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Stuttgart 21: Verträge sind unterschrieben
geschrieben von BahnInfo-Redaktion 
Eines der umstrittensten Neubauprojekte in der Eisenbahngeschichte soll nun definitiv kommen: Stuttgart21, der dortige Sackbahnhof soll zu einem Durchgangsbahnhof ausgebaut und Teil der Neubaustrecke Wendlingen - Ulm werden. Diese wiederum gehört zur europäischen Eisenbahnverbindung von Paris in Frankreich nach Bratislava in der Slovakei. Rund drei Milliarden Euro sollen investiert werden. 1,3 mrd Euro von der Deutschen Bahn AG, 1,2 mrd Euro von der Bundesrepublik Deutschland, 370 mio Euro vom Land Baden-Württemberg und weitere Gelder fließen vom Verband Region Stuttgart, von der Landeshaupststadt Stuttgart selbst sowie vom Flughafen Stuttgart.

"Damit sind alle Weichen für das Jahrhundertprojekt gestellt", so der Baden-Württembergische Ministerpräsident Günther Oettinger (CDU). Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee (SPD) ist "zuversichtlich, daß die Bauarbeiten im Jahr 2019 abgeschlossen sind".

Ob es bei drei Milliarden Euro bleibt, ist fraglich. Verkehrsökonom Martin Vieregg prognostiziert eine Kostensteigerung auf 6,9 bis 8,7 Milliarden Euro. Das Gutachten wurde vom Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland (BUND) und von der Partei Bündnis90/Die Grünen in Auftrag gegeben. Der Bundesrechnungshof geht von 5,3 Milliarden Euro Baukosten aus. Der Verkehrsclub Deutschland e.V. sowie der Fahrgastverband Pro-Bahn e.V. haben gemeinsam ein Alternativprojekt vorgeschlagen, das den Titel "Kopfbahnhof" trägt und ohne den Umbau zu einem Durchgangsbahnhof auskäme. Näheres gibt es auf deren Internetseite.

"Vor über 10 Jahren sollte sich das gigantische Tunnelprojekt durch Grundstückserlöse selbst finanzieren, doch tatsächlich soll nun der Steuerzahler die Hauptlast tragen - ganz abgesehen von den Baukostenrisiken, die in den offiziellen Zahlen nicht enthalten sind.

Für die Bahnfahrer wird ein leistungsfähiger Hauptbahnhof amputiert und in halber Größe in den Untergrund verlegt - Stuttgart ist zukünftig für Bahnfahrer nicht mehr sichtbar, sondern nur noch eine Untergrund-Zwischenstation während der Fahrt durch lauter Tunnels", so der VCD-Landesvorsitzende Baden-Württemberg Matthias Lieb.

Bild: Der Stuttgarter Hauptbahnhof in seiner bisherigen Form wird nicht mehr existieren. Urheber: Klaus Enslin, Lizenz: GNU-FDL



Artikel geschrieben von Stefan Hennigfeld



2 mal bearbeitet. Zuletzt am 06.04.2009 20:06 von Forummaster Südwest.
BahnInfo-Redaktion schrieb:
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> von Paris in Frankreich nach Bratislava in Rumänien.

Huch, ist Rumanien expandiert und hat Ungarn gleich mit überrannt? ;-)

Bratislava ist die Hauptstadt der Slowakei.
Danke für den Hinweis, da schlief die Geografie-Abteilung des zuständigen Gehirns ;)

--
Clemens Kistinger
Eisenbahnjournal Zughalt.de
Jetzt müsste nur noch der Text korrigiert werden...
Ist hiermit geschehen... ;)
BahnInfo-Redaktion schrieb:
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>
> Für die Bahnfahrer wird ein leistungsfähiger
> Hauptbahnhof amputiert und in halber Größe in den
> Untergrund verlegt - Stuttgart ist zukünftig für
> Bahnfahrer nicht mehr sichtbar, sondern nur noch
> eine Untergrund-Zwischenstation während der Fahrt
> durch lauter Tunnels", so der
> VCD-Landesvorsitzende Baden-Württemberg Matthias
> Lieb.


Statt in Panik zu verfallen, sollte sich der VCD-Landesvorsitzende Baden-Württembergs Matthias Lieb mal eine Bahnfahrt in die Hauptstadt gönnen. Der Lehrter Bahnhof ist gut dimensioniert, spart oberirdisch viel Platz ein und Berlin wird von den Fahrgästen trotz Fahrt durch den Untergrund immer noch gern besucht.
Stuttgart 21 bleibt ein überflüssiges Projekt. Heinz Dürr, ehemaliger Vorstandsvorsitzender der Deutschen Bahn AG und auch einer der Geburtshelfer von Stuttgart 21: "Notwendig isch's eigentlich gar nicht."

In Panik ist der VCD-Landesvorsitzende Baden-Württembergs Matthias Lieb bestimmt nicht verfallen, wenn er darauf hinweist, dass durch Stuttgart 21 ein bestehender "leistungsfähiger Hauptbahnhof amputiert und in halber Größe in den Untergrund verlegt" wird. Selbst nach Vertragsunterzeichnung (unter Vorbehalt der Kosten gibt es weiterhin Ausstiegsklauseln) wurden schon andere Projekte wieder aufgegeben - weil sie zu teuer wurden. Es besteht auch kein Grund für einen Abriss und Neubau des Stuttgarter Bahnknotens, wie es ihn in Berlin nach jahrzehntelangem Verfall der Bahnanlagen / Kopfbahnhöfe gab.

Die Stadt "Stuttgart ist zukünftig für Bahnfahrer nicht mehr sichtbar, sondern nur noch eine Untergrund-Zwischenstation während der Fahrt durch lauter Tunnels." So ist das aufgrund der Mittelgebirgslage Stuttgarts im Talkessel. Die Züge werden bei Stuttgart 21 bereits weit vor dem Stadtzentrum in diverse Tunnels (insgesamt ca. 33 km) geführt. Das ist mit dem rund 3 km kurzen Berliner Nord-Süd-Fernbahntunnel überhaupt nicht vergleichbar, wo erst unmittelbar vor Hbf bzw. Bf Potsdamer Platz am Stadtkern abgetaucht wird. Im Gegensatz zur Stuttgarter Planung verfügt der Berliner Hbf. mit der (oberirdischen) Stadtbahn außerdem über eine zweite Anbindung. Die zukunftssichere Leistungsfähigkeit von Stuttgart 21 wird dagegen bereits heute bezweifelt.

Da sich das Tunnelprojekt nicht mehr wie am Anfang der Planung versprochen durch Grundstückserlöse selbst finanziert, sondern nun der Steuerzahler die Hauptlast trägt, hat der krampfhafte Zweckoptimismus bei Stuttgart 21 erst recht ein "Geschmäckle."

> Ob es bei drei Milliarden Euro bleibt, ist
> fraglich. Verkehrsökonom Martin Vieregg
> prognostiziert eine Kostensteigerung auf 6,9 bis
> 8,7 Milliarden Euro. ...
> Der Bundesrechnungshof geht von 5,3
> Milliarden Euro Baukosten aus.
Eine Menge Geld, das woanders in Bund, Baden-Württemberg und Stuttgart dann fehlt.

Wegen des unberechenbaren Faß ohne Boden Stuttgart 21 wurde ein ...
> Alternativprojekt vorgeschlagen, das den Titel
> "Kopfbahnhof" trägt und ohne den Umbau zu einem
> Durchgangsbahnhof auskäme.
Link: Kopfbahnhof 21

Im Gegensatz zur Berliner Situation 1990 besitzt Stuttgart einen seit langem funktionsfähigen 16-gleisigen Hauptbahnhof. Wenn man die Leistungsfähigkeit verbessern möchte, genügt ein Umbau der Einfahrtsituation, also des vorhandenen Tunnelgebirges aus Überwerfungsbauwerken, Rampen, Brücken, und möglicherweise eine Ergänzung des Rosensteintunnels. Das Wenden der ICE-Züge ist in Stuttgart genauso wenig ein Problem wie in Frankfurt/Main, wo die Tunnelplanung Frankfurt 21 zurecht wieder aufgegeben wurde.

Beim Stuttgarter Hauptbahnhof handelt es sich um den letzten großen Neubau eines Kopfbahnhofes in Deutschland. Der Bau wurde 1911/14 von der Württembergischen Staateisenbahn begonnen und 1928 von der Deutschen Reichsbahn fertiggestellt. Das architekturgeschichtlich international bedeutende Bauwerk ("erster Großstadt-Bahnhof der »Moderne«") ist in seinem Fortbestand nun gefährdet.
Reichlich bebilderter Link: Der Stuttgarter Hauptbahnhof, mit virtuellem Rundgang / Geschichte

Argumentativ wird Stuttgart 21 immer mit der Neubaustrecke Stuttgart - Ulm und dem Flughafen verknüpft. Die Airport-Anbindung ist aber trotz Stuttgart 21 mißglückt, die Neubaustrecke Stuttgart - Ulm könnte genauso gut in den vorhandenen Hbf eingebunden werden.
Prinz Eisenherz schrieb:
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> Im Gegensatz zur Berliner Situation 1990 besitzt
> Stuttgart einen seit langem funktionsfähigen
> 16-gleisigen Hauptbahnhof.

Würde ein Ersatzneubau, gleich welcher Art, auch 16 Gleise benötigen?

> Das Wenden der ICE-Züge ist in
> Stuttgart genauso wenig ein Problem wie in
> Frankfurt/Main, wo die Tunnelplanung Frankfurt 21
> zurecht wieder aufgegeben wurde.

Merkwürdigerweise kam man von Kopfbahnhöfen erst ab, nachdem so gut wie alle Züge durch Steuer- bzw. Triebwagen wendefähig waren.
Verbindungen von Kopfbahnhöfen wurden meist nur für S-Bahnen realisiert, die Vorteile einer Lösung für alle Züge dürften in keinem Verhältnis zum Mehraufwand gestanden haben.

Berlins Straßen sind zu eng, um sie nur dem MIV zu opfern!
dubito ergo sum schrieb:
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> Würde ein Ersatzneubau, gleich welcher Art, auch
> 16 Gleise benötigen?

Wenn man mal bedenkt, dass der Hamburger Hauptbahnhof mit 8 Fernbahngleisen (+ 4 S-Bahn-Gleise, aber die sind in Stuttgart m. W. ja auch separat) auskommt, sollte man annehmen, dass Stuttgart 21 ebenso mit 8 Gleisen gut auskommen müsste. Schon so habe ich immer das Gefühl, dass in Stuttgart eher selten mal mehr als die Hälfte aller verfügbaren Gleise gleichzeitig benötigt werden.

Viele Grüße
Alexander
7. Juni 2009 - Kommunalwahlen in Baden-Württemberg:

Die Welt meldet:

"Stuttgart 21" zieht CDU und SPD nach unten

"Als Hauptgrund wird das geplante Milliardenprojekt Stuttgart 21 mit der Verlegung des Hauptbahnhofs unter die Erde angesehen. Die Grünen hatten sich an die Spitze der Projektgegner gesetzt und wollen die Baupläne nun doch noch kippen. Das "Wahnsinnsprojekt" werde offenbar von weiten Kreisen der Bevölkerung abgelehnt, sagte der Grünen-Fraktionschef im Landtag, Winfried Kretschmann."

-> Die Welt: "Stuttgart 21" zieht CDU und SPD nach unten

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Fahr lieber mit der Bundesbahn



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 08.06.2009 00:29 von Prinz Eisenherz.
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