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Hamburgs ÖPNV im internationalen Vergleich
geschrieben von Alexander Lehmann 
Buona sera!

Da ich gerade im Rom weile und hier WLAN auf dem Zimmer habe, möchte ich mal das Forum mit einem Beitrag bereichern, zu der sicher fast jeder etwas beitragen kann. Es wird ja hier (und nicht nur hier) immer wieder an Hamburg allgemein und auch am Verkehrswesen herumgenörgelt, Hamburg sei so provinziell, agiere zu langsam und ist auch sonst irgendwie immer mindestens drei Register tiefer anzusiedeln als so viele andere Weltstädte.

Wie sieht es also in Rom aus?
Einwohnerzahl: 2,8 Mio.
U-Bahn-Linien (Metro): 2 (Linie B verzweigt sich kurz vor dem Ende in zwei Stummeläste, ähnlich wie bei uns Volksdorf, allerdings deutlich zentraler)
S-Bahn-Linien: 0
Vorortlinien: 8 (teils außerhalb Roms startend)
Straßenbahnlinien: 6
Buslinien: viele hundert
Taktung Metro: alle 3 Minuten, meiner Beobachtung nach durchgängig vom ersten bis zum letzten Zug
Taktung Vorortbahnen: gem. Reiseführer alle 15/alle 30 (keine eigenen Beobachtungen angestellt)
Betriebszeiten Metro: wochentags bis 23:30, fr./sa. bis 1:30
Wochenendnachtverkehr: nein (nicht mal Silvester!)
Haltestellenansage/-anzeige: Metro: Ansage ja, Anzeige nein; Tram+Bus: beides nein
Countdown-Anzeiger an Haltestellen: Metro: ja, Tram+Bus: nur an den wichtigen Haltestellen
Fahrplanaushänge: nein (teilweise an der Starthaltestelle vorhanden, aber nur teilweise und n u r an der Starthaltestelle)
Sauberkeit Fahrzeuge: in Ordnung
Zustand Fahrzeuge: saumäßig (es gibt faktisch keine nicht-beschmierten-Bahnen und nicht-zerkratzte Scheiben in sämtlichen Fahrzeugen einschl. Bus)
Ticketauswahl Stadtgebiet (vergleichbar Großbereich Hamburg): sehr klein (Einzelfahrt 1,50, Tageskarte 6,00, 3-Tage-Karte 16,50, Wochenkarte 24,00, Abos); keine Ermäßigungen z. B. für Kinder oder Kurzstrecken (Ermäßigung nur auf Abos)

Fazit: Richtig gut ist der sehr dichte Takt der Metro, allerdings muss man zeitig aufbrechen (Nachtbusse gibt es jedoch).
Richtig schlecht ist, dass es nur 2 städtische Schnellbahnlinien gibt, dafür aber wenigstens 6 Straßenbahnlinien (alle untereinander verknüpft).
Sehr schön ist das unfassbar dichte Busnetz, noch dichter als das in Hamburg, hier wird wirklich so ziemlich jede Ecke bedient. Alles andere dagegen ist bei uns besser, teils viel besser. Am eklatantesten ist der Fahrplan. Wir haben einen!! Bei den Bussen in Rom, zumindest den zentral startenden, habe ich immer wieder folgenden Eindruck erlangt, unabhängig von der Uhrzeit: Es wird so lange gewartet, bis drinnen keiner mehr umfallen kann, und dann fährt man einmal hin und zurück. Sehr viel besser finde ich bei uns auch den Zustand der U-Bahn-Haltestellen (Helligkeit, verarbeitete Farben, Wartegelegenheiten) und der Fahrzeuge.

Mein persönlicher Sieger im direkten Vergleich: Hamburg

Weitere Vergleiche von Städten mit 1 - 3 Mio. Einwohnern sehr gerne hier ergänzen!

Viele Grüße
Alexander
Dann mal Barcelona

° 7 U-Bahnlinien auf den Hauptrelationen, excellente Beschilderung, saubere Bahnhöfe und Züge
° Halbringlinie der U-Bahn durch die näheren Vororte im Bau
° Gut durchdachtes dichtes Busnetz (meist 2-stellige Liniennummern) mit Übersichtsplänen und Fahrplänen an den Haltestellen
° Fahrkosten preiswert (Fahrt Gesamtstadt ca. 1 €), einfaches System
° moderne Straßenbahnen im Norden und Süden, die jetzt über die "Diagonal" miteinander quer durch die Stadt verbunden werden.
° sogar eine "historische" Straßenbahn im Norden (Tibidao)
° dichtes Netz von Leihfahrräder-Stationen

Einwohner auch so um 2.000.000, allerdings auf nur knapp über 100 Qkm. (Hamburg = 747 Qkm), dadurch dichtere Besiedlung, kürzere Wege und gut ausgelastete öffentliche Verkehrsmittel

Fazit = mindestens 2:0 für Barcelona

Freundliche Grüße
Horst Buchholz - histor



2 mal bearbeitet. Zuletzt am 28.12.2012 00:11 von histor.
@histor:

Und ein sehr gutes Nachtnetz: Die Busse fahren zumeist alle 20 Minuten in Vororte, die vergleichbar sind mit Winsen, Buchholz, oder auch Pinneberg oder Norderstedt. Zudem beginnt der Nachverkehr der Busse schon sehr früh, ca. 1, 5 - 2 std vor der letzten Metro / Zug, so dass man immernoch ca. 2 std vor Einsetzen des Nachtbetriebes die Wahl hat Bus- oder Bahn zu fahren.
Dazu noch 10er und 50er Karten, mit denen man sehr günstig, im Schnitt 70 Cent pro Fahrt, fahren kann.

3:0 Barcelona.
Wie sieht es also in Wien aus?
Einwohnerzahl: 1,7 Mio.
U-Bahn-Linien (Metro): 5
S-Bahn-Linien: 9
Straßenbahnlinien: 29
Buslinien: um die 90
Taktung Metro: im Berufsverkehr 2 Minuten; 6-21 Uhr mindestens 5 Minuten, außerhalb des Nachtverkehrs mindestens alle 7,5 Minuten.
Taktung S-Bahn: 15 Minuten
Betriebszeiten Metro: wochentags 0:30
Wochenendnachtverkehr: ja, U-Bahn alle 15 Minuten
Haltestellenansage/-anzeige: Metro: Ansage ja, Anzeige ja; Tram+Bus: ja
Countdown-Anzeiger an Haltestellen: Metro: ja, Tram+Bus: nur an den wichtigen Haltestellen
Fahrplanaushänge: ja
Sauberkeit Fahrzeuge: gut
Zustand Fahrzeuge: gut
Ticketauswahl Stadtgebiet: sehr klein (Einzelfahrt 2,00, Tageskarte 6,70, 3-Tage-Karte 14,50, Wochenkarte 15,00, Monatskarte 45,00, Jahreskarte 365,00); diverse Ermäßigungen z. B. Jahreskarte Schüler/Azubis nur 60 €, Seniorenjahreskarte nur 224 €,



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 28.12.2012 09:54 von Herbert.
Zitat

saumäßig (es gibt faktisch keine nicht-beschmierten-Bahnen und nicht-zerkratzte Scheiben in sämtlichen Fahrzeugen einschl. Bus)

Als ich zuletzt in Rom war, sahen die Züge der Linie A superbe aus. Dafür war auf der Linie B jeder Quadratzentimeter vollgesprüht.
Von mir ein Beispiel zum anschauen und eins wegschauen...

London:

Einwohnerzahl: 8,2 Mio.
U-Bahn-Linien: 11 Underground (mit einigen gemeinsamen Abschnitte und vielen Ästen), dazu das DLR-System (keine Kennzeichnung der einzelnen Linien, 6 Routen)
S-Bahn-Linien (Overground): de-facto 4 (davon 2 mit Ästen, keine Kennzeichnung der einzelnen Linien)
Vorortlinien: dutzende (von 13 Kopfbahnhöfen ausgehend, dazu eine Durchmesserstrecke, eine weitere in Bau)
Straßenbahnlinien: 1 System (keine Kennzeichnung der einzelnen Linien, 4 Routen)
Buslinien: über hundert
Taktung Underground/DLR: HVZ alle 2-3 Minuten, tagsüber alle 3-4, abends alle 5-8, auf Aussenästen / Aussenstrecken seltener
Taktung Overground/Vorortbahnen: auf stark belasteten Strecken fast wie Undergound/DLR, am Stadtrand bis zu alle 30 Minuten (tagsüber/abends)
Betriebszeiten Underground/DLR/Overground: Mo-Sa bis 0:30, Sonntags bis 23:30
Wochenendnachtverkehr: nur Bus und einige Vorortzüge, Silvesternacht auch Underground (wenn sie denn nicht streiken)
Haltestellenansage/-anzeige: Schiene überwiegend ja, Bus überwiegend nein
Countdown-Anzeiger an Haltestellen: Schiene ja, Bus nur an wichtigen Haltestellen
Fahrplanaushänge: jein – häufig nur Angabe des Taktes, selbst wenn der z.B. nur alle „10-15“ ist
Sauberkeit Fahrzeuge: in Ordnung
Zustand Fahrzeuge: in Ordnung
Ticketauswahl: Breit und groß. Die meisten Fahrgäste bnenuzten Smartcard mit Zeitkarten- oder/und - Price-Capping-Funktion (Oyster), oder in Fernfahrkarte integrierte Tageskarte oder Innenstadt-Einzelkarte.

Fazit: Sowohl die Britische als auch die Londoner Regierung geben sehr viel Geld für den Londoner ÖPNV aus, und das merkt man. Das Netzt ist eng, die Kapazität hoch genug um auch Olymische Spiele zu verkraften, und insbesondere das Branding Weltmaßstab. Nur die Fahrpresie sind ein Hammer.

Mein persönlicher Sieger im direkten Vergleich: London. Hamburg ist auch gut, aber insbesondere wenn man bedenkt was in London in den letzten 10 Jahren gemacht wurde und immer noch gemacht wird, und das mal mit Hamburg vergleicht, finde ich London mittlerweile besser.

Cardiff:

Einwohnerzahl: 1.5 Mio (Metropolregion)
U-Bahn-Linien: keine
S-Bahn-Linien: keine
Vorortlinien: 1 System (keine Kennzeichnung der einzelnen Linien, 13 Äste, 9 Routen, nicht eletrifiziert und z.T. mit Schienenbusses bedient)
Straßenbahnlinien: keine
Buslinien: hunderte (dabei viele Liniennummern doppelt und dreifach vorhanden, auch bei sich berührenden Linien)
Taktung Vorortlinien: auf dem gemeinsamen Innenstadtabschnitt alle 5 Minuten, am Streckenende bis zu alle 60.
Betriebszeiten Vorortlinien: Mo-Sa bis 23:30, Sonntags einige Strecken ganz ohne Züge
Wochenendnachtverkehr: null, zero, nix, Taxis, illegale Taxis
Haltestellenansage/-anzeige: Vortortlinien teilweise, Bus gerade von einer auf zwei Linien verdoppelt
Countdown-Anzeiger an Haltestellen: Vortortlinien ja, Bus nur an wichtigen Haltestellen – und dann überwiegend nicht in Betrieb (nur Fahrplanangaben, nicht Echtzeit, was aber nicht bekanntgemacht wird)
Fahrplanaushänge: Vortortlinien Routenfahrplan. Bus teilweise – und dann häufig veraltet und falsch (und ohne Möglichkeit für den Fahrgast herauszufinden ob der Fahrplan stimmt)
Sauberkeit Fahrzeuge: in Ordnung
Zustand Fahrzeuge: in Ordnung
Ticketauswahl: immens, chaotisch und mit großen Lücken (da ein System pro Betreiber plus einige weniger teil-integrierte Tickets, kaum nutzbare keine Kleingruppenfahrkarten oder integrierte Zeitkarten)

Fazit: Weder die Britische noch die Walisische noch die Lokalregierungen geben viel Geld für den Cardiffer ÖPNV aus, und das merkt man. Es gibt ein paar gute Bus- und Bahnlinien aber ein Netz ist es einfach nicht. Es gibt auch keinen Verkehrsverbund.

Mein persönlicher Sieger im direkten Vergleich: Hamburg. Jedes kontinentale System ist besser als was einem in britischen Metropolregionen ausserhalb von London so angeboten wird. And now I’m even more depressed :(
Sind interessante Vergleiche und man merkt dass Hamburg garnicht so schlecht ist und wenn die Lücken Universität Hoheluft und Winterhude und S4 geschlossen wären sogar richtig gut. Lücken wie Bramfeld und Osdorf findet man in jeder Stadt. Auch Frankreich wird gern als Muster genannt aber wenn man vor Ort ist und es gibt ein zwei tolle Straßenbahnlinien und man will wohin wo die nicht fahren dann nimmt man doch schnell das Auto. Oder ÖPNV in US-Städten. In LA gibt es eine Stadtbahn aber auch große Bereiche wo die nicht fährt und die U-Bahn in Chicago ist viel zu klein mit 166 Kilometer für 2,7 Mio. Einwohner und einen Grund muss es haben dass es viele hochbelastete Buslinien bis zu 55.000 Fahrgästen in New York gibt. Was nützt es wenn eine Stadt eine Stadtbahn hat und die nur fünf Kilometer lang ist.... ÖPNV ist fast überall ein Stiefkind aber wenn man vergleicht dann schaut man nur auf die Rosinen wie München mit dem konsequent gebauten Netz oder Karlsruher mit der Regiostadtbahn.
Zitat
Alexander Lehmann
Wie sieht es also in Rom aus?

Rom ist so ziemlich das schlechteste Beispiel, das man wählen kann, denn es ist berüchtigt für seine grottige U-Bahn.

______

metrobits.org
Zitat: "Als ich zuletzt in Rom war, sahen die Züge der Linie A superbe aus. Dafür war auf der Linie B jeder Quadratzentimeter vollgesprüht."

=> Auf der Linie A scheinen ausschließlich Neubauzüge zu fahren, die sind in der Tat besser vom Zustand, aber auch nicht "toll". Auch hier mitunter beschmierte Züge und zerkratzte Scheiben, wenn auch nicht so eklatant wie bei den Altbauzügen der Linie B. Schön sind die Neubauhaltestellen der Linie B und zwei modernisierte Stationen der Linie A, u. a. Termini (optische Orientierung an den Neubauhaltestellen der Linie B).

Zu London: Nun ja, mit 8,2 Mio. Einwohnern sehe ich London in einer anderen Liga als Hamburg, aber das ändert nichts daran, dass das Londoner System TOP ist und auch schon weit vor Olympia war. Man gibt sich auch sehr viel Mühe, die wirklich alten Strecken barrierefrei zu modernisieren, was teilweise echt nicht einfach ist. Dafür hat London - trotz dieser Einwohnerzahl - keinen Wochenendnachtverkehr (Tube). Das finde ich nicht zeitgemäß, aber das ändert nichts daran, dass das Londoner System insgesamt wirklich toll ist (wenn auch viel zu teuer, und Umsteigewege sind mitunter sehr lang, was sicher dem Alter des Systems zuzuschreiben ist).

Zitat: "die U-Bahn in Chicago ist viel zu klein mit 166 Kilometer für 2,7 Mio. Einwohner"

2,7 Mio. ist ja dann quasi identisch mit Rom. Ich glaube, die zwei Linien in Rom kommen deutlich nicht auf 166 km!! (bin beide voll abgefahren)

Zitat: "Rom ist so ziemlich das schlechteste Beispiel, das man wählen kann, denn es ist berüchtigt für seine grottige U-Bahn."

Wusste ich nicht, spielte aber auch keine große Rolle bei meiner Betrachtung, da ich halt gerade in Rom bin und deswegen auch von hier berichten wollte.

Wer kann folgende Städte beisteuern? Amstedam, Paris, Madrid, Brüssel, Warschau, Prag

Gruß aus der Ewigen Stadt
Alexander
zu Madrid
kann man ähnlich beurteilen wie Barcelona - obwohl mit 6.000.000 Einwohnern eben eher in der London- / Paris- / Moskau-Klasse. Dichtes innerstädtisches Metro-System im ähnlichen Stil wie Barcelona. Teilweise noch mit Fahrkartenverkauf durch Menschen an den Stationen (wird aber zurückgefahren). Freundliche Tarifberatung durch Mitarbeiter der Metro am Flughafen. Ausgedehntes Metronetz in die Peropherie und außerdem S-Bahn (Cercanias). Sauber und gut beschildert und ebenso preiswert wie Barcelona. Ich war davon jedenfalls angetan.

siehe auch ---> hier

Freundliche Grüße
Horst Buchholz - histor
Prag (einige Zahlen, die man jetzt auch als mehrfacher Prag-Besucher nicht im Kopf hat, aus Wikipedia):

Einwohnerzahl: 1,24 Millionen
Fläche: 496 km²
U-Bahnlinien: drei Durchmesserlinien, die sich in der Innenstadt an drei Knotenpunkten kreuzen
S-Bahnlinien: 15 (+ einige Expresslinien), allerdings gibt es einige "S-Bahnlinien" auf Nebenbahnen, die man in Deutschland nicht unbedingt als S-Bahn bezeichnen würde; außerdem gibt es außer den 15 Linien fast keine weiteren Regionalzüge auf kürzeren Distanzen wie z.B. in Hamburg die RBs nach Ahrensburg/Bargteheide oder die MEs nach Lüneburg
Straßenbahlinien: 25
Buslinien: 176
Moldaufähren (auch Nahverkehr!): 5
Seilbahnlinien: 1 (auf den Petrin), mit normalen Nahverkehrstickets nutzbar, die größte Nutzergruppe dürften trotzdem Touris sein
Betriebszeiten: 05.00 - 24.00 Uhr
Nachtverkehr: einige Straßenbahn- und Buslinien
Taktzeiten: sehr unterschiedlich, Grundtakt der Metro dürfte so bei 3,5 Minuten liegen

Allgemein lässt sich sagen, dass der ÖPNV in Prag recht gut ausgebaut ist, außerdem sind die Ticketpreise für Touris sehr günstig und das Liniennetz recht einfach nachvollziehbar.

Dabei ist die U-Bahn logischerweise das schnellste Verkehrsmittel, wobei es einem zumindest so vorkommt, als hätte sie auf Grund der teilweise sehr großen Haltestellenabständen eine wesentlich höhere Durchschnittsgeschwindigkeit. Die älteren Stationen in der Innenstadt wirken manchmal etwas düster, es hält sich aber im Rahmen. Die neueren Stationen (vor allem an den beiden Außenästen der Linie B) sind eigentlich alle gut gelungen, oft auch mit Tageslicht. Eine Besonderheit des Prager Streckennetz sind die zahlreichen "oberirdischen Tunnel" (auch auf den Außenästen der Linie B anzutreffen), hier wurden oberirdische Brücken komplett eingehaust, sodass man nur über Glasfenster in der Einhausung rausgucken kann. Auf dem Tubus zwischen der letzten und der vorletzten östlichen Station der B, befindet sich dabei sogar ein Fuß- und Radweg. Sehenswert ist auch die Station "Vyserad" auf der C. Etwas lästig sind eigentlich auf fast allen Stationen der A und B, die langen Wege nach unten, hier ist die C wesentlich höher gelegen. Außerdem fahren die meisten neuen Fahrzeuge auf der C.

Während die U-Bahn hauptsächlich die Anbindung der Außenbezirke garantiert, ist die Straßenbahn in den zentraleren Bereichen das Hauptverkehrsmittel. Sie steht leider gerade in der Innenstadt recht häufig, ist aber trotzdem ein gut genutztes und wegen der hohen Dichte an Linien/Haltestellen im Zentrum ein durchaus praktisches Verkehrsmittel. Desweiteren ist sie außerhalb der Innenstadt auch häufiger über längere Distanzen auf eigenem Gleiskörper relativ schnell unterwegs. Sehenswert für Nahverkehrsfreunde ist hier die Schnellstrecke nach Barandov, so wie der bunte Fahrzeugpark.

Das Busnetz ist eigentlich recht übersichtlich und somit auch für Touristen gut nutzbar, allerdings sind sowohl einige Busse als auch Straßenbahnen nicht barrierefrei. Meistens handelt es sich um Solobusse.

Das S-Bahnnetz spielt innerstädtisch keine so große Rolle, ist aber im Stadtbereich auch mit Tagestickets nutzbar. Es werdem moderne Fahrzeuge "City Elefants" eingesetzt.

Von den Moldaufähren habe ich bis jetzt erst eine von der Innenstadt aus benutzt. Die Haltestellen sind schwer zu finden, da sie oft nur den Minimalstandard einer Bushaltestelle an einem Kai haben, spezielle Anleger gibt es nicht. So kann es auch mal passieren, dass man als einziger an einer Station aussteigen will, der Kapitän gar nicht richtig anlegt und man ca. 40 - 50 Zentimeter an Land springen muss.


Etwas störend ist die Bahnhofssituation in Prag. Der Hauptbahnhof ist zwar der wichtigste Bahnhof, trotzdem fahren längst nicht alle S-Bahnen von hier ab. Außerdem ist die Anbindung des Hbf an den ÖPNV zu kritisieren, da
- keiner der drei U-Bahnknotenpunkte am Hauptbahnhof liegt und somit nur die Linie C ihn anfährt
- der Fußweg zur Straßenbahn mindestens 500m beträgt (--> nicht ausgeschildert)
- direkt vor dem Bahnhof eine kreuzungsfreie Schnellstraße liegt.


Fazit: Trotz einiger Kritikpunkte ist der ÖPNV in Prag wirklich gut, allerdings teilweise schlecht mit Hamburg zu vergleichen und beim Thema Barrierefreiheit steht Hamburg eindeutig besser dar.
Hallo,

ich frage mich gerade, wie aussagekräftig es ist, Hauptstädte mit Hamburg zu vergleichen? Es wird doch im Ausland sicher auch so sein, dass in der Hauptstadt eher eine Finanzierung möglich ist, als in der zweitgrößten/Hamburg ähnlichen Stadt. Von daher doch ganz interessant, wie es da anderswo aussieht.


Grüße
Boris

PS: Barcelona trifft ja eigentlich auf das Kriterium zu, als Hauptstadt Kataloniens aber eben wiederum nicht. ;-)
Für Amsterdam kann ich jetzt zwar keine fundierte Analyse bieten, aber mein Eindruck bei meinen beiden Besuchen in der Stadt war sehr gut. Sehr dichtes Tram- und Busnetz mit sehr dichten Takten im Innenstadtbereich, die U-Bahn (Sowie die eine ergänzende U-Stadtbahn-Linie) spielt für Touristen kaum eine Rolle und dient eher dem Vorortverkehr. Die U-Bahn wird zur Zeit um eine Nord-Süd-Linie erweitert, enorm teuer und technisch aufgrund des morastigen Untergrundes extrem aufwendig, aber dafür werden sechs-stellige Passagierzahlen erwartet.
Amsterdam wirkte im großen und ganzen auf mich durchdachter und eher am tatsächlichen Bedarf orientiert, selbst in der Rush-Hour wirkten die Fahrzeuge nie überfüllt, Zustände wie auf der M5 sind dort undenkbar.
Zitat
Boris
Hallo,

ich frage mich gerade, wie aussagekräftig es ist, Hauptstädte mit Hamburg zu vergleichen? Es wird doch im Ausland sicher auch so sein, dass in der Hauptstadt eher eine Finanzierung möglich ist, als in der zweitgrößten/Hamburg ähnlichen Stadt. Von daher doch ganz interessant, wie es da anderswo aussieht.


Grüße
Boris

PS: Barcelona trifft ja eigentlich auf das Kriterium zu, als Hauptstadt Kataloniens aber eben wiederum nicht. ;-)

Letzteres sehr schön gesagt, auch wenn die Hauptstadt Kataloniens (aus spanischer Sicht) hier doch vergleichbar ist mit Hamburg, da Hamburg ja auch die Hauptstadt Hamburgs ist ;)
Ich persönliche finde das Hamburger Nahverkehrsnetz eigentlich ganz gut, jedoch finde ich das Netz Barcelonas viel besser, viel dichter und viel Kundenfreundlicher: In Puncto Kosten, in Puncto Taktung, und vor allem in Puncto Dichte. Das I-Tüpfelchen ist für mich der komfortable Nachtverkehr, der schon zwischen 22:00 und 22:30 parallel zum Tagesverkehr (Metro; Cercanias (Regionalzüge)) einsetzt, und auch hier einen durchaus dichten Takt aufweisen kann, selbst in Gegenden die weiter weg sind, vergleichbar mit Winsen, Buxtehude, von der Innenstadt aus betrachtet.
Stockholm wäre eine ganz interessante Vergleichsstadt, da auch sehr grün, mit ähnlicher Einwohnerzahl und durch das viele Wasser ähnlichen Bedingungen in Hinblick auf Tunnel etc.
Zitat
PAD
Stockholm wäre eine ganz interessante Vergleichsstadt, da auch sehr grün, mit ähnlicher Einwohnerzahl und durch das viele Wasser ähnlichen Bedingungen in Hinblick auf Tunnel etc.

Ich war gerade in den Hebstferien für ein paar Tage in Stockholm.

Den Takt der U-Bahn fand ich sehr gut, was auch daran liegt, dass in der Innenstadt mehrere Linien den gleichen Linienweg haben.

Lustig fand ich dabei nur, dass die U-Bahn im Linksverkehr fahren.

Die Züge, U-Bahn und Regionalbahnen waren modern und sauber.

Ich war überwiegend zufrieden mit dem Angebot dort. Einige Buslinien fahren dort selbst bis fast Mitternacht im 10 bzw. 15 Minuten Takt. Die meisten U-Bahnen-Linien fahren bis 21.30 Uhr im 10 Minuten Takt und danach bis Mitternacht (am Wochenende bis 1.00 Uhr) im 15 Minuten Takt, bis 1 Uhr Nachts ein 30 Minuten Takt gültig ist (am Wochenende ist der 30 Minuten Takt bis 6.00 Uhr gültig, denn die U-Bahnen fahren durch).
Da in der Innenstadt bei den Grünen-Linien(T19, T17, T18) drei Linien überschneiden, bei der blauen Linien (T10, T11) zwei Linien und bei den orangen Linien (T14 und T13) auch zwei Linien, kommen die Bahnen in der Innenstadt sehr häufig.

Die Regionalbahnen, dort Pendeltag, genannt, fahren meist alle 15 Minuten, was ich auch sehr gut finde. Abends besteht ein 30 Minuten Takt.


Hier eine Regionalbahn:


Hier die U-Bahn:




Hier ein Bus, die leider nicht immer barrierefrei sind:



Hier noch Bilder von der einzigen wiklichen Straßenbahn-Linie, die es in Stockholm gibt:





Wir brauchen mehr Investitionen in den ÖPNV! Damit noch mehr Leute mit den ÖPNV fahren- die Umwelt wird danken



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 30.12.2012 23:19 von Norderstedt.
Zitat
Mike
Rom ist so ziemlich das schlechteste Beispiel, das man wählen kann, denn es ist berüchtigt für seine grottige U-Bahn.

ach, das freut mich aber aus deinen fingern zu lesen :o)

kleine geschichte zu diesem thema: ich hatte auch mal versucht, vergleiche zu ziehen (allerdings mehr auf den preis und nur national): je mehr ich mich mit dem thema auseinander gesetzt habe, desto mehr musste ich erkennen, das man keine vergleiche objektiv ziehen kann.

alex hat zwar fast alle parameter aufgeführt und sich sehr viel mühe gegeben, nur ist der nahverkehr in jeder stadt historisch gewachsen - und damit unvergleichlich.


Der Hamburger Weg: [youtu.be]
Zitat
Norderstedt

Die Regionalbahnen, dort Pendeltag, genannt, fahren meist alle 15 Minuten, was ich auch sehr gut finde. Abends besteht ein 30 Minuten Takt.
Ich würde den Pendeltåg eher mit der S-Bahn vergleichen, Regionalzüge gibt es in und um Stockholm ja auch, der Pendeltåg aber wird spätestens mit dem Citytunnel die gleiche AUfgabe haben, wie hier die S-Bahn.
Zitat
Norderstedt
Hier noch Bilder von der einzigen wiklichen Straßenbahn-Linie, die es in Stockholm gibt:
Stockholm ist ja gerade erst wieder dabei, die Straßenbahn wieder einzuführen, da ist man dort schon einen Schritt weiter als hier.
Zitat
Rycon

alex hat zwar fast alle parameter aufgeführt und sich sehr viel mühe gegeben, nur ist der nahverkehr in jeder stadt historisch gewachsen - und damit unvergleichlich.

Gebe ich Dir einerseits recht, andererseits bietet so eine Argumentation dann natürlich auch Raum zu sagen "Warum uns mit anderen Städten vergleichen, ist ja alles historischen gewachsen dort, hier eben auch, dann brauchen wir ja kaum / nichts verändern!". Ich bin der Meinung man sollte genau das tun, sich mit anderen System vergleichen, denn in solchen Vergleichen findet man für sich das positive im eigenen System und auch das positive in anderen System, was man eventuell adaptieren kann / könnte. Natürlich ist es müßig zu sagen "Die und die Stadt hat so ein tolles U-Bahnnetz, das bauen wir uns auch hier so hin" (erstens wäre soetwas reine Fantasie, zweitens von der Finanzierung her utopisch)
Man muss bei Nahverkehrssystemen im Vergleich, für sein eigenes ja nicht immer das negative nehmen (was hierzulande ja gerne getan wird). Ich persönlich bin zum Beispiel froh, dass wir in Hamburg nicht so viel Verkehr, bei gleichbleibendem Nahverkehrsstrukturen haben, wie in New York haben (das besiedelte Stadtgebiet New Yorks, Wasserflächen zählen hier bei raus, ist im übrigen nur unwesentlich größer als Hamburg: NYC 789,4 km² zu 755,2 km²), dennoch finde ich es schade hier nicht so ein großflächiges Nachtverkehrsnetz wie in Barcelona zu haben, bei dem man auch des Nachts bequem und allzeit (höhere Taktung) nach Hause kommt.
Zitat
Pille
Gebe ich Dir einerseits recht, andererseits bietet so eine Argumentation dann natürlich auch Raum zu sagen "Warum uns mit anderen Städten vergleichen, ist ja alles historischen gewachsen dort, hier eben auch, dann brauchen wir ja kaum / nichts verändern!". Ich bin der Meinung man sollte genau das tun, sich mit anderen System vergleichen, denn in solchen Vergleichen findet man für sich das positive im eigenen System und auch das positive in anderen System, was man eventuell adaptieren kann / könnte. Natürlich ist es müßig zu sagen "Die und die Stadt hat so ein tolles U-Bahnnetz, das bauen wir uns auch hier so hin" (erstens wäre soetwas reine Fantasie, zweitens von der Finanzierung her utopisch)

Stimme ich absolut zu! Ein Beispiel dafür, dass Vergleiche ja auch was bringen kann, wäre das Karlsruher Modell. Da haben schließlich auch mal Kasseler/Saarbrückener das Karlsruher System mit ihrem eigenen verglichenen und daraufhin das auf ihre Stadt zugeschnittene Modell gebaut, das fast alle zufrieden stellt.
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