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Sperrgebiet Hammerbrook
geschrieben von Netzspinne 
Viele, die sich mit der Geschichte unserer Stadt auseinander gesetzt haben, werden sicher wissen, dass es im Sommer 1943 in Hammerbrook ein Sperrgebiet gab.

Mir geht es nun darum, möglichst zügig (im Rahmen einer kleinen Recherche-Arbeit für eine Art Stadtplan) herauszufinden, wo genau diese Sperrzone anfing und aufhörte. Bekannt ist ja das Bild mit den aufgeschichteten Ziegeln und dem Straßenschild "Gothenstrasse" (womit wir schon wieder beim ß wären) und dem Hinweis "Sperrgebiet..." im Buch von Hans Brunswig "Feuersturm über Hamburg"
Leider aber lässt sich Brunswig nur darüber aus, dass dieses Gebiet westlich des Heidenkampswegs lag, ohne genaue Grenzen zu nennen.

Frage nun: Wo lagen die Grenzen und wie lange hat dieses Gebiet existiert?
Vielen Dank für Hinweise.

Viele Grüße
Marcus
Sicherlich interessant, da durch dieses Gebiet die ehemalige U-Bahnlinie nach Rothenburgsort fuhr.
Meiner Info zufolge wurde es durch den Grünen Deich begrenzt.
INW
Re: Sperrgebiet Hammerbrook
04.07.2008 20:02
Erol schrieb:
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> Sicherlich interessant, da durch dieses Gebiet die
> ehemalige U-Bahnlinie nach Rothenburgsort fuhr.

War die im Sommer 1943 nicht schon nicht mehr betriebsfähig?

> Meiner Info zufolge wurde es durch den Grünen
> Deich begrenzt.

Der liegt östlich des Heidenkampsweges...

Gruß Ingo
Hi Ingo,
joah, nach dem 2. Großangriff der Teetrinker ging da nichts mehr.

Und was die Straße anbelangt, magst du Recht haben. Ich habe auch das von Netzspinne erwähnte Buch, aber schon lange nicht mehr gelesen. Muß wohl mal wieder reinschauen ;-).

Gruß Erol
INW schrieb:
> > Meiner Info zufolge wurde es durch den Grünen
> > Deich begrenzt.
> Der liegt östlich des Heidenkampsweges...

Wow - wenn man auf den Stadtplan sieht, ist links dann nicht Westen? Da finde ich jedenfalls den Grünen Deich. Und östlich vom Heidenkampsweg den Bullerdeich - und an dessen Ende immerhin die "Grüne Brücke". Alles so seit mindestens (1904) - sogar 1869.

Diese Mauer soll von der Spaldingstr bis zur Bille gegangen sein. Mehr kann mir aber ein Zeitzeuge auch nicht sagen, als dass er um 1945 mit der [35] immer an dieser Mauer entlang gefahren ist und sie gesehen hat. Sie gab es also wirklich und sie ist keine "urban legend".



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 06.07.2008 02:03 von histor.
Netzspinne schrieb:
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> Viele, die sich mit der Geschichte unserer Stadt
> auseinander gesetzt haben, werden sicher wissen,
> dass es im Sommer 1943 in Hammerbrook ein
> Sperrgebiet gab.

Nicht nur Hammerbrook, sondern auch Rothenburgsort, Hamm und Horn wurden zum Sperrgebiet erklärt. Nicht alles was damals Sperrgebiet war, wurde übrigens abgezäunt oder ummauert. Teilweise waren die Abgrenzungen auch nur mit Polizeiposten besetzt.

Wende Dich mal an den "Verein der Feuerwehrhistoriker". Die haben jede Menge Unterlagen, da die beispielsweise das Brunswig-Archiv beerbt haben.

Eventuell hat auch noch der "Kampfmittelräumdienst Hamburg" etwas oder die Stadtteilarchive. Im Denkmalschutzamt soll es auch Unterlagen geben und im Staatsarchiv gibt es eine sogenannte Plankammer. Dort kannst Du wenigstens einmal eine Anfrage starten, die Nutzung für Privatleute ist dort u.U. jedoch nicht kostenlos.

Pack' Deinen Aufruf doch auch mal in "www.lostplaces.de" rein.

LG Ulrich Christiansen



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 05.07.2008 08:40 von ISBN3861534738.
INW
Re: Sperrgebiet Hammerbrook
05.07.2008 11:27
histor schrieb:
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> INW schrieb:
> > > Meiner Info zufolge wurde es durch den Grünen
> > > Deich begrenzt.
> > Der liegt östlich des Heidenkampsweges...
>
> Wow - wenn man auf den Stadtplan sieht, ist links
> dann nicht Westen? Da finde ich jedenfalls den
> Grünen Deich. Und östlich vom Heidenkampsweg den
> Bullerdeich - und an dessen Ende immerhin die
> "Grüne Brücke". Alles so seit mindestens 1904.

Ja -- stimmt... verwechselt.
Der Grüne Deich ist doch die Strasse, die über das Gelände von National Starch verlief und heute davor links abknickt.

Gruß Ingo
Da das ganze Thema ja eh recht offtopic ist, setze ich mich mal an die Spitze der historisch Uninformierten und frage nach, wofür oder wogegen dieses Sperrgebiet denn eingerichtet wurde. Nur der Kriegsschäden wegen oder hat die damalige "Führungselite" da irgendwelche Schindluder betrieben?
Thomy71 schrieb:
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> Da das ganze Thema ja eh recht offtopic ist, setze
> ich mich mal an die Spitze der historisch
> Uninformierten und frage nach, wofür oder wogegen
> dieses Sperrgebiet denn eingerichtet wurde. Nur
> der Kriegsschäden wegen oder hat die damalige
> "Führungselite" da irgendwelche Schindluder
> betrieben?

Zu viele Tote, war nicht schnell genug moeglich sie zu "entsorgen", Seuchengefahr.

Thomas
"Der fast ganz zerstörte Stadtteil Hammerbrook westlich des Heidenkampsweges (Zerstörungsgrad über 90%!) wurde im Räumungsprogramm zunächst ausgespart und zum «Sperrgebiet» erklärt, um die verkehrs- und lebenswichtigen Bezirke vorziehen zu können. Anlass zu dieser Maßnahme waren vor allem einige schwere Unfälle durch Mauereinstürze, die sich bei der oft genug verzweifelten Suche nach Angehörigen unter den Trümmern ereignet hatten, nicht jedoch (wie gerne behauptet wurde) «Seuchengefahr» oder «Tausende von Toten». "

so schreibt H. Brunswick in seinem Buch über den Hamburger Feuersturm. Die Sache mit den Seuchen usw. scheint offenbar eine zählebige "urban legend" zu sein

Freundliche Grüße
Horst Buchholz - histor
histor schrieb:
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> "Der fast ganz zerstörte Stadtteil Hammerbrook
> westlich des Heidenkampsweges (Zerstörungsgrad
> über 90%!) wurde im Räumungsprogramm zunächst
> ausgespart und zum «Sperrgebiet» erklärt, um die
> verkehrs- und lebenswichtigen Bezirke vorziehen zu
> können. Anlass zu dieser Maßnahme waren vor allem
> einige schwere Unfälle durch Mauereinstürze, die
> sich bei der oft genug verzweifelten Suche nach
> Angehörigen unter den Trümmern ereignet hatten,
> nicht jedoch (wie gerne behauptet wurde)
> «Seuchengefahr» oder «Tausende von Toten». "
>
> so schreibt H. Brunswick in seinem Buch über den
> Hamburger Feuersturm. Die Sache mit den Seuchen
> usw. scheint offenbar eine zählebige "urban
> legend" zu sein

Interessante Sache.
Mein erster Gedanke war Seuchengefahr, WIKI und google waren auch meiner Meinung.

Der Name H. Brunswick sagt mir im Augenblick nichts, sollte er?

Oder anders gefragt, was gibt uns die Gewissheit das diese Informationen die Richtigen sind?

Thomas
H. Brunswick war leitender Mitarbeiter der Hamburger Feuerwehr jener Zeit und hat das Standardwerk über den Feuersturm aus feuerwehrtechnischer Sicht geschrieben. ISBN-Nr. usw in Bücherliste bei [www.archiv-hhnv.de]. Soweit ich weiß, ist das Buch noch lieferbar. Weitere Gewissheit geben mir die entsprechenden Informationen verwandter Zeitzeugen (Vater, Onkel usw.), die nun aber leider schon alle gestorben sind und daher neue Auskünfte nicht mehr geben können. Isj ja inzwischen 63 - 65 Jahre her.



2 mal bearbeitet. Zuletzt am 09.07.2008 09:29 von histor.
Das Buch, wie Histor schon schrieb, ist ein Standardwerk und daher verfügbar, habs gerde neulich wieder im Buchhandel gesehen. Wird öfters neu aufgelegt. Ist unbedingt lesenswert und zeigt in erschütternder Deutlichkeit, was damals hier in Hamburg passierte.

Viele Grüße
Marcus



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 09.07.2008 12:05 von Netzspinne.
NVB
Re: Sperrgebiet Hammerbrook
10.07.2008 18:09
"Mein" Gymnasium war in unmittelbarer Nachbarschaft der Hamburger Hauptfeuerwache. Der damalige Oberbranddirektor Hans Brunswick kam gelegentlich in unsere Schule und zeigte diese furchtbaren Filme. Selbst abseits der Feuer war die Hitze so groß, dass die Leute in wenigen Minuten in der Hocke vertrocknet sind. Andere hatten sich reihenweise in die Bille und ihre Kanäle geflüchtet, wo sie nicht ertrunken, sondern durch die extreme Hitze "feuerfern" durch die Atmung von innen heraus tödlich überhitzt wurden, nennt sich wohl Hyperthermie.

Als Kinder, der Sohn vom Branddirektor war mein Klassenkamerad und Freund, konnten wir uns überhaupt nicht vorstellen, dass diese schier endlosen Grasflächen zwischen Berliner Tor und Rothenburgsort einmal der dichtbesiedelste Hamburger Stadtteil gewesen war. Die Ruinen waren wie in der Hamburger Straße bereits kurz nach dem Krieg eingeebnet worden.
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