Der Trend geht ja mit Angeboten wie City-Ticket und Touch&Travel der Bahn allmählich in diese Richtung, wobei ja der an sich erstmal eindeutig klingende Begriff "Verkehrsverbund" im Detail sehr viele Ungenauigkeiten und zu klärende Fragen aufzeigt.
"Richtige" Verkehrsverbünde, die diesen Namen zu Recht tragen, sind meiner Meinung nach z.B. VRR, VRS und GVH in Hannover. Hier ist der Verbund eben nicht nur eine Dachmarke und Tarifgemeinschaft, sondern auch Besteller und Aufgabenträger.
Im (erweiterten) HVV, im VBB und anderen gibt es lediglich einen mehr oder weniger einheitlichen Tarif und ein gemeinsames Marketing (wobei dies im VBB kaum nennenswert ist). Da die jeweiligen Kreise als Besteller das Leistungsangebot und zum Teil auch die Tarife stark unterschiedlich gestalten, gibt es auch starke regionale Unterschiede innerhalb der Verbünde und z.B. Linien, die obwohl verkehrlich unsinnig an Kreisgrenzen gebrochen werden.
Bevor hier in einem Fachforum für und wider eines norddeutschen Verkehrsverbundes diskutiert werden, sollte man sich erstmal darüber im Klaren sein, was man denn damit meint.
Ich persönlich fände eine Harmonisierung der Tarifbestimmungen und eine einheitliche bundesweite Fahrplan- und Tarifauskunft (inkl. Vertrieb) sinnvoll. Die Angebote der DB AG bieten dabei schon einen guten Ansatz, sollten aber diskriminierungsfreier gestaltet werden. Dazu wäre es wohl hilfreich, wenn man ein solches System außerhalb der DB M&L AG ansiedeln würde. Diese ist naturgemäß aus Konkurrenzdenken eher bemüht, jegliche Information über konkurrierende Angebote zu vermeiden. Es sollte also eher beim (theoretisch) neutraleren Netzbetrieb Deutsche Bahn AG angesiedelt werden.
Dabei sollte auch geregelt werden, dass über diese Plattform auch Verbundtickets verkauft werden, was in der Regel nicht der Fall ist. Hintergrund ist natürlich die Einnahmenaufteilung: während die Einnahmen aus Verbundtickets in der Regel irgendwie im Verbund verteilt werden, bleiben die Einnahmen aus reinen Bahntickets meist im jeweiligen Unternehmen. Insofern kann es durchaus im Interesse der Bahn sein, wenn man z.B. um den Bahncard-50-Rabatt zu nutzen über die Verbundgrenze hinaus bezahlt.
Bei den Ländern ist wiederum das Problem, dass solche Verbünde oftmals kleinteiliger sind als die Länderstruktur. Auch dadurch treten Systembrüche mit hohen Preissprüngen und ein hoher Informationsbedarf auf, wenn weitere Strecken zurück gelegt werden. Kauft man ein durchgehendes DB-Ticket oder lieber eine Stückelung aus Verbundtickets? Und wie wird dies mit den Subventionen der Länder verrechnet?
Mit dem (zwar datenschutzrechtlich bedenklichen) Trend zum elektronischen Ticket kann und wird hier sicher einiges optimiert werden. Aus Kundensicht dummer- aus Unternehmenssicht geschickterweise ist die DB AG dabei zur Zeit eine treibende Kraft. Leider fehlt es da zur Zeit an Transparenz, wo im Unternehmen solche Projekte angesiedelt werden und wie es dann langfristig mit der Neutralität der Systeme aussieht.