Willkommen! Einloggen Ein neues Profil erzeugen

erweitert
PM Videoüberwachung bringt keine Sicherheit
geschrieben von Logital 
Eine von der BVG zunächst unter Verschluss gehaltene Studie, kann nun -nach Protesten durch eine Bürgerrechtsgruppe- doch öffentlich eingesehen werden. Demnach bringt die Videoüberwachung keine Sicherheit.

Ganze PM:

[www.heise.de]

Im Text auf Bericht drücken (Achtung! Große eingescannte pdf!)

*******
Das Gegenteil von ausbauen ist ausbauen.
Aus der HU-Presseerklärung vom 8. 10. 07 berlin.humanistische-union.de/themen/videoueberwachung/videoueberwachung_detail/back/videoueberwachung-1/article/videoueberwachung-in-den-u-bahnen-bringt-keinen-sicherheitsgewinn/

"Die wichtigsten Ergebnisse im Einzelnen:

Die Videoüberwachung und -aufzeichnung führte nicht zu einer sinkenden Kriminalitätsrate im Bereich der drei untersuchten U-Bahn-Linien (U2, U6, U8). Die Anzahl der registrierten Straftaten stieg im Untersuchungszeitraum (3.3.-16.10.2006) auf diesen drei Linien sogar leicht an."

Daraus ist in der oben verlinkten Heise-Meldung geworden: "Danach führte die Videoüberwachung und -aufzeichnung auf den drei U-Bahn-Linien nicht zu einer sinkenden Kriminalitätsrate, sondern im Gegenteil sogar zu einem leichten Anstieg." Die Überwachung ist also mal eben ("führte ... zu") zur Ursache des Kriminalitätsanstiegs geworden.

[...]
"Nur bei 32% der 78 Fälle, in denen Bildmaterial vorhanden war, reichte dessen Qualität auch aus, um Verdächtige identifizieren zu können. (s.S. 32)"

Was heißt "nur"?
In jedem dritten Fall können Verdächtige identifiziert werden. Das ist zwar keine direkte Prävention, kann aber zu Aufklärung, Bestrafung und Abschreckung beitragen. Ist das nichts?

Zitat

Was heißt "nur"?
In jedem dritten Fall können Verdächtige identifiziert werden. Das ist zwar keine direkte Prävention, kann aber zu Aufklärung, Bestrafung und Abschreckung beitragen. Ist das nichts?
Das sehe ich auch so.

Gruß KH
Zitat

In jedem dritten Fall können Verdächtige identifiziert werden. Das ist zwar keine direkte Prävention, kann aber zu Aufklärung, Bestrafung und Abschreckung beitragen. Ist das nichts?

Hätte es zur Abschreckung beigetragen, wäre die Zahl der Straftaten gesunken, oder?

Nach den Zahlen ist das System schlichtweg gescheitert. Kameras verhindern Straftaten nicht und schrecken nicht ab. Teilweise wird die Videoüberwachung bewußt bei Straftaten berücksichtigt. In zwei Dritteln der Fälle ist bei Straftaten vor laufender Kamera hinterher nicht einmal feststellbar, wer es war. Wem soll damit also gedient sein? Wenn ich in der U-Bahn überfallen werde, freue ich mich, dass die Übeltäter vielleicht mal gefasst werden, andere aber überwiegend genauso weitermachen wie bisher? Da fühlt man sich gleich viel sicherer :)



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 16.10.2007 17:33 von oler.
Damit hat auch Dr. Tobias Heinemann von der S-Bahn recht behalten das dies zu keiner Verminderung von Sachbeschädigungen führt weshalb dieses System nie eingeführt wurde/wird.
Karten-Harten schrieb:
-------------------------------------------------------
> In jedem dritten Fall können Verdächtige
> identifiziert werden.

Es ist nicht davon die Rede, daß in jedem dritten Fall tatsächlich Verdächtige identifiziert werden konnten, sondern davon, daß in zwei Drittel aller Fälle die Bildqualität nicht ausreichend bzw. die Aufzeichung aus technischen Gründen gar nicht verfügbar war, um überhaupt die Chance zu haben, überhaupt jemanden zu erkennen.

Wenn ich bedenke, welche Auflösung schon die Kamera in meinem Handy hat, scheint mir, die BVG hat sich nen ziemlichen Schrott andrehen lassen.

Das gilt für die Studie übrigens auch, bei einer solch geringen Grundgesamtheit von untersuchten Fällen verbietet sich eigentlich eine Auswertung wie sie hier vorgenommen wurde.

Mal abgesehen von den untersuchten technischen Defiziten des installierten Systems gibt es ohnehin keine wirklich nachgewiesene Wirksamheit von Videoüberwachung im öffentlichen Raum. Aber das nur am Rande bemerkt, wie die Politiker will ja auch die Mehrheit im Forum glauben, dass zum Schutz unserer wertvollen Busse ein Gut wie ein Rechtsstaat zugunsten eines Überwachungsstaats aufgegeben werden kann.

Zitat

Wenn ich bedenke, welche Auflösung schon die Kamera in meinem Handy hat, scheint mir, die BVG hat sich nen ziemlichen Schrott andrehen lassen.
Wenn ich bedenke wie wir alle mit Windows 95 angefangen haben.....
Zitat

Mal abgesehen von den untersuchten technischen Defiziten des installierten Systems gibt es ohnehin keine wirklich nachgewiesene Wirksamheit von Videoüberwachung im öffentlichen Raum.
Ich würde im Notfall gerne zu den 32% gehören, die eine bessere Aufklärungsrate haben.
Jeder einzelne Fall der durch Videoüberwachung Ergebnisse bei der Aufklärung liefern kann ist sehr wichtig.

KH
Karten-Harten schrieb:
-------------------------------------------------------
> Jeder einzelne Fall der durch Videoüberwachung
> Ergebnisse bei der Aufklärung liefern kann ist
> sehr wichtig.

Na dann implantieren wir uns doch lieber alle gleich RFID-Chips, mit denen alle unsere Bewegungen durch den großen Bruder Schäuble verfolgt und auch gleich bei der BVG abgerechnet werden und wir haben eine Menge für die Sicherheit getan und ein tolles neues Tarifsystem.

Aber mal im Ernst: selbst wenn man irrtümlich annimmt, daß Videoüberwachung außer einem gewissen Verdrängungseffekt in nicht überwachte Bereiche irgendwas bewirkt, so müssen sich auch öffentliche Investitionen in derartige Mittel natürlich einer Nutzen-Kosten-Analyse unterziehen. Man kann nicht einfach sagen, jeder verhinderte Diebstahl oder jedes verhinderte Graffito ist allein die millionenschwere Investition wert, über die Bewertung, was man wie bewertet, kann man natürlich dann diskutieren.
Lopi2000 schrieb:
> Aber mal im Ernst: selbst wenn man irrtümlich
> annimmt, daß Videoüberwachung außer einem gewissen
> Verdrängungseffekt in nicht überwachte Bereiche
> irgendwas bewirkt, so müssen sich auch öffentliche
> Investitionen in derartige Mittel natürlich einer
> Nutzen-Kosten-Analyse unterziehen. Man kann nicht
> einfach sagen, jeder verhinderte Diebstahl oder
> jedes verhinderte Graffito ist allein die
> millionenschwere Investition wert, über die
> Bewertung, was man wie bewertet, kann man
> natürlich dann diskutieren.


Aber jede verhinderte Gewalttat ist jeden Betrag Wert. Zumindest für den betroffenen Steuerzahler!

Zitat

Aber jede verhinderte Gewalttat ist jeden Betrag Wert. Zumindest für den betroffenen Steuerzahler!
Ja fr. Ich denke Lopi2000 muss erstmal in solch eine Situation kommen.
Er würde sich sicher freuen, wenn seine Situation auf Grund von Videoaufnahmen aufgeklärt werden würde.
Grüße KH
Zitat:
_______________
In jedem dritten Fall können Verdächtige identifiziert werden. Das ist zwar keine direkte Prävention, kann aber zu Aufklärung, Bestrafung und Abschreckung beitragen. Ist das nichts?
________________


Das ist sehr wohl was, das sage ich auch.

Und diese Studie kann uns auch keine absolut verbindliche Antwort geben, daran sollte man auch immer denken. Sie hätte schon etwas länger beobachten müssen und auswerten müssen, um sagen zu können ,,DAS IST SO" oder eben nicht.

Ich stimme in so weit zu, als dass Kameras allein das Problem nicht lösen. Es ist eher der verzweifelte Versuch eines Betriebes, dem Chaos Herr zu werden. Eine traurige Maßnahme, dass nun schpn jeder Bahnhof übverwacht werden muss. Anstatt uns ulkige Studien vorzugackern, sollte man, wenn man schon Gegner der Kameraüberaüberwachung ist, sehen, was man DANN machen könnte. Aber das ist ja meist so...kritisieren ja, Vorschläge bringen...äh...wie bitte?


Zitat:
________________
Wenn ich bedenke wie wir alle mit Windows 95 angefangen haben.....
_______________

Mit 3.11 sogar...

D

In Bus und Bahn offenbaren sich die sozialen Abgründe unserer Mitbürger.
Stahldora schrieb:
-------------------------------------------------------
> Und diese Studie kann uns auch keine absolut
> verbindliche Antwort geben, daran sollte man auch
> immer denken. Sie hätte schon etwas länger
> beobachten müssen und auswerten müssen, um sagen
> zu können ,,DAS IST SO" oder eben nicht.

Das können derartige Studien selten, schon gar nicht, wenn sie wie diese, wohl eher für den internen Gebrauch gedacht war. Die Ergebnisse sind dennoch ermutigend, Die auf den U-Bahnhöfen installierten Kameras stammen überwiegend aus der Zeit der Einführung der Zugfahrerselbstabfertigung, dienten daher ursprünglich als Bildquelle für die Abfertigungsmonitore sowie der bildlichen Darstellung des Umfelds der Notrufsäulen, zur besseren Beurteilung der Situation durch den Leitstellenmitarbeiter bei Betätigung eines Info- oder Notrufknopfes an der Säule. Mit der heutigen, in den vergangenen 10 Jahren stark weiterentwickelten, gleichzeitig auch kostengünstiger gewordenen Videotechnik ließe sich die Aufklärungsquote sicher entscheidend erhöhen.

> Ich stimme in so weit zu, als dass Kameras allein
> das Problem nicht lösen. Es ist eher der
> verzweifelte Versuch eines Betriebes, dem Chaos
> Herr zu werden. Eine traurige Maßnahme, dass nun
> schpn jeder Bahnhof übverwacht werden muss.

Eigentlich wäre das nicht notwendig, wenn man die nackten Zahlen sieht (Verhältnis beförderte Personen und Opfer einer angezeigten Belästigung oder Straftat). In gewöhnlichen Straßenland ist das Risiko, Opfer einer strafbaren Handlung zu werden, um ein Vielfaches höher, zumal viele Delikte in öffentlichen Verkehrsmitteln eher der Kleinkriminalität zuzuordnen sind (wie beispielsweise Taschendiebstähle oder Sachbeschädigungen durch Kratzer oder Farbschmierer).
Dennoch nehmen die Verantwortlichen das Problem ernst und versuchen, Lösungen zu finden. Da man Kriminellen ihre Absichten nicht ansieht und weder präventive Hausverbote erteilen und schon gar nicht durchsetzen kann, bleibt nur die Videoüberwachung, wenn sich die Kosten in vertretbarem Rahmen halten sollen.

Die These, dass Videoüberwachung nichts bringt, ist kaum nachvollziehbar, da private Geschäftsräume heute ganz überwiegend lückenlos überwacht werden (alle Tankstellen, Einkaufszentren, Kinos, Parkhäuser ...). Gerade private Betreiber schauen ganz genau, ob sich die Investitionen auch rechnen. Die BVG sollte sich durch Besserwisser nicht entmutigen lassen.

so long

Mario
fr schrieb:
-------------------------------------------------------
> Aber jede verhinderte Gewalttat ist jeden Betrag
> Wert. Zumindest für den betroffenen Steuerzahler!

Die These ist so schon absurd. Selbst für eine einzelne, betroffene Person ist natürlich nicht jede verhinderte Gewalttat JEDEN Betrag wert. Ich war bereits 2 mal das Opfer von Diebstählen und einmal von einem tätlichen Angriff, der für mich mehrere hundert Euro Schaden plus eine Woche körperliche Beeinträchtigungen zur Konsequenz hatte. Dies sogar in einer Straße mit CCTV, was aber auch keine Konsequenzen hatte, schließlich wurden zur Finanzierung dieser subjektiven Sicherheit (CCTV-Einrichtung) die objektive Sicherheit (Personal im öffentlichen Raum) reduziert.

Die Verhinderung dieser Taten wäre mir natürlich schon einige hundert Euro wert, weil ja auch der entstandene Schaden in entsprechender Höhe war und auch die Beeinträchtigungen für den Urlaub lästig waren, aber JEDEN Betrag wäre ich bestimmt nicht bereit zur Verhinderung zu zahlen bereit gewesen.

Natürlich ist es auch für die öffentliche Hand bedeutend, Straftaten, insbesondere Gewalt gegen Menschen, zu minimieren. Aber auch hier gilt eben, daß das Ganze auch wirtschaftlich sein muss. Es bringt also nichts, in Technologien zu investieren, die keine Verbesserung bringen.


der weiße bim schrieb:
-------------------------------------------------------
> Die These, dass Videoüberwachung nichts bringt,
> ist kaum nachvollziehbar, da private
> Geschäftsräume heute ganz überwiegend lückenlos
> überwacht werden (alle Tankstellen,
> Einkaufszentren, Kinos, Parkhäuser ...). Gerade
> private Betreiber schauen ganz genau, ob sich die
> Investitionen auch rechnen.

Für die privaten Betreiber bringen die Investitionen ja auch durch den besagten Verdrängungseffekt etwas, die öffentliche Hand (und somit auch die BVG als AöR) kann sich diesen jedoch nicht zu Nutzen machen, weil eine flächendeckende Videoüberwachung sich in keinem Fall wirtschaftlich rechnen wird.
Zitat

Ja fr. Ich denke Lopi2000 muss erstmal in solch eine Situation kommen.
Er würde sich sicher freuen, wenn seine Situation auf Grund von Videoaufnahmen aufgeklärt werden würde.
Grüße KH

Na, mir wäre es sowas von total egal, wenn ich es hinterher wüßte. Entscheidend ist, dass es nicht passiert. Oder? Mag ja sein, dass Du es toll findest, dass Du dir die Straftat wenigstens hinterher nochmal auf Video ansehen kannst...

Zitat

Die These, dass Videoüberwachung nichts bringt, ist kaum nachvollziehbar, da private Geschäftsräume heute ganz überwiegend lückenlos überwacht werden (alle Tankstellen, Einkaufszentren, Kinos, Parkhäuser ...). Gerade private Betreiber schauen ganz genau, ob sich die Investitionen auch rechnen. Die BVG sollte sich durch Besserwisser nicht entmutigen lassen.

Ich will nicht ständig gefilmt werden. Es geht niemanden etwas an, wann ich wo war und was ich da gemacht habe. Durch die BVG-Kameras (wenn sie denn mal ordentliche genommen hätten) geht das nicht mehr. Ich habe praktisch ständig einen unsichtbaren Verfolger hinter mir. Noch vielleicht in qualitativ äußerst schlechter Form. Aber - da braucht man sich keine Illusionen zu machen - wenn man damit tatsächlich fiese Kratzer oder Geldbörsenklauer identifizieren (und mit einem Trupp der personell stets gut besetzten Berliner Polizei unmittelbar festnehmen - nein, das lassen wir als totale Träumerei mal weg) kann, dann geht mehr damit als diese jedenfalls oberflächlich positive Anwendung. Das will ich vielleicht oder auch sicher nicht. Dabei - halten wir fest - gibt es in öffentlichen Verkehrsmitteln mehr als genug Augen. Gäbe es leere U-Bahnen, wären die schon längst weggespart worden. Das ist schlichtweg Fakt.

Mit den Argumenten der Befürworter läßt sich schlicht alles begrüßen. Zum Beispiel eine flächendeckende Videoüberwachung wie in England. Jede Straßenlaterne mit Kamera. Und wer ein Kaugummi auf den Boden wirft, während der einsame Aushilfsblockwart in der Zentrale zufällig zuschaut, wird per Lautsprecher darauf aufmerksam gemacht. Hu, eine verhinderte Ordnungswidrigkeit. Das ist eine Gesellschaft, in der ich nicht leben möchte. Wer es will, und das tut, damit Straftaten im ÖPNV "verhindert" werden, macht es sich letztlich auch bequem. Weil weggucken damit noch leichter wird. Es ist ja alles auf Band. Oder, in 10 Jahren: Ein Computer überwacht ja alles auf "verdächtige Taten" und wird schon Alarm auslösen. Ich muss mich darum nicht kümmern, wenn ich mit 5 Mitmenschen auf dem Bahnsteig stehe, während jemand verprügelt wird. Provokant? Nicht mehr als andere hier geäußerte Thesen.



2 mal bearbeitet. Zuletzt am 16.10.2007 23:46 von oler.
Lopi2000 schrieb:
-------------------------------------------------------
> Für die privaten Betreiber bringen die
> Investitionen ja auch durch den besagten
> Verdrängungseffekt etwas, die öffentliche Hand
> (und somit auch die BVG als AöR) kann sich diesen
> jedoch nicht zu Nutzen machen, weil eine
> flächendeckende Videoüberwachung sich in keinem
> Fall wirtschaftlich rechnen wird.

Diese Logik kann ich nicht verstehen, auch im U-Bahnbereich und in den Bussen und Straßenbahnwagen tritt ein Verdrängungs- und auch Abschreckungseffekt ein. Leider verhindern überkommende Rechtseinschränkungen zum Schutz der Privatsphäre der Täter hier eine wirksamere Abschreckung, hochaufgelöste Fotos auf Mithilfeplakaten oder Videosequenzen von Straftätern über das Berliner Fenster könnten die Ermittlungen erleichtern.

oler schrieb:
-------------------------------------------------------

> Na, mir wäre es sowas von total egal, wenn ich es hinterher wüßte. Entscheidend ist, dass es nicht passiert.

Daher wird ja die Videoüberwachung weiter ausgedehnt, um soviel als möglich Straftäter von ihrem Tun abzuschrecken. Eine andere Möglichkeit gibt es nicht. Totale Sicherheit hieße aber auch totale Überwachung und ist schon deswegen nicht möglich.

> Ich will nicht ständig gefilmt werden. Es geht niemanden etwas an, wann ich wo war und was ich da gemacht habe. Durch die BVG-Kameras (wenn sie denn mal ordentliche genommen hätten) geht das nicht mehr. Ich habe praktisch ständig einen unsichtbaren Verfolger hinter mir. Noch vielleicht in qualitativ äußerst schlechter Form.

Diese Argumentation kann nur Straftätern nutzen.

> Dabei - halten wir fest - gibt es in öffentlichen Verkehrsmitteln mehr als genug Augen. Gäbe es leere U-Bahnen, wären die schon längst weggespart worden. Das ist schlichtweg Fakt.

Schön wäre es. Durch die starren Vorgaben bezüglich Bedienungshäufigkeit der verschiedenen Linien ergeben sich sehr wohl schwach bis gar nicht genutze Kurse. Die durchschnittliche Platzausnutzung ist zwar in letzter Zeit etwas angestiegen, liegt aber noch immer unter 20% (das heißt, nicht mal die Sitzplätze sind im Durchschnitt belegt).
Durch die immer geringere Wertschätzung öffentlichen Eigentums muss sich der Verkehrsbetrieb schützen, was die Aufsichts- und Polizeibehörden unterstützen. Privates Eigentum wird dagegen allgemein respektiert. Jedenfalls konzentrieren sich Kratzer und Farbschmierer auf die knapp 5000 Fahrzeuge der BVG sowie etwa 2000 S- und Regionalbahnwagen der DBAG, während Millionen Kraftfahrzeuge auf öffentlichen Straßen nahezu unangetastet bleiben.

> Mit den Argumenten der Befürworter läßt sich schlicht alles begrüßen. Zum Beispiel eine flächendeckende Videoüberwachung wie in England. ... Das ist eine Gesellschaft, in der ich nicht leben möchte.

Etwa lieber in Gesellschaft von Straftätern, die sich in der Öffentlichkeit alles erlauben dürfen, Zeugen einschüchtern und dann aus Mangel an Beweisen schnell wieder freikommen? Mir ist da eine Aufzeichnung lieber. In der Regel werden ja die Bilder, wenn nichts vorliegt, genauso automatisch überschrieben, wie sie aufgezeichnet werden.


Der hier immer wieder angemahnte höhere Personaleinsatz zur Vermittlung von Sicherheitsgefühl ist neben den hohen, niemals aufzubringenden Kosten auch objektiv ziemlich wirkungslos. Dem auf dem Bahnsteig angepöbelten Fahrgast nutzt die Anwesenheit eines Mitarbeiters im Zugabfertigerraum nichts, auf keinem Bahnhof gibt es einen Punkt von dem man alles lückenlos überblicken könnte. Man brauchte tausende zusätzliche Mitarbeiter, alle Fahrzeuge mit nur einer Aufsicht zu besetzen.
In einem vor knapp zwei Jahrzehnten untergegangenen Gesellschaftsmodell versuchte die Führungsschicht mit erheblichem personellen Aufwand politische und andere Straftaten einzudämmen, was (wie wir heute wissen) nicht gelungen ist. Straftäter stellen immer eine Minderheit in der Gesellschaft dar, man sollte sich von dieser die Lebensqualität nicht mehr als nötig vermiesen lassen.



so long

Mario
oler schrieb:
-------------------------------------------------------
> Zitat:
> In jedem dritten Fall können Verdächtige
> identifiziert werden. Das ist zwar keine direkte
> Prävention, kann aber zu Aufklärung, Bestrafung
> und Abschreckung beitragen. Ist das nichts?
>
> Hätte es zur Abschreckung beigetragen, wäre die
> Zahl der Straftaten gesunken, oder?
>

Bitte die Reihenfolge beachten: Aufklärung, Bestrafung, Abschreckung.
Das geht natürlich nicht von heute auf morgen.
Nett finde ich ja die Kommentare, die sich da so unter dem Heise-Artikel angesammelt haben. Einige könnte man durchaus als Aufruf zu einer Straftat werten. Ansonsten ists vor allem das übliche "blabla" auf Stammtischniveau.

Ich denke Mario hats schon ganz gut auf den Punkt gebracht. Die eingesetzte Technik ist für andere Zwecke ausgelegt worden, aber da wird man sicher in Zukunft nachsteuern. Dass so eine Studie nicht veröffentlicht werden soll ist nur logisch, hat doch spätestens deren Veröffentlichung einen kontraproduktiven Effekt.
Meine Meinung nach ist Kameraüberwachung in einem gewissen Rahmen durchaus sinnvoll und effektiv. Klar ist aber auch, dass sich Straftaten nicht verhindern lassen. Wer allerdings glaubt, dass menschliches Personal effektiver ist, der ist auf dem Holzweg. Da ist die S-Bahn ja ein gutes Beispiel, wo auch besetzte Bahnhöfe regelmäßig "verschönert" werden.

--- Signatur ---
Bitte beachten Sie beim Aussteigen die Lücke zwischen Bus und Bordsteinkante!
Zitat

Daher wird ja die Videoüberwachung weiter ausgedehnt, um soviel als möglich Straftäter von ihrem Tun abzuschrecken. Eine andere Möglichkeit gibt es nicht. Totale Sicherheit hieße aber auch totale Überwachung und ist schon deswegen nicht möglich.

Was nützt es aber der Gesellschaft, wenn die Straftaten vom U-Bahnsteig an den Eingang des U-Bahnhofs verlagert werden? Liebe Leute, diese Argumentation stimmt nur, wenn man damit die Kriminalität insgesamt verringern könnte. Glaubt ihr das wirklich? Oder werden dann vielleicht statt U-Bahnzügen am Straßenrand stehende Autos beschmiert?

Zitat

Diese Argumentation kann nur Straftätern nutzen.

Welch platte Argumentationsweise. Wie gesagt: damit ließen sich alle (!) Maßnahmen einer Totalüberwachung rechtfertigen.

Zitat

Schön wäre es. Durch die starren Vorgaben bezüglich Bedienungshäufigkeit der verschiedenen Linien ergeben sich sehr wohl schwach bis gar nicht genutze Kurse. Die durchschnittliche Platzausnutzung ist zwar in letzter Zeit etwas angestiegen, liegt aber noch immer unter 20% (das heißt, nicht mal die Sitzplätze sind im Durchschnitt belegt).

Jeder Mensch besitzt prinzipiell die Fähigkeit einer dummen Kamera, Dinge optisch wahrzunehmen. Das heißt: Ein Mensch reicht m.E. pro Wagen, um Dinge dort festzustellen. Er kann sich die Personen vielleicht nicht sicher merken. Aber er kann andere informieren. Nichts anderes macht die Kamera.

Zitat

Privates Eigentum wird dagegen allgemein respektiert

Zig Hausbesitzer werden dir das Gegenteil bestätigen. Trotzdem hängt nicht an jeder Hauswand eine Kamera, die den Bürgersteig nebenbei mit überwacht.

Zitat

Etwa lieber in Gesellschaft von Straftätern, die sich in der Öffentlichkeit alles erlauben dürfen, Zeugen einschüchtern und dann aus Mangel an Beweisen schnell wieder freikommen? Mir ist da eine Aufzeichnung lieber. In der Regel werden ja die Bilder, wenn nichts vorliegt, genauso automatisch überschrieben, wie sie aufgezeichnet werden.

Lieber eine Gesellschaft, die genug Zivilcourage besitzt, Straftaten, die vor aller Augen geschehen, auch entsprechend zu behandeln.

Was Straftäter von der Videoüberwachung halten, brauche ich mir nur bei YOUTUBE anzusehen. Da gibt es zig Videos von Sprayaktionen direkt vor Kameras inklusive klar sichtbarer Köpfe (auf dem Youtube-Video), da rennt jemand mit einem betätigten Feuerlöscher in der Hand im Gleisbett (!) eines videoüberwachten U-Bahnhofs herum usw. Und eins sollte doch klar sein, wenn wir hier gerade bei den Schmiererein sind: Wird die Auflösung besser, zieht man sich die Kaputze runter. Auf die Fahndungsbilder freut sich die Polizei bestimmt schon.

Zitat

In einem vor knapp zwei Jahrzehnten untergegangenen Gesellschaftsmodell versuchte die Führungsschicht mit erheblichem personellen Aufwand politische und andere Straftaten einzudämmen, was (wie wir heute wissen) nicht gelungen ist. Straftäter stellen immer eine Minderheit in der Gesellschaft dar, man sollte sich von dieser die Lebensqualität nicht mehr als nötig vermiesen lassen.

Darum: Kontra Überwachung.
> Liebe Leute, diese Argumentation stimmt nur, wenn man damit die Kriminalität insgesamt verringern könnte. Glaubt ihr das wirklich? Oder werden dann vielleicht statt U-Bahnzügen am Straßenrand stehende Autos
> beschmiert?

Bestimmt nicht. Die Graffiti-Mentalität richtet sich doch zentral gegen öffentliches Eigentum; glänzende Autos sind für die Täter hingegen was Cooles, Begehrenswertes.
Hauswände werden zwar auch beschmiert, aber dabei als Teil des öffentlichen Raums betrachtet.




2 mal bearbeitet. Zuletzt am 17.10.2007 15:41 von Martin Kley.
Zitat


Bestimmt nicht. Die Graffiti-Mentalität richtet sich doch zentral gegen öffentliches Eigentum; glänzende Autos sind für die Täter hingegen was Cooles, Begehrenswertes.
Hauswände werden zwar auch beschmiert, aber dabei als Teil des öffentlichen Raums betrachtet.

Die Argumentation hinkt. Autos sind ebenso Teil des öffentlichen Raums. Nicht anders als Häuser oder Zigarettenautomaten. Es muss einen anderen Grund haben, weshalb sie nicht beschmiert werden.



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 17.10.2007 17:23 von oler.
Dieses Thema wurde beendet.