willy.laaser schrieb:
> Da war aber der Teufel los, als ich damals noch in
> Hamburg wohnte, gründeten Freunde in Ahrensburg
> die "Bürgerinitiative U1 - Schiene hat Zukunft"
> Nach meinem Eintritt in den "Ruhestand" ein halbes
> Jahr später zog ich dann in mein Elternhaus nach
> Großhansdorf und schloss mich sofort der
> Initiative an.
Wenn wir schon einen Wettbewerb zum Thema Engangement für den ÖPNV ausrufen wollen, verweise ich einfach nur auf www.protramberlin.de (ein Update ist in Arbeit, demnächst wird es dort einiges zum Thema Invalidenstraße geben - aber das ist schon ein anderes Thema...) ;-)
> So und nun zu Berlin: Mir kam ein Gerücht zu
> Ohren, dass Berlin das Geld für eine notwendige
> Generalüberholung der Streckenabschnitte
> 'Olympiastadion' - 'Ruhleben' und 'Thielplatz' -
> 'Krumme Lanke' nicht habe und diese deswegen
> stilllegen wolle. Da war ich sehr böse geworden:
> Das will man unserer deutschen Hauptstadt antun?!
Gleichzeitig fand eine Diskussion zur Stilllegung von ca. 25-30% des Streckennetzes der Straßenbahn statt. Es gab einige, die meinten, mit der einmaligen Ersparnis von Investitionskosten für die Grundsanierung der betroffenen Strecken könnte man einen sinnvollen Sparbeitrag im ÖPNV leisten (sehr vereinfacht, auf o.g. Internetseite oder in den Archiven dieses Forums finden sich lange Abhandlungen zu diesem Thema...).
> Wieder nach Berlin: Die Kleinprofil-Strecke von
> Spandau würde die Fahrgäste gleich unmittelbar in
> beide Berliner Zentren führen, das westliche und
> das östliche ('Stadtmitte' bis zum Alex!).
Nimmst Du die Existenz der S-Bahn und des Regionalverkehrs nicht wahr? Vergleiche doch mal bitte die Fahrzeit einer verlängerten U2 mit der S-Bahn und des RE zwischen z.B. Spandau und Zoo oder Spandau und Alexanderplatz/ Friedrichstraße. Da kann man noch so viel U2 nach Spandau verlängern - voll wird diese bestimmt nicht werden. Das Potential für eine vierte Schnellbahn (S-Bahn, RE, U7) ist dort nun einmal nicht da.
>
> Mit dem Weiterbau der U-Bahn über
> 'Warschauerstraße' bis zum 'Frankfurter Tor' an
> der U5 werden ganz neue Verkehrsströme geweckt.
> Ingolf vergegenwärtige Dir einmal mehr was denn
> bis Hönow an dieser Strecke noch für Volksmassen
> wohnen.
Auch hier gilt: Es gibt die S-Bahn. Am Bahnhof Wuhletal kann man bahnsteiggleich und anschlussgesichert von der Hönower U-Bahn umsteigen. Das kann man auch noch (wenn auch nicht nicht so komfortabel) in Lichtenberg tun. Und diese S-Bahn bringt einen bis zum Bahnhof Warschauer Straße. Wo ich Handlungsbedarf sehe, ist bei der katastrophalen Umsteigesituation an diesem Bahnhof - hier ist (wenn auch in einigen Jahren) immerhin Abhilfe in Sicht.
Ach ja - wer aus dem Osten der Stadt zum Innsburcker Platz möchte, hat mit der Ringbahn bereits eine kaum einholbare Schnellbahn zur Verfügung.
Der Zusatznutzen einer verlängerten U1 würde sich nur auf die direkt von ihr erschlossenen Bereiche beschränken - aber nur wenig für eine Verknüpfung U5/U1 für den Osten der Stadt.
Das ist grober
> Unfug eine U-Bahn-Linie (in Hamburg etwa die nach
> 'Billstedt') die mit 120m-Zügen im 2½-Minuten-Takt
> fährt kann man nicht durch eine Straßenbahn-Linie
> ersetzen.
Das ist weder geplant noch irgendwie ernsthaft in der Diskussion.
Aber es gibt gerade in Hamburg (und ebenso im Westen von Berlin) etliche Korridore, wo die U-Bahn nun einmal eine Nummer zu groß ist aber Busse kein angemessenes und attraktives Angebot leisten können. Und genau das ist der optimale Einsatzbereich von Straßenbahnen. Wenn man das nicht erkennen möchte, wird man immer in einer Sackgasse steckenbleiben. Und zwar bestimmt durch das Problem der mangelnen Attraktivität und Wirtschaftlichkeit von Bussystemen bei großem Fahrgastaufkommen und den horrenden Kosten und der problematischen Fähigkeit zur Flächenerschließung durch U-Bahnen. Daraus herauszubrechen bedeutet schlichtweg einfach den Bau von Straßenbahnen.
Eine derartige Kapazität kann eine
> niveaugleich verkehrende Bahn niemals erbringen -
> auch dann nicht, wenn man sie mit dem (geklauten)
> Namen Stadtbahn verbrämt. (Stadtbahn ist für mich
> Stadt, Ring- und Vorortbahn, kurz S-Bahn.). Du
> wirst mit einer U10 vom Rathaus Steglitz
> wesentlich weniger Fahrtzeit benötigen als mit
> einer Straßenbahn!
Schon wieder diese Diskussion...
Wer heute dort schnell über große Distanzen unterwegs sein möchte, nutzt doch in diesem Teil der Stadt schon längst die U-Bahn oder die S-Bahn. Das Problem hier sind die Kurz- und Mittelstreckenverkehre - sonst wäre ja die Busse hier nicht so voll. Und für derartige Verkehrsströme wirken U-Bahnen sogar kontraproduktiv, da sie die Gesamtreisezeit bis ca. 5-10 km (incl. Zugangswege zu den Stationen verlängern und einen Komfortverlust (Treppensteigen, lange Wege, Fahren im Tunnel) bedeuten.
Moderne Straßenbahnen sind heute kein billiger und schlechter Ersatz für nicht leistbare U-Bahn-Korridore, sondern sie haben ihren ganz eigenen Einsatzbereich. Und - darüber ist auch hier schon oft und viel geschrieben worden - gerade im Bereich Steglitz/Schöneberg (M48-Korridor) sprechen verdammt viele Faktoren für eine Straßenbahnlösung. Damit läst sich weitaus mehr für den ÖPNV erreichen, als mit dem Versuch, den U4-Tunnel irgendwie stärker in das Netz zu integrieren.
Viele Grüße
Ingolf