Jonas_FFM
Tram 16 in Offenbach?
16.07.2004 19:05
Hallo,

ich bin neu in Frankfurt und mir ist aufgefallen, dass die 16 offenbar nicht immer in Offenbach, Stadtgrenze endete - schließlich gehen die Gleise noch weiter. Und ich denke, es wäre extrem praktisch, denn das Umsteigen nervt doch sehr. Hatte Offenbach irgendwann keine Lust mehr, die Tram zu bezahlen? Bis wann fuhren die Züge eigentlich bis Offenbach hinein?

Viele Grüße
Jonas
Anonymer Benutzer
Re: Tram 16 in Offenbach?
17.07.2004 00:00
Hallo Jonas!

Die 16 fuhr bis etwa 1994/95 bis Offenbach Marktplatz und ist meines wissens dem S-Bahnverkehr "geopfert" worden.

Gruß aus Hamburg

Ingo
So ist es.
Nur als Kurzinfo:
Seit 1884 fuhr man zwischen Sachsenhausen und Offenbach elektrisch (erste elektrische Straßenbahn in Frankfurt und erste in der Straße liegende elektrische Straßenbahn Deutschlands). Mehr dazu gibt es im Verkehrsmuseum an der Station "Schwanheim Rheinlandstraße". Ab 1906 dann auch in gewohnter Normalspur mit der Linie 16 - diese fuhr dann ins Offenbacher Straßenbahnnetz zum Alten Friedhof. 1969 wurde dann die Strecke zum Marktplatz gekürzt, dafür wurden extra die 8 Zweirichtungs-GT8 (Frankfurter Typ "O") von DüWAG angeschaft, da am Marktplatz eine Stumpfendstelle war. Offenbach Stadtgrenze dagegen hatte ein Wendedreieck und war somit auch von Einrichtungswagen anfahrbar - dies ist heute noch gut zu erkennen.
Übrigen, heute bedauert der Einzelhandel, damals für die Einstellung gewesen zu sein - denn plötzlich fehlen v.a. die Kunden aus Oberrad, die bequem mit der 16 bis zum Marktplatz fahren konnten. An einen Wiederaufbau ist allerdings nicht zu denken.


mfg
Till



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 17.07.2004 11:43 von Till Schäfer.
Hallo,

das hessenfernsehen widmete seinerzeit in der Sendung "Stadtgespräch" eine ganze Ausgabe dem Thema "16er" und hatte dafür sogar den Straßenbahnpapst Dieter Ludwig gewinnen können. Mit gewohnter Wortgewalt avancierte er nach kurzer Zeit zum Star des Abends und geißelte das vermeintliche Kostenargument mit durchaus stichhaltigen Argumenten. Es sei unseriös, aus einer langlaufenden Linie wie dem 16er just den letzten Kilometer herauszurechnen und kostenrechnerisch isoliert zu betrachten, nur weil eine Verwaltungsgrenze dazwischen liegt. So könne er auch in seinem Netz einiges kaputt rechnen, was aber seinem erklärten Ziel widerspreche. Auch der Busersatzverkehr wurde von empörten Bürgern als Mogelpackung "geoutet", da die OVB eben einfach einen vorhandenen Bus um ein "paar annere Straßeeckche schicke werre".
Auch die ganzen negativen Effekte für den Offenbacher Einzelhandel hatte Ludwig schon recht präzise vorhergesagt, aber letzlich hat es den ebenfalls anwesenden OB Grandke naturgemäß recht wenig gejuckt, da er nur auf die S-Bahn fixiert gewesen ist.

Gruß,
Tramubus



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 21.07.2004 15:03 von Tramubus.
Re: Tram 16 in Offenbach
10.08.2004 20:23
Die Einstellung war 1996, sie wurde nicht zeitgleich mit der Eröffnung der S-Bahn vollzogen, sondern erst später. Im EM 8/96 stand, daß es damals für die Leute aus Frankfurt-Oberrad zu teuer war, mit der Straßenbahn nach Offenbach zu fahren, erst danach kam dann eine Tarifreform. Die Einstellung war begründet mit den durch die S-Bahn niedriger gewordenen Fahrgastzahlen, ein weiterer Grund war die hohe Verschuldung der Stadt Offenbach.
@tramubus
Ich bin mal gespannt, ob Herr Ludwig auch voraussehen kann, daß der Einzelhandel in der Kaiserstraße in Karlsruhe durch den Tunnel (City2015) geschädigt wird. Auch der Karstadt (ein City2015-Befürworter) wird Probleme bekommen, denn er wird dank wegfallender Haltestelle an der Herrenstraße so gut erreichbar sein wie der WalMart!!!
Hallo,

also auch mit Tunnel dürfte der Karstadt wohl noch besser erreichbar sein als der Wal-Mart. Im schlimmsten Fall setzt man einen "Karstadt-Bus" ein, wie es der Wertkauf mit seinen urigen Vehikeln jahrelang gemacht hat ;-) Gibt's den eigentlich noch?

Die Frage, wie sich der bei vergrabener Straßenbahn entwickeln wird, kann man wohl nicht ohne weiteres beantworten. Hier gibt es äußerst negative Beispiele, wie in Duisburg, wo man in einer mindestens dreimal so breiten Straße wie der Kaiserstraße einen Tunnel haben musste 8-). Dass hier keine "blühende Landschaft" draus wurde, leuchtet irgendwie ein. Andererseits sehe ich in München und auch in Nürnberg sehr vitale Innenstädte mit einem intakten Einzelhandelssortiment, obwohl hier kein unmittelbarer oberirdischer Schienenverkehr statt findet. Trotzdem hält man sich gerne dort auf, und das nicht nur tagsüber.

Und in Karlsruhe empfinde ich den Einzelhandel in der Kaiserstraße nicht so richtig attraktiv. Von drei klassischen Kaufhäusern ist noch eines übrig. Heute sind viele Ramschboutiquen dort, wo früher alt eingesessene Geschäfte waren. Nur in puncto Schuhgeschäfte ist Karlsruhe anerkannhtermassen Spitze. Man findet in jedem dritten Ladenlokal eines ;-) .

Ich denke schon, dass eine Untertunnelung der Kaiserstraße einen erheblichen Eingriff darstellt und hinterfrage sie in der jetzigen Form genauso.
Allerdings das Argument mit dem Geschäftesterben des alteingessenen Einzalhandels zieht für mich nicht so richtig, kann man den doch an einer Hand abzählen, während ansonsten nur noch Ketten zu finden sind.

Gruß,
Tramubus
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