darauf zu verzichten, in Klimaanlagen für die ÖPNV-Fahrzeuge zu investieren. Denn Subventionen für den ÖPNV sind für die Kommunen preisgünstiger als Subventionen für den MIV. Auch wenn der Autofahrerschaft und ihrer Lobby es immer wieder gelingt die Autofahrer als Melkkühe der Nation darzustellen. Die Wahrheit ist genau umgekehrt: Die staatlichen Ausgaben für den MIV sind deutlich höher als die Einnahmen, die aus Mineralölsteuer und KFZ-Steuer erzielt werden.
Die Ausgeben für den ÖPNV dagegen werden immer wieder als Subventionen gebrandmarkt, die es zu senken gilt. Dabei kann ein guter ÖPNV sich selbst finanzieren. Dazu braucht es aber genug Leute, die mit dem MIV mobil sind. Dann ist eine hohe Liniendichte möglich und der ÖPNV kann die Mobilitätsbedürfnisse sehr vieler Menschen erfüllen. Es braucht aber auch gute Fahrzeuge, die klimatisiert sind. Sonst gehen Fahrgäste verloren, die sich sagen, da steig ich lieber in mein klimatisiertes Auto, da schwitze ich wenigstens nicht so.
Ihre Frage müsste also eigentlich lauten: Können die Kommunen es sich leisten, dass in den Bussen keine Klimanlagen installiert sind?
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