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Historisch: Frage zum Bau des unterirdischen S-Bahnhofs Altona
geschrieben von Arne 
Hallo zusammen,

seit gestern beschäftigt mich eine Frage, zu der ich in den bekannten Büchern bislang keine Details finden konnte. Es geht dabei um die Umbauzeit am Bahnhof Altona in den 60er und (vor allem) 70er Jahren. Damals wurden bekanntlich die S-Bahn-Gleise "tiefergelegt". Meines Wissens ist es so, dass sich die heutige Rampe zum S-Bahn-Tunnel auf der Fläche befindet, auf der einst die oberirdischen S-Bahn-Bahnsteig-Gleise lagen. Nun frage ich mich: Wie lief das in der Umbauzeit, als die Rampe gebaut wurde. Hat man Fernbahngleise als S-Bahn-Gleise genutzt? Wurde ein Behelfsbahnsteig an anderer Stelle gebaut? Oder lagen die oberirdischen S-Bahn-Bahnsteige so weit östlich, dass man die Rampe bequem westlich daneben anlegen konnte?
Hallo Arne!

Der ehemalige oberirdische Bahnhof lag tatsächlich auf der Fläche der heutigen Rampe. Es gab meines Wissens nach vier Gleise für die S - Bahn, wobei Gleis 4 sowohl von der S-Bahn als auch von der Fernbahn benutzt wurde. Als die Rampe gebaut wurde (ab 1978), riß man die Gleise 3 und 4 ab und errichtete dort den ersten Rampenteil. Als dann der unterirdische Bahnhof eröffnet wurde (April 1979), konnte man den verbliebenen oberen Bahnsteig entfernen.

Soviel erstmal dazu; das war die Kurzversion.

Viele Grüße
Karsten

Viele Grüße
Karsten Leiding

www.gleismann.de
Es wurde - wie schon gesagt - schrittweise gebaut.

Dies hatte auch zur Folge, dass bei Inbetriebnahme der unterirdischen Station in Altona zunächst noch nicht aus allen Gleisen eine Möglichkeit bestand, aus dem Tunnel auszufahren.

Der HVV-Infoprospekt von 1979, den ich mir gerade aus meinem Schrank geholt habe, weist aus, dass zunächst in Altona (tief) das Gleis 4 für Züge in "Richtung Wedel und Dammtor" genutzt wurde. Von Gleis 3 ging es Richtung "City-Linie und Dammtor" und von Gleis 2 "stadteinwärts über City-Linie", während Gleis 1 zunächst ohne jede fahrplanmäßige Nutzung blieb.

Es sieht also danach aus, dass die Gleise 1 und 2 zunächst keine Verbindung an die Oberfläche hatten, weil hier erst noch der bis dahin noch genutzte oberirdische S-Bahnsteig abgerissen werden musste.
Ich kann mich noch vage an die Zeit erinnern, da ich öfters in Altona war:

> Als dann der unterirdische Bahnhof eröffnet wurde (April 1979), konnte man den verbliebenen oberen Bahnsteig entfernen.

Es handelte sich dabei nicht um den originalen Bahnsteig, der einst in der Bahnhofshalle lag, sondern um einen Behelfsbahnsteig mit zwei Gleisen, der etwas nordwärts lag. Um ihn zu erreichen musste man über den Nachbar-Bahnsteig gehen, von dem es aus eine Querverbindung zum S-Bahnsteig gab. Diese Querverbindung war eine hölzerne Brücke, die über die Rampen-Baugrube hinweg führte. So war der Zustand etwa 1978/79.

Als der Tiefbahnhof eröffnet wurde, endeten die von Hauptbahnhof kommenden Züge in Altona. Erst zwei Tage später konnte nach einem Teilabriss des oberirdischen S-Bahnsteigs zumindest für 2 Gleise ein Lückenschluss hergestellt werden. Bis dahin blieb die oberirdische S-Bahnanlage noch in Betrieb. Die endgültige Gleisverlegung zog sich dann noch einige Monate hin. Wenn ich mich recht erinner, konnte der im Tiefbahnhof im April 1980 brennende S-Bahnzug nicht über die Rampe ins Freie gezogen werden, weil die Gleise noch nicht befahrbar waren.

Viele Grüße
Marcus
> Als der Tiefbahnhof eröffnet wurde, endeten die von Hauptbahnhof kommenden Züge in Altona. Erst zwei Tage später konnte nach einem Teilabriss des oberirdischen S-Bahnsteigs zumindest für 2 Gleise ein Lückenschluss hergestellt werden.

Auch hierzu sagt eine mir vorliegende Info-Broschüre der Bundesbahndirektion Hamburg einiges aus - ich stelle die unterschiedlichen Betriebssituationen an den Umstellungstagen mal kurz dar :

Freitag, 20.04.1979

S1 planmäßig über Dammtor-Linie
S2 planmäßig über Dammtor-Linie
S10 verlängert bis Altona (Tunnel)
übrige Linien noch nach Winterfahrplan

Ab 20 Uhr wurde die S1 in Fahrtrichtung Poppenbüttel ohne Halt in Altona direkt von Bahrenfeld zur Holstenstraße geführt. Fahrgästen nach Altona wurde empfohlen, bis Holstenstraße zu fahren und dort in einen Zug der Gegenrichtung umzusteigen, Fahrgäste ab Altona in Richtung Osten wurden entsprechend zunächst nach Bahrenfeld geschickt.

Sonnabend, 21.04.1979

S1 planmäßig über City-Linie
S2 planmäßig über Dammtor, von Hamburg Hbf bis Elbgaustraße durchgehend alle 10 Minuten, von 8:00 Uhr bis 14:30 Uhr alle 5 Minuten
S11 noch kein Betrieb
SEV Altona - Holstenstraße
übrige Linien jetzt nach dem Sommerfahrplan

Sonntag, 22.04.1989

S1 planmäßig über City-Linie, ab 14 Uhr zwischen Altona und Wedel wegen Bauarbeiten nur alle 20 Minuten, von Altona bis Klein Flottbek eingleisig auf dem Streckengleis Richtung Altona
S2 planmäßig über Dammtor, von Hamburg Hbf bis Elbgaustraße durchgehend alle 10 Minuten
S11 noch kein Betrieb
SEV Altona - Holstenstraße

Montag, 23.04.1979

S1 planmäßig über City-Linie
S2 bis 19:30 Uhr planmäßig über Dammtor, von 6:00 Uhr bis 18:00 Uhr von Hamburg Hbf bis Elbgaustr. durchgehend alle 5 Minuten
ab 19:30 eingleisiger Pendelverkehr Sternschanze - Eidelstedt und Eidelstedt - Pinneberg jeweils im 30-Minuten-Takt
S11 noch kein Betrieb über Dammtor, die HVZ-Züge wurden durch den City-Tunnel umgeleitet
SEV Altona - Holstenstraße, ab 19:30 Uhr verlängert bis Sternschanze
Netzspinne schrieb:

> Betrieb. Die endgültige Gleisverlegung zog sich
> dann noch einige Monate hin. Wenn ich mich recht
> erinner, konnte der im Tiefbahnhof im April 1980
> brennende S-Bahnzug nicht über die Rampe ins Freie
> gezogen werden, weil die Gleise noch nicht
> befahrbar waren.

Jupp und der Enteisungszug stand damals stets im nicht nutzbaren Gleis 1 Altona. Da hat wohl wer rechtzeitig den richtigen Gedanken gehabt und ihn da rausgeholt. Weiß nicht, ob das Verhalten des Enteisungsmittels bei Feuer so dolle gewesen wäre.

Gruß

Jan

--
Das Fototagebuch der Bahnfotokiste: [fototagebuch.bahnfotokiste.de]
Gleismann schrieb:
-------------------------------------------------------
> Hallo Arne!
>
> Der ehemalige oberirdische Bahnhof lag tatsächlich
> auf der Fläche der heutigen Rampe. Es gab meines
> Wissens nach vier Gleise für die S - Bahn, wobei
> Gleis 4 sowohl von der S-Bahn als auch von der
> Fernbahn benutzt wurde.

Ich meine, die S-Bahn hatte nur 3 Gleise.
Es gab doch jahrelang nach der Inbetriebnahme von Altona (tief) zweimal das Gleis 4, was bei Touristen zu Verwirrungen geführt hat. Eines war das Richtungsgleis Wedel/Pinneberg der S-Bahn im Tiefbahnhof und das andere das überwiegend für ankommende Fernzüge genutzte westlichste Gleis des Fernbahnhofes.

EDITH hat diesen Teil meines Beitrages gestrichen, nachdem dies durch Scans von Horst Buchholz eindeutig widerlegt wurde.

> Als die Rampe gebaut wurde
> (ab 1978), riß man die Gleise 3 und 4 ab und
> errichtete dort den ersten Rampenteil. Als dann
> der unterirdische Bahnhof eröffnet wurde (April
> 1979), konnte man den verbliebenen oberen
> Bahnsteig entfernen.

Soweit ich mich erinnern kann, hat die S-Bahn während der Bauphase eines ihrer originalen Gleise verloren und dafür während der Bauzeit ein zusätzliches Gleis auf einer Behelfskonstruktion über dem heutigen Fußweg der Scheel-Plessen-Straße bekommen. Dieses Gleis wurde aber meiner Erinnerung nach nicht für durchgehende (kopfmachende) Züge genutzt, sondern für die Altona endenden Kurzläufer -- eben wegen dem ein Stück entfernt liegenden Bahnsteig.

Außerdem mußte ja zeitgleich auch die höhengleiche Kreuzung der Züge von/nach Holstenstraße umgebaut werden -- die Relikte der ursprünglichen Gleisführung sind ja kurz vor Holstenstraße noch zu erahnen. Der Linksverkehr auf dem Abschnitt Altona--Holstenstraße wurde erst mit dem Bau des Tiefbahnhofes eingeführt.
EDITH mischt sich mal wieder ein: Falsch, wie durch den Scan von Horst Buchholz nachgewiesen -- man beachte jedoch dennoch den Nachsatz dieses Beitrages (nicht meine Signatur!)

Meiner Erinnerung nach gibt es unter anderem auch deswegen an manchen Stellen im Raum Altona Gleisverschwenkungen, weil dort eben noch die Gleise der früheren Streckenführungen lagen und diese bis zum letztmöglichen Tag in Betrieb bleiben mußten.
EDITH ergänzt: Wie durch den Scan von Horst Buchholz nachgewiesen, gibt es einige Gleisverschwenkungen, die erst nach den eigentlichen Umschlußarbeiten begradigt wurden -- besonders auf der westlichen Seite der S-Bahn-Gleisanlagen.

Nichts von dem, was ich hier dargestellt habe, beruht auf beweisbarem Wissen. Es sind alles nur Erinnerungen -- zumal ich in der Zeit der Baustelle gerade von der Grundschule aufs Gymnasium gewechselt bin (also gerade mal um und bei 10 Jahre alt war).

Gruß Ingo



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 14.06.2010 02:03 von INW.
Hallo alle zusammen!

Mir fällt noch ein, daß es durchaus Quellen dazu gibt:
Staisch hat in seinem S-Bahnbuch von 1979 einen Gleisplan von Altona mit den neuen und bisherigen Gleislagen sowie ein Bild während und nach dem Umbau, und der VVM hat über den Bahnhof Altona ein gelbes Heft, ebenfalls mit zwei Gleisplänen vor und nach dem Umbau, herausgebracht.

Ich weiß nicht, ob beide noch erhältlich sind.

Desweiteren hat die DB 1979 ein Sonderheft zur City - S - Bahn herausgebracht.

Vielleicht gibt es alle drei Veröffentlichungen ja noch in der Fundgrube beim VVM in Aumühle?

Ich arbeite zur Zeit an verschiedenen Gleisplänen zur Hamburger S - Bahn. Da ist auch Altona in verschiedenen Stadien dabei. Ich werde sie im Laufe diesen Jahres auf meiner Webseite veröffentlichen, aber das dauert leider noch etwas.

Zu INW: Es gab DOCH vier S-Bahngleise! Wie schon gesagt, benutzten beide Bahnen das Gleis 4. Durch den Tunnelbau verblieb das alte Gleis 4 dann bei der Fernbahn. Ich erinnere mich auch noch daran, daß es zweimal das Gleis 4 gab. Inzwischen wurde es ja umnummeriert.

Viele Grüße
Karsten

Viele Grüße
Karsten Leiding

www.gleismann.de
Gleismann schrieb:
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> Zu INW: Es gab DOCH vier S-Bahngleise! Wie schon
> gesagt, benutzten beide Bahnen das Gleis 4. Durch
> den Tunnelbau verblieb das alte Gleis 4 dann bei
> der Fernbahn. Ich erinnere mich auch noch daran,
> daß es zweimal das Gleis 4 gab. Inzwischen wurde
> es ja umnummeriert.

Dann war aber das vierte Gleis nur gleichstromelektrifiziert, oder?

Ich kenne es eigentlich nur so, daß im Bf. Altona alle Gleise mit Oberleitung verdrahtet waren -- aber, wie schon oben erwähnt, ich war noch ein kleiner Junge und kann mich daran nicht mehr hundertkommanullnullprozentig erinnern...

Gruß Ingo
Ich stell mal etwas Material zur Verfügung. Photos 1 und 2 ist die Beilage zum gelben VVM-Heft # 7














Freundliche Grüße
Horst Buchholz - histor
histor schrieb:
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> Ich stell mal etwas Material zur Verfügung. Photos
> 1 und 2 ist die Beilage zum gelben VVM-Heft # 7

Das klärt dann ja alles auf.

Meine Beiträge werde ich dementsprechend in fehlerhaften Passagen ändern.

Gruß Ingo
Und ab Dienstag 24. April dann laut Sommerfahrplan?
christian schmidt schrieb:
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> Und ab Dienstag 24. April dann laut
> Sommerfahrplan?

Na - wenn denn U-Bahn und Busse das bereits seit Montag, den 23. April, tun - what else ?

Freundliche Grüße
Horst Buchholz - histor
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