Yoshi schrieb:
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> Für mich ist die Sache noch der größte Quatsch den
> es überhaupt gibt.
>
> - Jeder hat nun mal seine Meinung dazu -
Dies ist wohl wahr... Versuchen wir doch mal, unabhängig von einer Meinung die Argumente zu betrachten.
>
> Das ganze soll zuerst 338 Millionen Euro Kosten,
> womit man sicher nicht auskommen wird, da dieser
> Senat zur Zeit bei fast allen Projekten mit den
> vorherigen Angaben von Kosten daneben gelegen
> hat.
Stimmt, wobei man natürlich da unterscheiden muß, ob es sich um einen Bau wie die Elbphilharmonie handelt, der weltweit einmalig ist und für den keinerlei Erfahrungswerte existieren, oder den Bau einer Stadtbahn, ein Brot-und-Butter-Geschäft mit Beispielen aus unterschiedlichsten Städten und einer Unzahl von Vergleichswerten. Auch die U4 ist da schwerer vorherzusehen, da man unterirdisch nie genau weiß, wie es aussieht, bis man denn da ist. Dafür ist die U4 noch recht gut davongekommen in ihren Baukosten.
Es gab übrigens schon Stadtbahnprojekte, die unterhalb ihrer veranschlagten Baukosten blieben.
> Hamburg darf bis jetzt ca. 166 Millionen Euro
> zahlen und ein Antrag liegt beim Bund noch nicht
> einmal vor. Somit kann bis heute noch keiner
> sagen, ob Hamburg nicht auf einen ganzen weiterern
> Kostenpunkt sitzen bleiben wird.
Ich persönlich gehe immer davon aus, daß ohne die entsprechende Förderung des Bundes der Bau nicht stattfindet. Insofern hält sich das Risiko in Grenzen, auf einmal weitere Kosten tragen zu müssen. Wobei man sagen muß, daß das Risiko, in der Kosten-Nutzen-Rechnung auf einen Faktor < 1 zu kommen und damit nicht Förderwürdig zu sein, doch eher gering ist.
Das größte Risiko ist hier, den Antrag nicht rechtzeitig zu stellen, bevor die Fördermittel auslaufen.
>
> Dann rechnet es sich erst, wenn man über 40
> Kilometer Schiene hat und bedient, soweit ist es
> aber noch lange nicht.
Stimmt. Deswegen sollten die 40 Km so schnell wie möglich gebaut werden. Herr Elste will die ja auch lieber heute als morgen bauen. Das ein Stummel nicht wirtschaftlich betrieben werden kann, bestreitet ja auch keiner, deswegen war ja von Anfang an ein entsprechendes Netz in Planung.
Bei der U-Bahn hat ja auch keiner mit einem 2-Kilometer-Teilstück begonnen und dann über die mangelnde Wirtschaftlichkeit geklagt...
> Davon abgeshen, das die ganze Sache dann auch
> durchgeführt werden sollte, dieses aber auch noch
> einige Jahre andauern wird und die erste Strecke
> immer weiter ein dickes "minus" einfahren wird.
Immerhin geht der Bau im Vergleich zu einer U-Bahn richtig rasant. Die 7,7 Km des ersten Abschnitts sollen in 2 Jahren Betriebsfertig sein. Die U4 braucht für ihre halb so lange Strecke über 5 Jahre. Wenn man die Geschwindigkeit von knapp 4 Km pro Jahr beibehält, ist man in 10 Jahren beim Zielnetz. Es hindert einen aber auch keiner daran, statt 4 Km pro Jahr 8 zu bauen. Alles eine Frage des Wollens - und der Finanzen natürlich.
>
> Ich hab auch nichts gegen eine Stadtbahn, nur wenn
> ich eine Strecke sehe, die zur Zeit von
> Solofahrzeugen gefahren wird und in der Nebenzeit
> nur alle 20 Min. oder sogar gar nicht ein Bus auf
> dieser Strecke verkehrt, dann Frage ich mich,
> warum man hier einen 5 Min. Takt haben will?
> Und das auch noch mit Fahrzeugen, die sehr viel
> mehr Fahrgäste befördern können.
Wieso alle 20 Min. ein Solofahrzeug? Die 20 fährt doch deutlich öfter, und das mit Gelenkbussen.
>
> Die jetzige Busline macht zwar einen kleinen
> Schwenker mehr, aber hat nun noch 23 Haltestellen
> und braucht 31 Min.
> Schön wird es dann mit der Stadtbahn, dort hat man
> dann nur noch 13 Haltestellen und braucht nur noch
> ca. 20 Min.
> Wenn ich die Haltestellen beim Bus wegnehme und
> die gleiche Strecke hätte, würde der das
> vermutlich auch noch fast schaffen.
> Wenn Busse eine Busspur hätten, wären die dort
> auch schneller.
Auch wenn der Bus schneller sein könnte, erreicht er immer noch nicht den Komfort einer Stadtbahn.
> Natürlich bleibt es auch nicht bis Kelle., sondern
> soll bis Altona gehen, das Stück ist sicher sehr
> Fahrgastfreundlicher, aber wer will schon groß von
> Kelle. nach Bramfeld?
Muß ja auch keiner wollen. Fahrgäste, die die komplette Linie fahren, sind auch in den Bussen eine echte Ausnahme, dennoch sind die Busse voll. Zumal neue Linien auch neue Nachfrage schaffen, so wie neue Straßen auch neuen Verkehr generieren.
>
> Natürlich macht es einen Sinn, dort erst die
> Strecke zu bauen, wo dann auch der neue
> Betriebshof liegen soll, der um die 60 Millionen
> Euro Kosten soll.
> Die erste Strecke allerdings, halte ich für mehr
> als fragwürdig.
Warum? Der neue Betriebshof wird angebunden, es entsteht eine Tangetialverbindung, und von dieser Verbindung aus sind alle neu geplanten Strecken erreichbar. Insofern ist diese Strecke geradezu zwingend, ist sie doch die Voraussetzung für den weiteren Ausbau. Das es immer eine andere Strecke gibt, die man auch hätte bauen können, liegt in der Natur der Sache, dafür ist der Bedarf in Hamburg einfach noch zu groß. Selbst wenn das komplette Metrobusnetz auf Stadtbahn umgestellt wäre, würden immer noch andere Linienführungen vorgeschlagen und für sinnvoller erachtet werden.
Deswegen ist die jetzige Startstrecke in meinen Augen ein guter Kompromiß, zumal im ersten Schritt die Anbindung ins Zentrum, wie sie der Ersatz für den M5 zwingend braucht, erstmal nicht durchsetzbar gewesen wäre.
Erstmal mit dieser Strecke überzeugen, dann kann man nachher auch viel leichter die Bahn zurück ins Stadtzentrum führen. Man darf die Leute auch nicht überfordern.
> Gerade ältere Personen, wovon wir in den nächsten
> 15 bis 20 Jahren einiges mehr haben werden, wie
> auch behinderte Menschen, oder Mütter mit
> Kinderwagen, werden es uns danken, das die
> Haltestellenabstände dann weiter auseinanderliegen
> werden und diese Gruppe noch mehr laufen müssen um
> überhaupt zu einer Stadtbahnhaltestelle kommen zu
> können.
> Der Zeitverlust dadurch, wir natürlich durch die
> größere Reiegeschwindigkeit wieder ausgeglichen
> werden können...
Der reale Zuwachs an Metern ist nicht so gravierend, wie die Anzahl der Haltestellen erstmal suggeriert. Durch die doppelt so langen Wagen deckt eine Haltestelle tatsächlich mehr Raum ab als eine Bushaltestelle. Denn für die von Dir angeführte Oma sind die 20m, die sie nicht zur Bustür laufen muß, weil die Stadtbahn schon vor ihr steht, durchaus relevant. Und wenn die Haltestellen jetzt 200 statt 150 Meter auseinanderliegen, sind das in Wahrheit nur 10m Differenz.
>
> Es kann mir doch niemand erzählen, das eine
> Strecke, die jetzt gerade mal so angenommen wird,
> dann auf einmal laufen wird.
> Natürlich, wenn man die Leute dazu zwingt, da man
> andere Angebote wegnimmt, dann hat man keine
> andere Wahl mehr, aber das kann es doch auch nicht
> sein.
Als ob sie momentan eine Wahl hätten. Natürlich werden die Busanbindungen rund um die Stadtbahn ausgedünnt, aber dennoch zeigen alle Erfahrungen aus anderen Städten, daß die Stadtbahn reichlich Fahrgäste hinzugewinnt - auch ohne Taktverdichtung.
>
> Auf einigen Strecken, wäre sicher eine Stadtbahn
> nicht schlecht, aber glaubt der HVV etwa, das die
> Zahlen in den nächsten Jahren um die 50% steigen
> wird?
Die Zahlen steigen stetig, und es gibt keine Anzeichen für einen gegenläufigen Trend. Und da eine Bahn nicht einfach vom Himmel fällt, muß man rechtzeitig dafür planen, die zukünftigen Steigerungen auffangen zu können.
> Irgendwann, gerade dann, wenn die Kosten für einen
> Fahrschein zu hoch werden, wie ich jetzt den Fall
> finde, wird man sich darüber auch Gedanken
> machen.
> Sicher ist die Fahrgastanzahl auch durch viele
> Menschen höher geworden, da man nicht mehr die
> Mittel für ein eigenes Auto hat, aber man sollte
> auch nicht vergessen, das wir in 15 Jahren nicht
> mehr so eine Arbeitslosenqoute haben wird, wie es
> heute der Fall ist. Und was ist dann? Die
> Fahrgastzahlen könnten dann wieder ganz schön
> sinken...
Warum sollten sie? Autofahren wird nicht billiger werden. Abgesehen von den Treibstoffkosten droht ja auch, daß Autofahrer irgendwann tatsächlich mal ihre wirklichen Verkehrskosten aufbringen müssen, und nicht von den übrigen Steuerzahlern subventioniert werden. Spätestens dann werden viele Leute ihre Autos stehenlassen müssen.
>
> Wie schon oben geschrieben...Jeder hat seine
> Meinung und meine ist, das wir gerade in dieser
> Zeit, nicht das Geld aus dem Fenster werfen
> können.
Das ist völlig korrekt, keiner kann es sich leisten, Geld aus dem Fenster zu werfen. Allerdings differieren hier die Meinung, was die Geldverschwendung ist. Nach meiner Meinung ist es Geldverschwendung, am herkömmlichen Bussystem festzuhalten, obwohl schon jetzt dieses an seine Grenzen stößt. Um Abhilfe zu haben, bevor das System kollabiert, muß jetzt angefangen werden. Weiteres Warten erhöht das Risiko eines Verkehrsinfarkts, und der ist viel teuerer, als eine Stadtbahn je werden könnte.
> Beruhigt hat mich auch nicht, das die Grünen
> schreiben, das die Stadtbahn gegenüber der U4 um
> 1/4 günstiger gebaut wird.
> Da Frgae ich mich doch glatt, ob man nicht
> vergessen hat, was und die zwei Haltestellen, die
> sicherlich ganz richtig sind, aber was die uns
> gekoset haben, was man auch viel billiger
> hinbekommen hätte...
Das die U4 durch den Schlick fährt, statt oben auf Stelzen, ist keine Idee der Grünen. Aber das ist auch nebensächlich, denn selbst eine Strecke im Einschnitt ist immer noch um Klassen teurer als eine Stadtbahn. Von den Unterhaltskosten ganz zu schweigen.
>
> Natürlich ist eine Stadtbahn aus Umweltgründen
> besser als ein Bus, aber der Strom kommt dort auch
> nicht nur, wie bei mir, aus der Steckdose.
> Wenn das nur mit Energie versorgt werden würde,
> die uns von der natur geben werden, dann wäre das
> eine Feine Sache.
Immerhin verbraucht eine Stadtbahn nur ein Viertel so viel Energie wie ein Bus, und im Gegensatz zum Erdöl kann Strom umweltfreundlich erzeugt werden. Selbst der Strom aus Kohlekraftwerken ist umweltfreundlicher als die Bus-Dieselmotoren.
Aber um umweltfreundlichen Strom nutzen zu können, muß als erstes erstmal die entsprechende Umstellung des Verbrauchers da sein. Ohne Elektro-Mobilität wird die Energiebilanz auch nicht besser.
> Aber es ist ja heute schon eine Verar...ung, das
> wenn man zum Ökostrom wechselt, auch nur so einen
> aus der Steckdose bekommt.
Da Strom einfach dort fließt, wo eine Leitung ist, und sich nicht trennen läßt, kommt aus der Steckdose nunmal der normale Strommix, egal was man bezahlt. Aber dennoch: Wichtig ist, wie der Strom ins Netz gespeist wird. Wenn niemand mehr Atomstrom beziehen würde, dann würden die Kraftwerke auch sofort abgeschaltet werden, weil keiner mehr für sie bezahlt. Je mehr Leute auf Ökostrom umschwenken, desto mehr davon wird auch ins Netz eingespeist, und desto weniger Kohle- und Atomstrom fließt durch die Leitungen. Am Ende geht es nur darum, was bezahlt wird. Wie genau die Verteilung aussieht, die am Ende aus meiner Steckdose kommt, ist dabei herzlich egal. Es als Verar...ung zu bezeichnen, ist völliger Blödsinn.
>
> In einigen Bereichen wird man sicher irgendwann an
> die Grenze kommen, wo ein Bus/Gelenkbus die
> Fahrgastzahlen schafft. Somit wäre natürlich die
> jetzige M5 ein Kanidat für eine Stadtbahn. Aber
> bei einigen Strecken...
Die M5 ist definitiv über die Grenze, und die M6 auch. Die M25/M20 sind an der Grenze. Gäbe es in Hamburg schon die Akzeptanz für die Stadtbahn, dann würden die M5 und M6 schon mit zum ersten Bauabschnitt gehören. Aber so muß man erstmal zeigen, daß das System funktioniert, und der Autoverkehr trotzdem nicht zusammenbricht, dann kann man in das geheiligte Stadtzentrum vorstoßen.
>
> Wenn sie kommen sollte, dann kommt sie eben und
> wenn nicht, dann eben nicht.
Dem ist nichts hinzuzufügen.