Willkommen! Einloggen Ein neues Profil erzeugen

erweitert
Utopie oder interessanter Ansatz ? Die Piratenpartei und die Zukunft des VGN
geschrieben von Ramperer 
In der NZ stand ein Artikel über das Programm der Piratenpartei bezüglich des ÖPNV in MIttelfranken. Ist vielleicht ein interssanter Ansatz aber, aber das klingt doch sehr an den Haaren herbeigezogen und utopisch. Und warum in ihrer Rechnung ausgerechnet die Schüler als einzige weiterhin für ihre Karte zahlen soll, will mir nicht erschliessen.

Hier der Link zum Zeitungsartikel:[www.nordbayern.de]

und hier der link der Partei:[piraten-mfr.de]
Ich frage mich was daran utopisch sein soll. Die Rundfunkgebühr gibt es seit 1923 und funktioniert nur unwesentlich anders.
Zitat
Jörg78
Ich frage mich was daran utopisch sein soll.

Dann beantworte doch einfach die entscheidene Frage: Wo soll das Geld für die dann der Nachfrage entsprechenden Infrastruktur und notwendigen Fahrzeuge herkommen ? Wenn der Nahverkehr kostenlos ist, dann fährt kaum noch jemand mit dem Auto.

Grüße



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 02.07.2012 11:06 von Fahrdienstleiter ESTW.
In beinahe jedem deutschen Haushalt steht ein Radio, Fernsehgerät oder ein vernetzter PC und allein das führt dazu Rundfunkgebühren entrichten zu müssen. Da wird mit verhältnismäßig moderatem Aufwand eine Umlage eingezogen mit der über 50 Radio- und rund 20 Fernsehprogramme von veranstaltet werden. Wieso soll eine solche Umlage, die es noch in zig anderen Formen gibt im ÖPNV nicht funktionieren?

Zitat
Fahrdienstleiter ESTW
Wo soll das Geld für die dann der Nachfrage entsprechenden Infrastruktur und notwendigen Fahrzeuge herkommen ? Wenn der Nahverkehr kostenlos ist, dann fährt kaum noch jemand mit dem Auto.

Hilf mir bitte weiter, aber ausgenommen von der Straboh durch die Pillenreuther Straße, waren doch alle Investitionen in zusätzliche Infrastruktur und Fahrzeuge nach dem GVFG oder nach Landesgesetz gefördert worden oder? Bleiben nur die nicht bezuschussbaren Kosten und Eigenanteile, die durch Fahrgeldeinnahmen zu decken wären. Dem Konzept lassen sich auch Konzepte zur Gegenfinazierung entnehmen, wie realistisch die sind und ob sie sich umsetzen lassen mal dahingestellt.

Und dass plötzlich alle mit den Öffis fahren ist doch die wahre Utopie. Falls die Logik stimmen würde, dann müsste jedes neue Angebot alle Nachfrage auf sich ziehen. Dann verstehe ich nicht, dass die Taxen am Hauptbahnhof tagsüber überhaupt ein Geschäft machen.

Und ganz ehrlich: Auf welchem Wege ich mein Geld in das System pumpe ist doch egal, momentan läuft es über Fahrscheinkauf, Stromrechnung, Einkommens-, Mehrwert- und andere Steuern. Das heißt nicht, dass das System auf ewig so bleiben muss. Ich jedenfalls habe noch nie meinen Zehnt durch Eier und Fisch beim nächsten Kloster beglichen, vor einem halben Jahrtausend war das noch der topmoderne Weg seine Steuerschuld zu begleichen. Die Zeit der Lohntüten ist auch Geschichte, seitdem die meisten Leute ein Girokonto besitzen.
Womit ich mein Problem habe, ist der Vorschlag das ganze "auf der Linie 36 zu testen". Wie soll das bitte gehen? Wenn, dann müsste es Landesweit umgestellt werden. Oder übersehe ich da was?

Jeder der jetzt mit Öffentlichen fährt besitzt eine Fahrkarte, und wenn jetzt einer die Linie 36 "frei" nutzt und dann umsteigt braucht er da ja auch wieder die Fahrkarte. Und dass jetzt jeder "zum Test" Geld zahlen muss, dass die Linie 36 kostenlos ist wird wohl auch nicht so einfach zu erklären sein...
Die Idee ist ja ganz sympathisch, aber wenn für dieses Papier tatsächlich 70 Leute einen ganzen Arbeitsmonat aufgewandt haben, ist es schon erschreckend dünn und kurzsichtig. Die Finanzierung allein auf die derzeitigen Einnahmen zu konzentrieren, ist doch recht naiv und unausgegoren. Da zitiert man schon das gängige Beispiel Hasselt und geht dann mit keinem Wort darauf ein, dass es dort eine Verdreizehnfachung der Fahrgastzahlen gab und was das kostenseitig für Auswirkungen haben dürfte.

Ich verlange ja gar nicht, dass man in so einer Ideenskizze bereits alle Fragen löst, aber so ein paar Grundsätze sollten doch wenigstens mal durchdacht sein, bevor man sich in solchen Detailüberlegungen verliert, ob man ein solches Konzept mit einer einzelnen Linie testen könnte und welche das sein sollte. Wobei ich ohnehin auch erhebliche Zweifel habe, ob es geschickt wäre, eine einzelne Buslinie kostenfrei anzubieten.
Vorneweg: Ich bin ein großer Anhänger eines annähernd kostenlosen ÖPNV. Was die Piratenpartei da abliefert, ist aber doch weder eine utopische Zukunftsvision noch ein interessanter Ansatz: Wir alle hier im Forum sind uns doch einig, dass höhere Investitionen in den ÖPNV, ein besseres Angebot und niedrigere Preise toll wären. Aber wir wissen auch, dass das alles bezahlt werden muss.

Da habe ich mir Kreativität und Ideen von der Piratenpartei erwartet. Was aber steht in dem Dokument:

Finanzierungsmöglichkeit 1:
"Ausgehend von den Berechnungen von Boris Palmer zur Citymaut würde diese für die Finanzierung des ticketlosen ÖPNV im Bereich des VGN reichen. Es wäre sogar mit einem deutlichem Plus, das für die Erweiterung des ÖPNV benutzt werden könnte vorhanden."
Boris Palmer hat ein Konzept zur Citymaut im Bereich des VGN erstellt? Wie sollte diese aussehen? Würde die Bürokratie zur Erhebung nicht die zum Fahrscheinverkauf weit übertreffen? Zahlt dann der Pendler zwischen Fürth Jakobinenstraße und der Jet Tankstelle in Nürnberg jedes Mal "1 € bei überschreiten der Stadtgrenze"?
Das wäre doch der Punkt gewesen, an dem die Piratenpartei ein Konzept hätte vorlegen müssen statt drei magere Zeilen. Wie sieht diese Finanzierung in einem Verkehrsverbund wie dem VGN aus? Zahlen dann die Nürnberg-Pendler den Nahverkehr in Bayreuht? Oder gibt es dort auch eine Citymaut? Und wie ist es zwischen Neustadt/Aisch und Markt Bibart?

Statt dessen Finanzierungsmöglichkeit 2: Erhöhung der Grund- und Gewerbesteuern. Nun ja, auf die Idee, zur Deckung von Kosten die Steuern zu erhöhen, sind nun auch schon andere gekommen. So könnte man auch die kostenlose Vollversorgung mit Kitas und Krippen bezahlen - und vieles mehr. Wenn wir aber alles, was wir gerne kostenlos hätten, durch Steuererhöhungen finanzieren, bleibt bald nicht mehr viel übrig in der Lohntüte.

Der Kernpunkt an der Frage, wie (annähernd) kostenloser öffentlicher Nahverkehr realisiert werden kann, ist nicht, bei der VGN die Fahrscheineinnahmen nachzusehen und festzustellen, dass dann 190 Millionen Euro fehlen - das haben auch schon andere vorher. Sondern eine realistische und im Detail überzeugende Finanzierung zu modellieren. Und zwar eine, die auch die zu erwartenden Fahrgastzuwächse durch niedrigere Preise berücksichtigt (danke Fahrdienstleiter ESTW).

Fazit für mich: Wie so oft bei der Piratenpartei viel Lärm um wenig Neues.
Sorry, in diesem Forum dürfen nur registrierte Benutzer schreiben.

Hier klicken, um sich einzuloggen