Hallo,

ich habe folgendes Problem: Es geht um eine Fahrt mit einem Dauer Spezial- Ticket mit Zugbindung, bei dem man zunächst mit einem ICE fährt und dann mit einem IC. Wenn man den IC durch eine Verspätung des ICE verpasst, ist der nächste Zug ein ICE, der eine teilweise andere Strecke fährt, die allerdings näher ist und keine Schnellfahrstrecken enthält, dieser ICE ist jedoch in der Regel deutlich voller als dieser IC. Es geht mir nicht um diesen konkreten Fall, sondern allgemein um diese Frage.
Da meine Frage: Dürfte man in so einem Fall diesen ICE nehmen, wenn man am Servicepoint sich die Verspätung hat abzeichnen lassen? Und was wäre, wenn der verpasste Zug ein Regionalzug wäre? Dürfte man dann den nächsten Zug nehmen, auch wenn das ein IC oder ICE wäre? Dass man Pech gehabt hat, wenn man das Verpassen eines Zugs selbst verschuldet, ist klar. Es geht mir aber darum, was ist, wenn es durch eine Zugverspätung ausgelöst wurde.
Vielen Dank für Antworten!
Ja, das geht. Leider in der Praxis nicht ganz so reibungslos und selbstverständlich wie es das Kundenrecht nach BGB und Ansprüche an ein modernes Dienstleistungsunternehmen erwünschen lässt.

Mit dem Verkauf des Fahrscheins ist ja für die Bahn grundsätzlich die vertragliche Pflicht entstanden, Dich zu Deinem Fahrziel zu transportieren und das zunächst zu den vereinbarten Konditionen. Wenn sie es nun selbst zu verschulden hat, daß dies nicht klappt, weil der Anschlußzug nicht erreicht wurde, wird quasi aus dem vereinbarten Ankunftstermin der schnellstmögliche nächste.

In meinem Fall sah es zuletzt so aus:
- vorgesehene Fahrtstrecke: Lübeck Hbf. - Büchen mit RB, Büchen - Berlin mit EC
- RB hatte bereits in der Ankunft ca. 10 min Verspätung, Umsteigezeit in Büchen 8 min
- nächster EC ab Büchen nach Berlin: 4 Stunden später
- nächste Verbindung von Lübeck nach Berlin: mit RE und ICE über Hamburg, kostet allerdings 71 statt 49 Euro.

Auskunft am Servicepoint in Lübeck nach 10-minütiger Rücksprache mit Fahrdienstleitung:
- EC wird Verspätung nicht abwarten, man könnte es probieren, aber besser nicht.
- Ich erhielt eine Verspätungsbescheinigung.
- Nächste Verbindung über Hamburg wurde zwar nochmal genannt, aber laut Fahrdienstleitung nicht freigegeben für mein Ticket.
- Ich sollte es halt probieren und dem Schaffner im ICE klar machen.

Das Risiko, damit nicht durchzukommen und nochmal zum bisherigen Fahrpreis 71 Euro dazu zu zahlen, erschien mir aber zu groß, also nochmal ins Reisezentrum.
- Mitarbeiterin im Reisezentrum sah sich den Fall an und meinte, sie könne das auch nicht entscheiden.
- Erst auf meine Rückfrage, ob es vielleicht jemanden gäbe, der dies entscheiden könnte, ging sie in den hinteren Bereich, kam wenig später zurück und notierte auf meinem Ticket, daß dies für die Fahrt mit ICE über Hamburg freigegeben sei.

Das Ganze war doch ziemlich lästig, meine Ansprüche an einen modernen Dienstleister, dem ich einen nicht unerheblichen Preis für seine Dienste zahle, beinhalten nicht, daß ich mich lange nach dem zuständigen Mitarbeiter durchfragen muss.

Aber, um auf Deine Frage zurückzukommen: es geht und ist Dein gutes Recht.
OK, danke. Ja, was du bzgl. modernem Dienstleistungsunternehmen sagst, da kann ich dir nur zustimmen. So etwas wie dir am Lübecker Bahnhof passiert ist, kann sich kaum ein Unternehmen erlauben. Man weiß natürlich nie, auf wen man so trifft, das ist klar. Es sollte selbstverständlich sein, dass man in einem solchen Fall wie deinem den ICE Hamburg- Berlin verwenden darf.

Ich wäre bei dieser Verbindung zu 100 % davon ausgegangen, dass der EC nicht wartet. Man hätte den in Büchen nur kriegen können, wenn der EC sowieso schon vor Büchen zu spät gewesen wäre. Ich hab es selbst in meiner Bahncard 100- Zeit, in der ich sehr viel gefahren bin, nie erlebt, dass ein Fernverkehrszug auf einen Nahverkehrszug wartet, es sei denn, der Fernverkehrszug ist der letzte Zug der jeweiligen Strecke. In gewisser Weise kann man dieses Verhalten der Bahn allerdings auch rechtfertigen, denn wenn ein Fernzug häufig auf verspätete Anschlusszüge wartet, dann kommt am Ende dabei raus, dass wieder 1.000 Nahverkehrszüge auf diesen Fernverkehrszug warten müssen. Und das ist ja dann auch nicht Sinn der Sache. Insofern hat es sicherlich seine Berechtigung, dass Fernverkehrszüge nicht auf Nahverkehrszüge warten. Aber das muß für den Kunden dennoch besser gestaltet werden. Wenn ein Nahverkehrszug an dem Ort, wo er eingesetzt wird, bereits 10 Minuten zu spät ist, ohne auf einen Anschluss warten zu müssen, ist das mehr als peinlich. Es ist mir vor Kurzem in Bremen passiert. Ich war auf dem Weg von zu Hause in Dortmund nach Nordenham, war dafür mit einem ICE von Dortmund nach Bremen gefahren. Und der Anschluss- Regionalexpress, der in Bremen eingesetzt wurde, war schon in Bremen 10 Minuten zu spät, weil der Zug aus der Gegenrichtung 10 Minuten zu spät war. Und auf dem Abstellgleis von Bremen Hbf wird bestimmt kein Ersatzzug, den man hätte verwenden können, bereitgestanden haben, klar. Gut, da wars jetzt nicht schlimm, weil Nordenham ein Sackgassenbahnhof ist sprich da gab es keine Anschlusszüge zu verpassen. Aber auf anderen Strecken, wo es 1000 Anschlüsse zu verpassen gibt, ist mir das auch schon passiert.
Optimal ist z. B. die Strecke Dortmund- Essen- Duisburg- Düsseldorf- Köln. Auf IC/EC/ICE- Züge, die von dieser Strecke kommen, wird in Dortmund und Köln gerne gewartet, wenn der Anschlusszug dafür nicht gerade 10 Minuten oder mehr warten muß. Auf ICs/ECs/ICEs, die aus Städten mit über 500.000 Einwohnern kommen, wird auch noch einigermaßen gerne gewartet.
Im konkreten Fall ging es übrigens um eine Fahrt von Mannheim nach Bielefeld (allerdings nicht für mich). Da gibt es eine Verbindung, wo man mit dem ICE nach Köln fährt, dort 9 Minuten Aufenthalt hat und in einen IC umsteigt. Wenn man diesen IC verpasst, ist der nächste Zug der ICE Köln- Berlin.
Im allgemeinen sind die Mitarbeiter gerade im Lübecker Reisezentrum an sich sehr hilfsbereit, letzten Endes hast du ja auch deine Verbindung über Hamburg Hbf nach Berlin bekommen. Leider ist so etwas immer ein Grenzfall und muß von Fall zu Fall entschieden werden.
Ansonsten könnte man sich ja gleich das billigere Ticket holen und auf Verspätung hoffen, die aufgrund von Bauarbeiten im Bereich Lübeck zur Zeit leider etwas häufiger auftreten.

Gruß
Grisu
Paul schrieb:
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> Ich wäre bei dieser Verbindung zu 100 % davon
> ausgegangen, dass der EC nicht wartet. ... In gewisser Weise kann
> man dieses Verhalten der Bahn allerdings auch
> rechtfertigen, denn wenn ein Fernzug häufig auf
> verspätete Anschlusszüge wartet, ...

Klar, ich hatte auch Verständnis für diese Entscheidung und hatte sie so erwartet. Auch wenn es ca. 20-30 Leute waren, die diese Verbindung nutzen wollen, ist es betrieblich sicher problematisch, selbst wenn man die Verspätung von ein paar Minuten sicher auf der Strecke auch wieder einfahren könnte.

Grisu schrieb:
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> Im allgemeinen sind die Mitarbeiter gerade im
> Lübecker Reisezentrum an sich sehr hilfsbereit,
> letzten Endes hast du ja auch deine Verbindung
> über Hamburg Hbf nach Berlin bekommen. Leider ist
> so etwas immer ein Grenzfall und muß von Fall zu
> Fall entschieden werden.

Ist ja auch in Ordnung, wenn sowas von Fall zu Fall entschieden werden muss. Und die Mitarbeiter in Lübeck waren ja auch alle freundlich und hilfsbereit, wenn man mal von der Dame im Reisezentrum ein bisschen absieht, die ich erst selbst auf die Idee bringen musste, jemanden zu fragen. Aber auch das kann ja mal passieren.

Was ich eher mit diesem Beispiel aufzeigen wollte, ist das grundsätzliche Problem, wo man solche Einzelfallentscheidungen ansiedelt. Traut man denn den Mitarbeitern am Servicepoint so wenig, daß man die Entscheidung nicht dort treffen lassen kann? Aus Sorge vor Mißbrauch, man könnte ja seinen Bekannten unberechtigte Upgrades verschaffen? Das mag im Einzelfall ja auch vorkommen, aber ein Massenphänomen, das die Umsätze einbrechen lässt, wird es wohl nicht sein. Stattdessen hat man so Tag für Tag frustrierte Kunden, die die Ohnmacht vor einem Großkonzern erleben.

Im Idealfall stelle ich es mir so vor, daß die Mitarbeiter am Servicepoint mir einen Zettel ausdrucken, auf dem eine Ersatzverbindung steht und gleichzeitig die Genehmigung zur Nutzung derselben. Reservierungen könnten dann auch gleich noch auf diese Ersatzverbindung übertragen werden. Und wenn man dann ein kurzes Wort der Entschuldigung mit aufdruckt oder sogar einen Gutschein für ein Kaltgetränk, ist der Kundenservice perfekt.

Dadurch, daß man das System von Vordrucken auf EDV umstellt, kann man einen möglichen Mißbrauch im übrigen viel besser vermeiden, in dem man die Möglichkeit eines nachträglichen Controllings hat. Wenn nun jemand zu untypischen Zeiten überdurchschnittlich viele Bescheinigungen ausstellt, kann man immer noch kritisch nachfragen.

> Ansonsten könnte man sich ja gleich das billigere
> Ticket holen und auf Verspätung hoffen, die
> aufgrund von Bauarbeiten im Bereich Lübeck zur
> Zeit leider etwas häufiger auftreten.

Irgendwie kommt es mir so vor, als würden viele bei der Bahn so denken. Ein gewisser Grundverdacht: "Hilfe, der Fahrgast könnte uns über den Tisch ziehen wollen." Im Bemühen, diesen Mißbrauch zu verhindern, bleibt der Kundenservice auf der Strecke.
Offiziell ist das vielleicht ein Grenzfall, aber eigentlich ist es eine klare Sache. Wenn der nächste EC in Büchen erst 4 Stunden später kommt, dann muß er den Hamburg- Berlin- ICE nehmen dürfen. Man kann ihm ja nicht sagen, fahren Sie mit dem Regionalzug oder warten Sie 4 Stunden, wenn er ein Fernverkehrsticket gebucht hat. Schon bei 2 Stunden ist das unzumutbar.
Auf diese Weise zu betrügen, halte ich für sehr schwierig. Da muß man sich eine passende Verbindung konstruieren, bei der man fast schon Gift darauf nehmen kann, dass der Anschluss verpasst wird, und der nächste Zug danach muß ein ICE sein. Außerdem muß man bedenken, dass dein Ticket 49 Euro kostete. Das ist nicht unbedingt die typische Betrügersumme. Wenn ich will, kann ich sogar ICE- Tickets von Dortmund nach München für 29 Euro kriegen. 49 Euro von Lübeck nach Berlin ohne ICE ist von daher nicht unbedingt der typische Betrügerpreis.
Also ich denke mal intern wird man schon eine kundenfreundliche Lösung finden wie es in dem Fall ja auch geschehen ist. Nur offiziell tut sich die Bahn immer etwas schwer damit die Ausnahme keine Regel wird. Kulanz klingt

Gruß
Grisu
Wie Lopi2000 schon andeutete, es geht eigentlich nur darum das die Bahn endlich klare und eindeutige Regelungen erlässt. Die derzeitige Situation ist nämlich nicht nur ein Problem für Fahrgäste, sonder auch für Bahnmitarbeiter die regelmäßig mit unzufriedenen Kunden zu tun haben und vom Bahnvorstand im Stich gelassen werden...

Christian
> > Ansonsten könnte man sich ja gleich das
> billigere
> > Ticket holen und auf Verspätung hoffen, die
> > aufgrund von Bauarbeiten im Bereich Lübeck
> zur
> > Zeit leider etwas häufiger auftreten.


Es wäre für die Bahn sehr einfach, dies zu vermeiden. Einfach den Fahplan mit realistischen Fahrzeiten planen. Und bei Bauarbeiten heißt das, die längeren Fahrtzeiten z.B. durch einen Sonderfahrplan berücksichtigen.
Man kann doch nicht Bauarbeiten vornehmen, und weiterhin fleißig Tickets für Verbindungen verkaufen, die wg. Bauarbeiten nicht möglich sind.



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