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S-Bahn: Höhere Geschwindigkeiten ausspielbar?
geschrieben von Marder 
Hallo,

mich würde mal interessieren, ob man den Vorteil der Geschwindigkeit von Wechselstrom in Hamburg ausspielen könnte. Nehmen wir mal an, die S21 und S3 wären Wechselstrom Linien und werden mit Wechselstrom Zügen befahren. Wären dann Wechselstrom S-Bahnen mit 120 oder 160km/h Höchstgeschwindigkeit merklich schneller als unsere jetzigen Gleichstrom S-Bahnen?

Auf der S1 dürfte das vielleicht schwierig werden, da die Haltestellen recht nahe beieinander liegen. Aber bei der S21 und der S3 wäre doch bestimmt noch Luft für höhere Geschwindigkeiten!?

Wie sähe es denn zeitlich aus? Die Fahrzeit der Strecke Bergedorf - Hauptbahnhof beträgt ja aktuell 21 Minuten. Würde eine S-Bahn mit 160 km/h die Zeit spürbar verkürzen, oder würde die hohe Dichte der Haltestellen ein längeres Beschleunigen soweit verhindern, dass die Fahrzeit nahezu gleich bleibt. Wäre dies überhaupt wirtschaftlich?

Gruß
Marder
Auf den bisherigen Strecken ist mehr als 100 km/h nicht möglich. Das einzige, wo mehr als 100 km/h möglich wären, ist der Abschnitt Neugraben - Stade. Selbst auf der angedachten S4 wären Geschwindigkeiten von mehr als 100 km/h nur auf dem Abschnitt Rahlstedt - Bad Oldesloe möglich.
Ach so, ich dachte bisher immer, dass diese Limitierung bei 100 km/h liegt, weil die Züge nur bis 100 km/h zugelassen sind.

Woher kommt denn die Limitierung? Hauptsächlich aus Lärmschutzgründen, oder sind die Gleise/Weichen nicht für höhere Geschwindigkeiten ausgelegt?
Marder schrieb:
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> Ach so, ich dachte bisher immer, dass diese
> Limitierung bei 100 km/h liegt, weil die Züge nur
> bis 100 km/h zugelassen sind.
>
> Woher kommt denn die Limitierung? Hauptsächlich
> aus Lärmschutzgründen, oder sind die
> Gleise/Weichen nicht für höhere Geschwindigkeiten
> ausgelegt?

Die Signalabstände spielen u.a. eine Rolle.

Viele Grüße aus Wedel
Philipp
Marder schrieb:
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> Ach so, ich dachte bisher immer, dass diese
> Limitierung bei 100 km/h liegt, weil die Züge nur
> bis 100 km/h zugelassen sind.
>
> Woher kommt denn die Limitierung? Hauptsächlich
> aus Lärmschutzgründen, oder sind die
> Gleise/Weichen nicht für höhere Geschwindigkeiten
> ausgelegt?
>
Nein, die Limitierung liegt hauptsächlich an den Haltestellenabständen. So werden auf der S1 mit dem dichten Haltestellenabstand nur 80 km/h und auf der S3 und S21 mit etwas weiterem Haltestellenabstand 100 km/h erreicht. Aber für 120 oder gar 140 km/h sind die Haltestellenabstände auch auf S3 und S21 zu dicht.
Jan Gnoth schrieb:
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> Nein, die Limitierung liegt hauptsächlich an den
> Haltestellenabständen. So werden auf der S1 mit
> dem dichten Haltestellenabstand nur 80 km/h und
> auf der S3 und S21 mit etwas weiterem
> Haltestellenabstand 100 km/h erreicht. Aber für
> 120 oder gar 140 km/h sind die
> Haltestellenabstände auch auf S3 und S21 zu dicht.

Einerseits spielen da sicherlich auch Kurvenradien eine wichtige Rolle, wie schnell man zwischen den einzelnen Stationen fahren darf. Können tut man sicherlich an einigen Stellen mehr. Ich denke mal, entlang des Gbf. Billwerder oder zwischen Harburg und Willitown ab der Süderelbbrücke und weiter nach Veddel (da allerdings erst nach Komplettsanierung) dürfte schon 120 km/h möglich sein.

Andererseits sind Stromschienenfahrzeuge systembedingt kaum für höhere Geschwindigkeiten geeignet. Das hängt u.a. mit der Stromübertragung bei größeren Geschwindigkeiten zusammen. Bitte jetzt keine Vergleiche zu den englischen Stromschienen -- die sind ganz anders konstruiert und lassen daher höhere Geschwindigkeiten zu...

Gruß Ingo
Jetzt muss ich dazu mal was fragen: Wie schnell ist es denn möglich zu fahren mit Stromschiene, und was ist bei den englishen Stromschienen der unterschied?
LevHAM schrieb:
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> Jetzt muss ich dazu mal was fragen: Wie schnell
> ist es denn möglich zu fahren mit Stromschiene,
> und was ist bei den englishen Stromschienen der
> unterschied?

Das Hamburger System mit der seitlich bestrichenen Stromschiene soll angeblich nur bis 100 km/h geeignet sein (Quellen habe ich dafür keine, daher "soll angeblich"). Dieses ist in der Hamburger Ausführung auch weltweit einmalig.

Das Metro-System mit der von unten bestrichenen Stromschiene hat zumindest im Berlin der Germania-Zeit schon 120 km/h schnelle "Bankierszüge" erlaubt (Quelle = Link).

Im englischen System gibt es vier Schienen, d.h., die eigentlichen Fahrschienen sind stromlos. Diese werden von oben bestrichen. Über die genaue Funktionsweise und die exakte Bauartausführung habe ich auf die Schnelle keine Quellen gefunden.

Unter Draht sind Geschwindigkeiten von über 500 km/h zumindest im Probebetrieb bereits erreicht worden, theoretisch sollen auch Geschwindigkeiten über 600 km/h möglich sein. Allerdings gerät hier das System Rad/Schiene an seine Geschwindigkeitsgrenzen.

Gruß Ingo
INW schrieb:
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> LevHAM schrieb:
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> > Jetzt muss ich dazu mal was fragen: Wie schnell
> > ist es denn möglich zu fahren mit Stromschiene,
> > und was ist bei den englishen Stromschienen der
> > unterschied?
>
> Das Hamburger System mit der seitlich bestrichenen
> Stromschiene soll angeblich nur bis 100 km/h
> geeignet sein (Quellen habe ich dafür keine, daher
> "soll angeblich"). Dieses ist in der Hamburger
> Ausführung auch weltweit einmalig.

Dabei wurde das System der seitlich bestrichenen Stromschiene doch gerade gewählt, weil es höhere Geschwindigkeiten zulässt, als die von unten bestrichene.
INW schrieb:
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> Das Metro-System mit der von unten bestrichenen
> Stromschiene hat zumindest im Berlin der
> Germania-Zeit schon 120 km/h schnelle
> "Bankierszüge" erlaubt (Quelle = Link).
>
Auch dieses System hat bei Geschwindigkeiten von mehr als 100 km/h seine Probleme gehabt, was mit zur Einstellung der Bankierszüge nach dem Krieg geführt hat. Im großen und ganzen können die Berliner Bankierszüge auch als Test gesehen werden, welche Geschwindkeit das höchstmögliche in diesem Stromschienensystem ist. Aufgrund der Erfahrung mit den Berliner Bankierszügen wurde 100 km/h als Höchstgeschwindkeit für Stromschienensysteme festgelegt.

> Im englischen System gibt es vier Schienen, d.h.,
> die eigentlichen Fahrschienen sind stromlos. Diese
> werden von oben bestrichen. Über die genaue
> Funktionsweise und die exakte Bauartausführung
> habe ich auf die Schnelle keine Quellen gefunden.
>
Das ist das System der Londoner Underground. Alle anderen Bahnen sind auch nur mit einer seitlichen von oben bestrichenen Stromschiene elektriffiziert, die Stromrückführung erfolgt dort auch über die Fahrschienen. Es muss in Großbritanien mehrere Stromsysteme geben, denn im dortigen Baureihenschema haben die Fahrzeuge für Oberleitungsbetrieb 300er und die Fahrzeuge für Stromschienenbetrieb 400er Baureihennummern.
Jan Gnoth schrieb:
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> Das ist das System der Londoner Underground. Alle
> anderen Bahnen sind auch nur mit einer seitlichen
> von oben bestrichenen Stromschiene
> elektriffiziert, die Stromrückführung erfolgt dort
> auch über die Fahrschienen. [...]

Du hast ja mal einige Zeit dort gelebt. Kannst Du mehr dazu schreiben? Vielleicht gewürzt mit dem einen oder anderen Link, gerne auch zu Bildern?
Auch wenn es hier OT werden könnte -- es muß ja kein Roman werden...

Gruß Ingo
INW schrieb:
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> Du hast ja mal einige Zeit dort gelebt.
>
4 Wochen Schüleraustausch, aber das ist 20 Jahre her.

> Kannst Du mehr dazu schreiben?
>
Ich kann's versuchen: Die Londoner Underground ist mit dem von dir beschriebenen System elektriffiziert. Die Stromzuführung erfolgt über eine seitlich aufgestellte von oben bestrichener Stromschiene, welche etwas höher als die übrigen Schienen liegt. Die Rückführung erfolgt über eine zwischen den beiden Fahrschienen liegende Schiene, welche auf der gleichen Höhe wie die Fahrschienen liegt. Bei den Vorortbahnen der British Railways ist nur eine Stromschiene vorhanden, die von oben bestrichen wird. Das ganze sieht in etwa so ähnlich wie das Berliner Kleinprofil aus.
Jan Gnoth schrieb:
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> Ich kann's versuchen: Die Londoner Underground ist
> mit dem von dir beschriebenen System
> elektriffiziert. Die Stromzuführung erfolgt über
> eine seitlich aufgestellte von oben bestrichener
> Stromschiene, welche etwas höher als die übrigen
> Schienen liegt. Die Rückführung erfolgt über eine
> zwischen den beiden Fahrschienen liegende Schiene,
> welche auf der gleichen Höhe wie die Fahrschienen
> liegt. Bei den Vorortbahnen der British Railways
> ist nur eine Stromschiene vorhanden, die von oben
> bestrichen wird. Das ganze sieht in etwa so
> ähnlich wie das Berliner Kleinprofil aus.

Danke.

Gruß Ingo
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