@Jay:
Das mit dem zum Zugbeleiter gehen ist ein bei Fahrgästen hartnäckig verbreiteter Irrglaube.
Ich habe vier Jahre als Zugbegleiter bei der DB in Hamburg gearbeitet und daher rührt meine Fachkenntnis:
Es gibt das unaufgeforderte melden, wenn man nicht im Besitz eines Fahrscheins ist. Es ist völlig unerheblich, ob Du zum Kundenbetreuer hingehst oder wartest, bis er kontrolliert! Auf jeden Fall wird ein Bordzuschlag erforderlich, wenn Du nicht nachweisen kannst, dass Du keine Möglichkeit hattest, im Vorfeld einen Fahrschein zu lösen (einziger Automat defekt, Fahrkartenausgabe geschlossen, Geldscheinannahme gestört. Was nicht gilt ist zu spät am Bahnhof eingetroffen, das ist p.P.!).
Das ist allerdings der Verlauf AUSSERHALB von Verkehrsverbünden und Gemeinschaftsverkehren! Innerhalb von Verbünden ist grundsätzlich das Erwerben von Fahrscheinen nicht möglich und zwar in keinem Verbund Deutschlands. Du bist dann Fahrgst ohne gültigen Fahrschein und hast 40,- EUR zu zahlen!
Auf das Beispiel Hamburg gemünzt bedeutete das, wenn ich mit meiner Vollkontrolle am Hamburger Hauptbahnhof begonnen habe und ein Kunde äußerte den Wunsch, eine Fahrkarte nach Harburg zu erwerden, dann fragte ich (zum damaligen Zeitpunkt 2001) ob er nicht lieber bis Stelle lösen möchte, denn 10,60 DM seien billiger als 60,- DM. Erklärung: Harburg liegt im Verkehrsverbund HVV, der Bahnhof Stelle war (damals) der erste außerhalb des Verbundes, diese Fahrkarte durfte ich dann verkaufen (das nannte sich dann verbundausbrechender Verkauf, netter Begriff): Also Hamburg Hbf - Stelle 5,60 DM + 5,- DM Nachlösezuschlag: 10,60 DM, besser als 60,- DM. Wer diesen Erklärungen nicht folgen wollte, hat spätestens in Harburg Bekanntschaft mit zwei bis drei Herren in grün gemacht, die ihn auf ihre romantische BGS-Wache auf Gleis 3 einluden.
So im VBB ist der Grundsatz der Gleiche, ich weiß nur, dass es hier Kulanzregelungen gibt, die ich aber nicht kenne. Von ehemaligen Kollegen von DB Regio Potsdam weiß ich, dass man auf der Stadtbahn Razzien - ähnlich wie bei der BVG oder S-Bahn - durchführt und alle die im RE keinen Fahrschein haben, zahlen 40,- EUR.
Schade, dass hier offensichtlich kein Forummitglied Mitarbeiter bei DB Regio ist, würde mal gerne die eigentliche Verfahrensweise in Berlin hier wissen.
Am Rande: Auch wenn ich mich teilweise sehr unbeliebt gemacht habe, wenn ich die Beförderungsbestimmungen durchgedrückt habe: Ich gebe trotzdem zu, dass der Tarifdschungel in unserem Land absulut undurchsichtig ist! Ein Gelegenheitsfahrer wird eher hiervon abgeschreckt, als den ÖPNV nochmal zu nutzen.
Wie es die Kundenzeitung der italienischen Staatseisenbahn FS mal treffend in einem Artikel beschrieb: Deutschland hat ein sehr gutausgebautes Nahverkehrsnetz - beim Kauf eines Fahrscheins verzweifelt man allerdings!