Mario schrieb:
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> wird es wieder in Zukunft mehr Güterverkehr über
> die Schiene geben?
Ich denke schon. Aus dem einfachen Grunde, daß viele Firmen, die ja per Just-in-Time in den 1990er Jahren ihre Lagerkapazitäten auf die Straße verlagert hatten, inzwischen gemerkt haben, daß dann eine längere Vollsperrung einer Autobahn (z.B. weil mal wieder ein Lkw scharf links abgebogen ist [sprich: durch die Mittelleitplanke gekracht ist]), zu Produktionsausfällen führt, wenn die auf dem verunfallten Lkw befindliche Ware nun erst 2...3 Tage später eintrifft als geplant und bestellt.
> Die Spritpreise explodieren im Moment, die
> Benzinpreise und die LKW-Maut treiben die
> Transportkosten in die Höhe.
Solange ein Lkw und seine gesamten Kosten (Anschaffung, Unterhaltung, Personalkosten, Sprit, Maut...) billiger sind als ein Transport mit der (Bummel-)Bahn, wird dieses Argument kaum greifen.
Da die Bahn verpennt hat, rechtzeitig schneller Güterverkehrszentren an Knotenpunkten zwischen (Schienen-)Bahn und Autobahn zu errichten, wird es sich soooo schnell nicht ändern. Wenn es solche Güterverkehrszentren geben würde (beispielsweise an der dänischen Grenze mit direkten Destinationen in die größeren Zielgebiete), und diese Spezialzüge als komplette Wendezugeinheiten auch mit mehr als 100 km/h durch Deutschland rauschen würden, dann könnte man den "echten" Fernverkehr per Lkw sicherlich von den Autobahnen bekommen. Denn der ist für die vielen Staus und Unfälle von Lkw verantwortlich. Viele Lkw-Unfälle sind nämlich Fernverkehrsunfälle, weil die Fahrer einfach zu lange fahren. Hier müßte die Sicherheitstechnik stärker greifen und den Fahrer warnen, wenn er an die Lenkzeitgrenzen kommt (Pause, Tageslenkzeit) - und das so nervig, daß dies nur durch Einhalten der Pausen und Lenkzeiten abgestellt werden kann.
> Nun wird von Seiten
> der Politik gesagt, dass wieder mehr Güter über
> die Schiene transportiert werden sollen. Es wurden
> aber vielen kleinen Güterkunden der DB durch
> Mora-C gekündigt und wurden nicht durch
> Privatbahnen ersetzt. Viele Gleisanschlüsse wurden
> sofort abgebaut, so dass kein Bahnbetrieb mehr
> möglich ist. Werden in Zukunft wieder viele
> Kleinkunden, wie z.B. einige Landmaschinenhändler
> auf die Privatbahnen zurückgreifen,wird es wieder
> mehr Güterannahmestellen geben, werden wieder
> abgebaute Gleisanschlüsse reaktivert, was meint
> Ihr(ich persönlich glaube nicht daran)?
Daran glaube ich auch nicht. Zumal ein sinnvoller Eisenbahnanschluß immer zuviel Platz auf den Firmengrundstücken verbraucht - denn der muß schon zweigleisig sein, damit ein Zug "angeliefert" werden kann und der andere abgeholt werden kann. Außerdem benötigt die Firma ein Spezialfahrzeug, um Waggons zu bewegen (das kann 'ne 50-PS-Minilok oder ein schienentauglicher Unimog sein). Weiterhin wird Rangierfläche benötigt, z.B. ein Ausziehgleis, einen Abstellstummel, wo mal kurz ein Waggon zwischengelagert werden kann, ein Abstellgleis für die Lok...
Dann lieber (siehe oben) größere Güterverkehrszentren a la Billwerder in Hamburg, wo eben Container (Seecontainer, Tankcontainer, Spezialcontainer mit mehreren Behältnissen, Kühlcontainer - halt mit Seecontainerabmessungen), Wechselbrücken (mit Kastenaufbau, Pritsche/Plane, offene Pritschen - ebenfalls mit Seecontainerabmessungen) oder ganze Trailer mit Spezialaufbauten per Lkw angeliefert werden und auf die Bahn verladen werden können.
Gruß Ingo