Gemäß eines auf dem Ergebnis des Marktforschungsunternehmens Maritz Research beruhenden Artikels des Hamburger Abendblattes [www.abendblatt.de] mit der Überschrift "Bestnoten für den HVV" ist der HVV der beliebteste Verkehrsverbund Deutschlands.

Gratulation!

Über Studien mit einem anderen Ergebnis würde das notorisch lokalpatriotische Abendblatt wohl nicht berichten. Außerdem kommt das durchführende Institut (Maritz) auch aus Hamburg, welch ein Zufall! Wie Hamburg in der zweiten erwähnten Studie von TNS-Infratest abschneidet, wird leider nicht verraten.

Die Objektivität einer Studie, die sich lediglich auf Kundenaussagen stützt, ist mehr als fragwürdig. Nicht, dass Kundenmeinungen nicht wichtig wären, aber viele Kunden kennen keine Vergleiche und urteilen daher mit wenig Sachverstand.

Die Antworten dürften stark davon beeinflusst sein, welches Bild die Einwohner den Interviewern und Lesern der Studie über ihre Heimatstadt vermitteln wollen. Eitlen Lokalpatrioten fallen in so einer Situation keinerlei Kritikpunkte ein, auch wenn er sich manchmal ärgert, während Realisten und Intellektuelle Kritik offen äußern. Also kann man aus so einer Studie eher etwas über regionale Mentalitätsunterschiede ablesen als über die wirkliche Qualität des ÖPNV oder anderer Aspekte einer Stadt.

Studien, die auf Kundenbefragungen basieren, sind vor allem eines: unglaublich preiswert zu erstellen! Ein wissenschaftlich korrekter Vergleich von Verkehrsnetzen wäre dagegen extrem teuer.

Die Auswertung von Beschwerden ist etwas aussagekräftiger. Interessant das Statement des HVV-Beschwerdemenschen: "Auf den ersten drei Plätzen der Top-Ten-Mängelliste aller HVV-Kunden stehen seit Jahren Unpünktlichkeit und Ausfall, unhöfliches Personal sowie zu frühe Abfahrten". Gegen zu frühe Abfahrten könnte man am leichtesten was tun, aber die scheinen wohl zur Unternehmensphilosophie zu gehören...

Ich teile zwar Mikes Meinung, dass eine ausschließlich auf Kundenaussagen basierende Umfrage kaum qualifiziert ist, einen Vergleich zwischen der tatsächlichen Qualität der Verkehrsverbunde zu liefern. Allerdings lässt sich hiervon ja sehr deutlich die Kundenzufriedenheit ablesen, und diese ist als Wert ja durchaus vergleichbar.

Ich bin mir nun nicht sicher, ob die Mentalität wirklich überall in Deutschland gleich ist, oder ob die Hamburger vielleicht nur deswegen nicht meckern, weil sie diesen speziellen Teil ihrer Heimatstadt nicht schlecht reden wollen und ob zum Beispiel die Berliner eher ihren Unmut ausdrücken, weil sie generell ihrer Heimatstadt gegenüber kritischer sind.
Wäre dies nämlich so, besäße nicht einmal mehr die Kundenzufriedenheit Aussagekraft...

>Eitlen Lokalpatrioten fallen in so einer Situation keinerlei Kritikpunkte ein, auch >wenn er sich manchmal ärgert, während Realisten und Intellektuelle Kritik offen >äußern.

Also, verstehe ich das richtig? - Wer zufrieden ist kann nicht objektiv sein, einzig wer meckert darf ernst genommen werden!

Ich denke hier sollte jemand sein Weltbild überdenken. Bei allem Grund zur (konstruktiven) Kritik, gibt es doch genug Anlass auch positive Ansätze wahrzunehmen. Wer dazu nicht mehr in der Lage ist, erscheint mir sehr bedauernswert.

Schönen Sonntag
Martin

62mako schrieb:
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> Also, verstehe ich das richtig? - Wer zufrieden
> ist kann nicht objektiv sein, einzig wer meckert
> darf ernst genommen werden!


Nein, das verstehst Du falsch. Genauso wie es ein Zuwenig an Kritik geben kann, kann es auch übertriebene Kritik geben, die genauso wenig ernst zu nehmen ist.

Ich zitiere aus dem Abendblatt Artikel:

"Auch Karen Ritter, Sprecherin der ebenfalls dem HVV angeschlossenen Metronom Eisenbahngesellschaft, kann das positive Echo der Hamburger bestätigen. Innerhalb eines Jahres verdoppelte sich die Fahrgastzahl auf der Strecke Hamburg-Uelzen um 50 Prozent."

Wenn sie meint, oder doch nochmal mit Prozentrechnung auseinandersetzen.


Thomas

Siehe auch. [www.lnvg.niedersachsen.de]

Mich erinnert das auch irgendwie daran, wie die beste Unimensa Deutschlands gekürt wurde... Irgendwie ist das Ergebnis nie so aussagekräftig, wenn man nur in Ausnahmefällen Vergleichsfälle kennt. Oder könntet - selbst ihr als "Experten-" über andere Verkehrsverbünde so detaillierte Aussagen machen? Nein, wohl nicht, denn die werden euch nicht tagtäglich vorgesetzt... Wie in Unimensen eben...

In den 70ern hatte auch eine Umfrage unter Bewohnern von Großwohnsiedlungen ergeben, dass 80% von ihnen mit ihrer Wohnsituation zufrieden seien... Trotzdem waren sie damals auf dem Weg, zu sozialen Brennpunkten zu werden.

Vorsicht mit Statistiken und Umfragen! Und dem Abendblatt glaube ich sowieso kein Wort, ohne das nochmal zu überprüfen... Kein Vorurteil sondern resultiert aus Erfahrungen.