Aus Sicht eines Neu Wulmstorfers kann ich eine sehr positive Bilanz geben:
+ Endlich gibt es ein benutzbares Bahnangebot nach Hamburg: Umsteigefrei und im Takt. Die Fahrgastzahlen sehen (subjektiv) beeindruckend aus, z.B. sah ich an einem Sonnabendnachmittag 60 wartende Fahrgäste, früher herrschte außer zur Hauptverkehrszeit am Bahnhof gähnende Leere.
+ Seit dem neuen Fahrplan fahren die Züge deutlich pünktlicher, teilweise sogar zu früh, in Neu Wulmstorf in Richtung Hamburg ab.
Diese beiden Punkte wiegen deutlich schwerer als die nachfolgenden Probleme:
- Züge stadeinwärts, die noch in Fischbek pünktlich sind, kommen in Neugraben zu spät an, weil sie fast die gesamte Strecke in Schleichfahrt zurücklegen. Wenn es an der Signaltechnik liegt, so scheint diese sehr unoptimal zu sein. Ein Metronom muss ja auch nicht schleichen.
- Immer wieder gibt es in Richtung Stade noch Probleme mit der Zweisystemtechnik. Typischerweise schleicht der Zug bis Fischbek und scheint "durchgebootet" zu werden, oder fährt, wir mir letztens passiert ist, gar nicht mehr weiter.
- Immer noch gibt es Probleme mit der Haltestellenansage und -anzeige im Zug: Stadeinwärts ab Neugraben geht sie häufig "nach", bis sie sich an irgendeiner Stelle, meistens noch vorm Hauptbahnhof, wieder fängt. Bis zur Reparatur des Systems könnte es einfach deaktiviert werden, besser keine Information geben als falsche. (Natürlich könnte der Fahrer auch die Haltestellen ansagen.)
- Die Ausstattung am Bahnhof ist noch weit vom üblichen HVV-Niveau entfernt. Vor dem Fahrplanwechsel gab es in Neu Wulmstorf überhaupt keine Informationen, jetzt gibt es an einem Bahnsteig wenigstens eine Preistafel, auf dem anderen einen Fahrplan. Optimal wären an beiden Bahnsteigen eine Preistafel, ein Fahrplan und ein HVV-Liniennetzplan. Außerdem könnte ein weiterer Fahrkartenautomat nicht schaden, es bilden sich kurz vor Abfahrt der Züge doch immer wieder Warteschlangen.
- Die Pünktlichkeit der Züge aus Hamburg lässt sehr zu wünschen übrig. Ich bin fast kein einziges Mal pünktlich angekommen, auch nicht nach neuem Fahrplan, der eine Ankunft eine Minute später vorsieht. Das Kuppeln in Neugraben, das ungefähr drei Minuten in Anspruch nimmt, sollte im Fahrplan berücksichtigt werden. Auch beobachte ich, dass die Gleise in Neugraben nicht schnell genug abgeräumt werden. Das Betriebskonzept, das abends z.B. das Aussetzen einer S31 und bereits sechs Minuten später am selben Gleis die Einfahrt einer S3 vorsieht, scheint unrealistisch zu sein und führt immer wieder zu Verspätungen.
- Zur Unpünktlichkeit der Züge aus Hamburg beizutragen scheint auch eine häufig ungünstige Signalschaltung: Das Signal am Bahnhof Neu Wulmstorf springt erst das auf grün um, wenn der Zug schon fast am Bahnsteig ist, und das bei offensichtlich freier Strecke bis zum Horizont. Der Zug schleicht deshalb unnötig langsam in den Bahnhof ein.
- Die Anzeige in Neugraben, wo am Bahnsteig die Wagen in Richtung Stade halten, ist nicht richtig: Sowohl ein Kurzzug als auch ein Vollzug nach Stade halten je nach dem, ob abgekoppelt wird oder nicht, an verschiedenen Stellen. Dies berücksichtigt die Anzeige nicht und daher kommt es zu Zeitverlust beim Abkoppeln, weil viele Fahrgäste an der falschen Stelle warten und erst nach vorne gehen müssen.
- Überhaupt sollte auch auf allen anderen Bahnhöfen die Anzeige mit dem Abkoppeln so prägnant dargestellt werden, dass dies mit einem Blick erfassbar ist und nicht erst in einem Wechseltext angezeigt wird, auf den man warten muss. Dies würde zur Beschleunigung des Abkoppelns beitragen, weil weniger Fahrgäste den Wagen wechseln müssten. Voraussetzung ist natürlich, dass es überhaupt eine solche Anzeige gibt, diese sollte auf nachfragestarken Bahnhöfen wie Hammerbrook nachgerüstet werden. (Am besten natürlich auf allen.)
- Die Überfüllung der Züge ist nicht mehr schön. Wenn Abends ein Langzug nicht mehr ausreicht, sollte man darüber nachdenken, stattdessen lieber zwei Vollzüge hintereinander einzusetzen, der erste braucht ja nur bis Harburg-Rathaus zu fahren.
Trotz allem, bitte nicht falsch verstehen: Insgeamt eine sehr positive Bilanz.