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S-Bahn Hamburg und PZB 90
geschrieben von Arne 
S-Bahn Hamburg und PZB 90
28.02.2008 10:24
Hallo zusammen,

vor einiger Zeit hatten wir hier im Forum schon einmal über eine signaltechnische Besonderheit für die Zweisystem-Züge auf der Strecke Neugraben-Stade gesprochen. Aufgrund der dort verbauten PZB-90-Technik können Züge, die an einem Hp0-zeigenden Signal zum Halten gebracht wurden, an diesem Signal in Hp1-Stellung für einige 100m nur mit sehr geringer Geschwindigkeit vorbeifahren. Es soll dort wohl auch in der Vergangenheit einige Zwangsbremsungen aufgrund zu forscher Beschleunigung gegeben haben.

Das "Problem" geht mir nicht so ganz aus dem Kopf.
1.) Wie ist Eure Erfahrung mit der aktuellen Sitaution an der Strecke? Nach meinen Beobachtungen wird mittlerweile nahezu durchgängig sehr zügig beschleunigt (auch nach Halt an Hp 0). Btw: In Buxtehude habe ich es sogar vor einigen Tagen miterlebt, dass eine S-Bahn Richtung Hamburg an Gleis 2 erst deutlich hinter der H-Tafel UND HINTER dem bereits Hp1-zeigenden Ausfahrsignal zum Halten kam. Der Bahnsteig geht dort noch gut 50 m weiter, so dass Fahrgäste, die von der dortigen Bahnsteig-Unterführung zum Zug kamen, einen angenehm kurzen und fahrgastfreundlichen Fußweg zurücklegen mussten. Den Fahrvorschriften entsprach das jedoch vermutlich nicht so ganz.

2.) Wie geht man eigentlich in anderen S-Bahn-Netzen mit der PZB 90 um? 420er und 423 beschleunigen ähnlich wie ein 474er. Müssen auch dort nach Hp0 die ersten paar 100 m im Schleichtempo zurückgelegt werden?
BSE90 ist glaube ich fast überall vorgeschrieben. Es gibt aber m.W. auch andere Überwachungsgeschwindigkeiten im Gleichstromnetz als im "Normalbetrieb" ausserhalb der Gleichstrom-S-Bahn - ansonsten wärst Du ja auf der Verbindungsbahn oder der City-S-Bahn nur am rumbummeln, wenn Du hinter einem Zug herfährst. Auf der AKN muss es auch eine etwas andere Kurve geben. Hier gibt es zwar morgens, wenn Züge aufeinander warten müssen z.B. in Hasloh oder Bönningstedt durchaus den Fall, dass man mal kurz langsam umherdackelt, bis wohl die PZB den Zug entlässt aber es ist immer nur eine kurze Strecke. Also scheint es da wohl unterschiedliche Programmierungen zu geben. Aber als "Laie" kann man da auch nur vermutungen anstellen
Arne schrieb:

> vor einiger Zeit hatten wir hier im Forum schon
> einmal über eine signaltechnische Besonderheit für
> die Zweisystem-Züge auf der Strecke
> Neugraben-Stade gesprochen. Aufgrund der dort
> verbauten PZB-90-Technik können Züge, die an einem
> Hp0-zeigenden Signal zum Halten gebracht wurden,
> an diesem Signal in Hp1-Stellung für einige 100m
> nur mit sehr geringer Geschwindigkeit
> vorbeifahren. Es soll dort wohl auch in der
> Vergangenheit einige Zwangsbremsungen aufgrund zu
> forscher Beschleunigung gegeben haben.

Generell kann man einiges dazu aus Wikipedia ablesen.

Zitat


Neu bei der PZB90 ist ein restriktiver Modus, der als Reaktion auf die Eisenbahnunglücke in Rüsselsheim und Garmisch-Partenkirchen entstand: Hierbei war es jeweils zu der Situation gekommen, dass ein Zug vor einem "Halt" zeigenden Signal am Bahnsteig hielt, der Triebfahrzeugführer dann aber die Haltstellung vergaß, beschleunigte und über das Signal hinausfuhr. Der restriktive Modus macht dies unmöglich, indem er auf besonders niedrige Geschwindigkeiten beim Anfahren überprüft, wenn ein Zug auf ein „Halt“ zeigendes Signal zufährt und dann anhält. Der Triebfahrzeugführer darf sich mit der Taste "PZB frei" aus dem restriktiven Modus befreien, wenn er die „Fahrt“-Stellung des Signals zweifelsfrei erkannt hat; diese Befreiung funktioniert natürlich nur nach einer 1000-Hz-Beeinflussung, ausgelöst beispielsweise durch eine "Warnstellung" des Vorsignals. Sie funktioniert jedoch erst nach Ablauf von 200 bzw. 250 Metern (je nachdem wo in den restriktiven Modus gewechselt wurde) ab einer evtl. erhaltenen 500-Hz-Beeinflussung. Vorher ist eine Befreiung trotz Signalaufwertung nicht möglich, da das System keine Information über die Aufwertung erhält. Dies wirkt zwar zur sicheren Seite hin, Kritiker jedoch sehen darin eine starke Betriebsbeeinträchtigung, die mehr schadet (Verspätung) als sie nützt (verhinderte Unfälle). Zur Optimierung wird daher der Halteplatz (H-Tafel) an Bahnsteigen entweder vor einen 500-Hz-Magneten gelegt oder nah ans Ende der Überwachungsstrecke (also nah am Signal).

Ab der Software-Version 1.6 der PZB90 wurden die Prüfgeschwindigkeiten verschärft — statt 95 km/h nach 20 Sekunden müssen nun beispielsweise 85 km/h nach 23 Sekunden unterschritten sein. Diese neuen Prüfwerte wurden aufwändig mit einem Verkehrsfluss-Simulationsprogramm bestimmt und sollen einen optimalen Kompromiss zwischen Verkehrsfluss und Sicherheit darstellen. Je nach Zugart (abhängig von den Bremshundertsteln), müssen unterschiedliche Geschwindigkeitskennwerte unterschritten sein. So z. B. muss bei der Zugart "M" bei einer 1000-Hz-Beeinflussung innerhalb von 29 Sekunden auf unter 70 km/h gebremst werden; an 500-Hz-Magneten darf die Geschwindigkeit maximal 50 km/h betragen und muss nach der Beeinflussung innerhalb von 150 m unter 35 km/h abgesenkt sein. Bei der Zugart "U" gilt: innerhalb von 38 Sekunden unter 55 km/h bei 1000-Hz-Beeinflussung; an 500-Hz-Magneten maximal 40 km/h und innerhalb von 150 m unter 25 km/h. Bei allen Zugarten gilt: Wechselblinken mit/ohne 1000-Hz-Beeinflussung Vmax (maximale Geschwindigkeit) 45 km/h und bei Wechselblinken mit 500 Hz gilt Vmax 25 km/h.

oder

Zitat

Bei der rechnergesteuerten PZB (siehe PZB 90) erfolgt eine zeit- und wegabhängige Überwachung der Geschwindigkeit. Nach der 1000-Hz-Beeinflussung läuft eine Geschwindigkeits-Überwachungskurve ab, die die angehängte Geschwindigkeit auf einer längeren Strecke überwacht. Die PZB 90 soll neben den anderen Überwachungsfunktionen der rechnergesteuerten PZB das Anfahren gegen ein haltzeigendes Signal verhindern. Erfolgt nach der 1000-Hz-Beeinflussung ein Halt oder wird länger als 15 Sekunden weniger als 10 km/h gefahren, so wird die 1000-Hz-Überwachung auf 45 km/h bzw. die 500-Hz-Überwachung auf 25 km/h abgesenkt (abgesenkte bzw. restriktive Geschwindigkeitsüberwachung nach Halt oder "Schleichfahrt").


Wer im Besitz von Zusi ist, kann den Selbstversuch machen und eine Fahrt mit PZB90-ÜBerwachung machen. Dann merkt man am anschaulichsten, was Sache ist.

Was ein besonderes Faeture ist ist, die "Befreiung" aus der PZB-ÜBerwachung, welche man ab ca. 200m nach Beeinflussung vornehmen kann, soweit das Signal "Fahrt" erlaubt. Wenn nicht, ist die Fahrt schneller zuende, als man denkt.

Manch einer "befreit" sich vielleicht, mancher nicht.

Gruß

Jan

--
Das Fototagebuch der Bahnfotokiste: [fototagebuch.bahnfotokiste.de]
Arne schrieb:
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> 1.) Wie ist Eure Erfahrung mit der aktuellen
> Sitaution an der Strecke?

Ich habe immer wieder den Eindruck, das in die Bahnhöfe hinein geschlichen wird. Da wird manchmal Ewigkeiten vorher schon rumgeeiert...

Raus geht's eigentlich, ist mir jedenfalls im Moment nicht näher aufgefallen.
Rudolph schrieb:
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> Arne schrieb:
> --------------------------------------------------
> > 1.) Wie ist Eure Erfahrung mit der aktuellen
> > Sitaution an der Strecke?
>
> Ich habe immer wieder den Eindruck, das in die
> Bahnhöfe hinein geschlichen wird. Da wird manchmal
> Ewigkeiten vorher schon rumgeeiert...

Hm, mir ist das bislang öfter in Neukloster (aus Ri. HH kommend) aufgefallen. Dort könnte ich mir gut vorstellen, dass es am BÜ direkt hinter dem Haltepunkt liegt und dieser sich erst spät schließt. Zum Abschnitt Neukloster-Stade kann ich nichts sagen.

> Raus geht's eigentlich, ist mir jedenfalls im
> Moment nicht näher aufgefallen.

Da fällt mir in Fischbek oft das langsame Herausbeschleunigen in Richtung Neugraben auf. Abgesehen davon, dass in Fischbek momentan noch nicht wirklich viele Leute ein- und aussteigen. Dagegen habe ich das Gefühl, dass in Neu Wulmstorf erheblich mehr Personen ein- und aussteigen als vor der S-Bahn.
Rudolph schrieb:
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> Ich habe immer wieder den Eindruck, das in die
> Bahnhöfe hinein geschlichen wird. Da wird manchmal
> Ewigkeiten vorher schon rumgeeiert...

Wenn in Neu Wulmstorf die S-Bahn aus Hamburg sich dem Bahnsteig nähert, ist die Schranke unmittelbar hinter dem Bahnsteig noch geöffnet, der Zug schleicht sich an ein rotes Signal heran.

Erst wenn im vierten Quartal dieses Jahres der Tunnel fertig ist und die Schranke entfernt wird, könnte ich mir vorstellen, dass sich die S-Bahn zum ersten Mal "sportlich" dem Bahnsteig nähert und damit überhaupt eine Chance erhält, die fahrplanmäßige Ankunftszeit einzuhalten.
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