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Linien-Taxi als ÖPNV-Ergänzung???
geschrieben von plums 
Hallo allerseits...

Ja, was hatten und haben wir nicht für einen abwechselungsreichen ÖPNV in unserer Stadt. S-Bahn, U-Bahn (allg. auch als Metro bezeichnet), natürlich Bus, Tram, den RB und RE nicht zu vergessen, ja sogar O-Bus und M-Bahn gab es mal.

Wie ich schon in einem anderen Beitrag erwähnt habe, war ich gerade in Bulgarien und möchte über ein dort verkehrendes und für deutsche Vorstellungen untypisches Verkehrsmittel berichten.
Jetzt werden gleich alle Ordnungsfanatiker und Taxi-Unternehmer die Messer wetzen... :-))

Das gemeine Vehikel ist meist ein Kleinbus mit ca.10 Plätzen, was sich dort "Marschrutka" nennt, frei übersetzt: "Linientaxi".
Es wird privat betrieben, kostet 1 Lewa 50 (umgerechnet 75 ct.), unabhängig davon wie weit man fahren möchte. Mann hält es wie ein Taxi an, also ohne extra Haltestellen, genauso funktioniert das Aussteigen. Der Fahrer hält einfach an, wenn man raus will. Diese Taxen haben eine eigene Liniennummer, eine Aufschrift am Fahrzeug mit der genauen Fahrtroute und fahren von früh bis spät, meist im 10-15 Min Takt durch die Stadt, oft sind sie die einzige akzeptable Verbindung in abgelenene Außenbezirke oder Randdörfer um Sofia.
In etwa Vergleichbar mit den Kleinbussen im Nachtverkehr mit Haustürservice, nur eben auch tagsüber.
Ich finde die Idee überaus interessant und hab mich gefragt, ob so etwas auch in Berlin (oder allg. in deutschen Großstädten) funktionieren würde?

Was meint ihr??? Und wie wohl die BVG darüber denken würde? *grins*

Gruß, Plums
Ja ja, die Marschrutkas...nicht dass ich schon mal in irgendeiner Gegend mit diesem Verkehrsmittel gewesen wäre, aber laut diversen Berichten über z.B. russische Straßenbahnbetriebe graben diese Privattaxis den Tram's das Wasser ab.

Lieber nicht die BVG wissen lassen...

Da fällt mir die Taxilinie aus Marienfelde wieder ein - hat sie sich bewährt oder nicht?

Morgen wird heute schon gestern sein - genießt das Leben
Tchiao,
Philipp Borchert
Das kommt mir irgendwie aus meinem letzten Türkei Urlaub bekannt vor. Dort hören die Linientaxis auf den Namen Dolmus:

[de.wikipedia.org]

Aus meiner Sicht in Berlin nur in Randlagen, wenn überhaupt umsetzbar. In der Innenstadt gibt es sehr gute ÖPNV Erschließung.

pindriver
Diese Minibusse sind besonders im osteuropäischen Raum sehr verbreitet. Ich kenne diese beispielsweise aus Klaipeda (Litauen) und Vilnius (ebenso), wo sie eigentlich die Hauptlast des Verkehrs tragen. Aufgrund der geringen Sitzplatzanzahl und dem nicht vorhandenen Fahrplan (da kommt mal 10 Minuten lang keiner, dann wieder haufenweise) halte ich dieses System doch für sehr fragwürdig und eher ungeeignet für Berliner Verhältnisse.

Viele Grüße
Cornelius
Tramfreak schrieb:
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> Da fällt mir die Taxilinie aus Marienfelde wieder
> ein - hat sie sich bewährt oder nicht?

Du meinst den L.I.F.T. ?
Der war in Lichtenrade.

Beste Grüße Andreas
Derartige Systeme gibt es meines Wissens nach auch in sämtlichen Entwicklungs- und Schwellenlädern. Eigentlich sind die Systeme gar nicht so schlecht, da sie hohe Reisegeschwindigkeit mit einer flexiblen Linienführung verbinden können. In Deutschland sind derartige Systeme aufgrund der Unterschiede zwischen Linienbus und Taxikonzessionen und deren Verteidigung durch die Lobbies nicht denkbar. Allenfalls in irgendwelchen Außenbezirken mit Taxiunternehmen als Partner oder im ländlichen Räumen, in denen es keine konzessionierten Taxiunternehmen gibt.


Gruß Nemo
Ich meinte die Linie, welche im Thüringer Viertel unterwegs war.
Wir ham doch den "ruf 30 min vorher an"-Bus in Gatow... ;-)
Nemo schrieb:
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> Derartige Systeme gibt es meines Wissens nach auch
> in sämtlichen Entwicklungs- und Schwellenlädern.
Das ist tatsächlich so. Wobei zu beobachten ist, dass sich gewisse Regionen (GUS), was den ÖPNV angeht, genau dahin entwickeln. Gelichzeitig läuft dort aber eine starke Motorisierungswelle - wo das enden wird, dürfte klar sein...

> Eigentlich sind die Systeme gar nicht so schlecht,
> da sie hohe Reisegeschwindigkeit mit einer
> flexiblen Linienführung verbinden können.
In der Realität sieht das aber ganz anders aus - als primäres Verkehrsmittel im ÖPNV sind diese Systeme ein absolute Katastrophe - und das hat jetzt auch nichts mit Taxilobby und festen Regeln etc. zu tun.

Diese Systeme funktionieren nur dort, wo (noch) keine Massenmotorisierungswelle erfolgt ist. Sobald der Wohlstand soweit steigt, das für große Bevölkerungsgruppen das Auto erschwinglich wird geht auch die Nachfrage nach diesen Systemen radikal zurück.
Gelingt es dann nicht rechtzeigigm ein "richtiges" ÖPNV-System aufzubauen, dann haben wird dann fast nur noch Autoverkehr in solchen Städten.

Doch nun zuden Charakteristika:
1. Die Kapazität ist in der Summe sehr begrenzt - auch wenn man manchmal fast ununterbrochen Kleinbusse einsetzt. In der Folge kommt es in vielen Städten dieser Welt (man denke daran, dass diese Systeme oft im Städten mit vielen Millionen Einwohnern eingesertzt werden) zu erheblichen Beförderungsproblemen. Die Kleinbusse sind im Berufsverkehr absolut überfüllt - weit über die Grenzen des erlaubten hinaus. Man rechne mal einfach nur um, wieviel Kleinbusse man bräuchte, um eine halbwegs belastete U-Bahn-Strecke zu ersetzen....
2. Kein Komfort und Sicherheitsmängel. Spaß macht die Mitfahrt in diesen Gefährten nicht wirklich. Oft fahren älteste Fahrzeuge, deren Sicherheitsstandards sehr bedenklich sind. Der Grund liegt darin, dass diese Systeme oft rein privatwirtschaftlich organisiert sind und auch in Entwicklungsändern ein Gewinn oft nur dann machbar ist, wenn man gewisse Sicherheitsstandards ignoriert, das Fahrzeug möglichst mit Fahrgästen vollpackt etc...
In Südafrika z.B. ist das Ganze in vielen Städten nach mafiösen Strukturen organisiert. So gibt es regelrechte Bandenkriege zwischen verschiedenen "Betreibern" (man teilt sich den Markt auf) - es gehört dort durchaus zum Alltag, dass plötzlich voll beladene Kleinbusse beschossen werden.
3. Keine Zuverlässigkeit. Die Busse fahren erst dann ab, wenn sie voll sind - sonst rechnet es sich ja überhaupt nicht. So gibt es üblicherweise auf den Hauptrouten zu den wichtigen Zeiten ein recht dichtes Angebot. Aber in sehr vielen Ländern ist es üblich, dass abseits dieser absoluten Hauptkorridore und in schwächeren Zeiten gar nichts fährt. Hier versagt dann der private Markt.
4. Geringe Geschwindigkeit. Gefahren wir auf Haupstraßen - ohne Busspuren, ohne Priorisierung u.s.w. Wie das so im Berufsverkehr funktioniert, muss wohl nicht weiter berschrieben werden. Oft behindern sich die Kleinbusse wegen ihrer großen Menge auch noch gegenseitig. Von schnellem Vorankommen kann ind er Realität kaum die Rede sein.
5. Teurer Betrieb. Wenn man nun die gesamten Personalkosten und die Kraftstoffkosten eines jeden Busses ins Verhältnis zu den beförderten Fahrgästen setzt, kommt man sehr schnell zu dem Ergebnis, dass diese Betriebsform auf Hauptachsen ein sehr teures Unterfangen ist und sich Investitionen in ein größer bemssenes öffentliches Verkehrsmittel lohnen.

Natürlich unterscheiden sich die Systeme von Stadt zu Stadt - von Land zu Land. So gibt es in einigen Ländern durchaus regulierende Eingriffe (z.B. Türkei), die solche Systeme etwas fahrgastfreundlicher und sicherer machen.
Aber eines haben sie alle gemeinsam: Sie sind nicht in der Lage, nennenswert Autofahrer auf den ÖPNV zu bringen - da sie nicht den Komfort und die Qualität eines nach unseren Kriterien "regulären" ÖPNV bieten können. Nicht ganz grundlos gibt es kein Land mit Massenmotorisierung, wo sich solche Systeme durchsetzen konnten.

Aus meiner Sicht sind solche Systeme hierzulande nur dort interessant, wo normale Busse in halbwegs dichten Takt die Aufgaben nicht mehr sinnvoll übernehmen können - also als Nischenprodukt für schwach nachgefragte Korridore/ Berieiche (z.B. Stadtrandlagen). Aber auch da muss man bereit sein diese System zu finanzieren - eigenwirtschaftlich wird so etwas nicht funktionieren.

Viele Grüße
Ingolf
















In
> Deutschland sind derartige Systeme aufgrund der
> Unterschiede zwischen Linienbus und
> Taxikonzessionen und deren Verteidigung durch die
> Lobbies nicht denkbar.
Gibt es schon...
02.08.2006 12:08

Bspw. hier:

LT 653
Halt Ankunft Abfahrt Fahrt
Dallgow-Döberitz Bahnhof 21:22 LT 653
Dallgow-Döberitz Brücke 21:23 21:23
Finkenkruger Str., Dallgow-Döberitz 21:24 21:24
Elsterplatz, Falkensee 21:26 21:26
Käthe-Kollwitz-Str., Falkensee 21:27 21:27
Parkstr., Falkensee 21:28 21:28
Bahnhof Finkenkrug, Falkensee 21:29 21:29
Abzw. Waldheim, Falkensee 21:31 21:31
Moselstr., Falkensee 21:32 21:32
Haveleck, Falkensee 21:33 21:33
Weserstr., Falkensee 21:34 21:34
Innsbrucker Str., Falkensee 21:35 21:35
Fehrbelliner Str., Falkensee 21:36 21:36
Ruppiner Str., Falkensee 21:37 21:37
Falkensee Rathaus 21:39 21:39
Seegefelder Str., Falkensee 21:40 21:40
Falkensee Bahnhof 21:42

Verkehrstage: fährt 5. Jul bis 8. Dez Mo - Fr; nicht 3., 31. Okt

Bemerkungen: Linien-Taxi, beschränktes Platzangebot

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