Ascheberg. Der Bahnhof in Ascheberg ist zu einer Falle für einen Rollstuhlfahrer aus Kiel geworden. Der Mann war mit dem Zug zu einem Fußballspiel angereist, ohne zu ahnen, dass Ascheberg den wohl behindertenfeindlichsten Bahnhof Schleswig-Holsteins hat.
Eine Falle für Rollstuhlfahrer, die in Ascheberg aus dem Zug steigen: die Treppe zu den Gleisen.
Für Bürgermeister Herbert von Mellenthin ist das Problem nicht neu: Im Zuge der Sanierung der Bahnstrecke Kiel-Lübeck diskutierte man mit Bahnvertretern über eine Lösung. Bei einem Ortstermin kam heraus, dass zu beiden Seiten der Schienen neue Bahnsteige hätten gebaut werden müssen, um auch Behinderten, älteren Menschen und Frauen mit Kinderwagen ein bequemes Aus- und Einsteigen zu ermöglichen. Kostenpunkt: 2,5 Millionen Euro. Das war zu teuer.
Herbert von Mellenthin: „Das Problem ist klar, aber es gibt keine Lösung.“ Ursprünglich führte ein Weg über die Gleise vom Bahnsteig weg. Gerade gedacht für Menschen, die nicht Treppen steigen können. Nachdem eine Bahnmitarbeiterin beim Überqueren an dieser Stelle aber tödlich verletzt wurde, wurde der Weg aus Sicherheitsgründen gesperrt.
Der Vorfall wurde am Rande der Sitzung der Gemeindevertretung am Dienstag bekannt: Feuerwehrmann Nico Frick berichtete von dem ungewöhnlichen Einsatz. Das Problem: Der Bahnsteig in Ascheberg ist zwischen zwei Gleisen angelegt und nur über zwei Treppen zu erreichen. Eine Treppe runter, durch einen kleinen Tunnel hindurch und eine Treppe hoch. Einen Fahrstuhl oder einen Lift gibt es nicht. Als der Rollstuhlfahrer nun mit seinem Gefährt auf dem Bahnhof ausstieg, war er zwischen den Gleisen wie auf einer Insel gefangen, die Treppen für ihn und seinen elektrogetriebenen Rollstuhl ein unüberwindbares Hindernis. Fünf Ascheberger Feuerwehrmänner waren nötig, Rollstuhl und Fahrer über die Stiegen zu bugsieren. Man habe es gerade schaffen können, berichtete Frick den Gemeindevertretern von dem Treppenmanöver. Der Bitte des Behinderten, ihn bei der Rückfahrt wieder auf den Bahnsteig zu hieven, kam die Feuerwehr angesichts des Gewichts des Rollstuhls nicht nach. Das Hochtragen stuften die Männer in dem engen Treppenaufgang als zu gefährlich für alle Beteiligten ein. Wie der Mann nun nach Kiel zurückkam, ist unbekannt...
Bericht aus den Kieler Nachrichten.
1 mal bearbeitet. Zuletzt am 01.09.2010 18:23 von Timmi112.