Nemo schrieb:
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> Derartige Systeme gibt es meines Wissens nach auch
> in sämtlichen Entwicklungs- und Schwellenlädern.
Das ist tatsächlich so. Wobei zu beobachten ist, dass sich gewisse Regionen (GUS), was den ÖPNV angeht, genau dahin entwickeln. Gelichzeitig läuft dort aber eine starke Motorisierungswelle - wo das enden wird, dürfte klar sein...
> Eigentlich sind die Systeme gar nicht so schlecht,
> da sie hohe Reisegeschwindigkeit mit einer
> flexiblen Linienführung verbinden können.
In der Realität sieht das aber ganz anders aus - als primäres Verkehrsmittel im ÖPNV sind diese Systeme ein absolute Katastrophe - und das hat jetzt auch nichts mit Taxilobby und festen Regeln etc. zu tun.
Diese Systeme funktionieren nur dort, wo (noch) keine Massenmotorisierungswelle erfolgt ist. Sobald der Wohlstand soweit steigt, das für große Bevölkerungsgruppen das Auto erschwinglich wird geht auch die Nachfrage nach diesen Systemen radikal zurück.
Gelingt es dann nicht rechtzeigigm ein "richtiges" ÖPNV-System aufzubauen, dann haben wird dann fast nur noch Autoverkehr in solchen Städten.
Doch nun zuden Charakteristika:
1. Die Kapazität ist in der Summe sehr begrenzt - auch wenn man manchmal fast ununterbrochen Kleinbusse einsetzt. In der Folge kommt es in vielen Städten dieser Welt (man denke daran, dass diese Systeme oft im Städten mit vielen Millionen Einwohnern eingesertzt werden) zu erheblichen Beförderungsproblemen. Die Kleinbusse sind im Berufsverkehr absolut überfüllt - weit über die Grenzen des erlaubten hinaus. Man rechne mal einfach nur um, wieviel Kleinbusse man bräuchte, um eine halbwegs belastete U-Bahn-Strecke zu ersetzen....
2. Kein Komfort und Sicherheitsmängel. Spaß macht die Mitfahrt in diesen Gefährten nicht wirklich. Oft fahren älteste Fahrzeuge, deren Sicherheitsstandards sehr bedenklich sind. Der Grund liegt darin, dass diese Systeme oft rein privatwirtschaftlich organisiert sind und auch in Entwicklungsändern ein Gewinn oft nur dann machbar ist, wenn man gewisse Sicherheitsstandards ignoriert, das Fahrzeug möglichst mit Fahrgästen vollpackt etc...
In Südafrika z.B. ist das Ganze in vielen Städten nach mafiösen Strukturen organisiert. So gibt es regelrechte Bandenkriege zwischen verschiedenen "Betreibern" (man teilt sich den Markt auf) - es gehört dort durchaus zum Alltag, dass plötzlich voll beladene Kleinbusse beschossen werden.
3. Keine Zuverlässigkeit. Die Busse fahren erst dann ab, wenn sie voll sind - sonst rechnet es sich ja überhaupt nicht. So gibt es üblicherweise auf den Hauptrouten zu den wichtigen Zeiten ein recht dichtes Angebot. Aber in sehr vielen Ländern ist es üblich, dass abseits dieser absoluten Hauptkorridore und in schwächeren Zeiten gar nichts fährt. Hier versagt dann der private Markt.
4. Geringe Geschwindigkeit. Gefahren wir auf Haupstraßen - ohne Busspuren, ohne Priorisierung u.s.w. Wie das so im Berufsverkehr funktioniert, muss wohl nicht weiter berschrieben werden. Oft behindern sich die Kleinbusse wegen ihrer großen Menge auch noch gegenseitig. Von schnellem Vorankommen kann ind er Realität kaum die Rede sein.
5. Teurer Betrieb. Wenn man nun die gesamten Personalkosten und die Kraftstoffkosten eines jeden Busses ins Verhältnis zu den beförderten Fahrgästen setzt, kommt man sehr schnell zu dem Ergebnis, dass diese Betriebsform auf Hauptachsen ein sehr teures Unterfangen ist und sich Investitionen in ein größer bemssenes öffentliches Verkehrsmittel lohnen.
Natürlich unterscheiden sich die Systeme von Stadt zu Stadt - von Land zu Land. So gibt es in einigen Ländern durchaus regulierende Eingriffe (z.B. Türkei), die solche Systeme etwas fahrgastfreundlicher und sicherer machen.
Aber eines haben sie alle gemeinsam: Sie sind nicht in der Lage, nennenswert Autofahrer auf den ÖPNV zu bringen - da sie nicht den Komfort und die Qualität eines nach unseren Kriterien "regulären" ÖPNV bieten können. Nicht ganz grundlos gibt es kein Land mit Massenmotorisierung, wo sich solche Systeme durchsetzen konnten.
Aus meiner Sicht sind solche Systeme hierzulande nur dort interessant, wo normale Busse in halbwegs dichten Takt die Aufgaben nicht mehr sinnvoll übernehmen können - also als Nischenprodukt für schwach nachgefragte Korridore/ Berieiche (z.B. Stadtrandlagen). Aber auch da muss man bereit sein diese System zu finanzieren - eigenwirtschaftlich wird so etwas nicht funktionieren.
Viele Grüße
Ingolf
In
> Deutschland sind derartige Systeme aufgrund der
> Unterschiede zwischen Linienbus und
> Taxikonzessionen und deren Verteidigung durch die
> Lobbies nicht denkbar.