Hallo in die Runde!
Wenn man die Gesamtkosten, die der Unterhalt und Betrieb eines Pkws erfordert, zusammenrechnet, so ist es sicher richtig, daß man billiger wegkommt, wenn man die Bahn benutzt.
Das darf meiner meinung nach aber nicht dazu mißbraucht werden, Fahrpreiserhöhungen nach Belieben durchzusetzen! Mögen Pendlerfahrten per Monatsabo oder Jahresabo noch vergleichsweise billig sein, so vergessen diese Berechnungen der Bahn doch eines:
viele Leute leben heute in Gegenden, die zersiedelt sind und wo ohne Auto gar nichts mehr geht. Selbst wenn dieser Personenkreis per Pkw an die nächste Bahnstation fährt, so bleiben ihm doch die Kosten für den PKW - Unterhalt. Wer dann noch einen schlechten Service erlebt (regelm. Verspätung, überfüllte Züge, selten fahrende S-Bahnen)wird sich überlegen, ob er nicht gleich mit dem Auto in die Stadt weiterfährt,s elbst auf die Gefahr hin, im Stau zu stehen. Denn Bahnfahren kann alles andere als stressfrei sein, besonders im Berufsverkehr!
So erlebte ich mal in Bernburg - das ist jetzt zwar weit weg von Niedersachsen - einen sehr eindrücklichen Dialog auf dem Bahnsteig. Wieder einmal war die RB nach Güsten 10 Minuten zu spät und das große Zittern angesagt für die, die nach MD zur Arbeit wollten. Unterhalten sich also 3 Leute:
"Nää, so jeht diss nich mehr weita! Jedn Dach is was los hier!
"ab Mondach wärn wa uns wieda ne fohrjemeeinschaft such´n! Mir gönn nich 3 Mal die Woche zu spät kumm!"
Lustiger Dialekt, traurige Realität - hier wurden mal wieder 3 Stammgäste vergrault, weil man bei der Db nicht in der Lage war, püntklich zu fahren.
Auch für die Hannover - Region ein Beispiel: der RE um 07.01 ab Nienburg nach Hannover ist täglich überfüllt, selbst die S-Bahn ist voll. Aber man ist nicht in der Lage oder Willens, da streitet sich man ja wieder ums liebe Geld, im Berufsverkehr die S-Bahn zu verstärken und wenn es mit anderem Wagenmaterial ist. Die teilweise noch gut erhaltenen ET 420 wurden dann ja auch lieber nach Schweden verkloppt oder in die Schrottpresse gejagt, anstatt in Hannover für kurzfriste Aufstockung der Kapazitäten der S-Bahn zu sorgen. Sicherlich wäre vielen eine nichtbehindertengerechte Verstärkerfahrt lieber als kar keine oder eine alle 60 Minuten verkehrende S-Bahn.
Noch ein Beispiel zu den Einzelfahrten bei der DB: wer nicht in der Lage ist, eine Ermäßigung in Anspruch zu nehmen, der zahlt mittlerweile im Fernverkehr astronoische Preise. So kostet eine Fahrt im ICE von Berlin nach Hamburg ohne jede Ermäßigung mittlerweile 58 Euro, das sind umgerechnet knapp 110 DM!! Wenn man dann auch noch eine Rückfahrt zu denselben Konditionen berechnet, dann kommt man auf sage und schreibe 116 Euro für eine Hin-und Rückfahrt, daß sind ca 220 DM!
Ich weiß, daß die Bahn immer noch gegenüber anderen Verkehrsträgern benachteiligt wird und vielleicht auch von sich aus gerne günstigere Preise anbieten möchte. Nur kann von einem Anreiz auf Bahnfahren unter den genannten Aspekten eigentlich nicht mehr gesprochen werden.
Ich persönliche nehme nach Hamburg wenn immer möglich jetzt den Bus, Da fahre ich für 20 Euro hin- und zurück.
Das alles sollte man einmal bedenken, wenn man bei der DB sich mal wieder in Lopudellei ergeht über sich selbst. Eigene Kritikfähigkeit gehörte noch nie zu den Stärken der Bahn und Herrn Mehdorn glaubt sowieso immer noch - trotz seines Desasters mit dem neuen Fahrpreissystem - Politik gegen die Fahrgäste machen zu können. Kann er ja auch, solange man ihn von Staatsseite gewähren läßt.
MfG
Thorsten