Hallo
Jens Fleischmann schrieb:
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> Ulrich Conrad schrieb:
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> > Falls du an
> > verkehrsberuhigende Maßnahmen in der Leipziger
> > Straße denkst, wäre ich mir sicher, dass dann der
> > Verdrängungseffekt in andere Straßen verheerende
> > Folgen für die gesamte Umgebung hätte.
>
> Ein richtiger Schritt wäre erst einmal der
> konsequente Umbau auf zwei Spuren pro
> Fahrtrichtung.
Mehr sind es doch ohnehin nicht, zumindest in dem Abschnitt zwischen Charlottenstraße und Potsdamer Platz. Östlich der Charlottenstraße ist das allerdings was anderes. Da könnte man durchaus die Straße einengen, da hätte ich nichts dagegen, das gäbe sicher auch keinen nennenswerten Verdrängungseffekt, weil es keine zusätzlichen Staus gibt wenn der enge Bereich nur etwas länger ist, aber das hatte ich nicht gemeint. Ich nahm an, du wolltest den besonders engen Abschnitt weiter einengen.
> Das es dann zu einem
> Verdrängungseffekt kommt, ist mir zwar auch klar,
> allerdings ist keine parallele Straße für die
> Umfahrung attraktiv genug, da sie keinen
> geradlinig durchgehenden Verkehr ermöglicht.
Das wäre auch nicht entscheidend. Ein Autofahrer, der Staus umfahren möchte, ist durchaus auch zu mehrfachem Abbiegen bereit, oft sogar dann, wenn er dadurch gar nicht mal schneller ans Ziel kommt. Es genügt, wenn er das Gefühl hat schneller zu sein, wenn er also fahren kann, statt im Stau zu stehen. Das beste Beispiel dafür sind jene Autofahrer, die bei Stau auf der A100 den Weg über Konstanzer straße und Kaiser-Friedrich-Straße wählen und damit deutlich länger brauchen, weil sie dadurch auch dort für Stau sorgen.
> > Die
> > Leipziger Straße ist im Straßennetz einfach nicht
> > wegzudenken, weil sie die gerade Verbindung von
> > Steglitz bis Weißensee darstellt, die daher
> > naturgemäß einen stakren Autoverkehr anzieht.
>
> Ja und, muss sie deshalb eine Hauptverkehrsstraße
> bleiben?
Ja.
> > Der
> > gesamte Autoverkehr aus dem Raum zwischen Zoo und
> > Steglitz der in die Gegend zwischen Pankow und
> > Hohenschönhausen möchte, fährt durch die Leipziger
> > Straße. Diese Achse beruhigen zu wollen, würde zu
> > erheblichen Mehrbelastungen andernorts führen und
> > dürfte politisch auch kaum durchsetzbar sein.
>
> Vor allem letzteres - also die Autolobby - ist
> eigentlich das größte Problem.
Die Autolobby mag das eine Problem sein, das andere Problem sind die Verkehrszahlen. Solange man einigermaßen flüssig durch die Leipziger Straße fahren kann, werden es auch sehr viele Autofahrer tun wollen, mehr als die Straße verkraften kann. Dadurch wird immer eine potenzielle Staugefahr bestehen. Engt man die Straße ein, werden es zwar weniger Autos, aber die verbleibenden werden weiter für Stau sorgen. (Die Verdrängten natürlich auch, aber woanders)
> Wenn man wirklich
> die Innenstadt vom Durchgangsverkehr entlasten
> möchte, dann muss man Maßnahmen ergreifen und die
> Strecken unattraktiv machen - neben der Einführung
> einer Citymaut und teurerer Parkplätze.
Gegen teure Parkplätze sowie deren Verknappung hätte ich nichts einzuwenden, da man dadurch sicher auch manchen Autofahrer in den ÖPNV bringen könnte. Einen Verdrängungseffekt aus der Innenstadt hinaus zu den Einkaufszentren im Speckgürtel und damit eine Entlastung der Leipziger Straße würde das ebenfalls bewirken.
Eine Citymaut hätte dagegen den Nachteil, dass manch Autofahrer, der ans andere Ende der Stadt möchte, nicht mehr mitten durch, sondern außen herum fahren würde. Solange er dafür die Stadtautobahn nehmen kann, wäre es ja absolut in Ordnung, aber östlich und nördlich der Innenstadt gibt es diese Alternative nicht. Der Verkehr würde in Straßen abgedrängt werden, die ihn nicht verkraften.
Ich kann ja deinen Wunsch auf Entlastung der Leipziger Straße absolut verstehen, aber doch bitte nicht nach dem Sankt-Florians-Prinzip, den Verkehr, den du nicht vor deiner Haustür haben willst, anderen Leuten vor die Haustür leiten.
> Und wenn
> dann auch die möglichen Alternativstrecken
> unattraktiv sind, was sie im Fall der Leipziger
> Straße durchaus sind, dann ist der
> Verdrängungseffekt im Umfeld auch nicht so stark
> gegeben.
Das kommt darauf an, wie weit man das Umfeld sieht. Eine sehr gerne genutzte Alternativstrecke für Fahrten zwischen Schöneberg / Wilmersdorf und Friedrichshain / Lichtenberg / Hohenschönhausen führt z. B. über Hallesches Tor - Oberbaumbrücke. Diese Verkehrsachse kann aber auch nicht mehr viel zusätzlichen Verkehr verkraften.
> Prinzipiell wären beide Straßen mit Straßenbahn
> sinnvoll, genauso wie es Fritztram schrieb und wie
> es auch schon in einigen Planungen zu finden ist.
Ok, ich halte zwar eine Straßenbahn in der Leipziger Straße für keine gute Idee, aber wenn man tatsächlich in beiden Straßen eine haben möchte, sollte man darüber nachdenken, welche dringender ist, da man wird nicht beide Strecken auf einmal errichten wird.
> Eine Straßenbahn entlang der Französischen Straße
> und dann weiter nach Steglitz ist eher
> unattraktiv, da sie nicht den direkten Weg nehmen
> würde.
Direkter geht es aber nicht, oder möchtest du die Linie durch die Leipziger Straße entlang der Grunerstraße und Otto-Braun-Straße zur Mollstraße führen und so eine dritte Strecke am Alex schaffen?
> > ennoch sind die vier
> > Stunden der HVZ schon genug, um einer Straßenbahn
> > den Ruf von absoluter Unpünktlichkeit zu
> > verschaffen.
>
> Das ist schon richtig. Wenn aber der Rest der
> Strecke unabhängig wäre, hielte sich die
> Unpünktlichkeit in Grenzen. Und zumindest sollte
> sie deutlich geringer sein, als sie der M48 heute
> hat.
Es genügt ein ganz kurzes Stück, auf der die Straßenbahn mehrere Minuten aufgehalten wird, dann ist sie auf dem Rest der Strecke unpünktlich, auch wenn sie dort überall unabhängig fahren kann.
> > Natürlich werden diese Haltestellen benutzt.
> > Haltestellen im Zuge der Französischen Straße
> > würden aber sicher ebenso benutzt werden.
>
> Glaube ich nicht.
Ok, wir müssen ja nicht unbedingt einer Meinung sein.
> > Die
> > Leipziger Straße wäre auch mit der U2 noch recht
> > gut erschlossen.
>
> Das ist die Französiche Straße ebenso, schließlich
> fährt die U2 zwischen der Leipziger und
> Französischen Straße. Dies ist also kein
> stichhaltiges Argument.
Das hatte jetzt nichts mit der Französischen Straße zu tun. Es diente nur als Argument dafür, dass die Leipziger Straße nicht unbedingt den M48 braucht.
> > Solche Geschäfte gibt es überall. Die machen eben
> > noch keine Einkaufsstraße aus.
>
> Habe ich ja auch nicht geschrieben. Allerdings
> sind Geschäfte mit Waren des täglichen Bedarfs
> schon als wichtiger einzuschätzen als
> Edelboutiquen, oder?
Für den täglichen Bedarf sicher, für den ÖPNV nicht unbedingt, schließlich gibt es die Geschäfte des täglichen Bedarfs überall. Dafür braucht man oft gar keinen ÖPNV. Edelboutiquen, Kaufhäuser, Einkaufszentren, etc. benötigen dagegen durchaus einen ÖPNV-Anschluss, da deren Kunden oft von weiter her kommen.
> > > Es
> > > finden sich aber einige Ärztehäuser, ein Gymnasium
> > > sowie zahlreiche Wohnungen mit potentiellen
> > > Fahrgästen entlang der Strecke, was die
> > > Französische Straße in diesem Maße nicht zu bieten
> > > hat.
> >
> > Die Französische Straße hat aber vieles anderes zu
> > bieten.
>
> Was bitte? Für Touristen den Gendarmenmarkt, klar.
> Aber Touristen machen nicht den größten Teil der
> Fahrgäste aus.
Abgesehen davon, dass eine Route durch die Französische Straße in der Tat auch Touristen als Fahrgäste gewinnen würde, wäre über diese Route auch die Straße Unter den Linden gut erreichbar, mit Humboldtuni, Staatsoper, Museumsinsel und und und
> > Vorschlag: Wenn in der Französischen Straße eine
> > Straßenbahn fahren würde, bräuchte man dort
> > natürlich keinen Bus mehr und könnte den 147er
> > durch die Friedrichstraße (oder staufreier durch
> > die Charlottenstraße) sowie die Leipziger Straße
> > führen.
>
> Der würde dann erstens am größeren Bedarf
> vorbeifahren, da die Hauptrelationen schon die
> Richtungen Alex und Potsdamer Platz sind, und
> zweitens fährt er im unattraktiven
> 20-Minuten-Takt.
Man könnte z. B. auch den 200er durch die Leipziger Straße führen. Unter den Linden bliebe der 100er, die Straßenbahn in der Französischen Straße würde diesen Bereich entlasten und der 200er würde die Leipziger Straße mit dem Potsdamer Platz und dem Alex verbinden.
> Des Weiteren ist die Charlottenstraße nicht
> wirklich bustauglich, wenn man nicht hier auch das
> Parken einschränken möchte.
Das könnte man ja einschränken. Es würde genügen zwischen der Leipziger und der Mohrenstraße auf einer Seite das Parken zu verbieten. Zwischen der Mohrenstraße und der Französischen Straße ist die Friedrichstraße meist staufrei.
> > Von Schöneberg aus würde das aber nichts
> helfen.
>
> Ich würde doch glatt behaupten wollen, dass es die
> Schöneberger eher zum Ku'damm oder nach Steglitz
> zum Einkaufen zieht, als nach Mitte.
Das mag sein, aber soll man ihnen deswegen keine Verbindungen in andere Richtungen anbieten? So mancher will auch aus Schöneberg nach Mitte kommen!
> Stimmt.
>
> > > Der ÖPNV dient nicht nur dem Shopping.
> >
> > Nein, aber zu einem großen Teil.
>
> Die größeren und wichtigeren Einkaufsmöglichkeiten
> gibt es aber am Alex und am Potsdamer Platz. Die
> mittlere Friedrichstraße beherbergt eher die
> teureren Boutiquen und ist damit nur bedingt
> massentauglich. (Von zwei schwedischen
> Klamottenladenfilialen mal abgesehen.)
Neben den teuren Boutiquen, um deren Kundschaft man sich anscheinend gar nicht erst bemühen sollte, weil sie sowieso mit dem Auto kommen, gibt es dort aber schon noch ein paar andere Geschäfte / Branchen.
> > > Die bedient die Leipziger Straße aber nur peripher
> > > und ist vor allem die reinste Langsamfahrstelle
> > > auf diesem Abschnitt und damit für direkte
> > > Anlieger weniger attraktiv.
> >
> > Die U2 mag zwar langsam sein, langsamer als der
> > Bus in der Leipziger Straße ist sie aber sicher
> > nicht,
>
> Kommt auf die Tageszeit an. Tagsüber natürlich
> nicht, klar.
Die meisten Fahrgäste sind aber nunmal tagsüber unterwegs.
> Trotzdem ist der Unterschied vor
> allem in Richtung Alex, wo der Bus eine eigene
> Spur hat, nicht so gravierend. Nicht zu Vergessen,
> dass man erst einmal zur U2 gelangen muss (außer
> am Spittelmarkt).
Im engsten Bereich der Leipziger Straße hat er eben keine Busspur. Östlich der Charlottenstraße hast du recht, aber da hätte auch die Straßenbahn Platz. Nur westlich der Charlottenstraße ist es eben zu eng für eine Straßenbahn!
> > und was ihre Nähe zur Leipziger Straße
> > betrifft:
> > 1. So mancher Bus würde wegen Parallelverkehrs
> > abgeschafft, obwohl der Parallelverkehr weit
> > weniger deutlich ist. (Ich kann auch gerne
> > Beispiele nennen)
>
> U2 und M48 haben durchaus andere Funktionen. Dies
> ist bei M48 und S1 nicht viel anders, wenngleich
> es dort noch deutlicher ist.
Die S1 ist eine echte Schnellverbindung, während die U2 in Mitte fast an jeder Ecke hält. Sie hat zwischen Potsdamer Platz und Spittelmarkt genausoviele Stationen wie der Bus. Dadurch kann sie nicht als Schnellverbindung dienen, während der M48er den lokalen Verkehr bedient, sondern muss sich mit dem M48er die Aufgaben teilen. Dabei ist sie aber dennoch etwas schneller, da sie nicht dauernd von irgendwelchen Ampeln aufgehalten wird.
> > 2. Zu jeder Bushaltestelle in der Leipziger Straße
> > gibt es eine Station der U2 in höchstens 300 m
> > Entfernung.
>
> Wie oben erwähnt. Dies trifft auf die Französische
> Straße ebenso zu.
Es bleibt aber ein Argument dafür, dass der M48er in der Leipziger Straße verzichtbar ist.
> > 3. Viele Berliner müssen weitaus längere Wege in
> > Kauf nehmen, um überhaupt den ÖPNV zu erreichen.
>
> Ja und. Wir reden hier von einer dicht besiedelten
> Innenstadt mit hohem Wohn- und Büroanteil und
> nicht von einem Außenbezirk.
Na und? Fällt den Bewohnern der Außenbezirke das Laufen naturgemäß leichter?
> > 4. Der 147er könnte sogar einen Ersatz für den
> > M48er darstellen.
>
> Keinesfalls, da er eine völlig andere Relation
> befährt.
Na gut, dann aber der 200er.
> > Ach, Du bist Anlieger? Na, das erklärt natürlich
> > deine Ansichten, die dann wohl nicht ganz
> > unbefangen sein können.
>
> Sie sind zwar nicht ganz unbefangen, dafür kann
> ich als Nutzer des M48 und der U2 die Lage aber
> besser einschätzen als jemand der nur alle jubel
> Jahre mal vorbeikommt.
Ich komme durchaus öfters mal in die Leipziger Straße, wie auch in andere Bereiche von Mitte, und weiß wo es sich staut und wo nicht.
> > Ich äußere meine Meinung aber dennoch, weil ich
> > meine Vorschläge objektiv betrachtet für am
> > sinnvollsten halte.
>
> Steht Dir ja auch zu und so soll es ja auch sein.
Danke.
> > Natürlich kann man auch anderer Meinung
> > sein als ich, aber prinzipiell wird einem
> > Außenstehenden wohl eher die Objektivität
> > gelingen, als einem betroffenen Anwohner.
>
> Du magst objektiver sein. Das heißt aber nicht
> unbedingt, dass Du damit die sinnvollere
> Beurteilung abgeben kannst. Dies kann ich aber
> auch nicht unbedingt, da sich meine Aussagen in
> erster Linie auf Beobachtungen stützen.
Meine Äußerungen beruhen selbstverständlich auch nur auf Beobachtungen.
> Letztendlich können nur seriöse und objektive
> Zahlen wirkliche Aussagen bilden.
Da hast du natürlich absolut recht.
Viele Grüße
Ulrich C.