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126,159 Millionen vom Bund für U4 - Steilshoop weiter ohne Anschluss
geschrieben von BahnInfo-Redaktion 
Wie Stadtentwicklungssentaor Axel Gedaschko (CDU) gestern stolz verkünden ließ, bestätigte das Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung die Förderung der U4 in Richtung HafenCity. Mit insgesamt 126,159 Mio. Euro liegt die Subvention aus den Mitteln des Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetzes (GVFG) damit zunächst höher als die noch im Juni mit 113 Millionen Euro bezifferte Summe. Als Gründe hierfür sind vor allem zum einen die veränderten Rahmenbedingungen zur Berechnung der Zuschüsse durch das GVFG zu benennen, die allgegenwärtig dem Fahrgastnutzen in Großstädten mehr Potenz zuordnen als anderswo. Zum anderen aber fanden auch die bereits jetzt auf 298 Millionen Euro angewachsenen Baukosten der etwa vier Kilometer langen Strecke innerhalb der Kalkulation des Bundes Berücksichtigung, was letztlich die Aufstockung der Zuführungen zur Folge hatte.

Hochbahn-Vorstand Ulrich Sieg zeigte sich von der Entscheidung sichtlich erleichtert und betonte, dass "die Förderungszusage auch aus Sicht der Hamburger Hochbahn sehr erfreulich ist und die verkehrspolitische Bedeutung der U4 unterstreicht." Diese scheint hingegen dennoch weiterhin umstritten und sorgt bundesweit unter Verkehrsexperten für kontroverse Diskussionen, weil Alternativen wie etwa eine Stadtbahn ihrer Meinung nach nicht ausreichend geprüft worden seien. Die Idee einer solchen hatte indes der Hochbahn-Vorstandsvorsitzende Günter Elste unlängst harsch kritisiert und darauf verwiesen, dass man für die Projektierung eines 40 Kilometer langen Straßenbahnnetzes mindestens 500 Millionen Euro veranschlagen müsse.

Ein Betrag, der selbst gemäß Elstes Plädoyer hinsichtlich der jetzigen U4 als wesentlich effizienter eingestuft werden muss, weil er ein Mehr an zusätzlichen Chancen böte. Umso intensiver mag sich doch der bundesdeutsche Steuerzahler an dieser Stelle fragen, warum nicht analog zur Argumentation des Hochbahn-Chefs mit 300 Millionen Euro ein wenigstens halb so großes Stadtbahn-Netz geschaffen wird. Abgesehen der HafenCity könnten diverse Anbindungen, augenblicklich unerschlossener Bereiche der Stadt, sowohl schnell als auch kostengünstig realisiert werden. Beispiele hierfür gibt es genug an der Zahl. Ob London, Paris oder gar New Jersey - die Vorzüge einer modernen, international bezeichneten Light-Rail hat man vielerorts erkannt, während die Elbmetropole unterdessen einem nahezu unbezahlbaren Zeitgeist vergangener Jahrzehnte nacheifert und dem Wähler politisch verspricht, was am Ende ersatzlos nicht eingehalten wird. Fast exemplarisch gelobte die Koalition von CDU sowie Schill-Partei anfänglich, die U4 gen Steilshoop bauen zu wollen, nachdem es wenig später hieß, die HafenCity als Ziel aufgrund einer damaligen Olympia-Bewerbung vorzuziehen. Übrig geblieben ist von alledem lediglich ein mit knapp 300 Millionen Euro übertrieben teurer Torso, der möglicherweise irgendwann einmal den Weg in den Süden über die Elbe hinaus finden soll, dank des so genannten "Linientausches" Steilshoop aber nie erreichen wird. Letzterer beabsichtigt für rund 35 Millionen Euro, einen aus Sparsamkeit konstruierten Fehler der Sechziger beheben, obgleich er ihn aus selber Motivation wiederholt, da für das flexible Substituieren beider Linienstränge weitere Gleisüberwerfungen von Nöten gewesen wären.

Eine eventuelle Stichstrecke nach Bramfeld von Seiten Barmbeks wird somit immer unwahrscheinlicher. Nicht zuletzt auch deswegen, weil vor allem die momentane Maßnahme oberste Priorität genießt, ehe im Anschluss, also bis 2014, aufs Neue über die grundsätzliche Existenzberechtigung des GVFG vor dem Bund verhandelt wird.

Grafik: Hamburger Verkehrspolitik: Während die U-Bahn mit lediglich zwei neuen Bahnhöfen die HafenCity erreicht, sind viele andere Stadtteile ausschließlich mit dem Bus erschlossen. © ALSTOM / Montage: Christian Linow



Artikel geschrieben von Christian Linow



5 mal bearbeitet. Zuletzt am 30.10.2007 19:06 von BahnInfo-Redaktion.
1+ für den Artikel!
Er Trifft den Nagel auf den Kopf und sollte an alle Tageszeitungen und jeden Bürgerschaftsabgeordneten geschickt werden!

Danke, ich nehme es als Lob entgegen. Gleichwohl jedweder Objektivität bleibt festzuhalten, dass die Thematik mittlerweile in Fachkreisen, selbst also bei Fahrzeugherstellern, für Furore sorgt, weil eine mit 300 Millionen Euro subventionierte unterirdische Stadtrundfahrt keineswegs im Interesse der Allgemeinheit stehen kann. Man kann nur immer wieder mit dem Kopf schütteln, mit welcher Brachialgewalt der Stellenwert von Omnibus sowie U-Bahn in Hamburg künstlich hochgehalten wird. Gerade die HafenCity hätte die verknüpfende Chance besessen, den MetroBus 5 durch eine leistungsfähige Stadtbahn zu ersetzen.

In der Hansestadt aber preist man lieber größte Lobeshymnen auf einen XXL-Bus und suggeriert den Eindruck weltstädtischen Standards. Auf jeden Fall muss eine solche Verkehrspolitik metropolen-gerecht sein, wenn sogar Millionenhochburgen wie Aachen Doppelgelenkbusse als ihr Eigen zählen. :-;

Hat sich eigentlich irgendjemand einmal mit den Kosten dieses außerordentlich komplexen Fahrzeuges auseinandergesetzt und Investition, Haltbarkeit sowie die Wartung der Gelenke miteinander verglichen? Viel Spaß sowohl bei der Rechnung als auch dem Feststellen der Differenzsumme gegenüber einer konventionellen Straßenbahn.

Herzliche Grüße,

Christian Linow
Offensichtlich geht es in Hamburg schlichtweg nicht um sinnvolle Verkehrskonzepte. Den Eindruck muss man gewinnen, wenn man sich neben der U4 noch den Millionenfußweg vom Baumwall zur Elbphilharmonie ansieht. Anderswo in Hamburg verrotten flächendeckend die Hauptstraßen zu Slalompisten und die Leute müssen sich in Sardinenbüchsenbussen durch die Gegend fahren lassen, während in der Glas-Hafencity unsinnige und teure Verkehrsprojekte offensichtlich in museumsreifer Dichte erstellt werden sollen.



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 20.10.2007 16:54 von oler.
,



2 mal bearbeitet. Zuletzt am 24.04.2008 00:33 von Frank Muth.
M.W. ist das GVFG-Ende 2013 noch nicht definitiv. Gäbe es dann keine Mittel mehr, könnte man sich vermutlich wirklich alle ÖPNV-Planungen in HH für die nächsten Jahrzehnte abschminken, wenn man von durchschnittlich 50-60 % Förderung für SPV-Projekte in Großstädten ausgeht.
Außerdem muss man ja noch bedenken, dass der Betrieb des Stummels den Haushalt noch zusätzlich belasten wird, da es da der Betrieb mit Sicherheit nicht Kostenneutral ist!

Es wird ja auch zum Teil mit dem Weiterbau nach Harburg gerechtfertigt, aber wie ich bereits an anderer Stelle erwähnte, wird werder von der CDU, noch von der Hochbahn ein Termin genannt, wann weiter gebaut werden könnte. Das Datum welches mal genannt wurde, ist klamm heimlich kassiert wurden.

Und zum Thema Straßenbahn/Stadtbahn/Tram: Es wäre zwar teurer gewesen eine zu Bauen, aber dennoch sinnvoll weil:

- Es wäre im Unterhalt nicht so teuer wie die U-Bahn, man würde daher auf mittlere Sicht Geld sparen.
- Man kann bei der Umstellung, der stark befahrener Buslinien, aufgrund der größer Kapazität sicherlich zum teil den Takt ausdünnen und so Geld sparen (ich weiß, das es kein gutes Argument ist, aber das Geld wächst nunmal nicht auf den Bäumen).
- In diesem konkretem Fall werden, ganz besonders gern von Herrn Elste (Hochbahn-Chef), Äpfel und Birnen verglichen: Während man die U-Bahn in ein bestehendes Netz einbeziehen kann, muss man bei der Stadtbahn - wegen 1978 - ein völlig neues Netz inklusive völlig neu zu bauenden Betriebshof aus dem Boden stampfen. Es lässt tief blicken das der Hochbahnchef sich auf solch dummdreiste Argumente einlässt (er hat nämlich keine besseren).

Sicher U-Bahnen sind richtig und wichtig, das bestreite ich auch nicht, aber wie gerade in diesem konkretem Fall das Geld so offensichtich zum Fenster raus geworfen wird, macht mich echt wütend.

Die U4 wird, meiner Meinung nach aus 2 Gründen, die mit einander zusammen hängen, genau jetzt angefangen:

- Man will damit Wahlkampf machen (Ich sehe es schon vor mir: "Mit der CDU geht es im U-Bahn Bau voran")
- Man will Fakten schaffen: Schließlich sind wir nicht in Bayern und ein Machtwechsel liegt im Bereich des möglichen (auch wenn es sicher alles andere als ein Haus hoher Sieg von Rot-Grün werden sollte. -> Bei Schwarz-Grün wird ganz sicher weiter gebaut). Schließlich kann man eine "Akte U4" leichter unter den Tisch fallen lassen, als eine "Baustelle U4".
Verkehrspolitischer Schwachsinn hat einen Namen : U4

In Berlin heißt das U55 oder U5!

Es wäre das beste, wenn die Herren, die dafür verantwortlich sind, die zukünftigen Kosten aus eigener Tasche bezahlen müßten - das würde SEHR heilsam sein.

Aber da das nicht der Fall ist, wird eben gebaut was politisch gewollt ist und nicht das, was eigentlich notwendig ist. Das ist ja nun zu offensichlcih, wenn man das Geschwafel aus Hochbahnkreisen hört. Aber was solls, den Schaden trägt halt ein anderer.

Lieber nicht weiter drüber nachdenken, nur hoffen, daß es bald zum finanziellen Fiasko kommt. Dann gibt es vielleicht wieder eine Chance auf Weiterentwicklung der ÖPNV in Hamburg.

München bietet noch den Transrapid auf, um gegen Hamburg und Berlin nicht ganz zurückzufallen.
Hallo Christian,

> In der Hansestadt aber preist man lieber größte
> Lobeshymnen auf einen XXL-Bus

Die HHA gehört der Stadt, weißt Du doch. ;-) Was erwartest Du und die anderen hier also?


> Hat sich eigentlich irgendjemand einmal mit den
> Kosten dieses außerordentlich komplexen Fahrzeuges
> auseinandergesetzt und Investition, Haltbarkeit
> sowie die Wartung der Gelenke miteinander
> verglichen? Viel Spaß sowohl bei der Rechnung als
> auch dem Feststellen der Differenzsumme gegenüber
> einer konventionellen Straßenbahn.

Müßte man mal in der Hochburg Utrecht (NL) nachfragen, was die Haltbarkeit betrifft. ;-)

Im Ernst, so komplex ist der Wagen wahrscheinlich gar nicht, im Gegensatz zu deutscher Ingenieurskunst a la CapaCity. ;-) Die Dinger sind ja schon mal keine Schubgelenkbusse, sondern haben den Motor vorn. Der zieht somit seine Gelenke quasi als Anhänger hinter sich her.

Ansonsten muß man sagen, daß die Dinger in der jetzigen Situation wohl die beste Entscheidung sind. Zwei Gelenke fuhren in der Vergangenheit ja schon immer gern hintereinander, nur das es zwei einzelne Busse waren und einer davon meist recht leer. So konnten die dort entfallenen Wagen sinnvoll auf andere Linien verteilt werden.

Zweifels ohne wäre die "5" etwas für eine Tram, vielleicht sogar U-Bahn (könnte man mit dem bestehenden Netz in Einklang bringen). Eine Tram würde aber mit vollen Wagen einen Kostenschatten erzeugen, den man nicht so einfach beseitigen kann.

Macht man das einzig sinnvolle und ersetzt die "5" auf voller Länge wird man der U2 schaden. Jeder abwandernde Fahrgast läßt die Strecke kostenrechnungstechnisch - wie hier schon mehrfach angemerkt - schlechter dastehen und das ist ebenfalls nicht im Sinne der Allgemeinheit.

Verkürzt man die Linie bis Nedderfeld, beläßt man es besser bei den flexibler einzusetzenden XXL-Bussen (fahren mittlerweile ja auch vereinzelt auf einer anderen Linie mit). Da diese dann deutlich günstiger den verbliebenen Ansturm meistern können.

Bleibt also immer ein gewisser Makel, wenn man die hier angeführten Argumente mitbetrachtet.



Viele Grüße, Boris

P.S. Aber für mich gilt ja eh, Paris, London, Berlin oder München in ihren U-, S- und Trambahnnetzen nachzueifern! ;-)



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 22.10.2007 00:51 von Boris.
speedy schrieb:
-------------------------------------------------------
> Außerdem muss man ja noch bedenken, dass der
> Betrieb des Stummels den Haushalt noch zusätzlich
> belasten wird, da es da der Betrieb mit Sicherheit
> nicht Kostenneutral ist!
>
> Es wird ja auch zum Teil mit dem Weiterbau nach
> Harburg gerechtfertigt, aber wie ich bereits an
> anderer Stelle erwähnte, wird werder von der CDU,
> noch von der Hochbahn ein Termin genannt, wann
> weiter gebaut werden könnte. Das Datum welches mal
> genannt wurde, ist klamm heimlich kassiert
> wurden.

Es gibt im Hause der BSU nicht einmal Trassenpläne, die eine konkrete Linienführung beschreiben. Von einem Planfeststellungsverfahren respektive einem tatsächlichen Baubeginn kann also gar keine Rede sein.

> Und zum Thema Straßenbahn/Stadtbahn/Tram: Es wäre
> zwar teurer gewesen eine zu Bauen, aber dennoch
> sinnvoll weil:

Teurer als die U4 wäre es in keinem Falle, wie selbst Herr Elste indirekt bestätigt, wenngleich er seine Argumentation eigentlich gegen eine Stadtbahn wandte. Auf etwa 1 km U-Bahnstrecke kommen 10 km Stadtbahn. Auch unter Berücksichtigung aller notwendigen Neuanschaffungen, wie die Errichtung von Betriebsanlagen bzw. Werkstätten und die der Fahrzeuge, bliebe ein gemittelter Wert von etwa 18 Millionen Euro/km. Dem stehen gegenwärtig mit der U4 75 Millionen Euro gegenüber. Noch extremer fällt der Vergleich hinsichtlich jedweden Unterhaltes aus. Alleine Rolltreppen kosten per anno im Schnitt 25.000 Euro, während sie bei Stadtbahnen oberirdisch nicht notwendig sind. Abgesehen dieser Spesen sind Tunnel nach etwa 40 Jahren sanierungsbedürftig: In Berlin entfallen aktuell auf die Abdichtung der Bauwerke ca. 30 Millionen Euro/km!


> - Man kann bei der Umstellung, der stark
> befahrener Buslinien, aufgrund der größer
> Kapazität sicherlich zum teil den Takt ausdünnen
> und so Geld sparen (ich weiß, das es kein gutes
> Argument ist, aber das Geld wächst nunmal nicht
> auf den Bäumen).

Jener so genannte Schienenbonus wird im zweistelligen Prozentbereich quantifiziert. Dem liegen sowohl Erfahrungswerte von jüngst eröffneten Stadtbahnen als auch psychologische Erkenntnisse von Verhaltensforschern zugrunde. Letztere sehen es als naturgemäß an, dass die Bereitschaft bei präsentem SPNV, auf öffentliche Verkehrsmittel umzusteigen größer ist, weil der Mensch eine deutlich intensivere Infrastruktur offensichtlich registriert. Man mache selbst die Probe aufs Exempel: Deutlich mehr Fahrgäste zeigen ein unruhiges Äußeres an einer Bushaltestelle als im Bereich von Schienenbahnen. Beispielsweise versuchen sie nach dem gummibereiften Gefährt schon während des Wartens Ausschau zu halten.


> Sicher U-Bahnen sind richtig und wichtig, das
> bestreite ich auch nicht, aber wie gerade in
> diesem konkretem Fall das Geld so offensichtich
> zum Fenster raus geworfen wird, macht mich echt
> wütend.

Mich auch.


> - Man will damit Wahlkampf machen (Ich sehe es
> schon vor mir: "Mit der CDU geht es im U-Bahn Bau
> voran")

Diese U-Bahn ist ein wahres Denkmal einer schwarzen Regierung. Wohl dem, der es schafft, verkehrspolitisch nicht schwarz zu sehen.


Es ist einfach nur erschreckend, mit welcher Härte und Konsequenz Hamburg das Entwicklungslietbild der "Wachsenden Stadt" durchboxt.

Für alle, die sich damit nicht so gut auskennen, hier ein Exkurs:

Das Leitbild "Wachsende Stadt" hat zum Ziel, die Einwohernzahl, Arbeitsplatzanzahl, Gewerbeansiedlungen sowie den Bekanntheitsgrad Hamburgs gehörig zu steigern. Um dies auch machen zu können, werden große Flächen benötigt, für Wohn- und Gewerbeansiedlung. Diese sind auf der Elbinsel vorhanden, sodass man davon weg möchte, Wilhelmsburg und auch Harburg als schlechtere Stadtteile anzusehen (sorry an alle, die da wohnen, das ist keine persönliche Meinung meinerseits, sondern doch der allgemeine Tenor der Hamburger) Als Entwicklungspole dienen hier die HafenCity sowie der der Channel Harburg, welche eine Art Ausstrahlungskraft auf Wilhelmsburg haben sollen... *lach* Somit tut man alles, das Ziel zu erreichen, die Entwicklung Wilhelmsburgs zu fördern und neue Leute und Betrieb hinzulocken. Und ich spreche hier nicht von Russlanddeutschen oder hmmm... "Vorderasiaten", welche eine neue Heimat suchen. Es geht bei der Sache NICHT darum, die Zustände für die jetzt ansässige Bevölkerung zu verbessern.

Und man buttert unendlich viel Kohle in die HafenCity, um ja den Wachstumsinmpuls zu stärken, welcher sich auf die Elbinsel auswirken soll! Unter anderem mit unserer geliebten U4 oder mit einem schicken Gehweg zur noch viel schickeren Elbphilharmonie.

Und um Wilhelmsburg zu erschließen eben auch die Verlängerung U4. Sorry Leute, ihr könnt jammern wie ihr wollt- und ich bin auch absoluter Gegnger der U4- aber eine Konzentration der Finanzierung auf Verkehrswege in bestehende Bebauung (Steilshoop!) wird keinen Wert gelegt. Denn durch den Bau gibt es ja keine Neuansiedlungen von Gewerbe und Wohnflächen, es findet nur eine VERBESSERUNG der Verkehrssituation statt- neue Einwohner können damit nicht gelockt werden. Wohl aber vielleicht in ein grünes Gebiet in Wassernähe, welches heute noch total leer ist, welches einen super Autobahnanschluss sowie eine gute ÖPNV-Anbindung hat (U4 nach Wilhelmsburg!).

Mir ist diese Scheinheiligkeit absolut zuwider, aber Hamburg muss ja nunmal genauso cool sein wie London oder New York!

Ach ja, eine Sache, welche diese Entwicklung fördern soll, ist die IBA (Internationale Bauausstellung), welche 2013 auf der Elbinsel stattfinden soll- den Werbezug habt ihr sicher alle schon entdeckt (ich weiß, wurde schonmal in einem anderen Thema erwähnt)

Wer mehr wissen will: [www.iba-hamburg.de]

oder ins Infocenter in Wilhelmsburg gehen, ehemaliger Supermarkt am Berta-Kröger-Platz!

Schöne Grüße,

Maddi
Maddi schrieb:
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> Mir ist diese Scheinheiligkeit absolut zuwider,
> aber Hamburg muss ja nunmal genauso cool sein wie
> London oder New York!

Haha, das wird es nie auch nur im Entferntesten sein, denn die Weltmetropolen London, Paris, New York, Tokio, Hongkong spielen in einer völlig anderen Liga. Und egal welche Kriterien man anlegt, kommen danach erstmal 30-40 weitere große und wirtschaftsstarke Metropolen von der Klasse Madrid, Toronto, Los Angeles, Singapur, Sydney etc. Erst danach kommen dann einige -zig kleinere Weltstädte, zu denen u.a. auch Hamburg gehört. (Für eine der vielen existierenden Ranglisten siehe hier: [www.lboro.ac.uk] .) An dieser Rangfolge wird sich nicht viel ändern.

Das einzige, was das Projekt "Wachsende Stadt Hamburg" bewirken kann und wahrscheinlich soll, ist, den Anschluss in Deutschland nicht völlig zu verlieren, denn Metropolregionen wie Stuttgart, Düsseldorf, Hannover, Nürnberg, Rhein/Neckar sind auf bestem Wege, in Punkto Verkehrsinfrastruktur, ÖPNV, Wirtschaftskraft, Hochhausarchitektur, Lebensqualität, Universitäten an Hamburg vorbeizuziehen, wenn sie es nicht bereits getan haben. Berlin, München und Rhein/Main bleiben eh vorne.



______

metrobits.org



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 21.10.2007 17:13 von Mike.
Lieber Maddi,

alles vollkommen richtig, dennoch kein stichhaltiges Argument für die U4 respektive gegen eine Stadtbahn. Ich selbst hatte vor Kurzem für ein Print-Magazin das ambitionierte Vorhaben "Wachsende Stadt" portraitieren dürfen und mich aufgrund jener Konstellation mit der Thematik auseinandersetzen müssen. In der Sache ein durchaus respektables Projekt, das viele Chancen bietet und neue Potenziale weckt. Gleichwohl einer unabdingbaren Nahverkehrsanbindung sowohl für die HafenCity, die ausdrücklich kein Bestandteil jenes gemeinten Unterfangens ist, als auch der Gebiete südlich des Flusslaufes Elbe widerspricht eine Stadtbahn der Systemfrage des ÖPNVs nicht. Gerade mit Hilfe einer modernen Elektrischen hätte die Hansestadt für sich werben und durch intelligente Mobilitäts-Konzepte international überzeugen können, um noch vordergründiger das Interesse eines ausgewogenen, ökonomischen wie ökologischen Miteinanders zu präsentieren. Ebenso zuverlässig könnte eine Stadtbahn auch Wilhelmsburg erschließen, indem anstelle einer kostenintensiven Tunnelröhre unter Wasser die alte Querung via Elbbrücken reaktiviert und eine Streckenführung über die bzw. entlang der Amsinckstraße gebaut würde.

Wenngleich dies nur Hirngespinste sein mögen, befasst man sich derzeit an anderer Stelle umso intensiver mit einer Einführung einer Straßenbahn für Hamburg. Wie ich aus sicherer Quelle erfuhr, laufen aktuell von Seiten eines privaten (international großen) Anbieters von Verkehrsleistungen Machbarkeitsstudien einer eigenwirtschaftlich zu betreibenden Stadtbahn in der Elbmetropole. Aufgrund der unmittelbar bevorstehenden Wahl erhofft man sich laut Angaben des Unternehmens, vor allem den Wettbewerb eifrig beleben und die bislang ungebrochen starke Position der HOCHBAHN politisch entmachten zu können.

Mehr dazu von mir in ein paar Wochen…

Herzliche Grüße,

Christian Linow
-Freier Journalist-
Gerade in Wilhelmsburg wäre eine Stadtbahn überlegenswert gewesen. Da hätte man dann zwei Teillinien bauen können, anstatt die U-Bahn im Zickzack buddeln zu müssen. Beim "privaten Anbieter" würde das vermutlich primär auf die Grindelstrecke hinauslaufen, die bei der Auslastung ziemlich sicher kein Verlustbringer für die Hochbahn ist. Aber mehr?
Wachsende Stadt in Wilhelmsburg. Dazu hat maddi das Grundsätzliche ja gesagt. Und wenn schon, dann aber richtig (ca. 200.000 Einwohner neu oder was ist letztlich angedacht ?). Hamburg schafft dann einen 3-Klassen-Verkehr für seine Bürger
1) die alten Stadtteile, die das Glück hatten, noch rechtzeitig an U- und S-Bahn angeschlossen worden zu sein
2) die neue "Elb-City", in die die Bewohner "gehobener" Klasse gelockt werden sollen
3) die, die seit Jahrzehnten vertröstet werden und für die die Busse bleiben werden, normal oder XXL

Wenn denn einige Stadtbahnlinien das neue und zusätzliche Verkehrspotential Wilhelmsburg aufsaugen sollen und der S-Bahn zuführen sollen, ist langfristig auch an eine Verstärkung der S3 zu denken in der Art eines ab Kirchdorf viergleisigen Express-Betriebes mit Wilhelmsburg viergleisig - 2 Bahnsteige im Richtungsbetrieb
a) Express = Stade usw. - Harburg - Wilhelmsburg - Lohseplatz (?) - Hauptbahnhof und weiter
b) Lokal = Kirchdorf - Wilhelmsburg - Vogelhüttendeich - Veddel - Hammerbrook - Hauptbahnhof und weiter

Statt das Geld für die Weiterführung einer sich durch Wilhelmsburg nach Harburg schlängelnden U4 auszugeben, würde es für diese Konzeption sicher sinnvoller angelegt sein.

Das bedeutet aber nach wie vor, dass keine Schnell- oder Stadtbahn Richtung Hoheluft fährt, keine Uixs nach Steilshoop / Bramfeld, keine S4 Ost und von Lurup reden wir dann schon überhaupt nicht mehr. Vielleicht bleiben in dieser Gegend mal ein paar Brosamen über für die Zwischenhaltestelle "Ottensen" auf der S1.

Schönen Wochenanfang
Horst Bu. - histor
Anscheinend muss ich hier nochmal klarstellen, dass ich absoluter Gegner der Verkehrspolitik bin, wie sie die Stadt Hamburg derzeit betreibt.

Dir Christian glaube ich vollkommen, dass du "freier Journalist" bist. Aber ich muss dir widersprechen: DOCH, die HafenCity ist Bestandteil des "Sprunges über die Elbe", welcher ein Leitprojekt der Wachsenden Stadt ist! Korrigier mich bitte, falls du das anders meintest. Und klar, es stimmt vollkommen, dass Hamburg sich auch nunmal im Wettbewerb mit anderen Metropolen beweisen muss. ich sage es auch überhaupt nicht, dass der Sprung über die Elbe kein sinnvolles Projekt ist. Aber WIE das durchgezogen wird, das ist es... Und das Argument dann gegen die Strab: Kein Geld mehr da! Ja, was wäre eine Strab im Rahmen der IBA?? Fantastisch!

Hallo? SO oft schreibe ich hier in das Forum nun auch wieder nicht rein, aber es könnte schon aufgefallen sein, dass ich absoluter Gegner der U4 bin. Ich persönlich glaube der Stadt Hamburg GARNICHTS mehr was Gutachten für irgendwelche Verkehrsprojekte angeht. Woher einige Prognosen stammen... Ich will es gar nicht wissen. Und auch Wörter wie Mauschelei oder sonstwas will ich gar nicht gebrauchen. Aber mein Glauben in diese Geschichten ist vollkomen dahin.

Meine Ausführungen bezogen sich vollkommen darauf, klar zu machen, warum derzeit eine Verbindung nach Wilhelmsburg und die Hafencity gegenüber einer Anbindung Steilshoops vorgezogen wird. Klar, in ein normales Gehirn geht diese Rangfolge nicht rein. Nochmal: Ich find's auch nicht gut, aber so ist es nunmal! Wem das nicht langsam klar seiin sollte, dass das Geld für Nahverkehr anderswo doppelt so sinnvoll angelegt sein dürfte, der hat ja wohl echt den Schuss nicht mehr gehört...

Mike, das mit New York und London war überspitzt formuliert. Wenn Hamburg könnte, würde es sich gerne auf dasselbe Niveau stellen, aber dass das nicht so ist und auch niemals so sein wird, darüber sind wir uns ja wohl alle einig. Aber hast du jemals gehört, dass in Hamburg gesagt wurde: "Mensch, die in Karlsruhe (oder Bremen) haben so tolle Sachen für den ÖPNV vorzuweisen! Wollen wir darüber nicht mal nachdenken, sowas auch auszuprobieren?" Also ich nicht...

Ich bin gespannt, was Chritsian uns bald vorlegt! (Keine Ironie!)

Bis dann!
Re: Weltspitze?
22.10.2007 01:39
,



2 mal bearbeitet. Zuletzt am 24.04.2008 00:34 von Frank Muth.
Vor der und um die Jahrhundertwende 1900 war die Zunahme der Bevölkerung Hamburgs (im Gegensatz zu heute) explosiv. Straßenbahnlinien wurden von "privaten" Gesellschaften auf Vorrat in leere Räume gebaut, in denen in den nachsten Jahren 4-stöckige Mietshäuser erwartet wurden (Isestr, Lehmweg, Gärtnerstr, Lappenbergsallee, Hammerbrook usw.). Hamburgs Grenzen waren damals absurd - ein City-Klecks, 2 Arme nach Nord und Ostsüdost und ein paar Inseln nach Nordwest (Walddörfer) im preußischen Gebiet. Da hier Kaiserreich und Weimarer Republik Hamburg so haben hängen lassen mit einer kommunalen Neuordnung, da konnten dann leider die braunen Herren es für sich als Plus verbuchen, als man sich endlich dazu aufraffte.

U-Bahnen "auf Vorrat" in freies Gelände sind damals wie heute im Prinzip ein probates Mittel der Stadtentwicklung - und man kann sie noch preiswert oberirdisch bauen. Aus Sicht der 1910-er Jahre kamen für Hamburg mit eigenem Geld auf eigenem Gebiet nur Fuhlsbüttel - Langenhorn, die Walddörfer und Hamm - Horn in Frage. 2 der Linien hat man gebaut, die dritte leider erst viel später. Doch wenn ich so etwas mache - da hat F. Muth ganz klar Recht - dann darf ich dort keine niedlichen Einfamilienhäuser zulassen, sondern muss meine U-Bahnstrecke zupflastern mit dichter städtischer Bebauung, damit sich die ganze Sache lohnt. Das ist in Hamburg leider nicht überall so geschehen.

Heute strömen die Massen nicht mehr wie 1900 in die Stadt, sondern man ringt um jeden neuen Einwohner. Große Schnellbahnpläne wie zur Hafen-City und den Sprung über die Elbe sind pro neu gewonnenen Einwohner gerechnet viel zu teuer geworden. Da dürfte es dann wohl an der Zeit sein, realistischer zu werden und eine Nummer kleiner anzupeilen. Hamburg ist eben wahrlich nicht New York, Paris oder London, sondern eher in der 2. Liga mit Städten wie Lyon, Marseille, Mailand, Kopenhagen und man sollte mal die Erfahrungen dieser Städte nutzen. Und dann reden wir eben von einem begrenztem Schnellbahnnetz mit vielleicht noch einigen Ergänzungen in wirklich dicht bebaute Stadtteile wie z.B. Hoheluft. Und ansonsten Busse oder --- Straßenbahn.

Schöne Woche
Horst Bu. - histor





2 mal bearbeitet. Zuletzt am 22.10.2007 03:38 von histor.
Maddi schrieb:
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> Es ist einfach nur erschreckend, mit welcher Härte
> und Konsequenz Hamburg das Entwicklungslietbild
> der "Wachsenden Stadt" durchboxt.

Jawohl! Das sehe ich vollkommen identisch. Der bestehende Siedlungsbrei soll verdichtet werden, und freie, grüne Flächen sollen auch noch zugepflastert werden. Die Elbinsel ist heute keinesfalls "leer", wie Du hier behauptet hast. Gut, im Osten ist sie noch etwas grün, aber mal ehrlich: Wer im Grünen und nicht mitten in der Stadt wohnen will, zieht doch nicht auf die Elbinsel, wo Hafenlärm und -abgase, die Norddeutsche Affinerie, verseuchte Böden, Wilhelmsburger Reichsstrasse etc. inklusive sind, sondern wohl eher richtig aus der Stadt raus, wos etwas mehr grün ist. Nur, als Normalverdiener, der sich "nur" eine normale Mietwohnung leisten kann, wirds da schon nicht so einfach. Das Mietwohnungsangebot im Grossraum Hamburg beschränkt sich im Wesentlichen auf die Stadt Hamburg. Die Stadt bekommt also bei dem Mietwohnungssegment viel zu wenig Konkurrenz aus dem Umland, weshalb man sich inzwischen alles getraut: Die Leute haben keine andere Wahl, als da zu wohnen, was in der Stadt anbeoten wird. Jetzt ist Wilhelmsburg dran, wo von der Stadt "Wohnen im Grünen" propagiert wird. Wenn ihr mich fragt, ist der ganze "Sprung über die Elbe" absoluter Humbug. Die Situation für die jetzigen Bewoher zu verbessern, wäre sinnvoll, aber ausgerechnet in Wilhelmsburg Neubauten von Wohnungen zu fördern, finde ich einigermassen daneben.

Wenn zusätzliche Menschen in den Grossraum Hamburg strömen werden, wäre es doch sinnvoller, diese im ganzen Grossraum zu verteilen und die Siedlungsgebiete mit attaktiven Bahnverbindungen zu verbinden.

Mir ist dabei natürlich klar, dass das von Hamburg politisch nicht gewollt ist, aber für die Lebensqualität wärs besser.
Warum forciert man nicht die Siedlungsentwicklung z.B. auf der Achse Hamburg - Lübeck? Warum stampfen die Städte und Gemeinden nicht neue Mehrfamilienhaussiedlungen aus dem Boden, wo auch Otto-Normalverbraucher wohnen kann? Und S-Bahnanschluss mit S4 wäre gleich inklusive.

Statt sich krampfhaft auf zwei Millionen innerhalb der Stadtgrenzen durchzuboxen und dann alle negativen soziologischen, ökologischen etc. Folgen tragen zu müssen, sollte Hamburg den Nordstaat wollen und eine Gesamtentwicklung für den Metropolraum anstreben. Andere Agglomerationen machen das doch auch. Bessere öffentliche Verkehrsverbindungen gehören selbstverständlich dazu. Dann verstünde es sich von selbst, dass Hamburg keine U 4 nötig hat.

Gibt es eigentlich auch andere Städte, die ein vergleichbares Konzept einer "Wachsenden Stadt" haben?
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