Sitz ich neulich in der S-Bahn und lese Zeitung. Tippt mich zwischen Wandsbeker Chaussee und Hasselbrook ein mir gegenüber sitzender älterer Herr an und weist hinter mich.
Ich drehe mich um und staune nicht schlecht: Da stehen fünf jüngere Frauen in Strumpfsocken auf den Sitzen. Die stehen einfach so da und schauen leer in die Gegend als wäre es das normalste der Welt, auf den Sitzen zun stehen. Die Schuhe fein säuberlich neben den Sitzen. "Nächster Halt: Hasselbrook". Der Zug hält und die Frauen steigen von den Sitzen ab, schlüpfen in die Schuhe und stehen zwischen den anderen staunenden Fahrgästen.
"Zurückbleiben bitte!" Die Türen gehen zu. Sie stellen sich in eine Reihe in den Mittelgang und reichen sich die Arme, berühren sich mit den Fingerspitzen. "Nächster Halt: Landwehr." So stehen sie dort muxmäuschenstill im Mittelgang. Der Zug hält. Sie lösen sich voneinander.
"Zurückbleiben bitte." Zug rollt an. Ganz leise im absolut synchronen Chor: "Hänschen klein ging allein, in die..." Und so ging es bis Berliner Tor - nonstop wird das komplette Lied wohl drei oder vier mal wiederholt, bis der Zug in Berliner Tor zum stehen kommt. In dem Moment, wo der Zug steht, also mitten im Wort - Stille. Und genauso still verließen sie den Zug.

Keine Anstalten, Tipp zu wollen, kein Gruß, nichts. Sie stiegen einfach wortlos aus.

Der Rentner mir gegenüber meinte nur:

"Die Leute werden immer verrückter - ich wander aus!"

Was man alles so in der S-Bahn erlebt.

Viele Grüße
Marcus

Das, was Du erlebt hast ist gar nichts verglichen mit dem, was ich in den Jahren des Fahrens im costaricanischen ÖPNV erlebt habe.

Meistens kamen Leute, die um Geld bettelten (allesamt Schwarzfahrer und zu allen Überfluss, hat der Fahrer das sogar erlaubt), und einmal kam sogar ein Prediger in den Bus, der behauptete, der Tsunami in Südost-Asien wäre eine Strafe Gottes gewesen, weil die meisten Leute dort nicht an Jesus Christus glauben und weil sie nicht katholisch sind.

Da will ich lieber in der S-Bahn "Hänschen klein" ad nauseam hören statt Prediger, die nur absoluten Stuss labern, zu ertragen.

Grüße,

Richie

"Auftrag ausgeführt. Dieser Zug ist garantiert schwarzfahrerfrei!" - Amboss, der Kontrolator

Lustig =D

[de.wikipedia.org]

CU BB

Ich gebe zu, ich musste lange über diese Geschichte nachdenken, vor allem, was damit ausgedrückt werden sollte. Ich denke, das war irgend ein Kunstprojekt. War auch interessant die unbeteiligten Fahrgäste zu beobachten. Einer fragte eine der Frauen, was das jetzt soll. Aber es gab natürlich keinerlei Reaktion.

Viele Grüße
Marcus

"Kunst" muss nicht verständlich sein. Ein seit den Dadaisten bewährter Grundsatz ist "etonne moi" - verblüffe mich! Ja, Marcus, bei Dir hat zumindest das hingehauen. ;-)

Freundliche Grüße
Horst Buchholz - histor

Also ich hätte zuerst auch gedacht, das wäre irgendeine Werbung für eine Theateraufführung. Hört sich jedenfalls ziemlich lustig an, so wie du es beschreibst. (Der Schreibstil gefällt mir...)

Vielleicht war das ja auch soetwas wie die "Comedystreet" ;)

Ich weiß noch vor gut 10 Jahren hatten sich 2 Personen beim Rostkreuz in einer S21 Richtung Bergedorf (in einer 472 damals noch ozeanblau/Elfenbein) eine Spritze fertig gemacht und Gespritzt und der Zug war Voll ! Unglaublich



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 04.02.2009 22:42 von DT-Merkenstraße.

Wahrscheinlich war's die Aufnahmeprüfung zur nächsten Staffel "Germany's next topmodel". Die werden doch auch geprüft, ob sie ruhig bleiben können, selbst wenn sie sich völlig unmöglich machen...

Ich dachte gerade an den Titel dieses Themas und kam auf die Idee, dass man daraus eine TV-Serie machen könnte: Neulich in der Schnellbahn, eine TV-Serie über das alltägliche Leben von Leuten aus Hamburg und Umgebung in U-, S-Bahn und AKN. :P

Grüße,

Richie

"Auftrag ausgeführt. Dieser Zug ist garantiert schwarzfahrerfrei!" - Amboss, der Kontrolator



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 05.02.2009 06:08 von Ringbahn.

Es wird irgendwann auf Youtube oder Myvideo hochgeladen, falls da jemand gefilmt hat.

Vor einiger Zeit habe ich in der U3 im Bereich Landungsbrücken erlebt, dass drei oder vier Flugzeug-Stewardessen mit ein paar Utensilien in den U-Bahnwagen einstiegen.
Nach dem Schließen der Tür baten Sie um Aufmerksamkeit. Sie zeigten das richtige Schließen der Sicherheitsgurte, zeigten und erklärten die Wege zu den Notausgängen, das Aufsetzen der Sauerstoffmasken bei Druckabfall und den Gebrauch der Schwimmwesten. :-))

Auch nicht schlecht:-D

Gabs anschließend wenigstens n Kaffee?

Viele Grüße
Marcus

Netzspinne schrieb:
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> Auch nicht schlecht:-D
>
> Gabs anschließend wenigstens n Kaffee?

Und die Erdnüsse? ;)

Grüße,

Richie

"Auftrag ausgeführt. Dieser Zug ist garantiert schwarzfahrerfrei!" - Amboss, der Kontrolator

Ich tippe ja auf einen Flashmob...

Tobias

Was sind denn eigentlich mit den Musikern, die in der S-Bahn spielen?
Wenn ich früher mal von Wilhelmsburg zum Hauptbahnhof gefahren bin, waren da öfters Musiker drin.
Sie spielten immer eine bestimmte Zeit, um noch Geld von den anderen zu haben.
Ich fand das nervig.

Oder vor ein paar Jahren, da war ich mal in der S1 nach poppenbüttel unterwegs.
Da gabs in meinem Waggon ein "Konzert".
Der spielte von Barmbek bis Rübenkamp durch.
Dann ging er fluchtartig aus der Bahn raus, ohne Geld zu fordern.
Kein Wunder, da kamen auch fünf Fahrkartenkontrolleure rein.

Aber jetzt, wo es die Videoüberwachung gibt, sehe ich diese "Hobbymusiker" so gut wie nie.