Mathias Hiller schrieb:
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> Daß ich zur
> Zeit recht gut im Stoff stehe, liegt daran, daß
> ich das Buch produziert habe und S-Bahntunnel und
> Germania kleine Steckenpferde sind.
Der Name kam mir gleich bekannt vor...
> Die Entscheidung für den viergleisigen S-Bf Pou
> fiel mit der Südringeinführung. Man muß die
> Verkehrssituation am Potsdamer Bf nebst Ring-,
> Vorort- und Wannseebahnhof vor Augen haben und den
> Wunsch, den Anhalter Bahnhof endlich ans
> S-Bahnnetz zu bringen.
>
Nochmal die Frage:
Warum wurde dann nie der Anhalter Bahnhof mit oberirdischen S-Bahnen angefahren?
An nicht zu bewältigendem Aufwand dürfte es nicht gelegen haben.
> Auch dazu gibt das genannte Buch mehrfach
> Auskunft: Beim Betrachten der Bilder fiel mir auf,
> das daß Ferngleis 1 eine Stromschiene hat (Seite
> 46, farbiger Gleisplan Seite 241). Bei den
> weiteren Recherchen kam heraus, daß seit Ende 1934
> ab Ntm das Ferngleis 1 über eine Stromschiene
> verfügte (wohl, um während der Bauarbeiten für die
> NSSB elektrisch in den Fernbahnhof einzufahren)
> und man das Gleis bis 1937 ins Bw geführt hat.
> Somit kam man betrieblich ohne Sägefahrten
> elektrisch nach Bw Stb bzw. bis in die 70er Jahre
> nach Nob. Das Ferngleis 1 war nach dem Krieg auch
> der Ersatz für den gefluteten Stettiner S-Bahnhof.
>
1946 wurde es die Elektrifizierung bis zum Güterbahnhof Gesundbrunnen verlängert, um die Ringbahngleise erreichen zu können und den Umweg über Wannsee nach Schöneweide vermeiden zu können.
Wenn das Gleis bereits 1937 ins BW geführt wurde, war das Betriebskonzept bereits Monate nach Eröffnung des S-Bf. Stettiner Bf. obsolet.
All der unterirdische Aufwand für einen viergleisgen Bahnhof und dann eine derartige Blamage für die Planung...
> Der Wunsch nach Umsteigen bestand damals nicht so
> wie heute, zumal die BVG in einer Planung ab 1936
> ihre Stecke Potsdamer Platz--Gleisdreick zugunsten
> einer Strecke über S-Bf Potsdamer Platz--Potsdamer
> Straße aufgeben wollte (deshalb auch der Fortfall
> des Fußgängertunnels zwischen den Stationen am
> Potsdamer Platz, siehe Zeichnung des viergleisigen
> U-Bahnhofs auf Seite 127).
Ich dachte da mehr an die Linie B, von der man zu keiner der sie unterquerenden S-Bahnlinien umsteigen konnte.
Vielleicht war das auch der Konkurrenzsituation geschuldet.
Lichterfelder Vorort- und Ringbahn verliefen Gleisdreieck ja auch direkt ebenso wie die Linie A unter dem Bahnsteig der Linie B, ohne das man einen Umsteigebahnhof eingerichtet hätte.
Hier setzte sich die Planung für Germania sinnvoll darüber hinweg und plante einen Umsteigebahnhof, wenn auch erst an der Hornstr.
> Du verkennst den Verkehrsbedarf nach dem Anhalter
> Bahnhof und den Wunsch, den Potsdamer Bahnhof zu
> entlasten bzw. zu beseitigen.
Es gab auch Überlegungen, beide Fernbahnhöfe an Hornstr., Yorckstr. oder Kolonnenstr. zurückzuverlegen, bis man sich schließlich auf den Ring festlegte.
Der Standort des Anhalter Bahnhofs war alles andere als gut gewählt.
Warum dieselbe Gesellschaft 1838 und 1841 zwei Bahnhöfe in unmittelbarer Nachbarschaft eröffnete, anstatt den ersten zu erweitern, wird wohl ihr Geheimnis bleiben.
Eine in den Untergrund verlegte S-Bahn hätte ihre Kapazitäten in den beiden Flügelbahnhöfen an die Fernzüge der Südstrecken abtreten können, den Anhalter Bahnhof hätte man nicht mehr benötigt.
Die Beseitigung des Potsdamer Bahnhofs war offenbar wichtiger.
> Ja, benötigte sie wegen der hohen Zugfolge auf dem
> Ring unbedingt.
Selbst beim Germania-Plan sehe ich nur den Doppelring mit 2x6 Zügen die Stunde.
Als hohe Zugfolge betrachte ich den Zweiminutentakt, der sich zusammen mit den 3 Zuggruppen der Südstrecken ergeben hätte, ggf. durch Einsetzer mehr.
Die Stadtbahn dagegen wollte man mit 39 Zügen die Stunde belasten, die parallelen Express-S-Bahnen auf den ehemaligen Ferngleisen nicht mitgerechnet.
All den Aufwand hätte man besser in zwei weitere Nord-Süd-Gleise für die Fernbahn und die dafür nötigen Elektrifizierungen investiert.
Berlins Straßen sind zu eng, um sie nur dem MIV zu opfern!