Hallo Stefan
> Hallo zusammen ...
>
> Ich konnte die Diskussion leider nicht sehen .
>
> Ich bin auch ein gegner der Stadtbahn.
Schade.
> Ich sehe das so, das es vermehrt zu
> Verkehrsunfällen kommen wird.
> Weil die Autofahrer dann auch noch auf die
> Straßenbahn achten müssen.
Diese Befürchtung ist unbegründet. Die Bahn fährt zu 88% auf einem eigenem Gleiskörper, d.h. es gibt keine Berührungspunkte mit dem MIV. Auf den restlichen 12% - hauptsächlich die Ohlsdorfer Straße und Winterhuder Markt - wird der Verkehr derart gesteuert, daß die Stadtbahn kurz vor den Autos Grün bekommt und dadurch dem Pulk voranfährt.
Busse sind da deutlich gefährlicher, da sie sich immer wieder in den fließenden Verkehr einfädeln müssen.
> Zum Argument "sollen die doch auf den ÖPNV
> umsteigen" mein Argument "soll dieser erstmal so
> günstig werden das sich Autos nichtmehr rechnen".
Das ist er jetzt schon. Oder gibt es ein Auto, das für 70 EUR im Monat betrieben werden kann? Inklusive Steuer, Versicherung, Abschreibung und Reparaturen? Der ÖPNV ist IMMER billiger als ein eigenes Auto - dafür bietet er auch deutlich weniger Flexibilität und oftmals weniger Komfort.
>
> Und ich finde die Stadtbahn auch für zu teuer.
Naja, die Alternativen sind ja auch nicht billiger. Verzichten wir auf die Stadtbahn, müssen wir das Bussystem weiter ausbauen. Das beginnt mit einem neuen Busbetriebshof, der auch 60 Millionen kostet, dann brauchen wir zusätzliche Busse, zusätzliche Fahrer, und dazu die höheren Betriebskosten, weil Busse einen viermal so hohen Energieverbrauch wie eine Stadtbahn haben - bei halber Kapazität. Alles das kostet uns am Ende deutlich mehr Geld als der Bau und Betrieb der Stadtbahn. Im Gegenzug fallen Einnahmen im Vergleich weg, weil man mit Bussen viel weniger neue Fahrgäste gewinnen kann wie mit Bahnen.
Die Aussage gestern: Mit der Stadtbahn kann die Hochbahn ihren Kostendeckungsgrad von 88% halten. Kommt die Bahn nicht, wird er fallen und mehr Zuschüsse aus der Stadtkasse benötigt. Geld, das wir nicht einmalig ausgeben und damit auch noch Konjunktureffekte erreichen wie beim Bau der Bahn, sondern was jedes Jahr einfach verschwindet - gezahlt an die Ölmultis.
> Wir
> haben die verfluchte Elbphilharmonie am Hals. Und
> um die Stadtbahn und die Elbphil. zu finanzieren
> werden Stadteigene sachen wie das Gewächshaus im
> Jenischpark (welches mit Spendengeldern
> wiedereröffnet wurde) verkauft und abgerissen.
> Oder es wurden die Krankenhäuser verkauft. Die
> behörden denken über eine Polizeisteuer nach.
> Das altonaher Rathaus wurde verkauft, und für viel
> Geld angemietet.
> Mag sein das diese ganzen geschichten nicht
> unbedingt etwas mit der Stadtbahn zutun haben,
> aber leider bewegt sich die Stadt momentan leider
> vom einfachen Bürger mehr und mehr weg.
Du hast recht, die Sachen haben alle nichts mit der Stadtbahn zu tun. Ein Verzicht auf die Stadtbahn wird all dem auch nicht helfen. Deswegen sollte man das auch nicht miteinander verbinden, denn das hilft beiden nicht weiter - weder der Stadtbahn, noch den Polizisten, Kindergärten oder Gewächshäusern.
Was den Kindergärten, Gewächshäusern und Polizisten hilft, sind Investitionen, die dafür sorgen, daß die Belastung des Betriebshaushalts nicht weiter ansteigt - wie, um ein zufälliges Beispiel zu nehmen, die Stadtbahn...
> Ausserdem sind die Kassen der Stadt leer.
> Von daher sollte man erstmal darüber nachdenken
> wie der Haushalt wieder auf Vordermann gebracht
> werden kann, ohne alle Stadteigentümer zu
> veräussern.
Die Bahn wird gebaut, ohne das dafür Stadteigentum verkauft werden muß. Außerdem hilft sie, wie ich schon mal erwähnte, den Betriebskostenzuschuß für den ÖPNV auf dem aktuellen Niveau zu halten.
>
> Wieso ist eigentlich der Weiterbau der U-Bahn
> teurer als ein Neubau der Stadtbahn.
Weil es Tunnel sind. Wenn ich eine U-Bahn auf dem offenen Feld baue, dann bin ich natürlich deutlich günstiger, aber leider findet sich in der Stadt recht wenig offenes Feld. Aber neben dem Tunnel sind auch die Signaltechnik und die Fahrzeuge deutlich teurer als die Stadtbahn. Ein DT5 kostet als 40m-Einheit 3,5 Millionen Euro pro Stück - eine 36m-Stadtbahn gibt es schon für gut 2 Millionen, bei fast gleicher Beförderungskapazität.
> Kann ich mit nicht vorstellen, weil wir seit fast
> 100 Jahren eine U-Bahn im Betrieb haben.
Doch. Die U4 kostet 75 Millionen pro Kilometer, die S-Bahn zum Flughafen hat 98 Millonen gekostet - die Stadtbahn kostet 19,7 Millionen pro Kilometer. Ein Bruchteil der U-Bahn. Von den Unterhaltskosten für einen Tunnel ganz zu schweigen.
> Und die Statdbahn komplett neugebaut werden muss.
> Einen Tunnel bohren ist zwar teuer (sehr teuer
> sogar) aber ich befürchte auch eine weitere
> verschandelung unserer Stadt.
Das Gegenteil! Mit dem Bau soll gleichzeitig eine Aufwertung des Stadtbilds erfolgen - deswegen kostet die Bahn auch vergleichsweise viel, einfach den Untergrund tragfähig machen und Schienen in die Straße dengeln, das geht auch für das halbe Geld. Aber für die Akzeptanz und auch für den dauerhaften Wert ist es sinnvoll, die Gelegenheit für eine Umgestaltung zu nutzen - gerade im Bereich Steilshoop gibt es viel Potential, während z.B. Winterhuder Markt nicht soviel passiert - dort ist ja vor einigen Jahren die Marktfläche neu gestaltet worden.
> Erstens durch die Oberleitungen und der zu
> befürchtenen Betonmasten.
Oberleitungen sind aus Kosten- und Effizienzgründen nicht zu vermeiden. Aber man darf die Auswirkungen auf das Stadtbild auch nicht überschätzen. Heutzutage kann man die Oberleitung durchaus dezent gestalten, so daß sie dem unbefangenen Betrachter kaum auffällt.
> Zweitens durch viel zu modern gestaltete
> Fahrzeuge.
> Ich persönlich mag diese modernen
> Straßenbahnfahrzeuge nicht.
> So wie die in Kassel oder in Bremen z.B.
Das ist ein Dilemma... Es gibt mit Sicherheit kein Fahrzeug, egal ob Auto, Bus oder Bahn, das den ungeteilten Beifall aller finden wird. Und in diesem Fall, fürchte ich, wirst Du Dich mit deiner Meinung nicht vieler Mitstreiter erfreuen können.
> Und zu modern (aus zu viel Glas und Beton)
> gestaltete Stationen sind auch nichts fürs
> Stadtbild.
Wie die Stationen gestaltet werden, kann man auf den Seiten der Hochbahn sehen. Insgesamt werden sie eher bescheiden und nicht so wuchtig, ich denke, du wirst mit denen leben können.
>
> Belehrt mich gerne eines Besseren fals ich da
> falsch liege.
Habe ich versucht. Erfolgreich?
>
> An einigen Stellen der Stadt sind ja Vorleistungen
> für U-Bahnen geschaffen.
> Diese sollten genutzt werden, das spart weiter
> Geld ein.
Die Vorleistungen sind in der Regel marginal: Die Trassen sind im Flächennutzungsplan freigehalten, soweit sie überirdisch laufen sollen, und unter dem CCS und dem Bahnhof Altona gibt es massive Betonplatten, die ein Bau einer Station unter dem Gebäude erlauben, ohne deswegen das Gebäude selbst gesondert abstützen zu müssen. Dazu noch einige vorbereitete Abzweige in einigen Tunnels - das war's. Viel zu sparen gibt es da nichts - eher gar nichts. Die größte Bauvorleistung - die zusätzlichen Bahnsteige Jungfernstieg - sind jetzt durch die U4 belegt.
>
> Ich bin natürlich der Meinung etwas muss
> passieren.
Ganz richtig. Ein "weiter so" gibt es nicht.
> Aber wenn so viel Wiederstand gegen ein Projekt
> besteht, und dieser auch nicht geringer wird,
> sollte es fallen gelassen werden.
Nein. Es gibt gute Gründe für dieses Projekt, und man muß weiter um Verständnis werben und dabei die Fakten in den Vordergrund schieben. Langfristige Entscheidungen sind kurzfristig immer unangenehm - man denke nur mal an den Aufwand, den der U-Bahn-Bau vor 100 Jahren verursacht hat! Hättes es damals schon Bürgerinitiativen gegeben, wäre der Bau möglcherweise verhindert worden - und jetzt stellen wir uns mal vor, wie Hamburg ohne Hochbahn aussieht. Wäre das erstrebenswert? Nein, auf keinen Fall! Und so wie damals die Stadt den Bau aushalten mußte, weil es einfach das beste für sie war, so müssen wir auch heute den Stadtbahnbau aushalten, damit die Stadt auf Jahrzehnte davon profitiert.
> Aus diesem Grunde sollten vorhandene
> Infrastrukturen weiter ausgebaut werden, und nicht
> neue eingeführt werden.
Vorhandene Ausbauen bedeutet U- oder S-Bahn. Das ist um ein vielfaches teurer. Wenn wir das Stadtbahn-Zielnetz als U-Bahn bauen, dann ist Stuttgart 21 ein Provinzprojekt dagegen. Auch von den Kosten her. 50 KM U-Bahn kostet ungefähr 3,5 Milliarden, dazu kommen Fahrzeuge, und ein neuer Betriebshof - denn Barmbek ist dann viel zu klein. Dann sind wir schon weit über 4 Milliarden. Wo bitte, soll dieses Geld herkommen, wenn 338 Millionen angeblich schon die Stadtkasse überfordern!
>
> Gruss Stefan
Gruß
Mathias
Edit: "denn" aus "den" gemacht...
1 mal bearbeitet. Zuletzt am 18.11.2010 17:26 von Mathias.