Glinder schrieb:
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> Das waren wieder viele Bauchgefühlbeiträge der
> Befürworter. Von Fakten leider keine Rede.
Das sagt der Richtige! Wenn Du Fakten nicht als solche anerkennen möchtest, weil sie Dir nicht gefallen, ist das Dein Problem, aber dadurch werden sie nicht weniger wahr. Hier von Gefühl zu sprechen ist absurd. Unser "Bauchgefühl", wie Du es nennst, basiert auf wissenschaftlichen Methoden und 60 Jahre Erfahrung in der Verkehrsplanung. Deine Verneinung basiert auf "Glaub ich nicht", und anschließend behauptest Du, wir hätten keine Fakten!
Mir wäre so ein Vorgehen peinlich, aber da hat jeder seine eigene Schmerzgrenze...
>
> Tatsache 1: die Grünen haben gestern ihren letzten
> Trumpf aufgeben müssen. Kein Spatenstich mehr vor
> der nächsten Wahl! Im besten Fall heisst das, dass
> die GAL die nächste Wahl vor 2012 abhalten will.
> Tatsache ist, dass die Grünen begriffen haben,
> dass sie die Stadtbahn jetzt nicht durchsetzen
> können, weil ein Volksbegehren das sowieso
> verhindert hätte. Also rudern sie zurück, um eine
> Niederlage zu verhindern.
Der Spatenstich vor der Wahl ist nicht ausgeschlossen, aber eher unwahrscheinlich. Momentan ist die Stimmung eher gegen die Bahn, aber das kann sich wieder ändern - bevor die Springerpresse ihre Kampagne fuhr, hatte die Bahn durchaus die Mehrheit hinter sich.
Die "Ich will aber nicht"-Fraktion wird sich wohl nie überzeugen lassen, aber es gibt viele "Im prinzip ja, aber", und die kann man mit den Tatsachen durchaus überzeugen.
>
> Tatsache 2: jetzt muss die GAL nachholen, was sie
> 2008 versäumt hat. Doch jetzt ist die GAL
> verbraucht und die Finanzlage viel schlechter. Die
> GAL selbst hat bisher kaum was für die Stadtbahn
> gemacht. Die anderen Parteien werden für diese
> Überzeugungsarbeit keinen Finger mehr rühren. SPD
> und CDU haben sich längst von der Stadtbahn
> verabschiedet, weil sie die Kosten scheuen.
Die Stimmung zur Stadtbahn ist in einzelnen Parteien durchaus gespalten, aber gerade die SPD muß sich schon stark überlegen, ob sie wirklich gegen die Stadtbahn ist und damit Bramfeld und Steilshoop als Wählerschaft in den Wind schreiben kann. Den beiden Stadtteilen ist wohlbewußt, daß sie entweder jetzt oder nie eine Schienenanbindung bekommen.
Die GAL hat in Sachen Öffentlichkeitsarbeit tatsächlich Nachholbedarf, aber damit ist die Bahn noch nicht abgeschrieben. Früher konnte man immer noch auf "später" verweisen, aber inzwischen sind die Probleme bei der Hochbahn derart drängend, das ein weiteres Aufschieben nicht mehr drin ist.
>
> Tatsache 3: der Nutzenfaktor von 1,18 ist
> miserabel!! Es sollen 74.000 Fahrgäste mitfahren
> (nach vielen Jahren) und trotzdem liegt der Faktor
> weit niedriger als bei einer
> Straßenbahnverlängerung für nichtmal 10.000
> Fahrgäste in einer deutschen Stadt unter 200.000
> Einwohnern.
Hier muß man differenzieren: Der Faktor liegt bei 1,18 - obwohl die Kosten für den Bau quasi ausschließlich von den Umsteigern getragen wird! Die momentane Busverbindungen erzeugen Kosten und Einnahmen, und von den Kosten und Einnahmen der Stadtbahnverbindung wird das wieder abgezogen! Schließlich geht es hier nicht um die Wirtschaftlichkeit der Verbindung an sich, sondern um die Umstellung einer gut ausgelasteten Buslinie auf eine Bahn. Würden ALLE Fahrgäste, also auch der Bestand, als "Neu" in die Berechnung eingehen, wäre der KNF deutlich höher. Aber hier wird ja keine neue Linie gebaut, sondern eine bestehende ersetzt. Das die Linie sich dennoch rechnet, ist doch positiv.
Außerdem wird der jetzt schon positive KNF immer besser, je mehr Strecken gebaut werden, da sich die Fixkosten für die Wartungsstruktur auf immer mehr Linien verteilen. Die weiteren Linien wurden in der Betrachtung aber nicht berücksichtigt.
> Tatsache 4: der Ausbau der U-Bahn ist
> kostengünstig mit der U-Stadtbahn möglich! Die
> angeblich hohen Kosten sind für mich eine Lüge.
Schwachsinn, schwachsinn, schwachsinn. "Kostengünstig" ist hier die Lüge des Jahres. Nur mal so als Vergleich: Der DT5, der mit viel Mühe auf das zulässige Höchstgewicht abgespeckt wurde, kostet 3,5 Millionen pro 40m-Einheit. Eine 36m-Stadtbahn kostet gut 2 Millionen. Allein für den ersten Streckenabschnitt brauchen wir 14 Fahrzeuge, das macht eine Kostendifferenz von 21 Millionen Euro! Für den zweiten Abschnitt brauchen wir ca. 12 Fahrzeuge, macht nochmal 18 Millionen. Und das gilt nur, wenn man den DT5 so auf der Straße einsetzen könnte. Kann man aber nicht, dafür muß das Fahrzeug komplett anders konstruiert werden - angesichts der Probleme mit dem Gewicht sehr fraglich, ob das überhaupt geht. Und wenn, dann kostet es pro Stück bestimmt mehr als 3,5 Millionen!
Das heißt, allein die Fahrzeugmehrkosten würden die Kostenersparnis für weniger gebaute Strecken schon wieder raushauen.
Ein neuer U-Bahn-Betriebshof müßte übrigens auch gebaut werden, Barmbek ist voll. Aber den gibt es sicher geschenkt...
Außerdem müßte man 1m hohe Bahnsteige in den Straßenraum bauen - das sieht bestimmt toll aus und ist eine echte Aufwertung des Straßenraums.
> Nur die Querlinie ist nicht U-Stadtbahn-tauglich,
> aber:
Nichts ist U-Stadtbahn-tauglich.
>
> Tatsache 5: auf der Querlinie könnte man mit
> XXL-Bussen den künftigen Fahrgastandrang sehr wohl
> noch bewältigen. (s. Planfeststellungsunterlagen)
Klar, XXL-Busse sind eine tolle Innovation, die muß man unbedingt fördern. Zumal die so unglaublich günstig im Betrieb und Unterhalt sind. 75L Diesel pro 100 Kilometer sind ein guter Wert für die Zukunft.
>
> Tatsache 6: Mit Ampelbeschleunigung und einigen
> Busspuren dort, wo es sich immer staut kann die
> Querlinie für einen Bruchteil der Stadtbahnkosten
> zu einer hochwertigen Buslinie ausgebaut werden
> und fast den gleichen Nutzen haben.
Busspuren erhöhen nicht die Kapazität eines Busses. Und trotz eigener Busspur neigt die 5 immer noch zur Pulkbildung. Auch den Fahrern ist es für ihre Bezahlung egal, ob sie eine Busspur haben oder nicht. Und trotz allem nimmt die Busspur dem MIV genausoviel Platz weg wie eine Stadtbahntrasse, aber erzeugt nicht die gleichen Umsteigerzahlen, weil trotz allem der Schienenbonus fehlt. Ergebnis: Mehr Stau! Die Stadtbahn erzeugt durch die Umsteiger eine Entlastung auf den Straßen, der Bus nicht.
>
> Tatsache 7: Hochbahn-Chef Elste hat 2008 bei der
> Vorstellung der U-Stadtbahn vor den
> Bürgereinsprüchen bei einer Niederflurstadtbahn
> gewarnt und eindringlich für die U-Stadtbahn
> geworben. Ohne Not hat die GAL auf der
> Niederflurbahn bestanden und damit dem Ausbau des
> ÖPNV in Hamburg Schaden zugefügt. Denn dass es
> Widerstand gegen die Stadtbahn geben würde, das
> hat sie gewusst. (Ich behaupte, dass eine
> U-Stadtbahn nach Steilshoop heute schon
> planfestgestellt wäre und der Bau 2011 ohne
> Diskussion begonnen hätte.)
Vergiß die U-Stadtbahn, die ist ein Hirngespinst. Würde in Hamburg jetzt die U-Bahn neu gebaut, dann wäre sie sicher als U-Stadtbahn ausgeführt worden, die höheren Tunnelbaukosten wegen des größeren Profils würde man da in Kauf nehmen. Aber vor 100 Jahren war das kein Thema, und wird es jetzt realistisch betrachtet auch nie mehr werden.
Und alles andere als eine Niederflurstadtbahn wäre kompletter Schwachsinn. Man bestellt doch heute auch keine Hochflurbusse mehr.
Und das Elste 2008 für die U-Stadtbahn warb, lag nur darin begründet, das er sich vor einem anderen Betreiber für die Stadtbahn gefürchtet hat. Seitdem klar ist, daß die Hochbahn auch die Stadtbahn betreiben darf, hat er das Wort U-Stadtbahn nicht wieder erwähnt...
>
> Tatsache 8: der Senat hat sich in seiner Vorlage
> jetzt schon von einer schnellen Umsetzung der
> Stadtbahn verabschiedet!! Nur noch 28 Kilometer
> statt 52 in mehr als zehn Jahren. Keiner von euch
> hat dazu was geschrieben. Rechnet doch mal nach.
> Wenn erst Osdorf kommt, dann fährt auf der M5
> frühestens 2023 eine Bahn. Obwohl da heute schon
> der Weltuntergang sein soll. Wenn es umgekehrt
> kommt, dann fährt vor 2025 keine Bahn nach Osdorf
> (weil 28 Kilometer nicht für M5 und Osdorf
> reichen). In 15 Jahren!
das Tempo ist politisch bedingt, weil die Belastung durch den Bau für den Haushalt begrenzt bleiben soll. Bei der aktuellen Planung steigt die jährliche Belastung des Haushalts nie über 47 Mio Euro. Klar kann man schneller bauen, wenn man mehr Geld ausgibt. Aber alle schreien ja jetzt schon Zeter und Mordio wegen der Summen, kein Wunder also, daß der Plan gestreckt wird.
Aber wieso reichen 28KM nicht für Osdorf und M5? Die Strecke nach Altona sind 14, dann sind noch 14 für die anderen beiden übrig. Sollte nach meiner Kenntnis reichen. Und dann ist die M5 ungefähr 2016 auf Stadtbahn umgestellt - ich weiß nicht genau, wann die XXL aus dem Betrieb rausgehen, aber das müßte so um die Zeit sein.
>
> Tatsache 9: die Behauptung, dass man mit der
> Stadtbahn schnell und kostengünstig den Nahverkehr
> verbessert, ist also ein Witz! An einigen wenigen
> Stellen passiert etwas und das im Schneckentempo.
> Es muss aber jetzt etwas passieren. Wenn man nicht
> 14 Kilometer Bramfeld Altona baut sondern Barmbek
> -Bramfeld und Emilienstraße - Osdorf dann kostet
> das das gleiche, aber beides kann 2019 fertig
> sein. Der Betrieb ist billiger, die Fahrgäste
> kommen schneller und umsteigefrei in die Stadt.
Genau, wir bauen zwei kleine Teilstrecken. Ups, dann brauchen wir ja zwei Betriebshöfe - kein Problem, kann sich die Hochbahn ja wohl leisten. Ach Mist, wir haben ja gar keine geeigneten Flächen entlang der Strecken - kein Problem, die kaufen wir an, das Geld findet sich auch noch im Haushalt.
Es gibt einfach gewisse Sachzwänge, z.B. den, daß man aus Kostengründen mit einem Betriebshof auskommen will. Und wenn das so ist, dann ist nunmal auch eine Strecke vonnöten, die alle anderen Strecken miteinander verbindet. Und wenn man dann auch noch das Glück hat, das auf dieser Verbindungsstrecke ein stark ausgelasteter Bus fährt, der beweist, daß diese Strecke auch eine entsprechende Nachfrage besitzt, dann wäre man doch mit dem Klammerbeutel gepudert, diese Strecke nicht zuerst zu bauen.
Natürlich wäre es toll, alle Strecken auf einmal zu bauen, aber wie bitte soll denn in der Zeit die Verkehrsplanung aussehen? EINE Hauptstrecke kann man immer mal umfahren, ist ja bei Straßenbaumaßnahmen auch immer wieder notwendig, aber quer durch die ganze Stadt und auf mehreren Haupteinfallachsen - wie soll das denn funktionieren?
>
> Tatsache 10: die Strecken nach Uhlenhorst und
> Rahlstedt kommen bei diesem Tempo frühestens nach
> 2025. Die letzte Strecke würde 2035 eröffnet oder
> noch später, wenn man nicht genug Geld hat. Bei
> dem Preisanstieg werden die restlichen 24
> Kilometer nochmal eine Milliarde kosten. Die
> Stadtbahn kostet also zwei Milliarden.
Mit Preisanstieg - wahrscheinlich. Die aktuelle, sehr grobe Kostenschätzung geht von 1,5 für das Zielnetz aus.
Aber: Je weniger gequakt wird, je weniger gejammert und genölt wird, desto schneller könnte man bauen. Wenn hier nicht dauernd die Besserwisser und Bedenkenträger unterwegs wären, hätten wir schon 2001 die Bahn bekommen, und würden jetzt nur noch mit Kopfschütteln und Kommentaren wie "na ja, sie wußten es damals einfach nicht besser" auf die gleichgeartete Diskussion zurückblicken. Und uns daran machen, den nächsten Bauabschnitt zu planen, weil die ganzen Bezirkschefs auf der Matte stehen und hier und dort und da auch noch eine Strecke haben wollen.
>
> @Andre Loop: ich bin für deshalb auch für eine
> Volksabstimmung U-Stadtbahn oder Straßenbahn!
> Schnell endlich Klarheit schaffen. Jetzt die
> Stimmung nutzen, dass alle sagen, ja man müsste
> die Stadtbahn bauen, aber wir haben kein Geld.
Wir haben kein Geld, um auf die Bahn zu verzichten. Aber dieses Geld, das müssen ja unsere Kinder ausgeben, nicht wir. Wir würden jetzt erstmal sparen. Aber nachhaltig - das ist was anderes. Wenn das Dach leckt, kann ich mir auch den Dachdecker sparen - dafür muß ich dann später den Hausschwamm rausholen! Aber vielleicht ist das dann nicht mehr mein Haus, also warum Geld ausgeben?
Diese kleinkarierte und kurzfristige Denken ist echt zum K***** Habt ihr alle keine Zukunft? Alle schon in Rente und wollt einfach die letzten Jahre eure Ruhe haben, oder was? Ich verstehe das einfach nicht.